Charlatan das Feld räumen will; daß er oft Na¬ tur, Bescheidenheit, Einfalt und Würde der Mode und dem Vorurtheile aufzuopfern, sich mit falschem Glanze auszurüsten, sich zum Wind¬ beutel und Spaßmacher zu erniedrigen gezwun¬ gen ist, um zu gefallen und Brod zu finden.
8.
Nun noch ein Wort zur Warnung für den Jüngling, in Betracht der Künstler, besonders der Schauspieler, von gemeiner Art! Ich habe vorhin gesagt, daß der vertrauete Umgang mit den Mehrsten derselben, von Seiten ihrer Kenntnisse, ihres sitlichen Lebens und ihrer öko¬ nomischen Umstände, für Kopf, Herz und Geld¬ beutel nicht sehr vortheilhaft seyn könne; allein noch in andern Rücksichten muß ich Vorsicht em¬ pfehlen. Wenn man aber weiß, welch ein war¬ mer Verehrer der schönen Künste ich selbst bin; so wird man mir wohl nicht Schuld geben, daß es aus Vorurtheil oder Kälte geschehe, wenn ich dem Jünglinge rathe, mäßig im Genusse der schönen Künste, mäßig im Genusse des Um¬ gangs mit der gefälligen Musen und deren Prie¬ stern zu seyn. Music, Poesie, Schauspielkunst,
Tanz
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Charlatan das Feld raͤumen will; daß er oft Na¬ tur, Beſcheidenheit, Einfalt und Wuͤrde der Mode und dem Vorurtheile aufzuopfern, ſich mit falſchem Glanze auszuruͤſten, ſich zum Wind¬ beutel und Spaßmacher zu erniedrigen gezwun¬ gen iſt, um zu gefallen und Brod zu finden.
8.
Nun noch ein Wort zur Warnung fuͤr den Juͤngling, in Betracht der Kuͤnſtler, beſonders der Schauſpieler, von gemeiner Art! Ich habe vorhin geſagt, daß der vertrauete Umgang mit den Mehrſten derſelben, von Seiten ihrer Kenntniſſe, ihres ſitlichen Lebens und ihrer oͤko¬ nomiſchen Umſtaͤnde, fuͤr Kopf, Herz und Geld¬ beutel nicht ſehr vortheilhaft ſeyn koͤnne; allein noch in andern Ruͤckſichten muß ich Vorſicht em¬ pfehlen. Wenn man aber weiß, welch ein war¬ mer Verehrer der ſchoͤnen Kuͤnſte ich ſelbſt bin; ſo wird man mir wohl nicht Schuld geben, daß es aus Vorurtheil oder Kaͤlte geſchehe, wenn ich dem Juͤnglinge rathe, maͤßig im Genuſſe der ſchoͤnen Kuͤnſte, maͤßig im Genuſſe des Um¬ gangs mit der gefaͤlligen Muſen und deren Prie¬ ſtern zu ſeyn. Muſic, Poeſie, Schauſpielkunſt,
Tanz
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Charlatan das Feld raͤumen will; daß er oft Na¬
tur, Beſcheidenheit, Einfalt und Wuͤrde der
Mode und dem Vorurtheile aufzuopfern, ſich
mit falſchem Glanze auszuruͤſten, ſich zum Wind¬
beutel und Spaßmacher zu erniedrigen gezwun¬
gen iſt, um zu gefallen und Brod zu finden.
8.
Nun noch ein Wort zur Warnung fuͤr den
Juͤngling, in Betracht der Kuͤnſtler, beſonders
der Schauſpieler, von gemeiner Art! Ich habe
vorhin geſagt, daß der vertrauete Umgang mit
den Mehrſten derſelben, von Seiten ihrer
Kenntniſſe, ihres ſitlichen Lebens und ihrer oͤko¬
nomiſchen Umſtaͤnde, fuͤr Kopf, Herz und Geld¬
beutel nicht ſehr vortheilhaft ſeyn koͤnne; allein
noch in andern Ruͤckſichten muß ich Vorſicht em¬
pfehlen. Wenn man aber weiß, welch ein war¬
mer Verehrer der ſchoͤnen Kuͤnſte ich ſelbſt bin;
ſo wird man mir wohl nicht Schuld geben, daß
es aus Vorurtheil oder Kaͤlte geſchehe, wenn
ich dem Juͤnglinge rathe, maͤßig im Genuſſe
der ſchoͤnen Kuͤnſte, maͤßig im Genuſſe des Um¬
gangs mit der gefaͤlligen Muſen und deren Prie¬
ſtern zu ſeyn. Muſic, Poeſie, Schauſpielkunſt,
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/109>, abgerufen am 03.12.2024.
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