Flekke, sehr lange vor den Augen (b), und es werden die Farben allmählig dunkler, indem sie nach der Reihe der abnehmenden Stärke einer jeden Farbe, also auf ein- ander folgen, daß erstlich ein leichter Schein, hierauf ein gelber Flekken, alsdenn die grünen, hiernächst die blauen, und endlich die violetne Flekken kommen: Und zwar in eben der Ordnung, wie die Farben an einem ge- riebenen Auge (c), oder an aufgehängten Personen auf einander fogen (d).
Einige Menschen können verschiedene Bilder (e), wie auch die Scheiben der Fenster mit ihren Blei eine Zeitlang vor Augen schwebend erhalten, daß sie selbige so gar zu zählen vermögen.
Wenn wir daher unser Auge geschwind herum wen- den, so glauben wir viele Objecte zugleich deutlich gesehen zu haben: Denn es ist noch nicht das Bild der ersteren Dinge, aus der Gegenwart unserer Seele verdrängt wor- den, wenn sich schon das lezzte einstellt (f).
§. 9.
II. Wir sehen auch mit einem einzigen Auge.
So wie wir einen einzigen Punct des Objects deut- lich sehen, so bedienen wir uns gemeiniglich, wenn wir deutlich sehen wollen, nur eines einzigen Auges (g). Es
ist
(b)[Spaltenumbruch]MARIOTTE Mem. de l'Acad. 1699. p. 26. & oper. pag. 318. PORTERFIELD I. pag. 343. ROBERG de cataract. p. 6. add. Nov. Eph. Natur. Cur. vol. I. obs- 41. HAMBERGER p. 176. Son- derlich BUFFON Mem. de l'Acad. 1743. p. 151. 152.
(e)PEIRESCUS vit. p. 296. le CLERC point de vue pag. 79. & [Spaltenumbruch]
MICHAELIUS in paralipom. MA- RIOTTE pag. 314. Von Nieder- drükkung des Staares, blieben die Eindrükke viel zu dauerhaft, in dem Berichte des WARNERUS, Sie- he case 4.
(f)BOERHAAVE l. c. SCHEI- NER p. 244.
(g)GASSENDI vit. PEIRESC. p. 297. CAMPER mem. I. Cent. IV. n. 65. le CLERC systeme de la vi- sion, der den HUETIUM als Au- tor anführt, du HAMEL Corp. anim. L. II. c. 6. Gemeiniglich le CAT p. 421. 422.
Das Sehen. XVI. Buch.
Flekke, ſehr lange vor den Augen (b), und es werden die Farben allmaͤhlig dunkler, indem ſie nach der Reihe der abnehmenden Staͤrke einer jeden Farbe, alſo auf ein- ander folgen, daß erſtlich ein leichter Schein, hierauf ein gelber Flekken, alsdenn die gruͤnen, hiernaͤchſt die blauen, und endlich die violetne Flekken kommen: Und zwar in eben der Ordnung, wie die Farben an einem ge- riebenen Auge (c), oder an aufgehaͤngten Perſonen auf einander fogen (d).
Einige Menſchen koͤnnen verſchiedene Bilder (e), wie auch die Scheiben der Fenſter mit ihren Blei eine Zeitlang vor Augen ſchwebend erhalten, daß ſie ſelbige ſo gar zu zaͤhlen vermoͤgen.
Wenn wir daher unſer Auge geſchwind herum wen- den, ſo glauben wir viele Objecte zugleich deutlich geſehen zu haben: Denn es iſt noch nicht das Bild der erſteren Dinge, aus der Gegenwart unſerer Seele verdraͤngt wor- den, wenn ſich ſchon das lezzte einſtellt (f).
§. 9.
