Der Obrist war so gütig und erklärte sich, daß er mich in meiner Entschließung unterstützen wollte.
Der vier und siebzigste Brief von Herrn Belford an Hrn. Rob. Lovelace.
Sonntags, frühe um achte, den 10ten Sept.
Jch blieb so lange in Smithens Hause, bis ich das letzte von allem, was an der göttlichen Fräulein sterblich war, sahe.
Weil sie durch ihr Testament verschiednen Personen Ringe mit ihrem Haar, das in Cristall gesetzt werden soll, vermacht hat: so schnitte die betrübte Fr. Norton, ehe der Sarg zugemacht wurde vier schöne Locken ab. Eine davon nahm der Obrist zu einem Angehänge, welches er, wie er sagt, machen lassen, und zum Andenken seiner geliebten Base zunächst an seinem Herzen tragen will.
Zwischen vier und fünfen des Morgens ward der Körper in den Leichenwagen gesetzt: nachdem der Sarg vorher mit Blumen und wohlriechenden Kräutern, wie man sich vorgenommen hatte, an- gefüllet und gehörige Sorge getragen war, daß drr Leichnam, so viel man sehen konnte, nicht durch die Erschütterung des Leichenwagens etwas litte.
Die
Der Obriſt war ſo guͤtig und erklaͤrte ſich, daß er mich in meiner Entſchließung unterſtuͤtzen wollte.
Der vier und ſiebzigſte Brief von Herrn Belford an Hrn. Rob. Lovelace.
Sonntags, fruͤhe um achte, den 10ten Sept.
Jch blieb ſo lange in Smithens Hauſe, bis ich das letzte von allem, was an der goͤttlichen Fraͤulein ſterblich war, ſahe.
Weil ſie durch ihr Teſtament verſchiednen Perſonen Ringe mit ihrem Haar, das in Criſtall geſetzt werden ſoll, vermacht hat: ſo ſchnitte die betruͤbte Fr. Norton, ehe der Sarg zugemacht wurde vier ſchoͤne Locken ab. Eine davon nahm der Obriſt zu einem Angehaͤnge, welches er, wie er ſagt, machen laſſen, und zum Andenken ſeiner geliebten Baſe zunaͤchſt an ſeinem Herzen tragen will.
Zwiſchen vier und fuͤnfen des Morgens ward der Koͤrper in den Leichenwagen geſetzt: nachdem der Sarg vorher mit Blumen und wohlriechenden Kraͤutern, wie man ſich vorgenommen hatte, an- gefuͤllet und gehoͤrige Sorge getragen war, daß drr Leichnam, ſo viel man ſehen konnte, nicht durch die Erſchuͤtterung des Leichenwagens etwas litte.
Die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0528"n="522"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Der Obriſt war ſo guͤtig und erklaͤrte ſich,<lb/>
daß er mich in meiner Entſchließung unterſtuͤtzen<lb/>
wollte.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Der vier und ſiebzigſte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hirendition="#fr">Herrn Belford an Hrn. Rob. Lovelace.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#et">Sonntags, fruͤhe um achte,<lb/>
den 10ten Sept.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">J</hi>ch blieb ſo lange in Smithens Hauſe, bis ich<lb/>
das letzte von allem, was an der goͤttlichen<lb/>
Fraͤulein ſterblich war, ſahe.</p><lb/><p>Weil ſie durch ihr Teſtament verſchiednen<lb/>
Perſonen Ringe mit ihrem Haar, das in Criſtall<lb/>
geſetzt werden ſoll, vermacht hat: ſo ſchnitte die<lb/>
betruͤbte Fr. Norton, ehe der Sarg zugemacht<lb/>
wurde vier ſchoͤne Locken ab. Eine davon nahm<lb/>
der Obriſt zu einem Angehaͤnge, welches er, wie<lb/>
er ſagt, machen laſſen, und zum Andenken ſeiner<lb/>
geliebten Baſe zunaͤchſt an ſeinem Herzen tragen<lb/>
will.</p><lb/><p>Zwiſchen vier und fuͤnfen des Morgens ward<lb/>
der Koͤrper in den Leichenwagen geſetzt: nachdem<lb/>
der Sarg vorher mit Blumen und wohlriechenden<lb/>
Kraͤutern, wie man ſich vorgenommen hatte, an-<lb/>
gefuͤllet und gehoͤrige Sorge getragen war, daß<lb/>
drr Leichnam, ſo viel man ſehen konnte, nicht durch<lb/>
die Erſchuͤtterung des Leichenwagens etwas litte.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[522/0528]
Der Obriſt war ſo guͤtig und erklaͤrte ſich,
daß er mich in meiner Entſchließung unterſtuͤtzen
wollte.
Der vier und ſiebzigſte Brief
von
Herrn Belford an Hrn. Rob. Lovelace.
Sonntags, fruͤhe um achte,
den 10ten Sept.
Jch blieb ſo lange in Smithens Hauſe, bis ich
das letzte von allem, was an der goͤttlichen
Fraͤulein ſterblich war, ſahe.
Weil ſie durch ihr Teſtament verſchiednen
Perſonen Ringe mit ihrem Haar, das in Criſtall
geſetzt werden ſoll, vermacht hat: ſo ſchnitte die
betruͤbte Fr. Norton, ehe der Sarg zugemacht
wurde vier ſchoͤne Locken ab. Eine davon nahm
der Obriſt zu einem Angehaͤnge, welches er, wie
er ſagt, machen laſſen, und zum Andenken ſeiner
geliebten Baſe zunaͤchſt an ſeinem Herzen tragen
will.
Zwiſchen vier und fuͤnfen des Morgens ward
der Koͤrper in den Leichenwagen geſetzt: nachdem
der Sarg vorher mit Blumen und wohlriechenden
Kraͤutern, wie man ſich vorgenommen hatte, an-
gefuͤllet und gehoͤrige Sorge getragen war, daß
drr Leichnam, ſo viel man ſehen konnte, nicht durch
die Erſchuͤtterung des Leichenwagens etwas litte.
Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/528>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.