§. 18. Eine kleinere Leibeslänge, als die gewöhnliche, ist die Zwerge.
Es giebt keine Zwergennation, und es sind die Be- wohner der habeshicschen Küste, wo die Alten ihre Trog- lodyten hin verpflanzten (a), eben keine Menschen von kleiner Natur. Es sind nemlich die Abyssinier, wie ich von denenjenigen Personen vernommen, welche die türkische Truppen in Augenschein genommen, Leute von einer guten Bildung, und vielmehr lang gestrekkt. Nicht unwahrscheinlich ist es, daß es Affen gewesen (b), welche das Alterthum für Pygmäen ausgiebt. So scheinet auch Gott nicht Menschengeschlechter erschaffen zu haben, welche unfähig gewesen wären, grosse Thiere zu regie- ren. Den kleinsten Wuchs erreichen die Küstenbewoh- ner des Eismeeres.
Jndessen sind doch hin und wieder einzelne Men- schen unterhalb dem gewöhnlichen Maasse stehen geblie- ben. So hatte ein Zwerg etwa vierzig Zoll (c), ein anderer so gar nur acht und dreißig Zoll (d), und noch ein anderer drey Fuß Höhe (e); ein anderer dreißig Zoll (f), acht und zwanzig Zoll (g), zwey Fuß (h), noch etwas weniger Maaß (i), ein und zwanzig Zoll (k), acht-
zehn
(a)[Spaltenumbruch]ARISTOT. hist. anim. L. VIII. c. 12. H. LUDOLF. Com- ment. hist. aetiop. p. 72.
(b)TYSON in besondrer Schrift. SCHEFFER epist. ad BARTHOL. Cent. IV. epist. 42.
(c)HILDANUS. in eplst. bibl. Bernens.
(d)Phil. trans. 495. numero 43 Pfunde schwer, da er bis zum zwei und zwanzigsten Jahre gelebt hatte. Lond. Magaz. ann. 1751. p. 388.
(e)[Spaltenumbruch]C. BAUHIN hermaphrod. p. 85
(f)Phil. trans. n. 261.
(g)Journ. Med. T. 12. p. 167. u. s. w.
(h)SUETONIUS. CARDA- NUS. subtil. p. 357. MURALT. vademec p. 215.
(i)PLOT. natur. hist. of Ox- fordshire p. 199.
(k)Journ. Med. ibid.
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
§. 18. Eine kleinere Leibeslaͤnge, als die gewoͤhnliche, iſt die Zwerge.
Es giebt keine Zwergennation, und es ſind die Be- wohner der habeshicſchen Kuͤſte, wo die Alten ihre Trog- lodyten hin verpflanzten (a), eben keine Menſchen von kleiner Natur. Es ſind nemlich die Abyſſinier, wie ich von denenjenigen Perſonen vernommen, welche die tuͤrkiſche Truppen in Augenſchein genommen, Leute von einer guten Bildung, und vielmehr lang geſtrekkt. Nicht unwahrſcheinlich iſt es, daß es Affen geweſen (b), welche das Alterthum fuͤr Pygmaͤen ausgiebt. So ſcheinet auch Gott nicht Menſchengeſchlechter erſchaffen zu haben, welche unfaͤhig geweſen waͤren, groſſe Thiere zu regie- ren. Den kleinſten Wuchs erreichen die Kuͤſtenbewoh- ner des Eismeeres.
Jndeſſen ſind doch hin und wieder einzelne Men- ſchen unterhalb dem gewoͤhnlichen Maaſſe ſtehen geblie- ben. So hatte ein Zwerg etwa vierzig Zoll (c), ein anderer ſo gar nur acht und dreißig Zoll (d), und noch ein anderer drey Fuß Hoͤhe (e); ein anderer dreißig Zoll (f), acht und zwanzig Zoll (g), zwey Fuß (h), noch etwas weniger Maaß (i), ein und zwanzig Zoll (k), acht-
zehn
(a)[Spaltenumbruch]ARISTOT. hiſt. anim. L. VIII. c. 12. H. LUDOLF. Com- ment. hiſt. aetiop. p. 72.
(b)TYSON in beſondrer Schrift. SCHEFFER epiſt. ad BARTHOL. Cent. IV. epiſt. 42.
(c)HILDANUS. in eplſt. bibl. Bernenſ.
(d)Phil. tranſ. 495. numero 43 Pfunde ſchwer, da er bis zum zwei und zwanzigſten Jahre gelebt hatte. Lond. Magaz. ann. 1751. p. 388.
(e)[Spaltenumbruch]C. BAUHIN hermaphrod. p. 85
(f)Phil. tranſ. n. 261.
(g)Journ. Med. T. 12. p. 167. u. ſ. w.
(h)SUETONIUS. CARDA- NUS. ſubtil. p. 357. MURALT. vademec p. 215.
(i)PLOT. natur. hiſt. of Ox- fordshire p. 199.
