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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

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I. Aufzug.
Waldestiefe. Jm Hintergrund eine schlechte Holzhütte.
Casperl liegt auf einem Sitze im Vordergrund, reckt und dehnt sich
gähnend aus dem Schlafe.
Casperl.
Das heißt einmal g'schlafen! aus lauter Mü-
digkeit vom Faulenzen. Aber nein. Jst das nicht
eine bedeutende Arbeit? Jn der Fruh spät auf-
stehen, bis man sich bald wieder legt zum Mittags-
schlummer, aus dem man sich wieder erhebt, um
sich Abends abermals niederzulegen, damit man
Nachts besser schlaft? Jst das kein Geschäft, ein
schönes junges Fräulein zu bewachen, damit ihm
nichts Uebles geschieht in dieser langweiligen Wild-
niß, in der man sich zwischen Nachteulen und Bä-
ren bufindet und in der wir nun einsiedlerisch oder
vielmehr zweisiedlerisch schon einige Zeit hausen?

(Geht an die Hütte und schaut durch's Fensterchen hinein.) Da sitzt sie
wieder und spinnt und näht drauf los, wie eine
Nahderin auf der Stör. Jch muß sie nur ein bißl
I. Aufzug.
Waldestiefe. Jm Hintergrund eine ſchlechte Holzhütte.
Casperl liegt auf einem Sitze im Vordergrund, reckt und dehnt ſich
gähnend aus dem Schlafe.
Casperl.
Das heißt einmal g’ſchlafen! aus lauter Mü-
digkeit vom Faulenzen. Aber nein. Jſt das nicht
eine bedeutende Arbeit? Jn der Fruh ſpät auf-
ſtehen, bis man ſich bald wieder legt zum Mittags-
ſchlummer, aus dem man ſich wieder erhebt, um
ſich Abends abermals niederzulegen, damit man
Nachts beſſer ſchlaft? Jſt das kein Geſchäft, ein
ſchönes junges Fräulein zu bewachen, damit ihm
nichts Uebles geſchieht in dieſer langweiligen Wild-
niß, in der man ſich zwiſchen Nachteulen und Bä-
ren bufindet und in der wir nun einſiedleriſch oder
vielmehr zweiſiedleriſch ſchon einige Zeit hauſen?

(Geht an die Hütte und ſchaut durch’s Fenſterchen hinein.) Da ſitzt ſie
wieder und ſpinnt und näht drauf los, wie eine
Nahderin auf der Stör. Jch muß ſie nur ein bißl
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[102/0108] I. Aufzug. Waldestiefe. Jm Hintergrund eine ſchlechte Holzhütte. Casperl liegt auf einem Sitze im Vordergrund, reckt und dehnt ſich gähnend aus dem Schlafe. Casperl. Das heißt einmal g’ſchlafen! aus lauter Mü- digkeit vom Faulenzen. Aber nein. Jſt das nicht eine bedeutende Arbeit? Jn der Fruh ſpät auf- ſtehen, bis man ſich bald wieder legt zum Mittags- ſchlummer, aus dem man ſich wieder erhebt, um ſich Abends abermals niederzulegen, damit man Nachts beſſer ſchlaft? Jſt das kein Geſchäft, ein ſchönes junges Fräulein zu bewachen, damit ihm nichts Uebles geſchieht in dieſer langweiligen Wild- niß, in der man ſich zwiſchen Nachteulen und Bä- ren bufindet und in der wir nun einſiedleriſch oder vielmehr zweiſiedleriſch ſchon einige Zeit hauſen? (Geht an die Hütte und ſchaut durch’s Fenſterchen hinein.) Da ſitzt ſie wieder und ſpinnt und näht drauf los, wie eine Nahderin auf der Stör. Jch muß ſie nur ein bißl

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/108>, abgerufen am 21.11.2024.