Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.Elizabeth Barrett-Browning und George Sand Auch sollte der leitenden Schwester einer auswärtigen Station wohl genügende L. A, Glizabeth Varrett-Browning und George Hand in. I. Minckwitz von legensätze berühren sich; auch der Literarhistoriker weiß von solchen Von vaterländischer, d. h. englischer Seite fand Elizabeth Brownings Be¬ Diese Vorliebe ist nicht vorübergehender Art, sondern tiefwnrzelnd und Elizabeth Barrett-Browning und George Sand Auch sollte der leitenden Schwester einer auswärtigen Station wohl genügende L. A, Glizabeth Varrett-Browning und George Hand in. I. Minckwitz von legensätze berühren sich; auch der Literarhistoriker weiß von solchen Von vaterländischer, d. h. englischer Seite fand Elizabeth Brownings Be¬ Diese Vorliebe ist nicht vorübergehender Art, sondern tiefwnrzelnd und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0378" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/239166"/> <fw type="header" place="top"> Elizabeth Barrett-Browning und George Sand</fw><lb/> <p xml:id="ID_1830" prev="#ID_1829"> Auch sollte der leitenden Schwester einer auswärtigen Station wohl genügende<lb/> Einsicht zugetraut werden können, daß man ihr bei den außerhäuslichcn Er¬<lb/> holungen die Entscheidung über „Erlaubt" und „Unerlaubt" überließe.</p><lb/> <note type="byline"> L. A,</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Glizabeth Varrett-Browning und George Hand<lb/><note type="byline"> in. I. Minckwitz</note> von</head><lb/> <p xml:id="ID_1831"> legensätze berühren sich; auch der Literarhistoriker weiß von solchen<lb/> Fällen zu berichten. Wer würde nicht bei einer rein summarischen<lb/> Kenntnis der Biographie und der Werke von Elizabeth Barrett-<lb/> Browning die Möglichkeit einer gewissen Geistesverwandtschaft<lb/> ! zwischen ihr und ihrer französischen Zeitgenossin George Sand<lb/> energisch von der Hand weisen? Und dennoch wird der sorgsame Leser von<lb/> Aurora I-Ligb. einen bestimmten Einfluß der französischen Nomantikerin ver¬<lb/> spüren und es begreiflich finden, daß der Enthusiasmus der englischen Dichterin,<lb/> durch langjährige Lektüre immer stärker angefacht, gerade in der Zeit, in der<lb/> sie ihre „Novelle in Versen" schrieb, zu wiederholter persönlicher und herz¬<lb/> licher Begegnung führte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1832"> Von vaterländischer, d. h. englischer Seite fand Elizabeth Brownings Be¬<lb/> geisterung für George Sand wenig Nahrung. Unter den Freunden, denen sie<lb/> 1850 aus Paris über ihr Zusammentreffen mit der gefeierten Schriftstellerin<lb/> brieflich berichtete, wurde sogar eine recht kleinliche Art von Kritik laut.<lb/> Mrs. David Ogilvh bekundete unverhohlene Entrüstung über die Freude, die<lb/> ein Kuß von den Lippen George Sands der Elizabeth bereitet hatte. Sie<lb/> nahm nicht Anstoß, mit echt insularer, prüder Bedenklichkeit die geniale Französin<lb/> ans das niedrige Niveau von Thackerahs Heldin Rebecca Sharp (in Vanih'<lb/> ?g.ir) hinnbzudrücken und somit Elizabeth Browuiugs hochsinnige Anschauung<lb/> schonungslos zu verurteilen. Man hat es ihr in England nie verziehen, daß<lb/> sie weder die Jnsclpolitik ihrer Landsleute teilte, noch bei der Beurteilung<lb/> des Privatlebens bedeutender Persönlichkeiten den allgemein üblichen moralischen<lb/> Wertmesser anlegte. Aber in ihrer ausgesprochen Vorliebe für George Sand<lb/> ließ sie sich deshalb niemals beirren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1833" next="#ID_1834"> Diese Vorliebe ist nicht vorübergehender Art, sondern tiefwnrzelnd und<lb/> langjährig. Schon im Jahre 1845 erklärte sie in einem Briefe an Mr. Chorley<lb/> (vom Athenäum), daß ihr Madame Düdevant die höchste Bewundrung ein¬<lb/> flöße. Il N^äainö Ouclkvant is not tbs ur8t l'ouato Mniu8 ot' a,n^ oountrv<lb/> or ug's, I reallz? av not lcnov vllo is. Ihr Freund und Kritiker hatte freilich<lb/> wenig Sympathie für zeitgenössische französische Romandichter übrig. Es be¬<lb/> fremdete ihn sicherlich, daß Elizabeth an George Sand den Adel der Gesinnung<lb/> rühmte — g-rantinA' gli dirs coll auel xsrilous fern? — nMous38S8 ana roMnö836S</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0378]
Elizabeth Barrett-Browning und George Sand
Auch sollte der leitenden Schwester einer auswärtigen Station wohl genügende
Einsicht zugetraut werden können, daß man ihr bei den außerhäuslichcn Er¬
holungen die Entscheidung über „Erlaubt" und „Unerlaubt" überließe.
