einer jeden Frau im Dorf mehr ausrichten als mit ihm, vom Morgen bis in die Nacht nachgedacht, wie er mit Ehren wieder könnte vom Dienste kom- men, dem wars izt nicht mehr so -- wenn er todt ist, dachte er, so sagt er mir nichts mehr derglei- chen, und es schien ihm, es möchte ihm dann bey der Stelle recht wohl seyn, wann er des Meisters los wäre. -- Auch fragte er jedermann, der vom Schloß in das Dorf kam, ob es auch gewiß wahr sey, daß es so übel mit ihm stehe? und gar keine Hofnung zum Aufkommen mehr da sey? -- Er war auch, so lange er den Mantel trug, nie so guten Muths als izt. --
§. 27. Was die Meyerin zur Braut macht.
Und seine Frau meynte, es könnte izt gar mit dem Sonnenwirth gerathen. -- Es kann nicht anderst seyn, sagte sie, sie hat dem Lumven Rudi nur um des Junkers willen Hofnung gemacht, und weil es izt so ist, so ist sie gewiß froh, wenn der Sonnen- wirth sich wieder meldet.
Es wird sich, wohl geben, wenn er todt ist, sagte ihr Mann, sie aber antwortete, du kommst immer mit deinem "Es wird sich wohl geben"
einer jeden Frau im Dorf mehr ausrichten als mit ihm, vom Morgen bis in die Nacht nachgedacht, wie er mit Ehren wieder koͤnnte vom Dienſte kom- men, dem wars izt nicht mehr ſo — wenn er todt iſt, dachte er, ſo ſagt er mir nichts mehr derglei- chen, und es ſchien ihm, es moͤchte ihm dann bey der Stelle recht wohl ſeyn, wann er des Meiſters los waͤre. — Auch fragte er jedermann, der vom Schloß in das Dorf kam, ob es auch gewiß wahr ſey, daß es ſo uͤbel mit ihm ſtehe? und gar keine Hofnung zum Aufkommen mehr da ſey? — Er war auch, ſo lange er den Mantel trug, nie ſo guten Muths als izt. —
§. 27. Was die Meyerin zur Braut macht.
Und ſeine Frau meynte, es koͤnnte izt gar mit dem Sonnenwirth gerathen. — Es kann nicht anderſt ſeyn, ſagte ſie, ſie hat dem Lumven Rudi nur um des Junkers willen Hofnung gemacht, und weil es izt ſo iſt, ſo iſt ſie gewiß froh, wenn der Sonnen- wirth ſich wieder meldet.
Es wird ſich, wohl geben, wenn er todt iſt, ſagte ihr Mann, ſie aber antwortete, du kommſt immer mit deinem „Es wird ſich wohl geben„
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0129"n="111"/>
einer jeden Frau im Dorf mehr ausrichten als mit<lb/>
ihm, vom Morgen bis in die Nacht nachgedacht,<lb/>
wie er mit Ehren wieder koͤnnte vom Dienſte kom-<lb/>
men, dem wars izt nicht mehr ſo — wenn er todt<lb/>
iſt, dachte er, ſo ſagt er mir nichts mehr derglei-<lb/>
chen, und es ſchien ihm, es moͤchte ihm dann bey<lb/>
der Stelle recht wohl ſeyn, wann er des Meiſters<lb/>
los waͤre. — Auch fragte er jedermann, der vom<lb/>
Schloß in das Dorf kam, ob es auch gewiß wahr<lb/>ſey, daß es ſo uͤbel mit ihm ſtehe? und gar keine<lb/>
Hofnung zum Aufkommen mehr da ſey? — Er<lb/>
war auch, ſo lange er den Mantel trug, nie ſo<lb/>
guten Muths als izt. —</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b">§. 27.<lb/>
Was die Meyerin zur Braut macht.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">U</hi>nd ſeine Frau meynte, es koͤnnte izt gar mit dem<lb/>
Sonnenwirth gerathen. — Es kann nicht anderſt<lb/>ſeyn, ſagte ſie, ſie hat dem Lumven Rudi nur um<lb/>
des Junkers willen Hofnung gemacht, und weil es<lb/>
izt ſo iſt, ſo iſt ſie gewiß froh, wenn der Sonnen-<lb/>
wirth ſich wieder meldet.</p><lb/><p>Es wird ſich, wohl geben, wenn er todt iſt,<lb/>ſagte ihr Mann, ſie aber antwortete, du kommſt<lb/>
immer mit deinem „Es wird ſich wohl geben„<lb/></p></div></body></text></TEI>
[111/0129]
einer jeden Frau im Dorf mehr ausrichten als mit
ihm, vom Morgen bis in die Nacht nachgedacht,
wie er mit Ehren wieder koͤnnte vom Dienſte kom-
men, dem wars izt nicht mehr ſo — wenn er todt
iſt, dachte er, ſo ſagt er mir nichts mehr derglei-
chen, und es ſchien ihm, es moͤchte ihm dann bey
der Stelle recht wohl ſeyn, wann er des Meiſters
los waͤre. — Auch fragte er jedermann, der vom
Schloß in das Dorf kam, ob es auch gewiß wahr
ſey, daß es ſo uͤbel mit ihm ſtehe? und gar keine
Hofnung zum Aufkommen mehr da ſey? — Er
war auch, ſo lange er den Mantel trug, nie ſo
guten Muths als izt. —
§. 27.
Was die Meyerin zur Braut macht.
Und ſeine Frau meynte, es koͤnnte izt gar mit dem
Sonnenwirth gerathen. — Es kann nicht anderſt
ſeyn, ſagte ſie, ſie hat dem Lumven Rudi nur um
des Junkers willen Hofnung gemacht, und weil es
izt ſo iſt, ſo iſt ſie gewiß froh, wenn der Sonnen-
wirth ſich wieder meldet.
Es wird ſich, wohl geben, wenn er todt iſt,
ſagte ihr Mann, ſie aber antwortete, du kommſt
immer mit deinem „Es wird ſich wohl geben„
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/129>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.