Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.
aufhören machen. Sie wird mir ja noch ganz krum und bukelt vor lauter Näh'n. (Klopft an's Fenster.) Lieb's Fräulein! setzen S' doch a bißl aus. Pres- sirt's denn gar so? Kommen S' a wenig heraus an die frische Lust. Es wird ohnedieß schon Abend und 's ist Zeit, daß Sie Feierabend machen. Es ist außerordentlich kühl und angenehm. Elsbeth (von Jnnen.) Jch komme schon. Nur noch ein paar Stiche am siebenten Hemdlein. Gleich, gleich komm ich! Casperl. Am siebenten Hemd! Jetzt hat sie schon sechs Hemdeln gesponnen und genäht. Kein Mensch weiß warum und für wen. Für mich können's nicht gehören; ich bin etwas zu corpulent für das Maas. Für den schönen Jäger, der bisweilen vorbeikommt und immer zuspricht, werden's wohl auch nicht gehören -- oder vielleicht hat er's doch bei ihr bestellt? Ueberhaupt, die ganze Geschicht ist sehr curios: die Raben, die alleweil aus- und ein- fliegen und die das Fräulein herzt und streichelt. Kurz, ich kenn mich gar nicht aus. Ah, jetzt kommt sie heraus. Elsbeth in einfach grauem Gewande tritt aus dem Hüttchen. Zugleich schweben sieben Raben aus dem Fenster.
aufhören machen. Sie wird mir ja noch ganz krum und bukelt vor lauter Näh’n. (Klopft an’s Fenſter.) Lieb’s Fräulein! ſetzen S’ doch a bißl aus. Preſ- ſirt’s denn gar ſo? Kommen S’ a wenig heraus an die friſche Luſt. Es wird ohnedieß ſchon Abend und ’s iſt Zeit, daß Sie Feierabend machen. Es iſt außerordentlich kühl und angenehm. Elsbeth (von Jnnen.) Jch komme ſchon. Nur noch ein paar Stiche am ſiebenten Hemdlein. Gleich, gleich komm ich! Casperl. Am ſiebenten Hemd! Jetzt hat ſie ſchon ſechs Hemdeln geſponnen und genäht. Kein Menſch weiß warum und für wen. Für mich können’s nicht gehören; ich bin etwas zu corpulent für das Maas. Für den ſchönen Jäger, der bisweilen vorbeikommt und immer zuſpricht, werden’s wohl auch nicht gehören — oder vielleicht hat er’s doch bei ihr beſtellt? Ueberhaupt, die ganze Geſchicht iſt ſehr curios: die Raben, die alleweil aus- und ein- fliegen und die das Fräulein herzt und ſtreichelt. Kurz, ich kenn mich gar nicht aus. Ah, jetzt kommt ſie heraus. Elsbeth in einfach grauem Gewande tritt aus dem Hüttchen. Zugleich ſchweben ſieben Raben aus dem Fenſter. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CASPLERL"> <p><pb facs="#f0109" n="103"/> aufhören machen. Sie wird mir ja noch ganz<lb/> krum und bukelt vor lauter Näh’n.</p> <stage>(Klopft an’s Fenſter.)</stage><lb/> <p>Lieb’s Fräulein! ſetzen S’ doch a bißl aus. Preſ-<lb/> ſirt’s denn gar ſo? Kommen S’ a wenig heraus<lb/> an die friſche Luſt. Es wird ohnedieß ſchon Abend<lb/> und ’s iſt Zeit, daß Sie Feierabend machen. Es<lb/> iſt außerordentlich kühl und angenehm.</p> </sp><lb/> <sp who="#ELSB"> <speaker> <hi rendition="#b">Elsbeth</hi> </speaker> <stage>(von Jnnen.)</stage><lb/> <p>Jch komme ſchon. Nur noch ein paar Stiche am<lb/> ſiebenten Hemdlein. Gleich, gleich komm ich!</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPLERL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Am <hi rendition="#g">ſiebenten</hi> Hemd! Jetzt hat ſie ſchon<lb/> ſechs Hemdeln geſponnen und genäht. Kein Menſch<lb/> weiß <hi rendition="#g">warum</hi> und für <hi rendition="#g">wen.</hi> Für mich können’s<lb/> nicht gehören; ich bin etwas zu corpulent für das<lb/> Maas. Für den ſchönen Jäger, der bisweilen<lb/> vorbeikommt und immer zuſpricht, werden’s wohl<lb/> auch nicht gehören — oder vielleicht hat er’s doch<lb/> bei ihr beſtellt? Ueberhaupt, die ganze Geſchicht iſt<lb/> ſehr curios: die Raben, die alleweil aus- und ein-<lb/> fliegen und die das Fräulein herzt und ſtreichelt.<lb/> Kurz, ich kenn mich gar nicht aus. Ah, jetzt kommt<lb/> ſie heraus.</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Elsbeth in einfach grauem Gewande tritt aus dem Hüttchen. Zugleich<lb/> ſchweben ſieben Raben aus dem Fenſter.</hi> </stage> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0109]
aufhören machen. Sie wird mir ja noch ganz
krum und bukelt vor lauter Näh’n. (Klopft an’s Fenſter.)
Lieb’s Fräulein! ſetzen S’ doch a bißl aus. Preſ-
ſirt’s denn gar ſo? Kommen S’ a wenig heraus
an die friſche Luſt. Es wird ohnedieß ſchon Abend
und ’s iſt Zeit, daß Sie Feierabend machen. Es
iſt außerordentlich kühl und angenehm.
Elsbeth (von Jnnen.)
Jch komme ſchon. Nur noch ein paar Stiche am
ſiebenten Hemdlein. Gleich, gleich komm ich!
Casperl.
Am ſiebenten Hemd! Jetzt hat ſie ſchon
ſechs Hemdeln geſponnen und genäht. Kein Menſch
weiß warum und für wen. Für mich können’s
nicht gehören; ich bin etwas zu corpulent für das
Maas. Für den ſchönen Jäger, der bisweilen
vorbeikommt und immer zuſpricht, werden’s wohl
auch nicht gehören — oder vielleicht hat er’s doch
bei ihr beſtellt? Ueberhaupt, die ganze Geſchicht iſt
ſehr curios: die Raben, die alleweil aus- und ein-
fliegen und die das Fräulein herzt und ſtreichelt.
Kurz, ich kenn mich gar nicht aus. Ah, jetzt kommt
ſie heraus.
Elsbeth in einfach grauem Gewande tritt aus dem Hüttchen. Zugleich
ſchweben ſieben Raben aus dem Fenſter.
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