(k)Journ. Med. ibid.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0906"n="852[854]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Leben u. Tod der Menſchen. <hirendition="#aq">XXX.</hi> B.</hi></fw><lb/><divn="4"><head>§. 18.<lb/>
Eine kleinere Leibeslaͤnge, als die gewoͤhnliche, iſt<lb/>
die Zwerge.</head><lb/><p>Es giebt keine Zwergennation, und es ſind die Be-<lb/>
wohner der habeshicſchen Kuͤſte, wo die Alten ihre Trog-<lb/>
lodyten hin verpflanzten <noteplace="foot"n="(a)"><cb/><hirendition="#aq">ARISTOT. hiſt. anim. L.<lb/>
VIII. c. 12. H. LUDOLF. Com-<lb/>
ment. hiſt. aetiop. p.</hi> 72.</note>, eben keine Menſchen von<lb/>
kleiner Natur. Es ſind nemlich die Abyſſinier, wie<lb/>
ich von denenjenigen Perſonen vernommen, welche die<lb/>
tuͤrkiſche Truppen in Augenſchein genommen, Leute von<lb/>
einer guten Bildung, und vielmehr lang geſtrekkt. Nicht<lb/>
unwahrſcheinlich iſt es, daß es Affen geweſen <noteplace="foot"n="(b)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">TYSON</hi></hi> in beſondrer<lb/>
Schrift. <hirendition="#aq"><hirendition="#g">SCHEFFER</hi> epiſt. ad<lb/>
BARTHOL. Cent. IV. epiſt.</hi> 42.</note>, welche<lb/>
das Alterthum fuͤr Pygmaͤen ausgiebt. So ſcheinet<lb/>
auch Gott nicht Menſchengeſchlechter erſchaffen zu haben,<lb/>
welche unfaͤhig geweſen waͤren, groſſe Thiere zu regie-<lb/>
ren. Den kleinſten Wuchs erreichen die Kuͤſtenbewoh-<lb/>
ner des Eismeeres.</p><lb/><p>Jndeſſen ſind doch hin und wieder einzelne Men-<lb/>ſchen unterhalb dem gewoͤhnlichen Maaſſe ſtehen geblie-<lb/>
ben. So hatte ein Zwerg etwa vierzig Zoll <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">HILDANUS. in eplſt. bibl.<lb/>
Bernenſ.</hi></note>, ein<lb/>
anderer ſo gar nur acht und dreißig Zoll <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq">Phil. tranſ. 495. numero</hi><lb/>
43 Pfunde ſchwer, da er bis zum<lb/>
zwei und zwanzigſten Jahre gelebt<lb/>
hatte. <hirendition="#aq">Lond. Magaz. ann. 1751.<lb/>
p.</hi> 388.</note>, und noch<lb/>
ein anderer drey Fuß Hoͤhe <noteplace="foot"n="(e)"><cb/><hirendition="#aq">C. BAUHIN hermaphrod.<lb/>
p.</hi> 85</note>; ein anderer dreißig<lb/>
Zoll <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">Phil. tranſ. n.</hi> 261.</note>, acht und zwanzig Zoll <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">Journ. Med. T. 12. p.</hi> 167.<lb/>
u. ſ. w.</note>, zwey Fuß <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">SUETONIUS. CARDA-<lb/>
NUS. ſubtil. p. 357. MURALT.<lb/>
vademec p.</hi> 215.</note>, noch<lb/>
etwas weniger Maaß <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">PLOT. natur. hiſt. of Ox-<lb/>
fordshire p.</hi> 199.</note>, ein und zwanzig Zoll <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">Journ. Med. ibid.</hi></note>, acht-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zehn</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[852[854]/0906]
Leben u. Tod der Menſchen. XXX. B.
§. 18.
Eine kleinere Leibeslaͤnge, als die gewoͤhnliche, iſt
die Zwerge.
Es giebt keine Zwergennation, und es ſind die Be-
wohner der habeshicſchen Kuͤſte, wo die Alten ihre Trog-
lodyten hin verpflanzten (a), eben keine Menſchen von
kleiner Natur. Es ſind nemlich die Abyſſinier, wie
ich von denenjenigen Perſonen vernommen, welche die
tuͤrkiſche Truppen in Augenſchein genommen, Leute von
einer guten Bildung, und vielmehr lang geſtrekkt. Nicht
unwahrſcheinlich iſt es, daß es Affen geweſen (b), welche
das Alterthum fuͤr Pygmaͤen ausgiebt. So ſcheinet
auch Gott nicht Menſchengeſchlechter erſchaffen zu haben,
welche unfaͤhig geweſen waͤren, groſſe Thiere zu regie-
ren. Den kleinſten Wuchs erreichen die Kuͤſtenbewoh-
ner des Eismeeres.
Jndeſſen ſind doch hin und wieder einzelne Men-
ſchen unterhalb dem gewoͤhnlichen Maaſſe ſtehen geblie-
ben. So hatte ein Zwerg etwa vierzig Zoll (c), ein
anderer ſo gar nur acht und dreißig Zoll (d), und noch
ein anderer drey Fuß Hoͤhe (e); ein anderer dreißig
Zoll (f), acht und zwanzig Zoll (g), zwey Fuß (h), noch
etwas weniger Maaß (i), ein und zwanzig Zoll (k), acht-
zehn
(a)
ARISTOT. hiſt. anim. L.
VIII. c. 12. H. LUDOLF. Com-
ment. hiſt. aetiop. p. 72.
(b) TYSON in beſondrer
Schrift. SCHEFFER epiſt. ad
BARTHOL. Cent. IV. epiſt. 42.
(c) HILDANUS. in eplſt. bibl.
Bernenſ.
(d) Phil. tranſ. 495. numero
43 Pfunde ſchwer, da er bis zum
zwei und zwanzigſten Jahre gelebt
hatte. Lond. Magaz. ann. 1751.
p. 388.
(e)
C. BAUHIN hermaphrod.
p. 85
(f) Phil. tranſ. n. 261.
(g) Journ. Med. T. 12. p. 167.
u. ſ. w.
(h) SUETONIUS. CARDA-
NUS. ſubtil. p. 357. MURALT.
vademec p. 215.
(i) PLOT. natur. hiſt. of Ox-
fordshire p. 199.
(k) Journ. Med. ibid.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 852[854]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/906>, abgerufen am 20.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.