II. Wir ſehen auch mit einem einzigen Auge.
So wie wir einen einzigen Punct des Objects deut- lich ſehen, ſo bedienen wir uns gemeiniglich, wenn wir deutlich ſehen wollen, nur eines einzigen Auges (g). Es
iſt
(b)[Spaltenumbruch]MARIOTTE Mém. de l’Acad. 1699. p. 26. & oper. pag. 318. PORTERFIELD I. pag. 343. ROBERG de cataract. p. 6. add. Nov. Eph. Natur. Cur. vol. I. obſ- 41. HAMBERGER p. 176. Son- derlich BUFFON Mém. de l’Acad. 1743. p. 151. 152.
(e)PEIRESCUS vit. p. 296. le CLERC point de vue pag. 79. & [Spaltenumbruch]
MICHAELIUS in paralipom. MA- RIOTTE pag. 314. Von Nieder- druͤkkung des Staares, blieben die Eindruͤkke viel zu dauerhaft, in dem Berichte des WARNERUS, Sie- he caſe 4.
(f)BOERHAAVE l. c. SCHEI- NER p. 244.
(g)GASSENDI vit. PEIRESC. p. 297. CAMPER mem. I. Cent. IV. n. 65. le CLERC ſyſteme de la vi- ſion, der den HUETIUM als Au- tor anfuͤhrt, du HAMEL Corp. anim. L. II. c. 6. Gemeiniglich le CAT p. 421. 422.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0990"n="972"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Sehen. <hirendition="#aq">XVI.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Flekke, ſehr lange vor den Augen <noteplace="foot"n="(b)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">MARIOTTE</hi> Mém. de<lb/>
l’Acad. 1699. p. 26. & oper. pag.<lb/>
318. PORTERFIELD I. pag. 343.<lb/>
ROBERG de cataract. p. 6. add.<lb/>
Nov. Eph. Natur. Cur. vol. I. obſ-<lb/>
41. HAMBERGER p.</hi> 176. Son-<lb/>
derlich <hirendition="#aq">BUFFON Mém. de l’Acad.<lb/>
1743. p.</hi> 151. 152.</note>, und es werden<lb/>
die Farben allmaͤhlig dunkler, indem ſie nach der Reihe<lb/>
der abnehmenden Staͤrke einer jeden Farbe, alſo auf ein-<lb/>
ander folgen, daß erſtlich ein leichter Schein, hierauf<lb/>
ein gelber Flekken, alsdenn die gruͤnen, hiernaͤchſt die<lb/>
blauen, und endlich die violetne Flekken kommen: Und<lb/>
zwar in eben der Ordnung, wie die Farben an einem ge-<lb/>
riebenen Auge <noteplace="foot"n="(c)"><hirendition="#aq">Pſychologie p.</hi> 31.</note>, oder an aufgehaͤngten Perſonen auf<lb/>
einander fogen <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">VERULAM</hi> Hiſt. vit. et.<lb/>
ment. pag.</hi> 394. Erzaͤhlt es unge-<lb/>ſchikkt.</note>.</p><lb/><p>Einige Menſchen koͤnnen verſchiedene Bilder <noteplace="foot"n="(e)"><hirendition="#aq">PEIRESCUS vit. p. 296. le<lb/>
CLERC point de vue pag. 79. &<lb/><cb/>
MICHAELIUS in paralipom. MA-<lb/>
RIOTTE pag.</hi> 314. Von Nieder-<lb/>
druͤkkung des Staares, blieben die<lb/>
Eindruͤkke viel zu dauerhaft, in dem<lb/>
Berichte des <hirendition="#aq">WARNERUS,</hi> Sie-<lb/>
he <hirendition="#aq">caſe</hi> 4.</note>, wie<lb/>
auch die Scheiben der Fenſter mit ihren Blei eine Zeitlang<lb/>
vor Augen ſchwebend erhalten, daß ſie ſelbige ſo gar zu<lb/>
zaͤhlen vermoͤgen.</p><lb/><p>Wenn wir daher unſer Auge geſchwind herum wen-<lb/>
den, ſo glauben wir viele Objecte zugleich deutlich geſehen<lb/>
zu haben: Denn es iſt noch nicht das Bild der erſteren<lb/>
Dinge, aus der Gegenwart unſerer Seele verdraͤngt wor-<lb/>
den, wenn ſich ſchon das lezzte einſtellt <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">BOERHAAVE l. c. SCHEI-<lb/>
NER p.</hi> 244.</note>.</p></div></div><lb/><divn="3"><head>§. 9.</head><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Wir ſehen auch mit einem einzigen Auge.</hi></head><lb/><p>So wie wir einen einzigen Punct des Objects deut-<lb/>
lich ſehen, ſo bedienen wir uns gemeiniglich, wenn wir<lb/>
deutlich ſehen wollen, nur eines einzigen Auges <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">GASSENDI vit. PEIRESC.<lb/>
p. 297. CAMPER mem. I. Cent. IV.<lb/>
n. 65. le CLERC ſyſteme de la vi-<lb/>ſion,</hi> der den <hirendition="#aq">HUETIUM</hi> als Au-<lb/>
tor anfuͤhrt, <hirendition="#aq">du HAMEL Corp.<lb/>
anim. L. II. c.</hi> 6. Gemeiniglich<lb/><hirendition="#aq">le CAT p.</hi> 421. 422.</note>. Es<lb/><fwplace="bottom"type="catch">iſt</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[972/0990]
Das Sehen. XVI. Buch.
