Etwas schwerer scheinet dieses zu erklären zu seyn, warum die Nabelschlagadern, die so groß sind (a), ob man sie gleich gebunden, dennoch weder aufschwellen, noch zu einem Schlagadersakke werden, da ausserdem, wie ich dieses an jungen herausgeschnittenen Hunden erfahren habe, diese gebundene Schlagadern heftig klopfen (b), und nicht wenig aufschwellen.
Doch es scheinet überhaupt eine gebundene Schlag- ader ruhig, und vom Blute verlassen zu werden, wofern in der Gegend des Bandes andere benachbarte Schlag- adern liegen, welche geschikkt sind, das von dem Bande gehemmte Blut aufzunehmen (c); und daß sie alsdenn stark pulsiren, wenn auf einem langen Wege nur ein ein- ziger Schlagaderstamm vorkömmt, nach dessen Verstop- fung kein einziger Ast bei der Hand ist, in dem sich das Blut, so von der Schnur aus seinem Geleise getrieben worden, hineinbegeben könnte (d).
Jn der That ist hier eine Ableitungskraft zugegen, welche das Blut, so vom Nabelstamm abgeleitet worden, in die Gefässe des Unterleibes, so aus dem convexen Bo- gen dieser Schlagadern hervorkommen, überleitet (e); und endlich in die Blasenäste einführet. Noch pflegt man zu sagen, daß nachdem nunmehr der Mensch ge- boren worden, und sich von der gekrümmten Lage des Embryons losgemacht hat (e*), das Blut nunmehr in gerader Richtung in diese Stämme des Unterleibes ein- dringt, welches bisher durch die Nabelschlagader unter
einem
(a)[Spaltenumbruch]L. XXVI. p. 496. L. XXIX.
(b)L. XXIX.
(c)Oper. min. I. p. 74. Ex- per. 54.
(d) So am Aortenstamme, wel- cher aus dem Herzen kömmt, und [Spaltenumbruch]
in vielen Exempeln. Exper. 382. 383. 384.
(e)Conf. L. XXV. p. 164. & icon. anat. Fascic. V. f. 5.
(e*)FANTON p. 260.
Leben u Tod der Menſchen. XXX. B.
§. 8. 2) Die Schlagadern verſchlieſſen ſich.
Etwas ſchwerer ſcheinet dieſes zu erklaͤren zu ſeyn, warum die Nabelſchlagadern, die ſo groß ſind (a), ob man ſie gleich gebunden, dennoch weder aufſchwellen, noch zu einem Schlagaderſakke werden, da auſſerdem, wie ich dieſes an jungen herausgeſchnittenen Hunden erfahren habe, dieſe gebundene Schlagadern heftig klopfen (b), und nicht wenig aufſchwellen.
Doch es ſcheinet uͤberhaupt eine gebundene Schlag- ader ruhig, und vom Blute verlaſſen zu werden, wofern in der Gegend des Bandes andere benachbarte Schlag- adern liegen, welche geſchikkt ſind, das von dem Bande gehemmte Blut aufzunehmen (c); und daß ſie alsdenn ſtark pulſiren, wenn auf einem langen Wege nur ein ein- ziger Schlagaderſtamm vorkoͤmmt, nach deſſen Verſtop- fung kein einziger Aſt bei der Hand iſt, in dem ſich das Blut, ſo von der Schnur aus ſeinem Geleiſe getrieben worden, hineinbegeben koͤnnte (d).
Jn der That iſt hier eine Ableitungskraft zugegen, welche das Blut, ſo vom Nabelſtamm abgeleitet worden, in die Gefaͤſſe des Unterleibes, ſo aus dem convexen Bo- gen dieſer Schlagadern hervorkommen, uͤberleitet (e); und endlich in die Blaſenaͤſte einfuͤhret. Noch pflegt man zu ſagen, daß nachdem nunmehr der Menſch ge- boren worden, und ſich von der gekruͤmmten Lage des Embryons losgemacht hat (e*), das Blut nunmehr in gerader Richtung in dieſe Staͤmme des Unterleibes ein- dringt, welches bisher durch die Nabelſchlagader unter
einem
(a)[Spaltenumbruch]L. XXVI. p. 496. L. XXIX.
(b)L. XXIX.
(c)Oper. min. I. p. 74. Ex- per. 54.
(d) So am Aortenſtamme, wel- cher aus dem Herzen koͤmmt, und [Spaltenumbruch]
in vielen Exempeln. Exper. 382. 383. 384.
(e)Conf. L. XXV. p. 164. & icon. anat. Faſcic. V. f. 5.
(e*)FANTON p. 260.
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[802[804]/0856]
Leben u Tod der Menſchen. XXX. B.
§. 8.
2) Die Schlagadern verſchlieſſen ſich.
Etwas ſchwerer ſcheinet dieſes zu erklaͤren zu ſeyn,
warum die Nabelſchlagadern, die ſo groß ſind (a), ob
man ſie gleich gebunden, dennoch weder aufſchwellen, noch
zu einem Schlagaderſakke werden, da auſſerdem, wie ich
dieſes an jungen herausgeſchnittenen Hunden erfahren
habe, dieſe gebundene Schlagadern heftig klopfen (b),
und nicht wenig aufſchwellen.
Doch es ſcheinet uͤberhaupt eine gebundene Schlag-
ader ruhig, und vom Blute verlaſſen zu werden, wofern
in der Gegend des Bandes andere benachbarte Schlag-
adern liegen, welche geſchikkt ſind, das von dem Bande
gehemmte Blut aufzunehmen (c); und daß ſie alsdenn
ſtark pulſiren, wenn auf einem langen Wege nur ein ein-
ziger Schlagaderſtamm vorkoͤmmt, nach deſſen Verſtop-
fung kein einziger Aſt bei der Hand iſt, in dem ſich das
Blut, ſo von der Schnur aus ſeinem Geleiſe getrieben
worden, hineinbegeben koͤnnte (d).
Jn der That iſt hier eine Ableitungskraft zugegen,
welche das Blut, ſo vom Nabelſtamm abgeleitet worden,
in die Gefaͤſſe des Unterleibes, ſo aus dem convexen Bo-
gen dieſer Schlagadern hervorkommen, uͤberleitet (e);
und endlich in die Blaſenaͤſte einfuͤhret. Noch pflegt
man zu ſagen, daß nachdem nunmehr der Menſch ge-
boren worden, und ſich von der gekruͤmmten Lage des
Embryons losgemacht hat (e*), das Blut nunmehr in
gerader Richtung in dieſe Staͤmme des Unterleibes ein-
dringt, welches bisher durch die Nabelſchlagader unter
einem
(a)
L. XXVI. p. 496. L. XXIX.
(b) L. XXIX.
(c) Oper. min. I. p. 74. Ex-
per. 54.
(d) So am Aortenſtamme, wel-
cher aus dem Herzen koͤmmt, und
in vielen Exempeln. Exper. 382.
383. 384.
(e) Conf. L. XXV. p. 164. &
icon. anat. Faſcic. V. f. 5.
(e*) FANTON p. 260.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 802[804]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/856>, abgerufen am 20.11.2024.
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