mich sehr schonen, und die Harmonie wird sich wieder her- stellen. Ich fühle es schon. Gott segne dein redliches Unter- nehmen! Ist es nicht komisch, daß ich in ganz Kassel keinen Menschen persönlich, als den Kurfürsten kenne? -- Ach ja! auch Gräfin Hessenstein. --
An Varnhagen, in Kassel.
Dienstag, den 3. Februar 1829. 9 Uhr Morgens.
Dicker Schnee. Nordwind; oft 9 Uhr Abends 11 Grad, und um 11 Uhr 9!
Ich will mir den Moment vor dem Bade mit Schreiben zu Nutze machen. Nachher will ich mich nicht erhitzen. Gebe der Himmel, daß du so zwei glückliche Tage verlebtest, wie ich! Vorgestern kam wieder Bettine von 5 bis 8 zu mir. Vortrefflichst! wie es sich nicht beschreiben läßt. Voller Antheil. Freute sich unschuldig innig deiner Reise. Las dei- nen lieben unschuldigen Kinderbrief. Sagte mir: "Sie sind glücklich. Ich danke Ihnen. Ich habe keinen Brief gelesen, der mir so Freud gemacht hätte. Aber so Liebe und Zärtlich- keit ist auch nur Anerkennung, das kommt nit von selbst." Dann sprach sie übrigens die herrlichsten Dinge. Und dann meinte sie wieder; deine Biographieen etc. -- die Gesellschaft, die so strohern, so nichts würde, so verginge (die große). --
-- Gestern Vormittag im himmlischten Februarwetter um 11 Uhr mein Kind. Funklend von Gesundheit, und funklend von Grazie, Freude, Singen, guter Laune. Alles aus Ge- sundheit. Wir waren in Dorens Stube; helle Sonne. Alle
mich ſehr ſchonen, und die Harmonie wird ſich wieder her- ſtellen. Ich fühle es ſchon. Gott ſegne dein redliches Unter- nehmen! Iſt es nicht komiſch, daß ich in ganz Kaſſel keinen Menſchen perſönlich, als den Kurfürſten kenne? — Ach ja! auch Gräfin Heſſenſtein. —
An Varnhagen, in Kaſſel.
Dienstag, den 3. Februar 1829. 9 Uhr Morgens.
Dicker Schnee. Nordwind; oft 9 Uhr Abends 11 Grad, und um 11 Uhr 9!
Ich will mir den Moment vor dem Bade mit Schreiben zu Nutze machen. Nachher will ich mich nicht erhitzen. Gebe der Himmel, daß du ſo zwei glückliche Tage verlebteſt, wie ich! Vorgeſtern kam wieder Bettine von 5 bis 8 zu mir. Vortrefflichſt! wie es ſich nicht beſchreiben läßt. Voller Antheil. Freute ſich unſchuldig innig deiner Reiſe. Las dei- nen lieben unſchuldigen Kinderbrief. Sagte mir: „Sie ſind glücklich. Ich danke Ihnen. Ich habe keinen Brief geleſen, der mir ſo Freud gemacht hätte. Aber ſo Liebe und Zärtlich- keit iſt auch nur Anerkennung, das kommt nit von ſelbſt.“ Dann ſprach ſie übrigens die herrlichſten Dinge. Und dann meinte ſie wieder; deine Biographieen ꝛc. — die Geſellſchaft, die ſo ſtrohern, ſo nichts würde, ſo verginge (die große). —
— Geſtern Vormittag im himmliſchten Februarwetter um 11 Uhr mein Kind. Funklend von Geſundheit, und funklend von Grazie, Freude, Singen, guter Laune. Alles aus Ge- ſundheit. Wir waren in Dorens Stube; helle Sonne. Alle
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mich ſehr ſchonen, und die Harmonie wird ſich wieder her-
ſtellen. Ich fühle es ſchon. Gott ſegne dein redliches Unter-
nehmen! Iſt es nicht komiſch, daß ich in ganz Kaſſel keinen
Menſchen perſönlich, als den Kurfürſten kenne? — Ach ja!
auch Gräfin Heſſenſtein. —
An Varnhagen, in Kaſſel.
Dienstag, den 3. Februar 1829. 9 Uhr Morgens.
Dicker Schnee. Nordwind; oft 9 Uhr Abends 11 Grad,
und um 11 Uhr 9!
Ich will mir den Moment vor dem Bade mit Schreiben
zu Nutze machen. Nachher will ich mich nicht erhitzen. Gebe
der Himmel, daß du ſo zwei glückliche Tage verlebteſt, wie
ich! Vorgeſtern kam wieder Bettine von 5 bis 8 zu mir.
Vortrefflichſt! wie es ſich nicht beſchreiben läßt. Voller
Antheil. Freute ſich unſchuldig innig deiner Reiſe. Las dei-
nen lieben unſchuldigen Kinderbrief. Sagte mir: „Sie ſind
glücklich. Ich danke Ihnen. Ich habe keinen Brief geleſen,
der mir ſo Freud gemacht hätte. Aber ſo Liebe und Zärtlich-
keit iſt auch nur Anerkennung, das kommt nit von ſelbſt.“
Dann ſprach ſie übrigens die herrlichſten Dinge. Und dann
meinte ſie wieder; deine Biographieen ꝛc. — die Geſellſchaft,
die ſo ſtrohern, ſo nichts würde, ſo verginge (die große). —
— Geſtern Vormittag im himmliſchten Februarwetter um
11 Uhr mein Kind. Funklend von Geſundheit, und funklend
von Grazie, Freude, Singen, guter Laune. Alles aus Ge-
ſundheit. Wir waren in Dorens Stube; helle Sonne. Alle
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Varnhagen von Ense, Rahel: Rahel. Ein Buch des Andenkens für ihre Freunde. Bd. 3. Berlin, 1834, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/varnhagen_rahel03_1834/367>, abgerufen am 20.11.2024.
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