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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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[fremdsprachliches Material - fehlt]
Du sollt nicht tödten.
Exod. 20, 13. Deut. 5, 17.

Das erste Capitel.
Beschaffenheit der rechtschaffenen Liebe des Nächsten.

§. 1.

ADam a ware vor seinem Abfall von GOTT, selbst ein Pa-GOTT
will den
aus dem
glückseeli-
gen Zu-
stand ge-
fallenen
Menschen

radieß seinem Schöpfer, allwo die stille Ewigkeit sich spieg-
lete, allwo Chrystall lautere Bäche einer göttlichen Sanfft-
muth daher strömeten, an deren Ufer die Balsam-Bäum-
lein der himmlischen Lieblichkeit stunden; sein Hertz ware
ein reines Geschirr, daraus die Gaben der ewigen Liebe ausblüheten,
ein heller durchsichtiger See, welchen kein Koth und Sand des irr-
dischen Eigensinns trüb machte b, noch einiger Sturm-Wind der
Leidenschafften erregten, so daß man die eigentliche Gestalt des Him-
mels in Adams Seel sehen könnte.

Nachdem aber der häßige, neidige Mord-Geist durchs Gehör Ein-
gang gefunden c, hat er als ein zorniger hochmüthiger Drach mit sei-
nem gifftigen Hauch alles verderbet, mit höllischem Gifft angesteckt,
und aus seinem unruhigen Abgrund allen Saamen der Bosheit einge-
streut, welchen er beständig auszubrüten, bey jedem Anlaß rege zu machen
und Früchte zum Tod auszugebähren d beschäfftiget ist, Dornen und
Distlen des Neides und Hasses.

§. 2. Nun will GOTT sein uraltes Recht an sein verbündetesdem Teu-
fel nicht
zum Raub
lassen,

Geschöpf gegen dem Teufel als einen boßhafftiglich eingeschlichenen
Raub-Mörder behaupten, und sagt zu einem jeden, den er aus Egy-
pten geführt, aus dem Dienst des höllischen Pharao, von der Obrig-
keit der Finsternuß errettet, durch die Besprengung des Bluts des
erwürgten Lamms e von Anbeginn der Welt, und dessen Bundes
GOTT er in Christo JEsu worden ist: Du sollt nicht tödten,
nicht häßig, neidig seyn.

§. 3. Hier klagt GOTT uns alle als Mörder an; als wann ersondern
helffen

sagte:
a Gen. II.
b Phil. IV. 7.
c Gen. III.
d 1 Petr. V. 8.
e Coloss. III. 5.
R r r r 3

[fremdsprachliches Material – fehlt]
Du ſollt nicht toͤdten.
Exod. 20, 13. Deut. 5, 17.

Das erſte Capitel.
Beſchaffenheit der rechtſchaffenen Liebe des Naͤchſten.

§. 1.

ADam a ware vor ſeinem Abfall von GOTT, ſelbſt ein Pa-GOTT
will den
aus dem
gluͤckſeeli-
gen Zu-
ſtand ge-
fallenen
Menſchen

radieß ſeinem Schoͤpfer, allwo die ſtille Ewigkeit ſich ſpieg-
lete, allwo Chryſtall lautere Baͤche einer goͤttlichen Sanfft-
muth daher ſtroͤmeten, an deren Ufer die Balſam-Baͤum-
lein der himmliſchen Lieblichkeit ſtunden; ſein Hertz ware
ein reines Geſchirr, daraus die Gaben der ewigen Liebe ausbluͤheten,
ein heller durchſichtiger See, welchen kein Koth und Sand des irr-
diſchen Eigenſinns truͤb machte b, noch einiger Sturm-Wind der
Leidenſchafften erregten, ſo daß man die eigentliche Geſtalt des Him-
mels in Adams Seel ſehen koͤnnte.

Nachdem aber der haͤßige, neidige Mord-Geiſt durchs Gehoͤr Ein-
gang gefunden c, hat er als ein zorniger hochmuͤthiger Drach mit ſei-
nem gifftigen Hauch alles verderbet, mit hoͤlliſchem Gifft angeſteckt,
und aus ſeinem unruhigen Abgrund allen Saamen der Bosheit einge-
ſtreut, welchen er beſtaͤndig auszubruͤten, bey jedem Anlaß rege zu machen
und Fruͤchte zum Tod auszugebaͤhren d beſchaͤfftiget iſt, Dornen und
Diſtlen des Neides und Haſſes.

