Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.Hoffertig damit/ achten sich selbst vor die schönsten unter allen Menschen / und lachen die weiß gestaltete als Mißgeburt auß. Sie gehen mehrentheils gantz nackend/ außerhalb die mit den Portugiesen einigen Handel treiben/ alwo die Frauen ihre Scham mit einem kattaunen Leinwad bedecken. Das Jagen der wilden Thiere ist ihre tägliche übung/ und seyn darinnen wol erfahren. Ein jedes Dorff hat seinen eigenen König/ dem sie ihren unterthänigen Gehorsam erweisen. Sie führen untereinander grausame langwierige Kriege/ und welche sie von ihrem Feind lebendig gefangen bekommen/ werden zu Sclaven gemacht und verkaufft. Welche aber im Kriege oder Streit geschlagen werden/ denen schneiden sie die Männliche-Glieder ab/ und wer die meisten seinem Könige präsentirt/ derselbe wird vor den großmächtigsten/ und tapffersten Held gehalten und gepriesen. Diese Männliche-Glieder werden alsdann nebst andern geschencken wiederumb so thanen mannhafften Ritter von Könige geschoncken/ welcher sie mit grosser Reverentz wieder annimbt/ und in ein Schnürlein reiget/ und seiner Frauen oder Braut einhändiget/ welche damit ihren Halß außzieret/ und lassen sich düncken / daß sie damit/ viel besser und köstlicher/ als mit Perlen und gülden Ketten versehen und gezieret seyn. Sie wissen sich in ihre Sclaverey oder Dienstbarkeit gar wol zu schicken/ und gedüldig zubezeigen/ sagend/ daß solches ihr Planet so mit bringe/ und daß ihre Freunde dasselbe unrecht wol werden rächen/ und mit solcher Hoffnung trösten sie sich selber. In ihrem Gottes-Dienst leben sie mehrentheils als das Vieh oder wilde Menschen / wie sie auch seyn/ dann sie wissen von keinen Gott/ Abgott/ oder Gottes-Dienst zu sprechen; Wiewohl einige wenige Christen/ und viel Mahumetisten unter ihnen gefunde werden Unter dieser Art Volcks findet man auch/ die vor dem Menschen-Fleisch zu essen gar keinen Abscheu haben/ sondern dasselbe/ so wol/ als die Brasilianer/ vor eine delicate Speise achten/ darum sie auch ihre überwundene Feinde gemeiniglich tödten/ in Stücken zuhawen/ braten und fressen/ und also ihre unsinnige Lüsten büssen. Ihr Handel besteht in Gold/ Elfenbein/ und anderen Dingen/ welche sie gegen Cattaun-Leinwad und andere geringe liederliche Dinge mit den Portugiesen vertauschen. Hoffertig damit/ achten sich selbst vor die schönsten unter allen Menschen / und lachen die weiß gestaltete als Mißgeburt auß. Sie gehen mehrentheils gantz nackend/ außerhalb die mit den Portugiesen einigen Handel treiben/ alwo die Frauen ihre Scham mit einem kattaunen Leinwad bedecken. Das Jagen der wilden Thiere ist ihre tägliche übung/ und seyn darinnen wol erfahren. Ein jedes Dorff hat seinen eigenen König/ dem sie ihren unterthänigen Gehorsam erweisen. Sie führen untereinander grausame langwierige Kriege/ und welche sie von ihrem Feind lebendig gefangen bekommen/ werden zu Sclaven gemacht und verkaufft. Welche aber im Kriege oder Streit geschlagen werden/ denen schneiden sie die Männliche-Glieder ab/ und wer die meisten seinem Könige präsentirt/ derselbe wird vor den großmächtigsten/ und tapffersten Held gehalten und gepriesen. Diese Männliche-Glieder werden alsdann nebst andern geschencken wiederumb so thanen mannhafften Ritter von Könige geschoncken/ welcher sie mit grosser Reverentz wieder annimbt/ und in ein Schnürlein reiget/ und seiner Frauen oder Braut einhändiget/ welche damit ihren Halß außzieret/ und lassen sich düncken / daß sie damit/ viel besser und köstlicher/ als mit Perlen und gülden Ketten versehen und gezieret seyn. Sie wissen sich in ihre Sclaverey oder Dienstbarkeit gar wol zu schicken/ und gedüldig zubezeigen/ sagend/ daß solches ihr Planet so mit bringe/ und daß ihre Freunde dasselbe unrecht wol werden rächen/ und mit solcher Hoffnung trösten sie sich selber. In ihrem Gottes-Dienst leben sie mehrentheils als das Vieh oder wilde Menschen / wie sie auch seyn/ dann sie wissen von keinen Gott/ Abgott/ oder Gottes-Dienst zu sprechen; Wiewohl einige wenige Christen/ und viel Mahumetisten unter ihnen gefundë werden Unter dieser Art Volcks findet man auch/ die vor dem Menschen-Fleisch zu essen gar keinen Abscheu haben/ sondern dasselbe/ so wol/ als die Brasilianer/ vor eine delicate Speise achten/ darum sie auch ihre überwundene Feinde gemeiniglich tödten/ in Stücken zuhawen/ braten und fressen/ und also ihre unsinnige Lüsten büssen. Ihr Handel besteht in Gold/ Elfenbein/ und anderen Dingen/ welche sie gegen Cattaun-Leinwad und andere geringe liederliche Dinge mit den Portugiesen vertauschen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0046" n="34"/> Hoffertig damit/ achten sich selbst vor die schönsten unter allen Menschen / und lachen die weiß gestaltete als Mißgeburt auß.