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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.

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Das eiserne Areuz
Zum 1.0. März
or. zur. Richard von Damm i vonn

is vor nunmehr hundert Jahren das deutsche Volk sich auf sich
selbst besann und in Opferfreudigkeit, Zuversicht und Entschlossenheit
dem Rufe von Männern wie Blücher, Gneisenau und des Hanno¬
veraners Scharnhorst, sich zu den Waffen zu versammeln und der
^Herrschaft des Korsen ein Ende zu bereiten, so schnell und zahl¬
reich folgte, da beschloß der Preußenkönig Friedrich Wilhelm der Dritte ein
besonderes Ehrenzeichen für die zu stiften, die sich in den nun beginnenden
Kämpfen besonders auszeichnen würden: das eiserne Kreuz. Und das Ansehen,
in dem dieses Ehrenzeichen, das, wie wir sehen werden, bei Ausbruch des
deutsch-französischen Krieges erneut gestiftet worden ist, seither gestanden hat und
noch steht, läßt es verständlich erscheinen, wenn dieses Ordens bei Herannahen
des hundertsten Gedenktages seiner Stiftung hier gedacht wird.

Die Stiftungsurkunde trägt nämlich das Datum des 10. März 1813. Sie
ist als Beilage 4 des trefflichen Buches über das eiserne Kreuz von O. Schneider
(Berlin 1872) abgedruckt und lautet auszugsweise folgendermaßen:

"In der jetzigen großen Katastrophe, von welcher für das Vaterland alles
abhängt, verdient der kräftige Sinn, welcher die Nation so hoch erhebt, durch
ganz eigentümliche Monumente geehrt und verewigt zu werden. Daß die Stand-
haftigkeit, mit welcher das Volk die unwiderstehlichen Übel einer eisernen Zeit
ertrug, nicht zur Kleinmütigkeit herabsank, bewährt der hohe Mut, welcher jetzt
jede Brust belebt und welcher, nur auf Religion und treue Anhänglichkeit an
König und Vaterland sich stützend, ausharren könnte.

Wir haben daher beschlossen, das Verdienst, welches in dem jetzt aus¬
brechenden Kriege entweder im wirklichen Kampfe mit dem Feinde, oder außer¬
dem im Felde oder daheim, jedoch in Beziehung auf diesen großen Kampf um
Selbständigkeit und Freiheit, erworben wird, besonders auszuzeichnen und diese
Auszeichnung nach diesem Kriege nicht weiter zu verleihen.

Demgemäß verordnen wir wie folgt..."

So war denn das eiserne Kreuz geschaffen. Es wurden zwei Klassen
errichtet und ferner noch ein "Großkreuz", wozu 1815 noch ein nur dem




Das eiserne Areuz
Zum 1.0. März
or. zur. Richard von Damm i vonn

is vor nunmehr hundert Jahren das deutsche Volk sich auf sich
selbst besann und in Opferfreudigkeit, Zuversicht und Entschlossenheit
dem Rufe von Männern wie Blücher, Gneisenau und des Hanno¬
veraners Scharnhorst, sich zu den Waffen zu versammeln und der
^Herrschaft des Korsen ein Ende zu bereiten, so schnell und zahl¬
reich folgte, da beschloß der Preußenkönig Friedrich Wilhelm der Dritte ein
besonderes Ehrenzeichen für die zu stiften, die sich in den nun beginnenden
Kämpfen besonders auszeichnen würden: das eiserne Kreuz. Und das Ansehen,
in dem dieses Ehrenzeichen, das, wie wir sehen werden, bei Ausbruch des
deutsch-französischen Krieges erneut gestiftet worden ist, seither gestanden hat und
noch steht, läßt es verständlich erscheinen, wenn dieses Ordens bei Herannahen
des hundertsten Gedenktages seiner Stiftung hier gedacht wird.

