legenheit fahren lassen, die sie billig hätten ergreiffen sollen: vielleicht ist es noch öfter geschehen. Wenn sich keine recht gute und ungesuchte Gelegenheit fin- det, von der Ehestiftung zu reden, so überlassen Sie das seiner eigenen Großmuth und Billigkeit, und der Billigkeit der Seinigen.
Dieses ist mein Rath! Setzen Sie dazu oder thun Sie davon, wie es Jhnen am besten düncket, und folgen Sie Jhren eigenen Einsichten. Jch vor mein Theil würde so oder auf eine ähnliche Art ver- fahren. Dieses bezeuget
Jhre Anna Howe.
Folgender Zettel war in den vorigen Brief eingeschlossen.
Jch muß Jhnen damit beschwerlich fallen, daß ich ihnen meinen Kummer entdecke, da Jhr eige- nes Unglück Jhnen schon so viele Unlust verursachet. Jch muß Jhnen etwas neues melden. Jhr Onckle Anton ist gesonnen, sich zu verheyrathen. Und was meynen Sie, auf wen seine Absichten gehen? Auf meyne Mutter! Es ist gewiß! Die Jhrigen wissen es auch schon, und geben Jhnen alle Schuld: der alte Ehe-Kröppel sagt auch, daß er den Ent- schluß aus Verdruß über sie gefasset habe.
Gedencken Sie dieses Umstandes gantz und gar nicht, auch nicht einmahl in Jhren Briefen an mich, weil man doch wegen allerhand Zufällen in Sorgen stehen muß.
G[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]-
legenheit fahren laſſen, die ſie billig haͤtten ergreiffen ſollen: vielleicht iſt es noch oͤfter geſchehen. Wenn ſich keine recht gute und ungeſuchte Gelegenheit fin- det, von der Eheſtiftung zu reden, ſo uͤberlaſſen Sie das ſeiner eigenen Großmuth und Billigkeit, und der Billigkeit der Seinigen.
Dieſes iſt mein Rath! Setzen Sie dazu oder thun Sie davon, wie es Jhnen am beſten duͤncket, und folgen Sie Jhren eigenen Einſichten. Jch vor mein Theil wuͤrde ſo oder auf eine aͤhnliche Art ver- fahren. Dieſes bezeuget
Jhre Anna Howe.
Folgender Zettel war in den vorigen Brief eingeſchloſſen.
Jch muß Jhnen damit beſchwerlich fallen, daß ich ihnen meinen Kummer entdecke, da Jhr eige- nes Ungluͤck Jhnen ſchon ſo viele Unluſt verurſachet. Jch muß Jhnen etwas neues melden. Jhr Onckle Anton iſt geſonnen, ſich zu verheyrathen. Und was meynen Sie, auf wen ſeine Abſichten gehen? Auf meyne Mutter! Es iſt gewiß! Die Jhrigen wiſſen es auch ſchon, und geben Jhnen alle Schuld: der alte Ehe-Kroͤppel ſagt auch, daß er den Ent- ſchluß aus Verdruß uͤber ſie gefaſſet habe.
Gedencken Sie dieſes Umſtandes gantz und gar nicht, auch nicht einmahl in Jhren Briefen an mich, weil man doch wegen allerhand Zufaͤllen in Sorgen ſtehen muß.
G[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]-
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legenheit fahren laſſen, die ſie billig haͤtten ergreiffen
ſollen: vielleicht iſt es noch oͤfter geſchehen. Wenn
ſich keine recht gute und ungeſuchte Gelegenheit fin-
det, von der Eheſtiftung zu reden, ſo uͤberlaſſen
Sie das ſeiner eigenen Großmuth und Billigkeit,
und der Billigkeit der Seinigen.
Dieſes iſt mein Rath! Setzen Sie dazu oder
thun Sie davon, wie es Jhnen am beſten duͤncket,
und folgen Sie Jhren eigenen Einſichten. Jch vor
mein Theil wuͤrde ſo oder auf eine aͤhnliche Art ver-
fahren. Dieſes bezeuget
Jhre
Anna Howe.
Folgender Zettel war in den vorigen Brief
eingeſchloſſen.
Jch muß Jhnen damit beſchwerlich fallen, daß
ich ihnen meinen Kummer entdecke, da Jhr eige-
nes Ungluͤck Jhnen ſchon ſo viele Unluſt verurſachet.
Jch muß Jhnen etwas neues melden. Jhr Onckle
Anton iſt geſonnen, ſich zu verheyrathen. Und
was meynen Sie, auf wen ſeine Abſichten gehen?
Auf meyne Mutter! Es iſt gewiß! Die Jhrigen
wiſſen es auch ſchon, und geben Jhnen alle Schuld:
der alte Ehe-Kroͤppel ſagt auch, daß er den Ent-
ſchluß aus Verdruß uͤber ſie gefaſſet habe.
Gedencken Sie dieſes Umſtandes gantz und gar
nicht, auch nicht einmahl in Jhren Briefen an mich,
weil man doch wegen allerhand Zufaͤllen in Sorgen
ſtehen muß.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/70>, abgerufen am 22.02.2025.
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