Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.

Bild:
<< vorherige Seite

An diesen Aufsätzen wird sich die Zensur weniger stoßen als an
meinem letzten (Orient und Occident), woraus sie gerade die zwei
besten Absätze ausstrich.

Ich danke für Ihre Bezahlung der Daemmerungen; und für
den Druck in Jena, wo Zensur und Druck gut sind, nämlich jene5
keine Fehler voraussetzt, dieser keine hineinsetzt oder doch wenige.
Was sagen denn bei Ihnen die 2 Gegenpartheien zu den Daemme-
rungen?
Wer jetzt die Wahrheit liebt und schreibt, macht sich
gegenseitige Feinde selber zu Feinden.

Grüssen Sie doch recht herzlich von mir, wenn es Sie nicht zu10
viel Dinte, d. h. Zeit kostet, meinen Wangenheim in Stuttgart.

Die Morgenblatts-Berechnung verschieben Sie bis mein Auf-
satz dazu gekommen ist; wiewol sie durch Ihr allzeitfertiges Be-
zahlen nur sehr klein sein kann.

Profess. Matthiae aus Frankfurt schrieb mir, daß wirklich ein15
"hochachtungswerther Mann" die Papiere des Oberförsters Wolf
zu dessen Vortheil geordnet und bearbeitet und daß er dessen
2ten Theil liegen lasse u. s. w. Keine Wolthat für Einen ent-
schuldigt eine Uebelthat am Ganzen. Ich schwieg und schweige;
und so werde der Kadaver begraben.20

Nach dem Empfange des Aufsatzes bitt' ich Sie sehr, mir zu
schreiben. Der Himmel lohne und segne Ihre Unermüdlichkeit mit
einem frohen Jahre!

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
25
205. An Emanuel.

Guten Morgen! Hier wieder Briefe aus dem Hamburg, die
ich Sie dann Otto zu geben bitte. Er kann zum vorgeschlagnen
"Museum" auch beitragen.30

206. An Emanuel.

Guten Morgen! Ich danke für Ihr Blättchen. Aber die Ham-
burger
dürfen schon an sich denken, da niemand so viel im Kriege
und Frieden gelitten als sie, wie die vielen, ihnen sonst so ungewöhn-35
lichen Bankerute beweisen.

An dieſen Aufſätzen wird ſich die Zenſur weniger ſtoßen als an
meinem letzten (Orient und Occident), woraus ſie gerade die zwei
beſten Abſätze ausſtrich.

Ich danke für Ihre Bezahlung der Daemmerungen; und für
den Druck in Jena, wo Zenſur und Druck gut ſind, nämlich jene5
keine Fehler vorausſetzt, dieſer keine hineinſetzt oder doch wenige.
Was ſagen denn bei Ihnen die 2 Gegenpartheien zu den Daemme-
rungen?
Wer jetzt die Wahrheit liebt und ſchreibt, macht ſich
gegenſeitige Feinde ſelber zu Feinden.

Grüſſen Sie doch recht herzlich von mir, wenn es Sie nicht zu10
viel Dinte, d. h. Zeit koſtet, meinen Wangenheim in Stuttgart.

Die Morgenblatts-Berechnung verſchieben Sie bis mein Auf-
ſatz dazu gekommen iſt; wiewol ſie durch Ihr allzeitfertiges Be-
zahlen nur ſehr klein ſein kann.

Profeſſ. Matthiae aus Frankfurt ſchrieb mir, daß wirklich ein15
„hochachtungswerther Mann“ die Papiere des Oberförſters Wolf
zu deſſen Vortheil geordnet und bearbeitet und daß er deſſen
2ten Theil liegen laſſe u. ſ. w. Keine Wolthat für Einen ent-
ſchuldigt eine Uebelthat am Ganzen. Ich ſchwieg und ſchweige;
und ſo werde der Kadaver begraben.20

Nach dem Empfange des Aufſatzes bitt’ ich Sie ſehr, mir zu
ſchreiben. Der Himmel lohne und ſegne Ihre Unermüdlichkeit mit
einem frohen Jahre!

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
25
205. An Emanuel.

Guten Morgen! Hier wieder Briefe aus dem Hamburg, die
ich Sie dann Otto zu geben bitte. Er kann zum vorgeſchlagnen
„Muſeum“ auch beitragen.30

