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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal.

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Wehrpflicht und Erziehung.

Freund, fast möcht' ich dagegen mit Lust mir die kräftigste Zeitschrift
Selber begründen, darinnen das Möglichste wider den Anstand
Würde gefrevelt! Wo sich mit ganz nichtsnutzigen Reden
Setzte die Grobheit breit auf den Stuhl der Moral, die für immer
Wäre geächtet, verbannt; derweilen den Leuten vergnüglich
Sprüche der Weisheit flogen um's Ohr, daß sich allen Philistern
Schaudernd sträubte das Haar! Und ich suchte natürlich die "ersten
Kräfte" mir auch dafür, und ich würde sie finden. Die Zeitschrift
Seh' ich im Geiste schon blühen! Sie wird zum gelesensten Blatte.
stürmend umlagert man bald mir die Presse. Mau reißt sich die Nummer"
Wie ein entzückendes Gut aus des Glücks Füllhorn, aus deu Händen.
Aber im Ansehn wären die anderen alle, die neusten
So wie die älteren, tot, manstot, und für immer begraben.
Aber ich fühl' und erkenn' es, ich muß cibstehn von der "guten
scindo!" Deal uicht gern Stör' ich das Glück, uoch möcht' ich die Nahrung
Andern entziehen. Zudem, mit so mancher gelesenen Zeitschrift
Bin ich auf leidlichem Fuß, und ich wahrte mir gern das Verhältnis.
Aber du fragst um Rat mich zugleich, auf welche der Einsatz
Ware zu wagen, um stets viel, gut und das neuste zu lesen?
O du Guter! ich weiß dir uicht anders zu raten, als: "Lies sie
Alle! Bis über das Jahr wirst dn nicht eine mehr lesen!"




Wehrpflicht und Erziehung.

ier in jüngster Zeit erschienene Schriften, deren Titel der Leser
am Fuße dieser Seite findet,*) und deren Besprechung wir hier
zusammenfassen, haben unter sich das eine gemeinsam, daß sie
unser Heerwesen nicht als ein in sich völlig abgeschlossenes Gebiet
--^unsrer öffentlichen Einrichtungen und die Ausbildung zur Wehr-
^^gkeit nicht als eine dem Heere allein gestellte Aufgabe betrachten, sondern



Se "-^ ^' Schule und Heer von Rug. Guhl, Oberstleutnant z. D. (Deutsche Zeit- und
ji/°'Aagcn. Jahrgang X, 189--160.) Berlin, Habel, 1882. -- 2. Die Mannszucht in
tung für Staat, Volk und Heer. Von Fritz Hocnig, Hauptmann a. D. Berlin,
1882. -- Z. Handbuch für den Turm- und Waffenunterricht der
U N >.
4 Scheibert und >V">lig.
schuldLehrerailsgabe. Leipzig, llrbau, 1882. --
N ^^ullnrueu und Kadettenwesen in ihrem Verhältnis zur Volksschule und zum
lenst. Vortrag für die Versammlung des schweizerischen Turulehrervereins zu Viel
Wehrpflicht und Erziehung.

Freund, fast möcht' ich dagegen mit Lust mir die kräftigste Zeitschrift
Selber begründen, darinnen das Möglichste wider den Anstand
Würde gefrevelt! Wo sich mit ganz nichtsnutzigen Reden
Setzte die Grobheit breit auf den Stuhl der Moral, die für immer
Wäre geächtet, verbannt; derweilen den Leuten vergnüglich
Sprüche der Weisheit flogen um's Ohr, daß sich allen Philistern
Schaudernd sträubte das Haar! Und ich suchte natürlich die „ersten
Kräfte" mir auch dafür, und ich würde sie finden. Die Zeitschrift
Seh' ich im Geiste schon blühen! Sie wird zum gelesensten Blatte.
stürmend umlagert man bald mir die Presse. Mau reißt sich die Nummer»
Wie ein entzückendes Gut aus des Glücks Füllhorn, aus deu Händen.
Aber im Ansehn wären die anderen alle, die neusten
So wie die älteren, tot, manstot, und für immer begraben.
Aber ich fühl' und erkenn' es, ich muß cibstehn von der „guten
scindo!" Deal uicht gern Stör' ich das Glück, uoch möcht' ich die Nahrung
Andern entziehen. Zudem, mit so mancher gelesenen Zeitschrift
Bin ich auf leidlichem Fuß, und ich wahrte mir gern das Verhältnis.
Aber du fragst um Rat mich zugleich, auf welche der Einsatz
Ware zu wagen, um stets viel, gut und das neuste zu lesen?
O du Guter! ich weiß dir uicht anders zu raten, als: „Lies sie
Alle! Bis über das Jahr wirst dn nicht eine mehr lesen!"




