gentia), welcher ihr entgegen gesetzet wird, darinnen bestehet, daß man alles dasjenige thut, was in einer gewissen Absicht gesche- hen muß.
§. 22.
Man hat auch einen Mangel der Rich-Das mittlere, oder vor- setzliche Verse- hen. tigkeit der Handlung, welcher in dem Falle entstehet, da gewisse Pflichten nicht zugleich beobachtet werden können, und die Ausnah- me nicht recht gemacht wird. Diese wol- len wir das mitlere Versehen, oder das Mitlere zwischen Versehen und Boß- heit(culpam mediam) nennen, andere nennen sie ein vorsetzliches Vorsehen (culpam propositi); als z. E. wenn je- mand, aus Mitleiden, dem Knecht des an- dern, der gefesselt ist, die Ketten loß macht, damit er davon laufen kan. Was also durch eine mitlere Handlung zwi- schen Versehen und Boßheit ge- schieht, das weiß einer zwar, aber er will es doch nicht vor und an sich selbst(directe). Dieses Mitlere zwi- schen Versehen und Boßheit wird unten, bey der Abhandlung von den Pflichten, die nicht zugleich beobachtet werden können (collisio- ne officiorum), klärer werden.
§. 23.
Die Intention (intentio agentis) ist dasDie In- tention, sowohl die ei- Wollen desjenigen (volitio ejus), warum man etwas thut; als z. E. wenn man ein
fal-
und ihrer Zurechnung.
gentia), welcher ihr entgegen geſetzet wird, darinnen beſtehet, daß man alles dasjenige thut, was in einer gewiſſen Abſicht geſche- hen muß.
§. 22.
Man hat auch einen Mangel der Rich-Das mittlere, oder vor- ſetzliche Verſe- hen. tigkeit der Handlung, welcher in dem Falle entſtehet, da gewiſſe Pflichten nicht zugleich beobachtet werden koͤnnen, und die Ausnah- me nicht recht gemacht wird. Dieſe wol- len wir das mitlere Verſehen, oder das Mitlere zwiſchen Verſehen und Boß- heit(culpam mediam) nennen, andere nennen ſie ein vorſetzliches Vorſehen (culpam propoſiti); als z. E. wenn je- mand, aus Mitleiden, dem Knecht des an- dern, der gefeſſelt iſt, die Ketten loß macht, damit er davon laufen kan. Was alſo durch eine mitlere Handlung zwi- ſchen Verſehen und Boßheit ge- ſchieht, das weiß einer zwar, aber er will es doch nicht vor und an ſich ſelbſt(directe). Dieſes Mitlere zwi- ſchen Verſehen und Boßheit wird unten, bey der Abhandlung von den Pflichten, die nicht zugleich beobachtet werden koͤnnen (colliſio- ne officiorum), klaͤrer werden.
§. 23.
Die Intention (intentio agentis) iſt dasDie In- tention, ſowohl die ei- Wollen desjenigen (volitio ejus), warum man etwas thut; als z. E. wenn man ein
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und ihrer Zurechnung.
gentia), welcher ihr entgegen geſetzet wird,
darinnen beſtehet, daß man alles dasjenige
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§. 22.
Man hat auch einen Mangel der Rich-
tigkeit der Handlung, welcher in dem Falle
entſtehet, da gewiſſe Pflichten nicht zugleich
beobachtet werden koͤnnen, und die Ausnah-
me nicht recht gemacht wird. Dieſe wol-
len wir das mitlere Verſehen, oder das
Mitlere zwiſchen Verſehen und Boß-
heit (culpam mediam) nennen, andere
nennen ſie ein vorſetzliches Vorſehen
(culpam propoſiti); als z. E. wenn je-
mand, aus Mitleiden, dem Knecht des an-
dern, der gefeſſelt iſt, die Ketten loß macht,
damit er davon laufen kan. Was alſo
durch eine mitlere Handlung zwi-
ſchen Verſehen und Boßheit ge-
ſchieht, das weiß einer zwar, aber
er will es doch nicht vor und an ſich
ſelbſt (directe). Dieſes Mitlere zwi-
ſchen Verſehen und Boßheit wird unten, bey
der Abhandlung von den Pflichten, die nicht
zugleich beobachtet werden koͤnnen (colliſio-
ne officiorum), klaͤrer werden.
Das
mittlere,
oder vor-
ſetzliche
Verſe-
hen.
§. 23.
Die Intention (intentio agentis) iſt das
Wollen desjenigen (volitio ejus), warum
man etwas thut; als z. E. wenn man ein
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Die In-
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ſowohl
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/51>, abgerufen am 21.12.2024.
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