Dieses letztere Postulatum leget zu der Bestim- mung der Grade der Dichtigkeit den Grund, weil der kleinere Raum, den das Solide ganz ausfüllet, zu dem Größern, den eben das Solide nicht ganz ausfüllet, die Verhältniß hat, wie die Dichtigkeit in dem größern Raume zu der absoluten Dichtigkeit in dem kleinern. Wir merken hier wegen des zu Ende des §. 78. gesagten, gelegentlich an, daß die Dichtigkeit, an sich betrachtet, eine Einheit von der- jenigen Art ist, die nicht größer seyn kann, aber Brüche admittirt, so klein man will. Hingegen ist die Dünnigkeit (Raritas) eine Einheit, die keine Brüche admittirt, dagegen aber vielfach genommen werden kann, so viel mal man will.
§. 90.
Da ich in dem ersten der angeführten Grundsätze jedem Solidem eine Ausdehnung zugebe, so klein man sie auch gedenken will, so werden die, welche die Leibnitzischen Monaden annehmen, und so auch die, welche bey der unendlichen Theilbarkeit der Ma- terie Schwierigkeiten finden, damit nicht so unbe- dingt einig seyn. Jn Ansehung der erstern beziehe ich mich schlechthin auf das (§. 43. 44.) gesagte, weil hier von der materiellen Solidität die Rede ist. Denn von der Geisterwelt haben wir keine unmittel- bare einfache Begriffe, was Geister für Substanzen sind. Dieses muß erst durch Schlüsse heraus ge- bracht werden, dazu uns Wörter und Zeichen aller- dings behülflich sind, (§. 9.). Jn dieser Absicht werde ich zuweilen das Wort Solidität, auch so weit ausgedehnet gebrauchen, daß es nebst dem Materiel- len auch die Substanzen der Geisterwelt begreift.
Dieses
E 3
und Forderungen der Grundlehre.
§. 89.
Dieſes letztere Poſtulatum leget zu der Beſtim- mung der Grade der Dichtigkeit den Grund, weil der kleinere Raum, den das Solide ganz ausfuͤllet, zu dem Groͤßern, den eben das Solide nicht ganz ausfuͤllet, die Verhaͤltniß hat, wie die Dichtigkeit in dem groͤßern Raume zu der abſoluten Dichtigkeit in dem kleinern. Wir merken hier wegen des zu Ende des §. 78. geſagten, gelegentlich an, daß die Dichtigkeit, an ſich betrachtet, eine Einheit von der- jenigen Art iſt, die nicht groͤßer ſeyn kann, aber Bruͤche admittirt, ſo klein man will. Hingegen iſt die Duͤnnigkeit (Raritas) eine Einheit, die keine Bruͤche admittirt, dagegen aber vielfach genommen werden kann, ſo viel mal man will.
§. 90.
Da ich in dem erſten der angefuͤhrten Grundſaͤtze jedem Solidem eine Ausdehnung zugebe, ſo klein man ſie auch gedenken will, ſo werden die, welche die Leibnitziſchen Monaden annehmen, und ſo auch die, welche bey der unendlichen Theilbarkeit der Ma- terie Schwierigkeiten finden, damit nicht ſo unbe- dingt einig ſeyn. Jn Anſehung der erſtern beziehe ich mich ſchlechthin auf das (§. 43. 44.) geſagte, weil hier von der materiellen Soliditaͤt die Rede iſt. Denn von der Geiſterwelt haben wir keine unmittel- bare einfache Begriffe, was Geiſter fuͤr Subſtanzen ſind. Dieſes muß erſt durch Schluͤſſe heraus ge- bracht werden, dazu uns Woͤrter und Zeichen aller- dings behuͤlflich ſind, (§. 9.). Jn dieſer Abſicht werde ich zuweilen das Wort Soliditaͤt, auch ſo weit ausgedehnet gebrauchen, daß es nebſt dem Materiel- len auch die Subſtanzen der Geiſterwelt begreift.
