senschaft, welche von vielen gewünscht wird. Ue¬ ber Begraben und dergleichen zu reden, ist zu weich und dumm. Das aber, als was Ich übrig bleibe, seze die ewige Sonne droben in einen ihrer grünen Frühlinge, in keinen düstern Winter.
Die milden Gestifte, nach denen Notarien zu fragen haben, mach' ich so, daß ich für drei Tausend hiesige Stadtarmen jeder Stände eben so viele leichte Gulden ausseze, wofür sie an mei¬ nem Todes-Tage im künftigen Jahre auf der Gemeinhut, wenn nicht gerade das Revüe-Lager da steht, ihres aufschlagen und beziehen, das Geld froh verspeißen, und dann in die Zelte sich klei¬ den können. Auch vermach' ich allen Schulmei¬ stern unsers Fürstenthums, dem Mann einen Au¬ gustd'or, so wie hiesiger Judenschaft meinen Kir¬ chenstand in der Hofkirche. Da ich mein Testa¬ ment in Klauseln eingetheilt haben will, so ist die¬ se die erste.
2teKlausel.
Allgemein wird Erbsazung und Enterbung unter die wesentlichsten Testamentsstüke gezählt. Dem zu Folge vermach' ich denn dem Hrn. Kirchen¬
ſenſchaft, welche von vielen gewuͤnſcht wird. Ue¬ ber Begraben und dergleichen zu reden, iſt zu weich und dumm. Das aber, als was Ich uͤbrig bleibe, ſeze die ewige Sonne droben in einen ihrer gruͤnen Fruͤhlinge, in keinen duͤſtern Winter.
Die milden Geſtifte, nach denen Notarien zu fragen haben, mach' ich ſo, daß ich fuͤr drei Tauſend hieſige Stadtarmen jeder Staͤnde eben ſo viele leichte Gulden ausſeze, wofuͤr ſie an mei¬ nem Todes-Tage im kuͤnftigen Jahre auf der Gemeinhut, wenn nicht gerade das Revuͤe-Lager da ſteht, ihres aufſchlagen und beziehen, das Geld froh verſpeißen, und dann in die Zelte ſich klei¬ den koͤnnen. Auch vermach' ich allen Schulmei¬ ſtern unſers Fuͤrſtenthums, dem Mann einen Au¬ guſtd'or, ſo wie hieſiger Judenſchaft meinen Kir¬ chenſtand in der Hofkirche. Da ich mein Teſta¬ ment in Klauſeln eingetheilt haben will, ſo iſt die¬ ſe die erſte.
2teKlauſel.
Allgemein wird Erbſazung und Enterbung unter die weſentlichſten Teſtamentsſtuͤke gezaͤhlt. Dem zu Folge vermach' ich denn dem Hrn. Kirchen¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbn="5"facs="#f0015"/>ſenſchaft, welche von vielen gewuͤnſcht wird. Ue¬<lb/>
ber Begraben und dergleichen zu reden, iſt zu weich<lb/>
und dumm. Das aber, als was Ich uͤbrig bleibe,<lb/>ſeze die ewige Sonne droben in einen ihrer gruͤnen<lb/>
Fruͤhlinge, in keinen duͤſtern Winter.</p><lb/><p>Die milden Geſtifte, nach denen Notarien<lb/>
zu fragen haben, mach' ich ſo, daß ich fuͤr drei<lb/>
Tauſend hieſige Stadtarmen jeder Staͤnde eben<lb/>ſo viele leichte Gulden ausſeze, wofuͤr ſie an mei¬<lb/>
nem Todes-Tage im kuͤnftigen Jahre auf der<lb/>
Gemeinhut, wenn nicht gerade das Revuͤe-Lager<lb/>
da ſteht, ihres aufſchlagen und beziehen, das Geld<lb/>
froh verſpeißen, und dann in die Zelte ſich klei¬<lb/>
den koͤnnen. Auch vermach' ich allen Schulmei¬<lb/>ſtern unſers Fuͤrſtenthums, dem Mann einen Au¬<lb/>
guſtd'or, ſo wie hieſiger Judenſchaft meinen Kir¬<lb/>
chenſtand in der Hofkirche. Da ich mein Teſta¬<lb/>
ment in Klauſeln eingetheilt haben will, ſo iſt die¬<lb/>ſe die erſte.</p><lb/></div><divn="2"><head>2<hirendition="#sup">te</hi><hirendition="#g">Klauſel.</hi><lb/></head><p>Allgemein wird Erbſazung und Enterbung<lb/>
unter die weſentlichſten Teſtamentsſtuͤke gezaͤhlt.<lb/>
Dem zu Folge vermach' ich denn dem Hrn. Kirchen¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[5/0015]
ſenſchaft, welche von vielen gewuͤnſcht wird. Ue¬
ber Begraben und dergleichen zu reden, iſt zu weich
und dumm. Das aber, als was Ich uͤbrig bleibe,
ſeze die ewige Sonne droben in einen ihrer gruͤnen
Fruͤhlinge, in keinen duͤſtern Winter.
Die milden Geſtifte, nach denen Notarien
zu fragen haben, mach' ich ſo, daß ich fuͤr drei
Tauſend hieſige Stadtarmen jeder Staͤnde eben
ſo viele leichte Gulden ausſeze, wofuͤr ſie an mei¬
nem Todes-Tage im kuͤnftigen Jahre auf der
Gemeinhut, wenn nicht gerade das Revuͤe-Lager
da ſteht, ihres aufſchlagen und beziehen, das Geld
froh verſpeißen, und dann in die Zelte ſich klei¬
den koͤnnen. Auch vermach' ich allen Schulmei¬
ſtern unſers Fuͤrſtenthums, dem Mann einen Au¬
guſtd'or, ſo wie hieſiger Judenſchaft meinen Kir¬
chenſtand in der Hofkirche. Da ich mein Teſta¬
ment in Klauſeln eingetheilt haben will, ſo iſt die¬
ſe die erſte.
2te Klauſel.
Allgemein wird Erbſazung und Enterbung
unter die weſentlichſten Teſtamentsſtuͤke gezaͤhlt.
Dem zu Folge vermach' ich denn dem Hrn. Kirchen¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/15>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.