dem Menschen wohl anstehet, wird der Wohl- stand, und was ihm unanständig ist der Uebel- stand genennet.
§. 55.Das na- türliche Gesetz des wohlan- ständi- gen.
Da das Gesetz der Natur auf die Vol- kommenheit des Menschen dringet (§. 43.), und folglich keinen Wiederspruch der äusse- ren Handlungen leidet (§. 9. 10.); so ver- bindet es auch die wohlanständigen Handlungen auszuüben, und die un- anständigen zu unterlassen. Man hat also ein natürliches Gesetz des Wohl- anständigen. Dieses natürliche Wohlan- ständige, auf welches das Gesetz der Natur dringet, muß nicht mit dem willkührlichen (arbitrario) verwechselt werden, welches nur bloß nach den Meinungen der Menschen für wohlanständig angesehen wird Aus dem, was bis hieher gesagt worden, erhellet von was vor einem weiten Umfang das Recht der Natur sey.
§. 56.
Das Recht der Natur hat einen hinrei-Von dem Unter- scheide des Rechts der Na- tur in so weit es in her Natur des Men- schen ge- gründet. chenden Grund in der Natur und dem We- sen der Menschen (§. 39.). Wenn es also denselben in der Natur und Wesen hat, wel- che den Menschen und den Thieren gemein ist, so heist es das Menschen und Thiere ge- meine Recht der Natur(jus naturae hominum & brutorum commune); die Rö- mischen Rechtsgelehrten nennen es das Recht der Natur im eingeschränckteren Verstande. Wenn es aber in der Natur und
dem
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dem Rechte und Geſetze ꝛc.
dem Menſchen wohl anſtehet, wird der Wohl- ſtand, und was ihm unanſtaͤndig iſt der Uebel- ſtand genennet.
§. 55.Das na- tuͤrliche Geſetz des wohlan- ſtaͤndi- gen.
Da das Geſetz der Natur auf die Vol- kommenheit des Menſchen dringet (§. 43.), und folglich keinen Wiederſpruch der aͤuſſe- ren Handlungen leidet (§. 9. 10.); ſo ver- bindet es auch die wohlanſtaͤndigen Handlungen auszuuͤben, und die un- anſtaͤndigen zu unterlaſſen. Man hat alſo ein natuͤrliches Geſetz des Wohl- anſtaͤndigen. Dieſes natuͤrliche Wohlan- ſtaͤndige, auf welches das Geſetz der Natur dringet, muß nicht mit dem willkuͤhrlichen (arbitrario) verwechſelt werden, welches nur bloß nach den Meinungen der Menſchen fuͤr wohlanſtaͤndig angeſehen wird Aus dem, was bis hieher geſagt worden, erhellet von was vor einem weiten Umfang das Recht der Natur ſey.
§. 56.
Das Recht der Natur hat einen hinrei-Von dem Unter- ſcheide des Rechts der Na- tur in ſo weit es in her Natur des Men- ſchen ge- gruͤndet. chenden Grund in der Natur und dem We- ſen der Menſchen (§. 39.). Wenn es alſo denſelben in der Natur und Weſen hat, wel- che den Menſchen und den Thieren gemein iſt, ſo heiſt es das Menſchen und Thiere ge- meine Recht der Natur(jus naturae hominum & brutorum commune); die Roͤ- miſchen Rechtsgelehrten nennen es das Recht der Natur im eingeſchraͤnckteren Verſtande. Wenn es aber in der Natur und
dem
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dem Rechte und Geſetze ꝛc.
dem Menſchen wohl anſtehet, wird der Wohl-
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§. 55.
Da das Geſetz der Natur auf die Vol-
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anſtaͤndigen zu unterlaſſen. Man hat
alſo ein natuͤrliches Geſetz des Wohl-
anſtaͤndigen. Dieſes natuͤrliche Wohlan-
ſtaͤndige, auf welches das Geſetz der Natur
dringet, muß nicht mit dem willkuͤhrlichen
(arbitrario) verwechſelt werden, welches nur
bloß nach den Meinungen der Menſchen fuͤr
wohlanſtaͤndig angeſehen wird Aus dem, was bis
hieher geſagt worden, erhellet von was vor einem
weiten Umfang das Recht der Natur ſey.
§. 56.
Das Recht der Natur hat einen hinrei-
chenden Grund in der Natur und dem We-
ſen der Menſchen (§. 39.). Wenn es alſo
denſelben in der Natur und Weſen hat, wel-
che den Menſchen und den Thieren gemein iſt,
ſo heiſt es das Menſchen und Thiere ge-
meine Recht der Natur (jus naturae
hominum & brutorum commune); die Roͤ-
miſchen Rechtsgelehrten nennen es das
Recht der Natur im eingeſchraͤnckteren
Verſtande. Wenn es aber in der Natur und
dem
Von dem
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der Na-
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weit es
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/71>, abgerufen am 21.12.2024.
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