Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.III. Hauptstück. Erste Grundsätze Dieses muß sodann, wo ich es nicht ausdrücklich an-merke, aus dem Zusammenhange und Verstande der Rede bestimmet werden. Jn Ansehung der Theil- barkeit der Materie ist hier der Ort noch nicht, diese zu untersuchen. Jch kann daher nur beyläufig an- merken, daß wer die Möglichkeit der Vernichtung und der Schöpfung aus Nichts zugiebt, an der wirklich unendlichen Theilbarkeit der Materie keine so große Schwierigkeit finden wird, wenn der Be- griff der Zeit sich dabey nicht einmenget, oder unfüg- lich angebracht wird. §. 91. Eine andere Frage aber, die hiebey vorkömmt, tem
III. Hauptſtuͤck. Erſte Grundſaͤtze Dieſes muß ſodann, wo ich es nicht ausdruͤcklich an-merke, aus dem Zuſammenhange und Verſtande der Rede beſtimmet werden. Jn Anſehung der Theil- barkeit der Materie iſt hier der Ort noch nicht, dieſe zu unterſuchen. Jch kann daher nur beylaͤufig an- merken, daß wer die Moͤglichkeit der Vernichtung und der Schoͤpfung aus Nichts zugiebt, an der wirklich unendlichen Theilbarkeit der Materie keine ſo große Schwierigkeit finden wird, wenn der Be- griff der Zeit ſich dabey nicht einmenget, oder unfuͤg- lich angebracht wird. §. 91. Eine andere Frage aber, die hiebey vorkoͤmmt, tem
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III. Hauptſtuͤck. Erſte Grundſaͤtze
Dieſes muß ſodann, wo ich es nicht ausdruͤcklich an-
merke, aus dem Zuſammenhange und Verſtande der
Rede beſtimmet werden. Jn Anſehung der Theil-
barkeit der Materie iſt hier der Ort noch nicht, dieſe
zu unterſuchen. Jch kann daher nur beylaͤufig an-
merken, daß wer die Moͤglichkeit der Vernichtung
und der Schoͤpfung aus Nichts zugiebt, an der
wirklich unendlichen Theilbarkeit der Materie keine
ſo große Schwierigkeit finden wird, wenn der Be-
griff der Zeit ſich dabey nicht einmenget, oder unfuͤg-
lich angebracht wird.
§. 91.
Eine andere Frage aber, die hiebey vorkoͤmmt,
iſt dieſe: Ob ein ganz ausgefuͤllter Raum nicht noch
intenſiue mehr ausgefuͤllet, oder das Solide, das
ihn ausfuͤllet, in einen noch kleinern Raum gebracht
werden koͤnne, oder ob alles Solide in ſich gleich
dichte, und in dieſer Abſicht eine abſolute und unver-
aͤnderliche Einheit ſey? Dieſe Fragen betreffen den
zweyten, vierten und fuͤnften Grundſatz, welche ſich
auf den bekannten und auch in der Mechanic ange-
nommenen Begriff der Undurchdringbarkeit der
Materie gruͤnden. Deſſen unerachtet aber koͤnnen
dieſe Fragen dennoch dabey vorkommen. Wir ha-
ben den Begriff der Soliditaͤt durch das Gefuͤhl, und
dieſes giebt uns die innere Unterſchiede deſſelben nicht
an. Jn dem Begriffe den wir davon haben, ſcheint
auch keine Unmoͤglichkeit zu liegen, daß das Solide
nicht verſchiedene Grade der innern Dichtigkeit ha-
ben koͤnne. Dadurch wuͤrden die angefuͤhrten Grund-
ſaͤtze in ſo weit geaͤndert, daß die Soliditaͤt keine ab-
ſolute und unveraͤnderliche Einheit waͤre, daß ein
ganz ausgefuͤllter Raum mit mehr oder minder dich-
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