beide, wie es bekannt ist, weniger Gefässe, ein mehr ge- spanntes Fadengewebe, und geschlankere Fasern haben.
Selbst die Knochen werden bei einer feuchten Pres- sung weich. Sehr gemein ist es, daß an derjenigen Stelle, wo ein Schwamm, oder irgend eine Geschwulst den benachbarten Knochen der Hirnschale, oder einen an- dern Knochen (l), zusammendrükkt, auch dieser Knochen bei einem erwachsenen Menschen weich wird. So wer- den die Knochen im Wasserkopfe weich (m) und durch- sichtig; und dergleichen geschiehet auch von einem Schlagadersakke.
§. 21. Die Kraft der Ableitung und der Revulsion.
Diese Kräste, welche schon feiner ausgedehnt und ein wenig mit der Hipothese verwandt sind, scheinen mir demohngeachtet doch einen grossen Schein der Wahrheit bei sich zu führen.
Ableitungskraft nenne ich das Uebergewichte, so ir- gend ein Theil des thierischen Körpers erlangt, wenn der andere Theil dieses Körpers, so mit dem erstern eine gemeinschaftliche Schlagader zur Ernährung hat, es sey aus was für Ursachen es wolle, seine Schlag- ader entweder völlig verliert, oder daß selbige wenigstens keinen so freien Durchgang mehr hat. Es lehren es nem- lich die Erscheinungen, welche man an dem Arme wahr- nimmt, und welche nach der Unterbindung der Armschlag- ader vorkommen, die auf dem innern Armmuskel auf- liegt, daß das Blut auf eine wunderliche Weise seine Strasse verändert, daß eine Menge desselben auf sehr kleine Schlagäderchen fällt, so bald irgend ein grosser (n)
Stamm
(l)[Spaltenumbruch]Fraenk. Anmerk. T. VI. p. 132.
(m) Das Knochenwerden zer- stört, die Hirnschale biegsam, aus- [Spaltenumbruch]
ser den Knochenfasern in der Mem- bran Mem. des Savans Etran. IV. p. 463. 464.
(n)STORK ann. II. p. 271.
Die Frucht. XXIX. B.
beide, wie es bekannt iſt, weniger Gefaͤſſe, ein mehr ge- ſpanntes Fadengewebe, und geſchlankere Faſern haben.
Selbſt die Knochen werden bei einer feuchten Preſ- ſung weich. Sehr gemein iſt es, daß an derjenigen Stelle, wo ein Schwamm, oder irgend eine Geſchwulſt den benachbarten Knochen der Hirnſchale, oder einen an- dern Knochen (l), zuſammendruͤkkt, auch dieſer Knochen bei einem erwachſenen Menſchen weich wird. So wer- den die Knochen im Waſſerkopfe weich (m) und durch- ſichtig; und dergleichen geſchiehet auch von einem Schlagaderſakke.
§. 21. Die Kraft der Ableitung und der Revulſion.
Dieſe Kraͤſte, welche ſchon feiner ausgedehnt und ein wenig mit der Hipotheſe verwandt ſind, ſcheinen mir demohngeachtet doch einen groſſen Schein der Wahrheit bei ſich zu fuͤhren.
Ableitungskraft nenne ich das Uebergewichte, ſo ir- gend ein Theil des thieriſchen Koͤrpers erlangt, wenn der andere Theil dieſes Koͤrpers, ſo mit dem erſtern eine gemeinſchaftliche Schlagader zur Ernaͤhrung hat, es ſey aus was fuͤr Urſachen es wolle, ſeine Schlag- ader entweder voͤllig verliert, oder daß ſelbige wenigſtens keinen ſo freien Durchgang mehr hat. Es lehren es nem- lich die Erſcheinungen, welche man an dem Arme wahr- nimmt, und welche nach der Unterbindung der Armſchlag- ader vorkommen, die auf dem innern Armmuskel auf- liegt, daß das Blut auf eine wunderliche Weiſe ſeine Straſſe veraͤndert, daß eine Menge deſſelben auf ſehr kleine Schlagaͤderchen faͤllt, ſo bald irgend ein groſſer (n)
Stamm
(l)[Spaltenumbruch]Frænk. Anmerk. T. VI. p. 132.
(m) Das Knochenwerden zer- ſtoͤrt, die Hirnſchale biegſam, auſ- [Spaltenumbruch]
ſer den Knochenfaſern in der Mem- bran Mem. des Savans Etran. IV. p. 463. 464.
(n)STORK ann. II. p. 271.
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[508[510]/0562]
Die Frucht. XXIX. B.
beide, wie es bekannt iſt, weniger Gefaͤſſe, ein mehr ge-
ſpanntes Fadengewebe, und geſchlankere Faſern haben.
Selbſt die Knochen werden bei einer feuchten Preſ-
ſung weich. Sehr gemein iſt es, daß an derjenigen
Stelle, wo ein Schwamm, oder irgend eine Geſchwulſt
den benachbarten Knochen der Hirnſchale, oder einen an-
dern Knochen (l), zuſammendruͤkkt, auch dieſer Knochen
bei einem erwachſenen Menſchen weich wird. So wer-
den die Knochen im Waſſerkopfe weich (m) und durch-
ſichtig; und dergleichen geſchiehet auch von einem
Schlagaderſakke.
§. 21.
Die Kraft der Ableitung und der Revulſion.
Dieſe Kraͤſte, welche ſchon feiner ausgedehnt und
ein wenig mit der Hipotheſe verwandt ſind, ſcheinen mir
demohngeachtet doch einen groſſen Schein der Wahrheit
bei ſich zu fuͤhren.
Ableitungskraft nenne ich das Uebergewichte, ſo ir-
gend ein Theil des thieriſchen Koͤrpers erlangt, wenn
der andere Theil dieſes Koͤrpers, ſo mit dem erſtern
eine gemeinſchaftliche Schlagader zur Ernaͤhrung hat,
es ſey aus was fuͤr Urſachen es wolle, ſeine Schlag-
ader entweder voͤllig verliert, oder daß ſelbige wenigſtens
keinen ſo freien Durchgang mehr hat. Es lehren es nem-
lich die Erſcheinungen, welche man an dem Arme wahr-
nimmt, und welche nach der Unterbindung der Armſchlag-
ader vorkommen, die auf dem innern Armmuskel auf-
liegt, daß das Blut auf eine wunderliche Weiſe ſeine
Straſſe veraͤndert, daß eine Menge deſſelben auf ſehr
kleine Schlagaͤderchen faͤllt, ſo bald irgend ein groſſer
Stamm
(n)
(l)
Frænk. Anmerk. T. VI.
p. 132.
(m) Das Knochenwerden zer-
ſtoͤrt, die Hirnſchale biegſam, auſ-
ſer den Knochenfaſern in der Mem-
bran Mem. des Savans Etran. IV.
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(n) STORK ann. II. p. 271.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 8. Berlin, 1776, S. 508[510]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende08_1776/562>, abgerufen am 20.11.2024.
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