</p> <p>Sie gehen mehrentheils gantz nackend/ außerhalb die mit den Portugiesen einigen Handel treiben/ alwo die Frauen ihre Scham mit einem kattaunen Leinwad bedecken.</p> <p>Das Jagen der wilden Thiere ist ihre tägliche übung/ und seyn darinnen wol erfahren. Ein jedes Dorff hat seinen eigenen König/ dem sie ihren unterthänigen Gehorsam erweisen.</p> <p>Sie führen untereinander grausame langwierige Kriege/ und welche sie von ihrem Feind lebendig gefangen bekommen/ werden zu Sclaven gemacht und verkaufft. Welche aber im Kriege oder Streit geschlagen werden/ denen schneiden sie die Männliche-Glieder ab/ und wer die meisten seinem Könige präsentirt/ derselbe wird vor den großmächtigsten/ und tapffersten Held gehalten und gepriesen. Diese Männliche-Glieder werden alsdann nebst andern geschencken wiederumb so thanen mannhafften Ritter von Könige geschoncken/ welcher sie mit grosser Reverentz wieder annimbt/ und in ein Schnürlein reiget/ und seiner Frauen oder Braut einhändiget/ welche damit ihren Halß außzieret/ und lassen sich düncken / daß sie damit/ viel besser und köstlicher/ als mit Perlen und gülden Ketten versehen und gezieret seyn.</p> <p>Sie wissen sich in ihre Sclaverey oder Dienstbarkeit gar wol zu schicken/ und gedüldig zubezeigen/ sagend/ daß solches ihr Planet so mit bringe/ und daß ihre Freunde dasselbe unrecht wol werden rächen/ und mit solcher Hoffnung trösten sie sich selber.</p> <p>In ihrem Gottes-Dienst leben sie mehrentheils als das Vieh oder wilde Menschen / wie sie auch seyn/ dann sie wissen von keinen Gott/ Abgott/ oder Gottes-Dienst zu sprechen; Wiewohl einige wenige Christen/ und viel Mahumetisten unter ihnen gefundë werden</p> <p>Unter dieser Art Volcks findet man auch/ die vor dem Menschen-Fleisch zu essen gar keinen Abscheu haben/ sondern dasselbe/ so wol/ als die Brasilianer/ vor eine delicate Speise achten/ darum sie auch ihre überwundene Feinde gemeiniglich tödten/ in Stücken zuhawen/ braten und fressen/ und also ihre unsinnige Lüsten büssen.</p> <p>Ihr Handel besteht in Gold/ Elfenbein/ und anderen Dingen/ welche sie gegen Cattaun-Leinwad und andere geringe liederliche Dinge mit den Portugiesen vertauschen.</p> </div> <div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0046]
Hoffertig damit/ achten sich selbst vor die schönsten unter allen Menschen / und lachen die weiß gestaltete als Mißgeburt auß.
Sie gehen mehrentheils gantz nackend/ außerhalb die mit den Portugiesen einigen Handel treiben/ alwo die Frauen ihre Scham mit einem kattaunen Leinwad bedecken.
Das Jagen der wilden Thiere ist ihre tägliche übung/ und seyn darinnen wol erfahren. Ein jedes Dorff hat seinen eigenen König/ dem sie ihren unterthänigen Gehorsam erweisen.
Sie führen untereinander grausame langwierige Kriege/ und welche sie von ihrem Feind lebendig gefangen bekommen/ werden zu Sclaven gemacht und verkaufft. Welche aber im Kriege oder Streit geschlagen werden/ denen schneiden sie die Männliche-Glieder ab/ und wer die meisten seinem Könige präsentirt/ derselbe wird vor den großmächtigsten/ und tapffersten Held gehalten und gepriesen. Diese Männliche-Glieder werden alsdann nebst andern geschencken wiederumb so thanen mannhafften Ritter von Könige geschoncken/ welcher sie mit grosser Reverentz wieder annimbt/ und in ein Schnürlein reiget/ und seiner Frauen oder Braut einhändiget/ welche damit ihren Halß außzieret/ und lassen sich düncken / daß sie damit/ viel besser und köstlicher/ als mit Perlen und gülden Ketten versehen und gezieret seyn.
Sie wissen sich in ihre Sclaverey oder Dienstbarkeit gar wol zu schicken/ und gedüldig zubezeigen/ sagend/ daß solches ihr Planet so mit bringe/ und daß ihre Freunde dasselbe unrecht wol werden rächen/ und mit solcher Hoffnung trösten sie sich selber.
In ihrem Gottes-Dienst leben sie mehrentheils als das Vieh oder wilde Menschen / wie sie auch seyn/ dann sie wissen von keinen Gott/ Abgott/ oder Gottes-Dienst zu sprechen; Wiewohl einige wenige Christen/ und viel Mahumetisten unter ihnen gefundë werden
Unter dieser Art Volcks findet man auch/ die vor dem Menschen-Fleisch zu essen gar keinen Abscheu haben/ sondern dasselbe/ so wol/ als die Brasilianer/ vor eine delicate Speise achten/ darum sie auch ihre überwundene Feinde gemeiniglich tödten/ in Stücken zuhawen/ braten und fressen/ und also ihre unsinnige Lüsten büssen.
Ihr Handel besteht in Gold/ Elfenbein/ und anderen Dingen/ welche sie gegen Cattaun-Leinwad und andere geringe liederliche Dinge mit den Portugiesen vertauschen.
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/46>, abgerufen am 21.02.2025. |