L. A,
Glizabeth Varrett-Browning und George Hand
in. I. Minckwitz von
legensätze berühren sich; auch der Literarhistoriker weiß von solchen
Fällen zu berichten. Wer würde nicht bei einer rein summarischen
Kenntnis der Biographie und der Werke von Elizabeth Barrett-
Browning die Möglichkeit einer gewissen Geistesverwandtschaft
! zwischen ihr und ihrer französischen Zeitgenossin George Sand
energisch von der Hand weisen? Und dennoch wird der sorgsame Leser von
Aurora I-Ligb. einen bestimmten Einfluß der französischen Nomantikerin ver¬
spüren und es begreiflich finden, daß der Enthusiasmus der englischen Dichterin,
durch langjährige Lektüre immer stärker angefacht, gerade in der Zeit, in der
sie ihre „Novelle in Versen" schrieb, zu wiederholter persönlicher und herz¬
licher Begegnung führte.
Von vaterländischer, d. h. englischer Seite fand Elizabeth Brownings Be¬
geisterung für George Sand wenig Nahrung. Unter den Freunden, denen sie
1850 aus Paris über ihr Zusammentreffen mit der gefeierten Schriftstellerin
brieflich berichtete, wurde sogar eine recht kleinliche Art von Kritik laut.
Mrs. David Ogilvh bekundete unverhohlene Entrüstung über die Freude, die
ein Kuß von den Lippen George Sands der Elizabeth bereitet hatte. Sie
nahm nicht Anstoß, mit echt insularer, prüder Bedenklichkeit die geniale Französin
ans das niedrige Niveau von Thackerahs Heldin Rebecca Sharp (in Vanih'
?g.ir) hinnbzudrücken und somit Elizabeth Browuiugs hochsinnige Anschauung
schonungslos zu verurteilen. Man hat es ihr in England nie verziehen, daß
sie weder die Jnsclpolitik ihrer Landsleute teilte, noch bei der Beurteilung
des Privatlebens bedeutender Persönlichkeiten den allgemein üblichen moralischen
Wertmesser anlegte. Aber in ihrer ausgesprochen Vorliebe für George Sand
ließ sie sich deshalb niemals beirren.
Diese Vorliebe ist nicht vorübergehender Art, sondern tiefwnrzelnd und
langjährig. Schon im Jahre 1845 erklärte sie in einem Briefe an Mr. Chorley
(vom Athenäum), daß ihr Madame Düdevant die höchste Bewundrung ein¬
flöße. Il N^äainö Ouclkvant is not tbs ur8t l'ouato Mniu8 ot' a,n^ oountrv
or ug's, I reallz? av not lcnov vllo is. Ihr Freund und Kritiker hatte freilich
wenig Sympathie für zeitgenössische französische Romandichter übrig. Es be¬
fremdete ihn sicherlich, daß Elizabeth an George Sand den Adel der Gesinnung
rühmte — g-rantinA' gli dirs coll auel xsrilous fern? — nMous38S8 ana roMnö836S
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