Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittens, sehen ja die Kinder taeglich
die Zeugungstheile der Thiere und ihre Be-
gattung. Diess zu verhindern, ist unmög-
lich, und es zu Wollen ist unüberlegt.

Viertens füge ich wieder einige Selbst-
gestaendnisse bey:

I.

"Meine redlichen Eltern," schreibt mit
jemand, "waren in Ansehung des besagten
Punkts aeusserst zurückhaltend. Ihnen entfuhr
nie ein leichtsinniger Scherz, sie erlaubten sich,
in meiner Gegenwart, nicht die unschuldigste
Liebkosung, in Ansehung des Ursprungs der
Menschen beobachteten sie tiefes Stillschwei-
gen. Und doch wusste ich in meinem eilften
Jahre schon eine Menge Dinge, aus denen
meine guten Eltern mir das grösste Geheim-
niss zu machen suchten. Meine Mitschauler
und das Gesinde, sowohl meiner Eltern, als
anderer Personen, deren Haeuser ich besuchte,
waren meine Lehrmeister, davon einige ein
eignes Geschaefte sich daraus machten, mir

alles

Drittens, ſehen ja die Kinder tæglich
die Zeugungstheile der Thiere und ihre Be-
gattung. Dieſs zu verhindern, iſt unmög-
lich, und es zu Wollen iſt unüberlegt.

Viertens füge ich wieder einige Selbſt-
geſtændniſſe bey:

I.

“Meine redlichen Eltern,” ſchreibt mit
jemand, “waren in Anſehung des beſagten
Punkts æuſſerſt zurückhaltend. Ihnen entfuhr
nie ein leichtſinniger Scherz, ſie erlaubten ſich,
in meiner Gegenwart, nicht die unſchuldigſte
Liebkoſung, in Anſehung des Urſprungs der
Menſchen beobachteten ſie tiefes Stillſchwei-
gen. Und doch wuſste ich in meinem eilften
Jahre ſchon eine Menge Dinge, aus denen
meine guten Eltern mir das gröſste Geheim-
niſs zu machen ſuchten. Meine Mitſchûler
und das Geſinde, ſowohl meiner Eltern, als
anderer Perſonen, deren Hæuſer ich beſuchte,
waren meine Lehrmeiſter, davon einige ein
eignes Geſchæfte ſich daraus machten, mir

alles
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0121" n="111"/>
          <p>Drittens, &#x017F;ehen ja die Kinder tæglich<lb/>
die Zeugungstheile der Thiere und ihre Be-<lb/>
gattung. Die&#x017F;s zu verhindern, i&#x017F;t unmög-<lb/>
lich, und es zu Wollen i&#x017F;t unüberlegt.</p><lb/>
          <p>Viertens füge ich wieder einige Selb&#x017F;t-<lb/>
ge&#x017F;tændni&#x017F;&#x017F;e bey:</p><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">I.</hi> </head><lb/>
            <p>&#x201C;Meine redlichen Eltern,&#x201D; &#x017F;chreibt mit<lb/>
jemand, &#x201C;waren in An&#x017F;ehung des be&#x017F;agten<lb/>
Punkts æu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t zurückhaltend. Ihnen entfuhr<lb/>
nie ein leicht&#x017F;inniger Scherz, &#x017F;ie erlaubten &#x017F;ich,<lb/>
in meiner Gegenwart, nicht die un&#x017F;chuldig&#x017F;te<lb/>
Liebko&#x017F;ung, in An&#x017F;ehung des Ur&#x017F;prungs der<lb/>
Men&#x017F;chen beobachteten &#x017F;ie tiefes Still&#x017F;chwei-<lb/>
gen. Und doch wu&#x017F;ste ich in meinem eilften<lb/>
Jahre &#x017F;chon eine Menge Dinge, aus denen<lb/>
meine guten Eltern mir das grö&#x017F;ste Geheim-<lb/>
ni&#x017F;s zu machen &#x017F;uchten. Meine Mit&#x017F;chûler<lb/>
und das Ge&#x017F;inde, &#x017F;owohl meiner Eltern, als<lb/>
anderer Per&#x017F;onen, deren Hæu&#x017F;er ich be&#x017F;uchte,<lb/>
waren meine Lehrmei&#x017F;ter, davon einige ein<lb/>
eignes Ge&#x017F;chæfte &#x017F;ich daraus machten, mir<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">alles</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[111/0121] Drittens, ſehen ja die Kinder tæglich die Zeugungstheile der Thiere und ihre Be- gattung. Dieſs zu verhindern, iſt unmög- lich, und es zu Wollen iſt unüberlegt. Viertens füge ich wieder einige Selbſt- geſtændniſſe bey: I. “Meine redlichen Eltern,” ſchreibt mit jemand, “waren in Anſehung des beſagten Punkts æuſſerſt zurückhaltend. Ihnen entfuhr nie ein leichtſinniger Scherz, ſie erlaubten ſich, in meiner Gegenwart, nicht die unſchuldigſte Liebkoſung, in Anſehung des Urſprungs der Menſchen beobachteten ſie tiefes Stillſchwei- gen. Und doch wuſste ich in meinem eilften Jahre ſchon eine Menge Dinge, aus denen meine guten Eltern mir das gröſste Geheim- niſs zu machen ſuchten. Meine Mitſchûler und das Geſinde, ſowohl meiner Eltern, als anderer Perſonen, deren Hæuſer ich beſuchte, waren meine Lehrmeiſter, davon einige ein eignes Geſchæfte ſich daraus machten, mir alles

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/121
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/121>, abgerufen am 24.11.2024.