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Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr.

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Das eiserne Areuz

Fürsten Blücher von Wahlstatt für dessen Heldentaten bei Belle - Alliance ver¬
liehenes großes Ehrenzeichen kam, ein goldener Stern, auf dem das eiserne
Kreuz ruhte. Das eiserne Kreuz der Freiheitskriege war, von Schinkels Meister¬
hand entworfen, ein schwarzes gußeisernes Kreuz, in Silber gefaßt; auf der
Vorderseite war es glatt ohne Inschrift, und auf der Rückseite trug es zu oberst
den Namenszug "t^. XV.", in der Mitte drei Eichenblätter und unten die Jahres¬
zahl 1813. Beide Klassen wurden von Kombattanten am schwarzen Bande mit
weißer Einfassung getragen und von Nichtkombattanten am weißen Bande mit
schwarzer Einfassung; zur ersten Klasse gehörte ferner ein schwarzes, weiß ein¬
gefaßtes, auf der linken Brustseite zu tragendes Kreuz, an dessen Stelle später ein
in Silber eingefaßtes Eisenkreuz trat. Das Großkreuz war doppelt so groß wie
das der beiden anderen Klassen; es sollte am schwarzen, weiß eingefaßten
Bande um den Hals getragen werden. Die erste Klasse sollte durchgängig erst
nach der zweiten verliehen werden, so daß man also letztere schon besitzen mußte,
bevor man erstere erhielt, und das Großkreuz war für besondere Kriegstaten
der Heerführer bestimmt.

Es fand sich in den nun beginnenden Kämpfen recht oft Gelegenheit, das
eiserne Kreuz zu verleihen; in den Kämpfen vom 2. April 1813 bis zum
30. März 1814 wurde die zweite Klasse sechstausendsechshundertneununddreißig-
mal, die erste Klasse dreihunderteinunddreißigmal und das Großkreuz dreimal
verliehen, letzteres an Blücher für die Schlacht an der Katzbach, an Bülow für
Dennewitz und an den Kronprinzen Karl Johann von Schweden für die Führung
der Nordarmee, und während des ganzen Befreiungskrieges haben nach einem
"Generaltableau" vom 16. April 1819 (Anlage 85 des erwähnten Schneiderschen
Buches) 568 Offiziere und 67 Mann die erste und 3208 Offiziere und 5928
Mann die zweite Klasse erhalten.

Eine eigenartige Erscheinung war das Auftreten der sogenannten "Erb¬
berechtigten"; es gab nämlich eine größere Zahl Kämpfer, die für das eiserne
Kreuz vorgeschlagen waren, dasselbe aber nicht hatten bekommen können; über
diese wurden nun Listen geführt, und wenn ein Inhaber des Ehrenzeichens
starb, mußte dieses abgeliefert werden und gelangte dann an einen der Vor¬
gemerkten, die man nun mit dem Namen "Erbberechtigte" zu bezeichnen pflegte,
zur Ausgabe. So konnten im Laufe der Jahre noch eine Menge verdienst¬
voller Leute berücksichtigt werden; erst 1839 waren alle befriedigt, und es ergab
sich nun, daß nachträglich noch 844 Offiziere und 6084 Mannschaften bedacht
worden waren.

So war also eine sehr große Zahl von Kämpfern, die sich ausgezeichnet
hatten, von ihrem Könige durch Verleihung dieses Ehrenzeichens geehrt worden.
Aber auch derer, die den Ehrentod vor dem Feinde gefallen waren und die
also für das eiserne Kreuz nicht mehr in Frage kommen konnten, gedachte der
König; er ordnete nämlich am 5. Mai 1813 an, daß zum Gedächtnis aller
Gefallenen in der betreffenden Regimentskirche ein Denkmal errichtet werden


Das eiserne Areuz

Fürsten Blücher von Wahlstatt für dessen Heldentaten bei Belle - Alliance ver¬
liehenes großes Ehrenzeichen kam, ein goldener Stern, auf dem das eiserne
Kreuz ruhte. Das eiserne Kreuz der Freiheitskriege war, von Schinkels Meister¬
hand entworfen, ein schwarzes gußeisernes Kreuz, in Silber gefaßt; auf der
Vorderseite war es glatt ohne Inschrift, und auf der Rückseite trug es zu oberst
den Namenszug „t^. XV.", in der Mitte drei Eichenblätter und unten die Jahres¬
zahl 1813. Beide Klassen wurden von Kombattanten am schwarzen Bande mit
weißer Einfassung getragen und von Nichtkombattanten am weißen Bande mit
schwarzer Einfassung; zur ersten Klasse gehörte ferner ein schwarzes, weiß ein¬
gefaßtes, auf der linken Brustseite zu tragendes Kreuz, an dessen Stelle später ein
in Silber eingefaßtes Eisenkreuz trat. Das Großkreuz war doppelt so groß wie
das der beiden anderen Klassen; es sollte am schwarzen, weiß eingefaßten
Bande um den Hals getragen werden. Die erste Klasse sollte durchgängig erst
nach der zweiten verliehen werden, so daß man also letztere schon besitzen mußte,
bevor man erstere erhielt, und das Großkreuz war für besondere Kriegstaten
der Heerführer bestimmt.

