nichts. -- Verzeihe, daß ich das Papier falsch nahm! contra natura Varnhagi! Lebe wohl! Adieu! Deine F. V. Elise grüßt.
An Varnhagen, in Bonn.
Sonnabend, den 7. März 1829. 11 Uhr Morgens.
Duschiges Wetter: alles grau; Wind zu hören. Auch der März wird nichts. Aber in Finnland und Italien ist es auch so.
-- -- Deine Briefe aus Bonn erquicken mich; da du es darin zu sein scheinst -- eine Phrase, die dir nicht aus der Feder gefahren wäre: erquicken, und erquickt, unter Einer Kappe: siehst du, ich lerne was; "haben mich erquickt," hätte ich setzen sollen. Habe Vergnügen, freue dich, lebe: Sonnenschein komme dir zu, und frisches Leben! Dann habe ich Vergnügen; und wir werden das alles zusammen haben! Ich habe Mittwoch Paganini gehört. Lies womöglich was gestern in der Spener'schen Zeitung darüber steht. Ich kann gar nicht errathen von wem: und das ist ein Trost. In nichts könnte ich dieser Beurtheilung widersprechen: manches noch hinzufügen; alles anders ausdrücken (ich werde es auch aufsetzen). Ein Wesentliches hat der Verfasser, wie noch alle Beurtheiler, nicht bemerkt, und ein sehr auffallendes, befrem- dendes! Paganini spielt durchaus auf einer einzigen Saite besser, als auf allen. Richtiger, sicherer, reiner, heimathlicher, kühner: und daher mit der meisten Laune, mit dem dra- matischesten Ausdruck. Seine Geschichte mag sein, welche
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nichts. — Verzeihe, daß ich das Papier falſch nahm! contra natura Varnhagi! Lebe wohl! Adieu! Deine F. V. Eliſe grüßt.
An Varnhagen, in Bonn.
Sonnabend, den 7. März 1829. 11 Uhr Morgens.
Duſchiges Wetter: alles grau; Wind zu hören. Auch der März wird nichts. Aber in Finnland und Italien iſt es auch ſo.
— — Deine Briefe aus Bonn erquicken mich; da du es darin zu ſein ſcheinſt — eine Phraſe, die dir nicht aus der Feder gefahren wäre: erquicken, und erquickt, unter Einer Kappe: ſiehſt du, ich lerne was; „haben mich erquickt,“ hätte ich ſetzen ſollen. Habe Vergnügen, freue dich, lebe: Sonnenſchein komme dir zu, und friſches Leben! Dann habe ich Vergnügen; und wir werden das alles zuſammen haben! Ich habe Mittwoch Paganini gehört. Lies womöglich was geſtern in der Spener’ſchen Zeitung darüber ſteht. Ich kann gar nicht errathen von wem: und das iſt ein Troſt. In nichts könnte ich dieſer Beurtheilung widerſprechen: manches noch hinzufügen; alles anders ausdrücken (ich werde es auch aufſetzen). Ein Weſentliches hat der Verfaſſer, wie noch alle Beurtheiler, nicht bemerkt, und ein ſehr auffallendes, befrem- dendes! Paganini ſpielt durchaus auf einer einzigen Saite beſſer, als auf allen. Richtiger, ſicherer, reiner, heimathlicher, kühner: und daher mit der meiſten Laune, mit dem dra- matiſcheſten Ausdruck. Seine Geſchichte mag ſein, welche
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nichts. — Verzeihe, daß ich das Papier falſch nahm! contra
natura Varnhagi! Lebe wohl! Adieu! Deine F. V. Eliſe
grüßt.
An Varnhagen, in Bonn.
Sonnabend, den 7. März 1829. 11 Uhr Morgens.
Duſchiges Wetter: alles grau; Wind zu hören.
Auch der März wird nichts. Aber in Finnland
und Italien iſt es auch ſo.
— — Deine Briefe aus Bonn erquicken mich; da du es
darin zu ſein ſcheinſt — eine Phraſe, die dir nicht aus der
Feder gefahren wäre: erquicken, und erquickt, unter Einer
Kappe: ſiehſt du, ich lerne was; „haben mich erquickt,“
hätte ich ſetzen ſollen. Habe Vergnügen, freue dich, lebe:
Sonnenſchein komme dir zu, und friſches Leben! Dann habe
ich Vergnügen; und wir werden das alles zuſammen haben!
Ich habe Mittwoch Paganini gehört. Lies womöglich was
geſtern in der Spener’ſchen Zeitung darüber ſteht. Ich kann
gar nicht errathen von wem: und das iſt ein Troſt. In
nichts könnte ich dieſer Beurtheilung widerſprechen: manches
noch hinzufügen; alles anders ausdrücken (ich werde es auch
aufſetzen). Ein Weſentliches hat der Verfaſſer, wie noch alle
Beurtheiler, nicht bemerkt, und ein ſehr auffallendes, befrem-
dendes! Paganini ſpielt durchaus auf einer einzigen Saite
beſſer, als auf allen. Richtiger, ſicherer, reiner, heimathlicher,
kühner: und daher mit der meiſten Laune, mit dem dra-
matiſcheſten Ausdruck. Seine Geſchichte mag ſein, welche
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/379>, abgerufen am 20.11.2024.
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