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Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr.

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weil man ihm immer noch gewisse Selbständigkeitsgelüste zutraute, mußten
sich die beiden Firmen, statt mit stimmberechtigten Anteilen, mit sogenannte:,
Genußscheinen ohne Stimmrecht im Betrage von vierundeiuhalb Millionen
begnügen; sie haben also keinen Einfluß auf die Leitung der Gesellschaft. Die
Gesellschaft arbeitet mit einem Kapital von zwanzig Millionen. Das stimm¬
fähige, voll eingezahlte Kapital von füufzehnundeinhalb Millionen verteilt sich
aber so, daß auf die Standard Oil Compagnie allein siebenunddreiviertel Mil¬
lionen kommen. Will). A. Riedemann ist mit 3875000 Mark beteiligt, mit
ebenso viel die beiden Schütte aus Bremen.

In ganz Deutschland bestehen hente nur noch zwei Firmen, die sich mit
Petroleumimport beschäftigen, eine in Bremen und eine in Mannheim. Sie
kaufe" nur Öl der Outsiders, der Unabhängigen, die jetzt wiederum eine kleine
eigne Röhrenleitung haben und noch immer liefern. Wie lange dieser ungleiche
Kampf noch dauern wird, läßt sich natürlich nicht mit Sicherheit sagen. In
Bezug auf Preisbestimmung ist heute schon Rockefeller souverän, er unterbietet
diese beiden letzten Händler innerhalb der kleinen Bezirke, in denen ihr Pe¬
troleum noch erscheinen kann, zu jedem Preis, um da, wo sie nicht hinkommen
können, um so mehr zu nehmen. Händler sind nicht mehr vorhanden, selbst
die Krämer sind durch Kontrakte gebunden, in kleinen Ladentanks, die die
Standardtöchter "leihweise" liefern, nur Standardpetrolenm zu führen.




Zwingli

or kurzem ist der erste Band einer neuen Biographie Zwinglis
erschienen: Huldreich Zwingli. Sein Leben und Wirken
nach den Quellen dargestellt von Dr. Rudolf staehelin,
ordentlichem Professor der Theologie zu Basel. Dieser müßig
starke erste Band (535 S.) enthält "die reformatorische Grund¬
lage" und schildert das Leben und Wirken Zwinglis bis zur Durchführung
der Reformation in Zürich und bis zum Kampfe Zwinglis mit den Wieder¬
täufern. Der zweite Band, dessen baldiges Erscheinen in Aussicht gestellt ist,
wird unter dem Titel "Ausbau und Kampf" das Werk beschließen.

Wie der Verfasser selbst im Vorwort sagt, bedarf das Werk keiner be¬
sondern Rechtfertigung. Die letzte größere Biographie des Schweizer Refor¬
mators, die von Mörikofer, erschien 1867 bis 1869. Seitdem ist das gesamte
Urkundenmaterial der schweizerischen Reformation bearbeitet und herausgegeben


Zwingli

weil man ihm immer noch gewisse Selbständigkeitsgelüste zutraute, mußten
sich die beiden Firmen, statt mit stimmberechtigten Anteilen, mit sogenannte:,
Genußscheinen ohne Stimmrecht im Betrage von vierundeiuhalb Millionen
begnügen; sie haben also keinen Einfluß auf die Leitung der Gesellschaft. Die
Gesellschaft arbeitet mit einem Kapital von zwanzig Millionen. Das stimm¬
fähige, voll eingezahlte Kapital von füufzehnundeinhalb Millionen verteilt sich
aber so, daß auf die Standard Oil Compagnie allein siebenunddreiviertel Mil¬
lionen kommen. Will). A. Riedemann ist mit 3875000 Mark beteiligt, mit
ebenso viel die beiden Schütte aus Bremen.

In ganz Deutschland bestehen hente nur noch zwei Firmen, die sich mit
Petroleumimport beschäftigen, eine in Bremen und eine in Mannheim. Sie
kaufe« nur Öl der Outsiders, der Unabhängigen, die jetzt wiederum eine kleine
eigne Röhrenleitung haben und noch immer liefern. Wie lange dieser ungleiche
Kampf noch dauern wird, läßt sich natürlich nicht mit Sicherheit sagen. In
Bezug auf Preisbestimmung ist heute schon Rockefeller souverän, er unterbietet
diese beiden letzten Händler innerhalb der kleinen Bezirke, in denen ihr Pe¬
troleum noch erscheinen kann, zu jedem Preis, um da, wo sie nicht hinkommen
können, um so mehr zu nehmen. Händler sind nicht mehr vorhanden, selbst
die Krämer sind durch Kontrakte gebunden, in kleinen Ladentanks, die die
Standardtöchter „leihweise" liefern, nur Standardpetrolenm zu führen.




Zwingli

or kurzem ist der erste Band einer neuen Biographie Zwinglis
erschienen: Huldreich Zwingli. Sein Leben und Wirken
nach den Quellen dargestellt von Dr. Rudolf staehelin,
ordentlichem Professor der Theologie zu Basel. Dieser müßig
starke erste Band (535 S.) enthält „die reformatorische Grund¬
lage" und schildert das Leben und Wirken Zwinglis bis zur Durchführung
der Reformation in Zürich und bis zum Kampfe Zwinglis mit den Wieder¬
täufern. Der zweite Band, dessen baldiges Erscheinen in Aussicht gestellt ist,
wird unter dem Titel „Ausbau und Kampf" das Werk beschließen.

Wie der Verfasser selbst im Vorwort sagt, bedarf das Werk keiner be¬
sondern Rechtfertigung. Die letzte größere Biographie des Schweizer Refor¬
mators, die von Mörikofer, erschien 1867 bis 1869. Seitdem ist das gesamte
Urkundenmaterial der schweizerischen Reformation bearbeitet und herausgegeben


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 54, 1895, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341861_220975/578>, abgerufen am 27.06.2024.