Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

alles mitzutheilen, was ihnen davon bekannt
war."

II.

Der Knabe R. sahe wohl eben keine böse
Gewohnheiten in seines Vaters Hause; hörte
aber doch manches, dadurch er auf Dinge
aufmerksam gemacht wurde, deren Bekannt-
schaft ihm, da er sie so früh machte, schadete.
Er hörte Redensarten, die ihm den Weg zur
Wollust, wo nicht ganz und gar wiesen, ihm
doch selbigen leicht finden halfen. Die Gele-
genheit, solche zu hören, gaben theils seine
Eltern und Anverwandte, theils auch andere
Leute. Dies geschahe vorzüglich in den er-
sten Jahren seines Lebens.

Die Mutter hatte den Knaben in seinen er-
sten Jahren gewöhnlich im Hause immer um
sich, und hielt ihn, so viel möglich, von der
Strasse zurück. Sie besorgte entweder, er
möchte Schaden an seiner Gesundheit nehmen,
oder von andern Kindern Unarten lernen, die
sie an ihm nicht zu sehen waunschte. So vor-
sorglich sie nun auch hierin war, so versah

sie

alles mitzutheilen, was ihnen davon bekannt
war.”

II.

Der Knabe R. ſahe wohl eben keine böſe
Gewohnheiten in ſeines Vaters Hauſe; hörte
aber doch manches, dadurch er auf Dinge
aufmerkſam gemacht wurde, deren Bekannt-
ſchaft ihm, da er ſie ſo früh machte, ſchadete.
Er hörte Redensarten, die ihm den Weg zur
Wolluſt, wo nicht ganz und gar wieſen, ihm
doch ſelbigen leicht finden halfen. Die Gele-
genheit, ſolche zu hören, gaben theils ſeine
Eltern und Anverwandte, theils auch andere
Leute. Dies geſchahe vorzüglich in den er-
ſten Jahren ſeines Lebens.

Die Mutter hatte den Knaben in ſeinen er-
ſten Jahren gewöhnlich im Hauſe immer um
ſich, und hielt ihn, ſo viel möglich, von der
Straſse zurück. Sie beſorgte entweder, er
möchte Schaden an ſeiner Geſundheit nehmen,
oder von andern Kindern Unarten lernen, die
ſie an ihm nicht zu ſehen wûnſchte. So vor-
ſorglich ſie nun auch hierin war, ſo verſah

ſie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0122" n="112"/>
alles mitzutheilen, was ihnen davon bekannt<lb/>
war.&#x201D;</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">II.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Der Knabe R. &#x017F;ahe wohl eben keine bö&#x017F;e<lb/>
Gewohnheiten in &#x017F;eines Vaters Hau&#x017F;e; hörte<lb/>
aber doch manches, dadurch er auf Dinge<lb/>
aufmerk&#x017F;am gemacht wurde, deren Bekannt-<lb/>
&#x017F;chaft ihm, da er &#x017F;ie &#x017F;o früh machte, &#x017F;chadete.<lb/>
Er hörte Redensarten, die ihm den Weg zur<lb/>
Wollu&#x017F;t, wo nicht ganz und gar wie&#x017F;en, ihm<lb/>
doch &#x017F;elbigen leicht finden halfen. Die Gele-<lb/>
genheit, &#x017F;olche zu hören, gaben theils &#x017F;eine<lb/>
Eltern und Anverwandte, theils auch andere<lb/>
Leute. Dies ge&#x017F;chahe vorzüglich in den er-<lb/>
&#x017F;ten Jahren &#x017F;eines Lebens.</p><lb/>
            <p>Die Mutter hatte den Knaben in &#x017F;einen er-<lb/>
&#x017F;ten Jahren gewöhnlich im Hau&#x017F;e immer um<lb/>
&#x017F;ich, und hielt ihn, &#x017F;o viel möglich, von der<lb/>
Stra&#x017F;se zurück. Sie be&#x017F;orgte entweder, er<lb/>
möchte Schaden an &#x017F;einer Ge&#x017F;undheit nehmen,<lb/>
oder von andern Kindern Unarten lernen, die<lb/>
&#x017F;ie an ihm nicht zu &#x017F;ehen wûn&#x017F;chte. So vor-<lb/>
&#x017F;orglich &#x017F;ie nun auch hierin war, &#x017F;o ver&#x017F;ah<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ie</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0122] alles mitzutheilen, was ihnen davon bekannt war.” II. Der Knabe R. ſahe wohl eben keine böſe Gewohnheiten in ſeines Vaters Hauſe; hörte aber doch manches, dadurch er auf Dinge aufmerkſam gemacht wurde, deren Bekannt- ſchaft ihm, da er ſie ſo früh machte, ſchadete. Er hörte Redensarten, die ihm den Weg zur Wolluſt, wo nicht ganz und gar wieſen, ihm doch ſelbigen leicht finden halfen. Die Gele- genheit, ſolche zu hören, gaben theils ſeine Eltern und Anverwandte, theils auch andere Leute. Dies geſchahe vorzüglich in den er- ſten Jahren ſeines Lebens. Die Mutter hatte den Knaben in ſeinen er- ſten Jahren gewöhnlich im Hauſe immer um ſich, und hielt ihn, ſo viel möglich, von der Straſse zurück. Sie beſorgte entweder, er möchte Schaden an ſeiner Geſundheit nehmen, oder von andern Kindern Unarten lernen, die ſie an ihm nicht zu ſehen wûnſchte. So vor- ſorglich ſie nun auch hierin war, ſo verſah ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/122
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/122>, abgerufen am 26.04.2024.