Die Stiftungsurkunde trägt nämlich das Datum des 10. März 1813. Sie
ist als Beilage 4 des trefflichen Buches über das eiserne Kreuz von O. Schneider
(Berlin 1872) abgedruckt und lautet auszugsweise folgendermaßen:

„In der jetzigen großen Katastrophe, von welcher für das Vaterland alles
abhängt, verdient der kräftige Sinn, welcher die Nation so hoch erhebt, durch
ganz eigentümliche Monumente geehrt und verewigt zu werden. Daß die Stand-
haftigkeit, mit welcher das Volk die unwiderstehlichen Übel einer eisernen Zeit
ertrug, nicht zur Kleinmütigkeit herabsank, bewährt der hohe Mut, welcher jetzt
jede Brust belebt und welcher, nur auf Religion und treue Anhänglichkeit an
König und Vaterland sich stützend, ausharren könnte.

Wir haben daher beschlossen, das Verdienst, welches in dem jetzt aus¬
brechenden Kriege entweder im wirklichen Kampfe mit dem Feinde, oder außer¬
dem im Felde oder daheim, jedoch in Beziehung auf diesen großen Kampf um
Selbständigkeit und Freiheit, erworben wird, besonders auszuzeichnen und diese
Auszeichnung nach diesem Kriege nicht weiter zu verleihen.

Demgemäß verordnen wir wie folgt..."

So war denn das eiserne Kreuz geschaffen. Es wurden zwei Klassen
errichtet und ferner noch ein „Großkreuz", wozu 1815 noch ein nur dem


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[0475] [Abbildung] Das eiserne Areuz Zum 1.0. März or. zur. Richard von Damm i vonn is vor nunmehr hundert Jahren das deutsche Volk sich auf sich selbst besann und in Opferfreudigkeit, Zuversicht und Entschlossenheit dem Rufe von Männern wie Blücher, Gneisenau und des Hanno¬ veraners Scharnhorst, sich zu den Waffen zu versammeln und der ^Herrschaft des Korsen ein Ende zu bereiten, so schnell und zahl¬ reich folgte, da beschloß der Preußenkönig Friedrich Wilhelm der Dritte ein besonderes Ehrenzeichen für die zu stiften, die sich in den nun beginnenden Kämpfen besonders auszeichnen würden: das eiserne Kreuz. Und das Ansehen, in dem dieses Ehrenzeichen, das, wie wir sehen werden, bei Ausbruch des deutsch-französischen Krieges erneut gestiftet worden ist, seither gestanden hat und noch steht, läßt es verständlich erscheinen, wenn dieses Ordens bei Herannahen des hundertsten Gedenktages seiner Stiftung hier gedacht wird. Die Stiftungsurkunde trägt nämlich das Datum des 10. März 1813. Sie ist als Beilage 4 des trefflichen Buches über das eiserne Kreuz von O. Schneider (Berlin 1872) abgedruckt und lautet auszugsweise folgendermaßen: „In der jetzigen großen Katastrophe, von welcher für das Vaterland alles abhängt, verdient der kräftige Sinn, welcher die Nation so hoch erhebt, durch ganz eigentümliche Monumente geehrt und verewigt zu werden. Daß die Stand- haftigkeit, mit welcher das Volk die unwiderstehlichen Übel einer eisernen Zeit ertrug, nicht zur Kleinmütigkeit herabsank, bewährt der hohe Mut, welcher jetzt jede Brust belebt und welcher, nur auf Religion und treue Anhänglichkeit an König und Vaterland sich stützend, ausharren könnte. Wir haben daher beschlossen, das Verdienst, welches in dem jetzt aus¬ brechenden Kriege entweder im wirklichen Kampfe mit dem Feinde, oder außer¬ dem im Felde oder daheim, jedoch in Beziehung auf diesen großen Kampf um Selbständigkeit und Freiheit, erworben wird, besonders auszuzeichnen und diese Auszeichnung nach diesem Kriege nicht weiter zu verleihen. Demgemäß verordnen wir wie folgt..." So war denn das eiserne Kreuz geschaffen. Es wurden zwei Klassen errichtet und ferner noch ein „Großkreuz", wozu 1815 noch ein nur dem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_324869/475>, abgerufen am 27.06.2024.