206. An Emanuel.

Guten Morgen! Ich danke für Ihr Blättchen. Aber die Ham-
burger
dürfen ſchon an ſich denken, da niemand ſo viel im Kriege
und Frieden gelitten als ſie, wie die vielen, ihnen ſonſt ſo ungewöhn-35
lichen Bankerute beweiſen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <pb facs="#f0089" n="76"/>
        <p>An die&#x017F;en Auf&#x017F;ätzen wird &#x017F;ich die Zen&#x017F;ur weniger &#x017F;toßen als an<lb/>
meinem letzten (Orient und Occident), woraus &#x017F;ie gerade die zwei<lb/>
be&#x017F;ten Ab&#x017F;ätze aus&#x017F;trich.</p><lb/>
        <p>Ich danke für Ihre Bezahlung der <hi rendition="#aq">Daemmerungen;</hi> und für<lb/>
den Druck in <hi rendition="#aq">Jena,</hi> wo Zen&#x017F;ur und Druck gut &#x017F;ind, nämlich jene<lb n="5"/>
keine Fehler voraus&#x017F;etzt, die&#x017F;er keine hinein&#x017F;etzt oder doch wenige.<lb/>
Was &#x017F;agen denn bei Ihnen die 2 Gegenpartheien zu den <hi rendition="#aq">Daemme-<lb/>
rungen?</hi> Wer jetzt die Wahrheit liebt und &#x017F;chreibt, macht &#x017F;ich<lb/>
gegen&#x017F;eitige Feinde &#x017F;elber zu Feinden.</p><lb/>
        <p>Grü&#x017F;&#x017F;en Sie doch recht herzlich von mir, wenn es Sie nicht zu<lb n="10"/>
viel Dinte, d. h. Zeit ko&#x017F;tet, meinen <hi rendition="#aq">Wangenheim</hi> in <hi rendition="#aq">Stuttgart.</hi></p><lb/>
        <p>Die <hi rendition="#aq">Morgenblatts</hi>-Berechnung ver&#x017F;chieben Sie bis mein Auf-<lb/>
&#x017F;atz dazu gekommen i&#x017F;t; wiewol &#x017F;ie durch Ihr allzeitfertiges Be-<lb/>
zahlen nur &#x017F;ehr klein &#x017F;ein kann.</p><lb/>
        <p>Profe&#x017F;&#x017F;. <hi rendition="#aq">Matthiae</hi> aus Frankfurt &#x017F;chrieb mir, daß wirklich ein<lb n="15"/>
&#x201E;hochachtungswerther Mann&#x201C; die Papiere des Oberför&#x017F;ters <hi rendition="#aq">Wolf</hi><lb/>
zu de&#x017F;&#x017F;en Vortheil geordnet und bearbeitet und daß er de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
2<hi rendition="#sup">ten</hi> Theil liegen la&#x017F;&#x017F;e u. &#x017F;. w. Keine Wolthat für Einen ent-<lb/>
&#x017F;chuldigt eine Uebelthat am Ganzen. Ich &#x017F;chwieg und &#x017F;chweige;<lb/>
und &#x017F;o werde der Kadaver begraben.<lb n="20"/>
</p>
        <p>Nach dem Empfange des Auf&#x017F;atzes bitt&#x2019; ich Sie &#x017F;ehr, mir zu<lb/>
&#x017F;chreiben. Der Himmel lohne und &#x017F;egne Ihre Unermüdlichkeit mit<lb/>
einem frohen Jahre!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/>
Jean Paul Fr. Richter</hi> <lb n="25"/>
          </salute>
        </closer>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>205. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 18. Dez. 1809]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen! Hier wieder Briefe aus dem <hi rendition="#aq">Hamburg</hi>, die<lb/>
ich Sie dann <hi rendition="#aq">Otto</hi> zu geben bitte. Er kann zum vorge&#x017F;chlagnen<lb/>
&#x201E;Mu&#x017F;eum&#x201C; auch beitragen.<lb n="30"/>
</p>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>206. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 19. Dez. 1809]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen! Ich danke für Ihr Blättchen. Aber die <hi rendition="#aq">Ham-<lb/>
burger</hi> dürfen &#x017F;chon an &#x017F;ich denken, da niemand &#x017F;o viel im Kriege<lb/>
und Frieden gelitten als &#x017F;ie, wie die vielen, ihnen &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o ungewöhn-<lb n="35"/>
lichen Bankerute bewei&#x017F;en.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0089] An dieſen Aufſätzen wird ſich die Zenſur weniger ſtoßen als an meinem letzten (Orient und Occident), woraus ſie gerade die zwei beſten Abſätze ausſtrich. Ich danke für Ihre Bezahlung der Daemmerungen; und für den Druck in Jena, wo Zenſur und Druck gut ſind, nämlich jene 5 keine Fehler vorausſetzt, dieſer keine hineinſetzt oder doch wenige. Was ſagen denn bei Ihnen die 2 Gegenpartheien zu den Daemme- rungen? Wer jetzt die Wahrheit liebt und ſchreibt, macht ſich gegenſeitige Feinde ſelber zu Feinden. Grüſſen Sie doch recht herzlich von mir, wenn es Sie nicht zu 10 viel Dinte, d. h. Zeit koſtet, meinen Wangenheim in Stuttgart. Die Morgenblatts-Berechnung verſchieben Sie bis mein Auf- ſatz dazu gekommen iſt; wiewol ſie durch Ihr allzeitfertiges Be- zahlen nur ſehr klein ſein kann. Profeſſ. Matthiae aus Frankfurt ſchrieb mir, daß wirklich ein 15 „hochachtungswerther Mann“ die Papiere des Oberförſters Wolf zu deſſen Vortheil geordnet und bearbeitet und daß er deſſen 2ten Theil liegen laſſe u. ſ. w. Keine Wolthat für Einen ent- ſchuldigt eine Uebelthat am Ganzen. Ich ſchwieg und ſchweige; und ſo werde der Kadaver begraben. 20 Nach dem Empfange des Aufſatzes bitt’ ich Sie ſehr, mir zu ſchreiben. Der Himmel lohne und ſegne Ihre Unermüdlichkeit mit einem frohen Jahre! Ihr Jean Paul Fr. Richter 25 205. An Emanuel. [Bayreuth, 18. Dez. 1809] Guten Morgen! Hier wieder Briefe aus dem Hamburg, die ich Sie dann Otto zu geben bitte. Er kann zum vorgeſchlagnen „Muſeum“ auch beitragen. 30 206. An Emanuel. [Bayreuth, 19. Dez. 1809] Guten Morgen! Ich danke für Ihr Blättchen. Aber die Ham- burger dürfen ſchon an ſich denken, da niemand ſo viel im Kriege und Frieden gelitten als ſie, wie die vielen, ihnen ſonſt ſo ungewöhn- 35 lichen Bankerute beweiſen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:17:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:17:09Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/89
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/89>, abgerufen am 26.04.2024.