Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
die Lufft/ so werden sie zu Vögel/ und lassen ihnen Tag
und Nacht das Maul nicht stopffen/ vielmehr bescheid
ich mich/ daß auch wohl ein Kayser muß vertragen/ daß
sich eine Schmeiß-Fliege auf sein Conterfait setzt/ umb
des Jupiters Bildniß/ aber selbst die Spinnen ihr Ge-
webe ziehen/ Roß-käffer hingegen vor Syrischen Rosen/
Hornissen vor Ambra und Natabeischen Rauch-Wer-
cke/ stinckende Böcke vor Mosch eine Abscheu tragen/ son-
dern davor/ wie die garstige Raben und Geyer/ sich an
stinckenden Aesern mehr erqvicken/ als an stärckendem
Quitten-Brodte/ und wie einig ungezämte schwangere
Frauen für Ziebeth Eckel/ nach Bibergeil Begier haben/
und nach blutigen Fleisch lüstern/ sage also: facilius
est reprehendere quam imitari,
und mit Hieronymo in
Praef. Esdr. & Nehem. fol. 9. Tom. 4. judicare tantum
de aliis, & ipse nihil facere noverunt.
Uber diß/ man
muß die Schlangen zischen/ die Hunde bellen/ die Stör-
che klappern lassen/ denn sie haben sonst nichts gelernet.
Daher bleibe es bey Ausonii Ausspruch: wem dieses
nicht gefällig ist/ der lese es nicht/ oder wenn er es ge-
lesen/ so vergesse er es wieder/ oder so er es nicht verges-
sen möchte/ so verzeihe er uns. Du aber geneigter
Leser/ wilstu anders eines sanfften Urthei-
les dich auch getrösten/ so richte
also/ wie du selbst wilst ge-
richtet werden.




Erste

Vorrede.
die Lufft/ ſo werden ſie zu Voͤgel/ und laſſen ihnen Tag
und Nacht das Maul nicht ſtopffen/ vielmehr beſcheid
ich mich/ daß auch wohl ein Kayſer muß vertragen/ daß
ſich eine Schmeiß-Fliege auf ſein Conterfait ſetzt/ umb
des Jupiters Bildniß/ aber ſelbſt die Spinnen ihr Ge-
webe ziehen/ Roß-kaͤffer hingegen vor Syriſchen Roſen/
Horniſſen vor Ambra und Natabeiſchen Rauch-Wer-
cke/ ſtinckende Boͤcke vor Moſch eine Abſcheu tragen/ ſon-
dern davor/ wie die garſtige Raben und Geyer/ ſich an
ſtinckenden Aeſern mehr erqvicken/ als an ſtaͤrckendem
Quitten-Brodte/ und wie einig ungezaͤmte ſchwangere
Frauen fuͤr Ziebeth Eckel/ nach Bibergeil Begier haben/
und nach blutigen Fleiſch luͤſtern/ ſage alſo: facilius
eſt reprehendere quam imitari,
und mit Hieronymo in
Præf. Esdr. & Nehem. fol. 9. Tom. 4. judicare tantum
de aliis, & ipſe nihil facere noverunt.
Uber diß/ man
muß die Schlangen ziſchen/ die Hunde bellen/ die Stoͤr-
che klappern laſſen/ deñ ſie haben ſonſt nichts gelernet.
Daher bleibe es bey Auſonii Ausſpruch: wem dieſes
nicht gefaͤllig iſt/ der leſe es nicht/ oder wenn er es ge-
leſen/ ſo vergeſſe er es wieder/ oder ſo er es nicht vergeſ-
ſen moͤchte/ ſo verzeihe er uns. Du aber geneigter
Leſer/ wilſtu anders eines ſanfften Urthei-
les dich auch getroͤſten/ ſo richte
alſo/ wie du ſelbſt wilſt ge-
richtet werden.