Es fand sich in den nun beginnenden Kämpfen recht oft Gelegenheit, das
eiserne Kreuz zu verleihen; in den Kämpfen vom 2. April 1813 bis zum
30. März 1814 wurde die zweite Klasse sechstausendsechshundertneununddreißig-
mal, die erste Klasse dreihunderteinunddreißigmal und das Großkreuz dreimal
verliehen, letzteres an Blücher für die Schlacht an der Katzbach, an Bülow für
Dennewitz und an den Kronprinzen Karl Johann von Schweden für die Führung
der Nordarmee, und während des ganzen Befreiungskrieges haben nach einem
„Generaltableau" vom 16. April 1819 (Anlage 85 des erwähnten Schneiderschen
Buches) 568 Offiziere und 67 Mann die erste und 3208 Offiziere und 5928
Mann die zweite Klasse erhalten.

Eine eigenartige Erscheinung war das Auftreten der sogenannten „Erb¬
berechtigten"; es gab nämlich eine größere Zahl Kämpfer, die für das eiserne
Kreuz vorgeschlagen waren, dasselbe aber nicht hatten bekommen können; über
diese wurden nun Listen geführt, und wenn ein Inhaber des Ehrenzeichens
starb, mußte dieses abgeliefert werden und gelangte dann an einen der Vor¬
gemerkten, die man nun mit dem Namen „Erbberechtigte" zu bezeichnen pflegte,
zur Ausgabe. So konnten im Laufe der Jahre noch eine Menge verdienst¬
voller Leute berücksichtigt werden; erst 1839 waren alle befriedigt, und es ergab
sich nun, daß nachträglich noch 844 Offiziere und 6084 Mannschaften bedacht
worden waren.

So war also eine sehr große Zahl von Kämpfern, die sich ausgezeichnet
hatten, von ihrem Könige durch Verleihung dieses Ehrenzeichens geehrt worden.
Aber auch derer, die den Ehrentod vor dem Feinde gefallen waren und die
also für das eiserne Kreuz nicht mehr in Frage kommen konnten, gedachte der
König; er ordnete nämlich am 5. Mai 1813 an, daß zum Gedächtnis aller
Gefallenen in der betreffenden Regimentskirche ein Denkmal errichtet werden


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[0476] Das eiserne Areuz Fürsten Blücher von Wahlstatt für dessen Heldentaten bei Belle - Alliance ver¬ liehenes großes Ehrenzeichen kam, ein goldener Stern, auf dem das eiserne Kreuz ruhte. Das eiserne Kreuz der Freiheitskriege war, von Schinkels Meister¬ hand entworfen, ein schwarzes gußeisernes Kreuz, in Silber gefaßt; auf der Vorderseite war es glatt ohne Inschrift, und auf der Rückseite trug es zu oberst den Namenszug „t^. XV.", in der Mitte drei Eichenblätter und unten die Jahres¬ zahl 1813. Beide Klassen wurden von Kombattanten am schwarzen Bande mit weißer Einfassung getragen und von Nichtkombattanten am weißen Bande mit schwarzer Einfassung; zur ersten Klasse gehörte ferner ein schwarzes, weiß ein¬ gefaßtes, auf der linken Brustseite zu tragendes Kreuz, an dessen Stelle später ein in Silber eingefaßtes Eisenkreuz trat. Das Großkreuz war doppelt so groß wie das der beiden anderen Klassen; es sollte am schwarzen, weiß eingefaßten Bande um den Hals getragen werden. Die erste Klasse sollte durchgängig erst nach der zweiten verliehen werden, so daß man also letztere schon besitzen mußte, bevor man erstere erhielt, und das Großkreuz war für besondere Kriegstaten der Heerführer bestimmt. Es fand sich in den nun beginnenden Kämpfen recht oft Gelegenheit, das eiserne Kreuz zu verleihen; in den Kämpfen vom 2. April 1813 bis zum 30. März 1814 wurde die zweite Klasse sechstausendsechshundertneununddreißig- mal, die erste Klasse dreihunderteinunddreißigmal und das Großkreuz dreimal verliehen, letzteres an Blücher für die Schlacht an der Katzbach, an Bülow für Dennewitz und an den Kronprinzen Karl Johann von Schweden für die Führung der Nordarmee, und während des ganzen Befreiungskrieges haben nach einem „Generaltableau" vom 16. April 1819 (Anlage 85 des erwähnten Schneiderschen Buches) 568 Offiziere und 67 Mann die erste und 3208 Offiziere und 5928 Mann die zweite Klasse erhalten. Eine eigenartige Erscheinung war das Auftreten der sogenannten „Erb¬ berechtigten"; es gab nämlich eine größere Zahl Kämpfer, die für das eiserne Kreuz vorgeschlagen waren, dasselbe aber nicht hatten bekommen können; über diese wurden nun Listen geführt, und wenn ein Inhaber des Ehrenzeichens starb, mußte dieses abgeliefert werden und gelangte dann an einen der Vor¬ gemerkten, die man nun mit dem Namen „Erbberechtigte" zu bezeichnen pflegte, zur Ausgabe. So konnten im Laufe der Jahre noch eine Menge verdienst¬ voller Leute berücksichtigt werden; erst 1839 waren alle befriedigt, und es ergab sich nun, daß nachträglich noch 844 Offiziere und 6084 Mannschaften bedacht worden waren. So war also eine sehr große Zahl von Kämpfern, die sich ausgezeichnet hatten, von ihrem Könige durch Verleihung dieses Ehrenzeichens geehrt worden. Aber auch derer, die den Ehrentod vor dem Feinde gefallen waren und die also für das eiserne Kreuz nicht mehr in Frage kommen konnten, gedachte der König; er ordnete nämlich am 5. Mai 1813 an, daß zum Gedächtnis aller Gefallenen in der betreffenden Regimentskirche ein Denkmal errichtet werden

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 72, 1913, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341897_324869/476>, abgerufen am 22.07.2024.