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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776.

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I. Abs. Das Wachsen des Körpers.
einem zwar runden, aber gewiß ziemlich spizzen Winkel
gegen sich selbst zurükkströmte (f). Jch habe nemlich
gesehen, da ich durch eine der Nabelschlagadern Wachs
sprizzte, daß davon nicht das mindeste durch die andere
Schlagader lief, welche man nicht gebunden hatte, und
es schien also blos eine Falte die Verzögerung verrichtet
zu haben.

Man kann noch hinzu fügen, daß die Gewalt des
Blutes auf eine jegliche Schlagader, wenn selbige gleich
eine Jncision bekommen, dadurch am besten gehemmt
werde, wenn man eine lange Stelle der Schlagader
oberhalb der Wunde beständig drükken läßt. Nun wird
die Nabelschlagader zwischen dem Darmfelle und dem
vollen Bauche (g), wie auch zwischen den Bauchmuskeln
zusammen gedrükket, welche sich nach einer langen Träg-
heit nunmehr im Kinde, vermittelst des so vielfachen Ge-
schreys, sehr zusammenziehen.

Jch weiß nicht, ob man der cellulösen Scheide auch
etwas zuschreiben könne (h), indem dieselbe diese Schlag-
adern an die Blase und an das Darmfell anhängt, und
ihre Fäden mit einer Kraft, welche zwar todt, aber doch
beständig wirksam ist, die geschwächte Schlagader ver-
engern.

Und dennoch konnte man der erstern Ursache, und
denen zur Ableitung der Unterbauchsäste offen stehenden
Mündungen mehr Kraft zuschreiben. Es ist nemlich
gewiß, daß an diesen nach der Geburt und in der Mann-
barkeit eine sehr grosse Erweiterung vorgehet: und daß
dagegen die Blasenäste, so von den Bauchmuskeln an
jungen Personen ganz allein zusammengedrükkt werden,
niemals blind werden.

End-
(f) [Spaltenumbruch] BOEHMER. PARSONS of
the bladder t. 5. f. 2. TREW
f.
71.
(g) [Spaltenumbruch] FANTON id. D.
(h) L. XXVII. p. 496.
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I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers.
einem zwar runden, aber gewiß ziemlich ſpizzen Winkel
gegen ſich ſelbſt zuruͤkkſtroͤmte (f). Jch habe nemlich
geſehen, da ich durch eine der Nabelſchlagadern Wachs
ſprizzte, daß davon nicht das mindeſte durch die andere
Schlagader lief, welche man nicht gebunden hatte, und
es ſchien alſo blos eine Falte die Verzoͤgerung verrichtet
zu haben.

Man kann noch hinzu fuͤgen, daß die Gewalt des
Blutes auf eine jegliche Schlagader, wenn ſelbige gleich
eine Jnciſion bekommen, dadurch am beſten gehemmt
werde, wenn man eine lange Stelle der Schlagader
oberhalb der Wunde beſtaͤndig druͤkken laͤßt. Nun wird
die Nabelſchlagader zwiſchen dem Darmfelle und dem
vollen Bauche (g), wie auch zwiſchen den Bauchmuskeln
zuſammen gedruͤkket, welche ſich nach einer langen Traͤg-
heit nunmehr im Kinde, vermittelſt des ſo vielfachen Ge-
ſchreys, ſehr zuſammenziehen.

Jch weiß nicht, ob man der celluloͤſen Scheide auch
etwas zuſchreiben koͤnne (h), indem dieſelbe dieſe Schlag-
adern an die Blaſe und an das Darmfell anhaͤngt, und
ihre Faͤden mit einer Kraft, welche zwar todt, aber doch
beſtaͤndig wirkſam iſt, die geſchwaͤchte Schlagader ver-
engern.

Und dennoch konnte man der erſtern Urſache, und
denen zur Ableitung der Unterbauchsaͤſte offen ſtehenden
Muͤndungen mehr Kraft zuſchreiben. Es iſt nemlich
gewiß, daß an dieſen nach der Geburt und in der Mann-
barkeit eine ſehr groſſe Erweiterung vorgehet: und daß
dagegen die Blaſenaͤſte, ſo von den Bauchmuskeln an
jungen Perſonen ganz allein zuſammengedruͤkkt werden,
niemals blind werden.

End-
(f) [Spaltenumbruch] BOEHMER. PARSONS of
the bladder t. 5. f. 2. TREW
f.
71.
(g) [Spaltenumbruch] FANTON id. D.
(h) L. XXVII. p. 496.
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[803[805]/0857] I. Abſ. Das Wachſen des Koͤrpers. einem zwar runden, aber gewiß ziemlich ſpizzen Winkel gegen ſich ſelbſt zuruͤkkſtroͤmte (f). Jch habe nemlich geſehen, da ich durch eine der Nabelſchlagadern Wachs ſprizzte, daß davon nicht das mindeſte durch die andere Schlagader lief, welche man nicht gebunden hatte, und es ſchien alſo blos eine Falte die Verzoͤgerung verrichtet zu haben. Man kann noch hinzu fuͤgen, daß die Gewalt des Blutes auf eine jegliche Schlagader, wenn ſelbige gleich eine Jnciſion bekommen, dadurch am beſten gehemmt werde, wenn man eine lange Stelle der Schlagader oberhalb der Wunde beſtaͤndig druͤkken laͤßt. Nun wird die Nabelſchlagader zwiſchen dem Darmfelle und dem vollen Bauche (g), wie auch zwiſchen den Bauchmuskeln zuſammen gedruͤkket, welche ſich nach einer langen Traͤg- heit nunmehr im Kinde, vermittelſt des ſo vielfachen Ge- ſchreys, ſehr zuſammenziehen. Jch weiß nicht, ob man der celluloͤſen Scheide auch etwas zuſchreiben koͤnne (h), indem dieſelbe dieſe Schlag- adern an die Blaſe und an das Darmfell anhaͤngt, und ihre Faͤden mit einer Kraft, welche zwar todt, aber doch beſtaͤndig wirkſam iſt, die geſchwaͤchte Schlagader ver- engern. Und dennoch konnte man der erſtern Urſache, und denen zur Ableitung der Unterbauchsaͤſte offen ſtehenden Muͤndungen mehr Kraft zuſchreiben. Es iſt nemlich gewiß, daß an dieſen nach der Geburt und in der Mann- barkeit eine ſehr groſſe Erweiterung vorgehet: und daß dagegen die Blaſenaͤſte, ſo von den Bauchmuskeln an jungen Perſonen ganz allein zuſammengedruͤkkt werden, niemals blind werden. End- (f) BOEHMER. PARSONS of the bladder t. 5. f. 2. TREW f. 71. (g) FANTON id. D. (h) L. XXVII. p. 496. E e e 3

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 803[805]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/857>, abgerufen am 23.11.2024.