Dieſes
E 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0105"n="69"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und Forderungen der Grundlehre.</hi></fw><lb/><divn="3"><head>§. 89.</head><lb/><p>Dieſes letztere <hirendition="#aq">Poſtulatum</hi> leget zu der Beſtim-<lb/>
mung der Grade der Dichtigkeit den Grund, weil<lb/>
der kleinere Raum, den das Solide ganz ausfuͤllet,<lb/>
zu dem Groͤßern, den eben das Solide nicht ganz<lb/>
ausfuͤllet, die Verhaͤltniß hat, wie die Dichtigkeit<lb/>
in dem groͤßern Raume zu der abſoluten Dichtigkeit<lb/>
in dem kleinern. Wir merken hier wegen des zu<lb/>
Ende des §. 78. geſagten, gelegentlich an, daß die<lb/>
Dichtigkeit, an ſich betrachtet, eine Einheit von der-<lb/>
jenigen Art iſt, die nicht groͤßer ſeyn kann, aber<lb/>
Bruͤche admittirt, ſo klein man will. Hingegen iſt<lb/>
die <hirendition="#fr">Duͤnnigkeit</hi> (<hirendition="#aq">Raritas</hi>) eine Einheit, die keine<lb/>
Bruͤche admittirt, dagegen aber vielfach genommen<lb/>
werden kann, ſo viel mal man will.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 90.</head><lb/><p>Da ich in dem erſten der angefuͤhrten Grundſaͤtze<lb/>
jedem Solidem eine Ausdehnung zugebe, ſo klein<lb/>
man ſie auch gedenken will, ſo werden die, welche die<lb/><hirendition="#fr">Leibnitziſchen</hi> Monaden annehmen, und ſo auch<lb/>
die, welche bey der unendlichen Theilbarkeit der Ma-<lb/>
terie Schwierigkeiten finden, damit nicht ſo unbe-<lb/>
dingt einig ſeyn. Jn Anſehung der erſtern beziehe<lb/>
ich mich ſchlechthin auf das (§. 43. 44.) geſagte, weil<lb/>
hier von der materiellen Soliditaͤt die Rede iſt.<lb/>
Denn von der Geiſterwelt haben wir keine unmittel-<lb/>
bare einfache Begriffe, was Geiſter fuͤr Subſtanzen<lb/>ſind. Dieſes muß erſt durch Schluͤſſe heraus ge-<lb/>
bracht werden, dazu uns Woͤrter und Zeichen aller-<lb/>
dings behuͤlflich ſind, (§. 9.). Jn dieſer Abſicht<lb/>
werde ich zuweilen das Wort Soliditaͤt, auch ſo weit<lb/>
ausgedehnet gebrauchen, daß es nebſt dem Materiel-<lb/>
len auch die Subſtanzen der Geiſterwelt begreift.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Dieſes</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[69/0105]
und Forderungen der Grundlehre.
§. 89.
Dieſes letztere Poſtulatum leget zu der Beſtim-
mung der Grade der Dichtigkeit den Grund, weil
der kleinere Raum, den das Solide ganz ausfuͤllet,
zu dem Groͤßern, den eben das Solide nicht ganz
ausfuͤllet, die Verhaͤltniß hat, wie die Dichtigkeit
in dem groͤßern Raume zu der abſoluten Dichtigkeit
in dem kleinern. Wir merken hier wegen des zu
Ende des §. 78. geſagten, gelegentlich an, daß die
Dichtigkeit, an ſich betrachtet, eine Einheit von der-
jenigen Art iſt, die nicht groͤßer ſeyn kann, aber
Bruͤche admittirt, ſo klein man will. Hingegen iſt
die Duͤnnigkeit (Raritas) eine Einheit, die keine
Bruͤche admittirt, dagegen aber vielfach genommen
werden kann, ſo viel mal man will.
§. 90.
Da ich in dem erſten der angefuͤhrten Grundſaͤtze
jedem Solidem eine Ausdehnung zugebe, ſo klein
man ſie auch gedenken will, ſo werden die, welche die
Leibnitziſchen Monaden annehmen, und ſo auch
die, welche bey der unendlichen Theilbarkeit der Ma-
terie Schwierigkeiten finden, damit nicht ſo unbe-
dingt einig ſeyn. Jn Anſehung der erſtern beziehe
ich mich ſchlechthin auf das (§. 43. 44.) geſagte, weil
hier von der materiellen Soliditaͤt die Rede iſt.
Denn von der Geiſterwelt haben wir keine unmittel-
bare einfache Begriffe, was Geiſter fuͤr Subſtanzen
ſind. Dieſes muß erſt durch Schluͤſſe heraus ge-
bracht werden, dazu uns Woͤrter und Zeichen aller-
dings behuͤlflich ſind, (§. 9.). Jn dieſer Abſicht
werde ich zuweilen das Wort Soliditaͤt, auch ſo weit
ausgedehnet gebrauchen, daß es nebſt dem Materiel-
len auch die Subſtanzen der Geiſterwelt begreift.
Dieſes
E 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/105>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.