Erſte
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0012"/><fw place="top" type="header">Vorrede.</fw><lb/>
die Lufft/ &#x017F;o werden &#x017F;ie zu Vo&#x0364;gel/ und la&#x017F;&#x017F;en ihnen Tag<lb/>
und Nacht das Maul nicht &#x017F;topffen/ vielmehr be&#x017F;cheid<lb/>
ich mich/ daß auch wohl ein Kay&#x017F;er muß vertragen/ daß<lb/>
&#x017F;ich eine Schmeiß-Fliege auf &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Conterfait</hi> &#x017F;etzt/ umb<lb/>
des <hi rendition="#aq">Jupiters</hi> Bildniß/ aber &#x017F;elb&#x017F;t die Spinnen ihr Ge-<lb/>
webe ziehen/ Roß-ka&#x0364;ffer hingegen vor <hi rendition="#aq">Syri</hi>&#x017F;chen Ro&#x017F;en/<lb/>
Horni&#x017F;&#x017F;en vor <hi rendition="#aq">Ambra</hi> und <hi rendition="#aq">Natabei</hi>&#x017F;chen Rauch-Wer-<lb/>
cke/ &#x017F;tinckende Bo&#x0364;cke vor Mo&#x017F;ch eine Ab&#x017F;cheu tragen/ &#x017F;on-<lb/>
dern davor/ wie die gar&#x017F;tige Raben und Geyer/ &#x017F;ich an<lb/>
&#x017F;tinckenden Ae&#x017F;ern mehr erqvicken/ als an &#x017F;ta&#x0364;rckendem<lb/>
Quitten-Brodte/ und wie einig ungeza&#x0364;mte &#x017F;chwangere<lb/>
Frauen fu&#x0364;r Ziebeth Eckel/ nach Bibergeil Begier haben/<lb/>
und nach blutigen Flei&#x017F;ch lu&#x0364;&#x017F;tern/ &#x017F;age al&#x017F;o: <hi rendition="#aq">facilius<lb/>
e&#x017F;t reprehendere quam imitari,</hi> und mit <hi rendition="#aq">Hieronymo in<lb/>
Præf. Esdr. &amp; Nehem. fol. 9. Tom. 4. judicare tantum<lb/>
de aliis, &amp; ip&#x017F;e nihil facere noverunt.</hi> Uber diß/ man<lb/>
muß die Schlangen zi&#x017F;chen/ die Hunde bellen/ die Sto&#x0364;r-<lb/>
che klappern la&#x017F;&#x017F;en/ den&#x0303; &#x017F;ie haben &#x017F;on&#x017F;t nichts gelernet.<lb/>
Daher bleibe es bey <hi rendition="#aq">Au&#x017F;onii</hi> Aus&#x017F;pruch: wem die&#x017F;es<lb/>
nicht gefa&#x0364;llig i&#x017F;t/ der le&#x017F;e es nicht/ oder wenn er es ge-<lb/>
le&#x017F;en/ &#x017F;o verge&#x017F;&#x017F;e er es wieder/ oder &#x017F;o er es nicht verge&#x017F;-<lb/><hi rendition="#c">&#x017F;en mo&#x0364;chte/ &#x017F;o verzeihe er uns. Du aber geneigter<lb/>
Le&#x017F;er/ wil&#x017F;tu anders eines &#x017F;anfften Urthei-<lb/>
les dich auch getro&#x0364;&#x017F;ten/ &#x017F;o richte<lb/>
al&#x017F;o/ wie du &#x017F;elb&#x017F;t wil&#x017F;t ge-<lb/>
richtet werden.</hi></p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;te</hi> </fw>
      </div>
    </front>
    <body><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0012] Vorrede. die Lufft/ ſo werden ſie zu Voͤgel/ und laſſen ihnen Tag und Nacht das Maul nicht ſtopffen/ vielmehr beſcheid ich mich/ daß auch wohl ein Kayſer muß vertragen/ daß ſich eine Schmeiß-Fliege auf ſein Conterfait ſetzt/ umb des Jupiters Bildniß/ aber ſelbſt die Spinnen ihr Ge- webe ziehen/ Roß-kaͤffer hingegen vor Syriſchen Roſen/ Horniſſen vor Ambra und Natabeiſchen Rauch-Wer- cke/ ſtinckende Boͤcke vor Moſch eine Abſcheu tragen/ ſon- dern davor/ wie die garſtige Raben und Geyer/ ſich an ſtinckenden Aeſern mehr erqvicken/ als an ſtaͤrckendem Quitten-Brodte/ und wie einig ungezaͤmte ſchwangere Frauen fuͤr Ziebeth Eckel/ nach Bibergeil Begier haben/ und nach blutigen Fleiſch luͤſtern/ ſage alſo: facilius eſt reprehendere quam imitari, und mit Hieronymo in Præf. Esdr. & Nehem. fol. 9. Tom. 4. judicare tantum de aliis, & ipſe nihil facere noverunt. Uber diß/ man muß die Schlangen ziſchen/ die Hunde bellen/ die Stoͤr- che klappern laſſen/ deñ ſie haben ſonſt nichts gelernet. Daher bleibe es bey Auſonii Ausſpruch: wem dieſes nicht gefaͤllig iſt/ der leſe es nicht/ oder wenn er es ge- leſen/ ſo vergeſſe er es wieder/ oder ſo er es nicht vergeſ- ſen moͤchte/ ſo verzeihe er uns. Du aber geneigter Leſer/ wilſtu anders eines ſanfften Urthei- les dich auch getroͤſten/ ſo richte alſo/ wie du ſelbſt wilſt ge- richtet werden. Erſte

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe von 1704 handelt es sich, um die … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/12
Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/12>, abgerufen am 26.04.2024.