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Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804.

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gistratur vom Stadtschreiber den 7 Erben laut
vorgelesen, und ihnen dadurch bekannt gemacht,
daß der Seelige die Charte dem Magistrate wirk¬
lich insinuirt und scrinio rei publicae anvertraut,
und daß er am Tage der Insinuazion noch ver¬
nünftig gewesen -- endlich wurden die sieben Sie¬
gel, die er selber darauf gesezt, ganz befunden.
Izt konte das Testament -- nachdem der Stadt¬
schreiber wieder über dieses alles eine kurze Regi¬
stratur abgefasset -- in Gottes Namen aufge¬
macht und vom regierenden Bürgermeister so vor¬
gelesen werden, wie folgt:

Ich Van der Kabel testire 179* den 7. Mai
hier in meinem Hause in Haslau in der Hund¬
gasse ohne viele Millionen Worte, ob ich gleich
ein deutscher Notarius und ein holländischer Do¬
mine gewesen. Doch glaub' ich, werd' ich in
der Notariatskunst noch so zu Hause seyn, daß
ich als ordentlicher Testator und Erblasser auf¬
treten kann.

Testatoren stellen die bewegenden Ursachen ih¬
rer Testamente voran. Diese sind bei mir, wie
gewöhnlich, der seelige Hintritt und die Verlas¬

giſtratur vom Stadtſchreiber den 7 Erben laut
vorgeleſen, und ihnen dadurch bekannt gemacht,
daß der Seelige die Charte dem Magiſtrate wirk¬
lich inſinuirt und scrinio rei publicæ anvertraut,
und daß er am Tage der Inſinuazion noch ver¬
nuͤnftig geweſen — endlich wurden die ſieben Sie¬
gel, die er ſelber darauf geſezt, ganz befunden.
Izt konte das Teſtament — nachdem der Stadt¬
ſchreiber wieder uͤber dieſes alles eine kurze Regi¬
ſtratur abgefaſſet — in Gottes Namen aufge¬
macht und vom regierenden Buͤrgermeiſter ſo vor¬
geleſen werden, wie folgt:

Ich Van der Kabel teſtire 179* den 7. Mai
hier in meinem Hauſe in Haslau in der Hund¬
gaſſe ohne viele Millionen Worte, ob ich gleich
ein deutſcher Notarius und ein hollaͤndiſcher Do¬
miné geweſen. Doch glaub' ich, werd' ich in
der Notariatskunſt noch ſo zu Hauſe ſeyn, daß
ich als ordentlicher Teſtator und Erblaſſer auf¬
treten kann.

Teſtatoren ſtellen die bewegenden Urſachen ih¬
rer Teſtamente voran. Dieſe ſind bei mir, wie
gewoͤhnlich, der ſeelige Hintritt und die Verlaſ¬

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[4/0014] giſtratur vom Stadtſchreiber den 7 Erben laut vorgeleſen, und ihnen dadurch bekannt gemacht, daß der Seelige die Charte dem Magiſtrate wirk¬ lich inſinuirt und scrinio rei publicæ anvertraut, und daß er am Tage der Inſinuazion noch ver¬ nuͤnftig geweſen — endlich wurden die ſieben Sie¬ gel, die er ſelber darauf geſezt, ganz befunden. Izt konte das Teſtament — nachdem der Stadt¬ ſchreiber wieder uͤber dieſes alles eine kurze Regi¬ ſtratur abgefaſſet — in Gottes Namen aufge¬ macht und vom regierenden Buͤrgermeiſter ſo vor¬ geleſen werden, wie folgt: Ich Van der Kabel teſtire 179* den 7. Mai hier in meinem Hauſe in Haslau in der Hund¬ gaſſe ohne viele Millionen Worte, ob ich gleich ein deutſcher Notarius und ein hollaͤndiſcher Do¬ miné geweſen. Doch glaub' ich, werd' ich in der Notariatskunſt noch ſo zu Hauſe ſeyn, daß ich als ordentlicher Teſtator und Erblaſſer auf¬ treten kann. Teſtatoren ſtellen die bewegenden Urſachen ih¬ rer Teſtamente voran. Dieſe ſind bei mir, wie gewoͤhnlich, der ſeelige Hintritt und die Verlaſ¬

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Zitationshilfe: Jean Paul: Flegeljahre. Bd. 1. Tübingen, 1804, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_flegeljahre01_1804/14>, abgerufen am 29.03.2024.