§. 2. Nun will GOTT ſein uraltes Recht an ſein verbuͤndetesdem Teu-
fel nicht
zum Raub
laſſen,

Geſchoͤpf gegen dem Teufel als einen boßhafftiglich eingeſchlichenen
Raub-Moͤrder behaupten, und ſagt zu einem jeden, den er aus Egy-
pten gefuͤhrt, aus dem Dienſt des hoͤlliſchen Pharao, von der Obrig-
keit der Finſternuß errettet, durch die Beſprengung des Bluts des
erwuͤrgten Lamms e von Anbeginn der Welt, und deſſen Bundes
GOTT er in Chriſto JEſu worden iſt: Du ſollt nicht toͤdten,
nicht haͤßig, neidig ſeyn.

§. 3. Hier klagt GOTT uns alle als Moͤrder an; als wann erſondern
helffen

ſagte:
a Gen. II.
b Phil. IV. 7.
c Gen. III.
d 1 Petr. V. 8.
e Coloſſ. III. 5.
R r r r 3
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[685/0781] _ Du ſollt nicht toͤdten. Exod. 20, 13. Deut. 5, 17. Das erſte Capitel. Beſchaffenheit der rechtſchaffenen Liebe des Naͤchſten. §. 1. ADam a ware vor ſeinem Abfall von GOTT, ſelbſt ein Pa- radieß ſeinem Schoͤpfer, allwo die ſtille Ewigkeit ſich ſpieg- lete, allwo Chryſtall lautere Baͤche einer goͤttlichen Sanfft- muth daher ſtroͤmeten, an deren Ufer die Balſam-Baͤum- lein der himmliſchen Lieblichkeit ſtunden; ſein Hertz ware ein reines Geſchirr, daraus die Gaben der ewigen Liebe ausbluͤheten, ein heller durchſichtiger See, welchen kein Koth und Sand des irr- diſchen Eigenſinns truͤb machte b, noch einiger Sturm-Wind der Leidenſchafften erregten, ſo daß man die eigentliche Geſtalt des Him- mels in Adams Seel ſehen koͤnnte. GOTT will den aus dem gluͤckſeeli- gen Zu- ſtand ge- fallenen Menſchen Nachdem aber der haͤßige, neidige Mord-Geiſt durchs Gehoͤr Ein- gang gefunden c, hat er als ein zorniger hochmuͤthiger Drach mit ſei- nem gifftigen Hauch alles verderbet, mit hoͤlliſchem Gifft angeſteckt, und aus ſeinem unruhigen Abgrund allen Saamen der Bosheit einge- ſtreut, welchen er beſtaͤndig auszubruͤten, bey jedem Anlaß rege zu machen und Fruͤchte zum Tod auszugebaͤhren d beſchaͤfftiget iſt, Dornen und Diſtlen des Neides und Haſſes. §. 2. Nun will GOTT ſein uraltes Recht an ſein verbuͤndetes Geſchoͤpf gegen dem Teufel als einen boßhafftiglich eingeſchlichenen Raub-Moͤrder behaupten, und ſagt zu einem jeden, den er aus Egy- pten gefuͤhrt, aus dem Dienſt des hoͤlliſchen Pharao, von der Obrig- keit der Finſternuß errettet, durch die Beſprengung des Bluts des erwuͤrgten Lamms e von Anbeginn der Welt, und deſſen Bundes GOTT er in Chriſto JEſu worden iſt: Du ſollt nicht toͤdten, nicht haͤßig, neidig ſeyn. dem Teu- fel nicht zum Raub laſſen, §. 3. Hier klagt GOTT uns alle als Moͤrder an; als wann er ſagte: ſondern helffen a Gen. II. b Phil. IV. 7. c Gen. III. d 1 Petr. V. 8. e Coloſſ. III. 5. R r r r 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/781>, abgerufen am 21.11.2024.