Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptst.
Erläuterung der cosmologischen Idee einer Freiheit in Verbindung mit der allgemeinen Naturnothwendigkeit.
Ich habe gut gefunden, zuerst den Schattenriß der Auflösung unseres transscendentalen Problems zu entwer- fen, damit man den Gang der Vernunft in Auflösung des- selben dadurch besser übersehen möge. Jezt wollen wir die Momente ihrer Entscheidung, auf die es eigentlich an- kömt, aus einander setzen und iedes besonders in Erwä- gung ziehen.
Das Naturgesetz: daß alles, was geschieht, eine Ursache habe, daß die Caussalität dieser Ursache, d. i. die Handlung, da sie in der Zeit vorhergeht und in Be- tracht einer Wirkung, die da entstanden, selbst nicht immer gewesen seyn kan, sondern geschehen seyn muß, auch ihre Ursache unter den Erscheinungen habe, dadurch sie bestimt wird und daß folglich alle Begebenheiten in einer Natur- ordnung empirisch bestimt sind, dieses Gesetz, durch wel- ches Erscheinungen allererst eine Natur ausmachen und Gegenstände einer Erfahrung abgeben können, ist ein Ver- standesgesetz, von welchem es unter keinem Vorwande er- laubt ist abzugehen, oder irgend eine Erscheinung davon aus- zunehmen; weil man sie sonst ausserhalb aller möglichen Er- fahrung setzen, dadurch aber von allen Gegenständen mög-
licher
Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptſt.
Erlaͤuterung der cosmologiſchen Idee einer Freiheit in Verbindung mit der allgemeinen Naturnothwendigkeit.
Ich habe gut gefunden, zuerſt den Schattenriß der Aufloͤſung unſeres transſcendentalen Problems zu entwer- fen, damit man den Gang der Vernunft in Aufloͤſung deſ- ſelben dadurch beſſer uͤberſehen moͤge. Jezt wollen wir die Momente ihrer Entſcheidung, auf die es eigentlich an- koͤmt, aus einander ſetzen und iedes beſonders in Erwaͤ- gung ziehen.
Das Naturgeſetz: daß alles, was geſchieht, eine Urſache habe, daß die Cauſſalitaͤt dieſer Urſache, d. i. die Handlung, da ſie in der Zeit vorhergeht und in Be- tracht einer Wirkung, die da entſtanden, ſelbſt nicht immer geweſen ſeyn kan, ſondern geſchehen ſeyn muß, auch ihre Urſache unter den Erſcheinungen habe, dadurch ſie beſtimt wird und daß folglich alle Begebenheiten in einer Natur- ordnung empiriſch beſtimt ſind, dieſes Geſetz, durch wel- ches Erſcheinungen allererſt eine Natur ausmachen und Gegenſtaͤnde einer Erfahrung abgeben koͤnnen, iſt ein Ver- ſtandesgeſetz, von welchem es unter keinem Vorwande er- laubt iſt abzugehen, oder irgend eine Erſcheinung davon aus- zunehmen; weil man ſie ſonſt auſſerhalb aller moͤglichen Er- fahrung ſetzen, dadurch aber von allen Gegenſtaͤnden moͤg-
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Elementarl. II. Th. II. Abth. II. Buch. II. Hauptſt.
Erlaͤuterung
der cosmologiſchen Idee einer Freiheit
in Verbindung mit der allgemeinen
Naturnothwendigkeit.
Ich habe gut gefunden, zuerſt den Schattenriß der
Aufloͤſung unſeres transſcendentalen Problems zu entwer-
fen, damit man den Gang der Vernunft in Aufloͤſung deſ-
ſelben dadurch beſſer uͤberſehen moͤge. Jezt wollen wir
die Momente ihrer Entſcheidung, auf die es eigentlich an-
koͤmt, aus einander ſetzen und iedes beſonders in Erwaͤ-
gung ziehen.
Das Naturgeſetz: daß alles, was geſchieht, eine
Urſache habe, daß die Cauſſalitaͤt dieſer Urſache, d. i.
die Handlung, da ſie in der Zeit vorhergeht und in Be-
tracht einer Wirkung, die da entſtanden, ſelbſt nicht immer
geweſen ſeyn kan, ſondern geſchehen ſeyn muß, auch ihre
Urſache unter den Erſcheinungen habe, dadurch ſie beſtimt
wird und daß folglich alle Begebenheiten in einer Natur-
ordnung empiriſch beſtimt ſind, dieſes Geſetz, durch wel-
ches Erſcheinungen allererſt eine Natur ausmachen und
Gegenſtaͤnde einer Erfahrung abgeben koͤnnen, iſt ein Ver-
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/572>, abgerufen am 21.12.2024.
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