Geruchstoffe, in ihren bestimmten Gefässen abgeschieden werden (x), indem sich die richende Theile blos in die Blumenblätter, in die Rinde, oder in die Blasen des Oberhäutchen, ein, dem Terpentine änlicher Balsam, und die süssen Theile in die Frucht begeben.
§. 28. Hipotesen. 1. Die Gärungen.
Wir haben noch eine einzige Arbeit vor uns; wir müssen nämlich noch diejenige Hipotesen erklären, wo- mit berümte Männer, gleichsam als mit zugesezzten Flügeln, sich bemüht haben, dem Lichte der Warheit nä- her zu kommen.
Unter allen hat sich J. Baptist von Helmont zuerst, da er chimische Versuche auf die Auslegung der Phisio- logie anwenden wollte, unter vielen andern des Exem- pels der Fermenten (Gärungsmittel) bis zum Misbrau- che bedient. Es bringen nämlich scharfgesäuerte Teige, welche man unter Körper mischt, die noch nicht sauer sind, aber doch zum Sauerwerden eine Neigung haben, in der- gleichen Körpern eine ähnliche Säure zu wege. So gleich legte dieser Mann in der Hizze jedem Eingeweide einen änlichen Säurungsstoff, bei welcher, wenn er sich mit unsern Säften vermische, selbige in ihr eigentliches We- sen zu verwandeln vermögend sey. Folglich erklärte dieser berümte Mann, um seine eigne Worte ohne Aen- derung zu wiederholen, ein Ferment(y) solcher Gestalt, daß solches die Ursache von aller Verwandlung und das- jenige sey, welches sich aus Wasser, diesem allgemeinen Grundstoffe aller Körper, den besondern Saamen der Dinge bilde (z), um zur Fortpflanzung ihrer Arten zu dienen. Ferner so gebe es eine Lebenssäure (fermentum
vita-
(x)[Spaltenumbruch]
Vorherg. §. 12.
(y)Imago fermenti impraegnat massam semine n. 1.
(z)[Spaltenumbruch]Causa et initia natur. n. 25.
Siebendes Buch. Die Urſachen
Geruchſtoffe, in ihren beſtimmten Gefaͤſſen abgeſchieden werden (x), indem ſich die richende Theile blos in die Blumenblaͤtter, in die Rinde, oder in die Blaſen des Oberhaͤutchen, ein, dem Terpentine aͤnlicher Balſam, und die ſuͤſſen Theile in die Frucht begeben.
§. 28. Hipoteſen. 1. Die Gaͤrungen.
Wir haben noch eine einzige Arbeit vor uns; wir muͤſſen naͤmlich noch diejenige Hipoteſen erklaͤren, wo- mit beruͤmte Maͤnner, gleichſam als mit zugeſezzten Fluͤgeln, ſich bemuͤht haben, dem Lichte der Warheit naͤ- her zu kommen.
Unter allen hat ſich J. Baptiſt von Helmont zuerſt, da er chimiſche Verſuche auf die Auslegung der Phiſio- logie anwenden wollte, unter vielen andern des Exem- pels der Fermenten (Gaͤrungsmittel) bis zum Misbrau- che bedient. Es bringen naͤmlich ſcharfgeſaͤuerte Teige, welche man unter Koͤrper miſcht, die noch nicht ſauer ſind, aber doch zum Sauerwerden eine Neigung haben, in der- gleichen Koͤrpern eine aͤhnliche Saͤure zu wege. So gleich legte dieſer Mann in der Hizze jedem Eingeweide einen aͤnlichen Saͤurungsſtoff, bei welcher, wenn er ſich mit unſern Saͤften vermiſche, ſelbige in ihr eigentliches We- ſen zu verwandeln vermoͤgend ſey. Folglich erklaͤrte dieſer beruͤmte Mann, um ſeine eigne Worte ohne Aen- derung zu wiederholen, ein Ferment(y) ſolcher Geſtalt, daß ſolches die Urſache von aller Verwandlung und das- jenige ſey, welches ſich aus Waſſer, dieſem allgemeinen Grundſtoffe aller Koͤrper, den beſondern Saamen der Dinge bilde (z), um zur Fortpflanzung ihrer Arten zu dienen. Ferner ſo gebe es eine Lebensſaͤure (fermentum
vita-
(x)[Spaltenumbruch]
Vorherg. §. 12.
(y)Imago fermenti impraegnat maſſam ſemine n. 1.
(z)[Spaltenumbruch]Cauſa et initia natur. n. 25.
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Siebendes Buch. Die Urſachen
Geruchſtoffe, in ihren beſtimmten Gefaͤſſen abgeſchieden
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Blumenblaͤtter, in die Rinde, oder in die Blaſen des
Oberhaͤutchen, ein, dem Terpentine aͤnlicher Balſam,
und die ſuͤſſen Theile in die Frucht begeben.
§. 28.
Hipoteſen. 1. Die Gaͤrungen.
Wir haben noch eine einzige Arbeit vor uns; wir
muͤſſen naͤmlich noch diejenige Hipoteſen erklaͤren, wo-
mit beruͤmte Maͤnner, gleichſam als mit zugeſezzten
Fluͤgeln, ſich bemuͤht haben, dem Lichte der Warheit naͤ-
her zu kommen.
Unter allen hat ſich J. Baptiſt von Helmont zuerſt,
da er chimiſche Verſuche auf die Auslegung der Phiſio-
logie anwenden wollte, unter vielen andern des Exem-
pels der Fermenten (Gaͤrungsmittel) bis zum Misbrau-
che bedient. Es bringen naͤmlich ſcharfgeſaͤuerte Teige,
welche man unter Koͤrper miſcht, die noch nicht ſauer ſind,
aber doch zum Sauerwerden eine Neigung haben, in der-
gleichen Koͤrpern eine aͤhnliche Saͤure zu wege. So gleich
legte dieſer Mann in der Hizze jedem Eingeweide einen
aͤnlichen Saͤurungsſtoff, bei welcher, wenn er ſich mit
unſern Saͤften vermiſche, ſelbige in ihr eigentliches We-
ſen zu verwandeln vermoͤgend ſey. Folglich erklaͤrte
dieſer beruͤmte Mann, um ſeine eigne Worte ohne Aen-
derung zu wiederholen, ein Ferment (y) ſolcher Geſtalt,
daß ſolches die Urſache von aller Verwandlung und das-
jenige ſey, welches ſich aus Waſſer, dieſem allgemeinen
Grundſtoffe aller Koͤrper, den beſondern Saamen der
Dinge bilde (z), um zur Fortpflanzung ihrer Arten zu
dienen. Ferner ſo gebe es eine Lebensſaͤure (fermentum
vita-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 762. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/782>, abgerufen am 20.11.2024.
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