Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878.Fünfte Mittheilung. Grundzüge einer Theorie des Lichtsinnes. (Vorgelegt in der Sitzung am 23. April 1874.) §. 25. Vorbemerkungen. Obwohl eine Theorie des Lichtsinnes eigentlich alle Gesichts- Freilich mischen sich allenthalben und besonders in den Man hat die weiße oder farblose Lichtempfindung als eine Fünfte Mittheilung. Grundzüge einer Theorie des Lichtsinnes. (Vorgelegt in der Sitzung am 23. April 1874.) §. 25. Vorbemerkungen. Obwohl eine Theorie des Lichtsinnes eigentlich alle Gesichts- Freilich mischen sich allenthalben und besonders in den Man hat die weiße oder farblose Lichtempfindung als eine <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0078" n="[70]"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Fünfte Mittheilung.<lb/> Grundzüge einer Theorie des Lichtsinnes.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">(Vorgelegt in der Sitzung am 23. April 1874.)</hi> </p><lb/> <div n="2"> <head>§. 25.<lb/><hi rendition="#g">Vorbemerkungen</hi>.</head><lb/> <p>Obwohl eine Theorie des Lichtsinnes eigentlich alle Gesichts-<lb/> empfindungen zu berücksichtigen hat, will ich doch hier zunächst<lb/> nur die Empfindungen des Weiß, Schwarz und der Übergänge<lb/> vom einen zum anderen in Betracht ziehen, also nur die nicht<lb/> farbigen oder, wie ich sie in §. 21 genannt habe, schwarzweißen<lb/> Empfindungen. Später werde ich dann die Farbenempfindungen<lb/> im engeren Sinne einer gesonderten Erörterung unterwerfen.</p><lb/> <p>Freilich mischen sich allenthalben und besonders in den<lb/> Nachbildern des geschlossenen Auges die Farben mit ein, aber<lb/> ich werde bei allen solchen mehr oder minder deutlich gefärbten<lb/> Empfindungen von der Farbe ganz absehen und mich nur an das<lb/> halten, was man als Weißlichkeit oder Schwärzlichkeit der Em-<lb/> pfindung bezeichnen kann. Später wird sich zeigen, daß diese<lb/> gesonderte Betrachtung der nicht farbigen Gesichtsempfindungen<lb/> auch ihre volle theoretische Berechtigung hat.</p><lb/> <p>Man hat die weiße oder farblose Lichtempfindung als eine<lb/> Mischempfindung auffassen wollen, weil sie durch die gleich-<lb/> zeitige Einwirkung sogenannter complementärer Lichtarten auf<lb/> die Netzhaut hervorgerufen wird. Da man indessen im Weiß<lb/> weder Gelb und Blau, noch Roth und Grün, noch sonst zwei<lb/> complementäre Farben zugleich sieht, sondern das Weiß höch-<lb/> stens in Gelb <hi rendition="#g">oder</hi> Blau, Roth <hi rendition="#g">oder</hi> Grün, nie aber in zwei<lb/> Complementärfarben gleichzeitig spielt, so erscheint die Bezeich-<lb/> nung des Weiß als einer aus Roth und Grün, oder Gelb und Blau,<lb/> oder aus allen Farben zugleich gemischten Empfindung unzu-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[70]/0078]
Fünfte Mittheilung.
Grundzüge einer Theorie des Lichtsinnes.
(Vorgelegt in der Sitzung am 23. April 1874.)
§. 25.
Vorbemerkungen.
Obwohl eine Theorie des Lichtsinnes eigentlich alle Gesichts-
empfindungen zu berücksichtigen hat, will ich doch hier zunächst
nur die Empfindungen des Weiß, Schwarz und der Übergänge
vom einen zum anderen in Betracht ziehen, also nur die nicht
farbigen oder, wie ich sie in §. 21 genannt habe, schwarzweißen
Empfindungen. Später werde ich dann die Farbenempfindungen
im engeren Sinne einer gesonderten Erörterung unterwerfen.
Freilich mischen sich allenthalben und besonders in den
Nachbildern des geschlossenen Auges die Farben mit ein, aber
ich werde bei allen solchen mehr oder minder deutlich gefärbten
Empfindungen von der Farbe ganz absehen und mich nur an das
halten, was man als Weißlichkeit oder Schwärzlichkeit der Em-
pfindung bezeichnen kann. Später wird sich zeigen, daß diese
gesonderte Betrachtung der nicht farbigen Gesichtsempfindungen
auch ihre volle theoretische Berechtigung hat.
Man hat die weiße oder farblose Lichtempfindung als eine
Mischempfindung auffassen wollen, weil sie durch die gleich-
zeitige Einwirkung sogenannter complementärer Lichtarten auf
die Netzhaut hervorgerufen wird. Da man indessen im Weiß
weder Gelb und Blau, noch Roth und Grün, noch sonst zwei
complementäre Farben zugleich sieht, sondern das Weiß höch-
stens in Gelb oder Blau, Roth oder Grün, nie aber in zwei
Complementärfarben gleichzeitig spielt, so erscheint die Bezeich-
nung des Weiß als einer aus Roth und Grün, oder Gelb und Blau,
oder aus allen Farben zugleich gemischten Empfindung unzu-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeAus pragmatischen Gründen wurde für das DTA die z… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |