Gottes Seegen möge zu Dir kommen, lieber Bruder, so wie er mich nun ganz verlassen hat. Wenn Du in Deinem Herzen noch an den ar- men Willy denkst, so bete für mich, daß ich bald unser gutes Englisches Ufer wiedersehe, und Dich mitten drinn' im schönen gottesfürch- tigen Lande, wo alle Menschen meinen frommen, einfältigen Glauben haben, und die ganze Chri- stenheit einen stillen, einträchtigen Wandel führt. Hier scheint zwar die Sonne schöner und wärmer, weil es Gottes gnädiger Wille ist, daß sie auch über die Gottlosen scheinen soll: aber nach meiner Einsicht thut er daran gar nicht ganz recht.
1. Willy an ſeinen Bruder Thomas.
Rom.
Gottes Seegen moͤge zu Dir kommen, lieber Bruder, ſo wie er mich nun ganz verlaſſen hat. Wenn Du in Deinem Herzen noch an den ar- men Willy denkſt, ſo bete fuͤr mich, daß ich bald unſer gutes Engliſches Ufer wiederſehe, und Dich mitten drinn’ im ſchoͤnen gottesfuͤrch- tigen Lande, wo alle Menſchen meinen frommen, einfaͤltigen Glauben haben, und die ganze Chri- ſtenheit einen ſtillen, eintraͤchtigen Wandel fuͤhrt. Hier ſcheint zwar die Sonne ſchoͤner und waͤrmer, weil es Gottes gnaͤdiger Wille iſt, daß ſie auch uͤber die Gottloſen ſcheinen ſoll: aber nach meiner Einſicht thut er daran gar nicht ganz recht.
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1.
Willy an ſeinen Bruder Thomas.
Rom.
Gottes Seegen moͤge zu Dir kommen, lieber
Bruder, ſo wie er mich nun ganz verlaſſen hat.
Wenn Du in Deinem Herzen noch an den ar-
men Willy denkſt, ſo bete fuͤr mich, daß ich
bald unſer gutes Engliſches Ufer wiederſehe,
und Dich mitten drinn’ im ſchoͤnen gottesfuͤrch-
tigen Lande, wo alle Menſchen meinen frommen,
einfaͤltigen Glauben haben, und die ganze Chri-
ſtenheit einen ſtillen, eintraͤchtigen Wandel
fuͤhrt. Hier ſcheint zwar die Sonne ſchoͤner und
waͤrmer, weil es Gottes gnaͤdiger Wille iſt, daß
ſie auch uͤber die Gottloſen ſcheinen ſoll: aber
nach meiner Einſicht thut er daran gar nicht
ganz recht.
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/11>, abgerufen am 21.11.2024.
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