Flekke, ſehr lange vor den Augen (b), und es werden
die Farben allmaͤhlig dunkler, indem ſie nach der Reihe
der abnehmenden Staͤrke einer jeden Farbe, alſo auf ein-
ander folgen, daß erſtlich ein leichter Schein, hierauf
ein gelber Flekken, alsdenn die gruͤnen, hiernaͤchſt die
blauen, und endlich die violetne Flekken kommen: Und
zwar in eben der Ordnung, wie die Farben an einem ge-
riebenen Auge (c), oder an aufgehaͤngten Perſonen auf
einander fogen (d).
Einige Menſchen koͤnnen verſchiedene Bilder (e), wie
auch die Scheiben der Fenſter mit ihren Blei eine Zeitlang
vor Augen ſchwebend erhalten, daß ſie ſelbige ſo gar zu
zaͤhlen vermoͤgen.
Wenn wir daher unſer Auge geſchwind herum wen-
den, ſo glauben wir viele Objecte zugleich deutlich geſehen
zu haben: Denn es iſt noch nicht das Bild der erſteren
Dinge, aus der Gegenwart unſerer Seele verdraͤngt wor-
den, wenn ſich ſchon das lezzte einſtellt (f).
§. 9.
II. Wir ſehen auch mit einem einzigen Auge.
So wie wir einen einzigen Punct des Objects deut-
lich ſehen, ſo bedienen wir uns gemeiniglich, wenn wir
deutlich ſehen wollen, nur eines einzigen Auges (g). Es
iſt
(b)
MARIOTTE Mém. de
l’Acad. 1699. p. 26. & oper. pag.
318. PORTERFIELD I. pag. 343.
ROBERG de cataract. p. 6. add.
Nov. Eph. Natur. Cur. vol. I. obſ-
41. HAMBERGER p. 176. Son-
derlich BUFFON Mém. de l’Acad.
1743. p. 151. 152.
(c) Pſychologie p. 31.
(d) VERULAM Hiſt. vit. et.
ment. pag. 394. Erzaͤhlt es unge-
ſchikkt.
(e) PEIRESCUS vit. p. 296. le
CLERC point de vue pag. 79. &
MICHAELIUS in paralipom. MA-
RIOTTE pag. 314. Von Nieder-
druͤkkung des Staares, blieben die
Eindruͤkke viel zu dauerhaft, in dem
Berichte des WARNERUS, Sie-
he caſe 4.
(f) BOERHAAVE l. c. SCHEI-
NER p. 244.
(g) GASSENDI vit. PEIRESC.
p. 297. CAMPER mem. I. Cent. IV.
n. 65. le CLERC ſyſteme de la vi-
ſion, der den HUETIUM als Au-
tor anfuͤhrt, du HAMEL Corp.
anim. L. II. c. 6. Gemeiniglich
le CAT p. 421. 422.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 972. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/990>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.