Wehrpflicht und Erziehung.

ier in jüngster Zeit erschienene Schriften, deren Titel der Leser
am Fuße dieser Seite findet,*) und deren Besprechung wir hier
zusammenfassen, haben unter sich das eine gemeinsam, daß sie
unser Heerwesen nicht als ein in sich völlig abgeschlossenes Gebiet
—^unsrer öffentlichen Einrichtungen und die Ausbildung zur Wehr-
^^gkeit nicht als eine dem Heere allein gestellte Aufgabe betrachten, sondern



Se »-^ ^' Schule und Heer von Rug. Guhl, Oberstleutnant z. D. (Deutsche Zeit- und
ji/°'Aagcn. Jahrgang X, 189—160.) Berlin, Habel, 1882. — 2. Die Mannszucht in
tung für Staat, Volk und Heer. Von Fritz Hocnig, Hauptmann a. D. Berlin,
1882. — Z. Handbuch für den Turm- und Waffenunterricht der
U N >.
4 Scheibert und >V">lig.
schuldLehrerailsgabe. Leipzig, llrbau, 1882. —
N ^^ullnrueu und Kadettenwesen in ihrem Verhältnis zur Volksschule und zum
lenst. Vortrag für die Versammlung des schweizerischen Turulehrervereins zu Viel
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[0215] Wehrpflicht und Erziehung. Freund, fast möcht' ich dagegen mit Lust mir die kräftigste Zeitschrift Selber begründen, darinnen das Möglichste wider den Anstand Würde gefrevelt! Wo sich mit ganz nichtsnutzigen Reden Setzte die Grobheit breit auf den Stuhl der Moral, die für immer Wäre geächtet, verbannt; derweilen den Leuten vergnüglich Sprüche der Weisheit flogen um's Ohr, daß sich allen Philistern Schaudernd sträubte das Haar! Und ich suchte natürlich die „ersten Kräfte" mir auch dafür, und ich würde sie finden. Die Zeitschrift Seh' ich im Geiste schon blühen! Sie wird zum gelesensten Blatte. stürmend umlagert man bald mir die Presse. Mau reißt sich die Nummer» Wie ein entzückendes Gut aus des Glücks Füllhorn, aus deu Händen. Aber im Ansehn wären die anderen alle, die neusten So wie die älteren, tot, manstot, und für immer begraben. Aber ich fühl' und erkenn' es, ich muß cibstehn von der „guten scindo!" Deal uicht gern Stör' ich das Glück, uoch möcht' ich die Nahrung Andern entziehen. Zudem, mit so mancher gelesenen Zeitschrift Bin ich auf leidlichem Fuß, und ich wahrte mir gern das Verhältnis. Aber du fragst um Rat mich zugleich, auf welche der Einsatz Ware zu wagen, um stets viel, gut und das neuste zu lesen? O du Guter! ich weiß dir uicht anders zu raten, als: „Lies sie Alle! Bis über das Jahr wirst dn nicht eine mehr lesen!" Wehrpflicht und Erziehung. ier in jüngster Zeit erschienene Schriften, deren Titel der Leser am Fuße dieser Seite findet,*) und deren Besprechung wir hier zusammenfassen, haben unter sich das eine gemeinsam, daß sie unser Heerwesen nicht als ein in sich völlig abgeschlossenes Gebiet —^unsrer öffentlichen Einrichtungen und die Ausbildung zur Wehr- ^^gkeit nicht als eine dem Heere allein gestellte Aufgabe betrachten, sondern Se »-^ ^' Schule und Heer von Rug. Guhl, Oberstleutnant z. D. (Deutsche Zeit- und ji/°'Aagcn. Jahrgang X, 189—160.) Berlin, Habel, 1882. — 2. Die Mannszucht in tung für Staat, Volk und Heer. Von Fritz Hocnig, Hauptmann a. D. Berlin, 1882. — Z. Handbuch für den Turm- und Waffenunterricht der U N >. 4 Scheibert und >V">lig. schuldLehrerailsgabe. Leipzig, llrbau, 1882. — N ^^ullnrueu und Kadettenwesen in ihrem Verhältnis zur Volksschule und zum lenst. Vortrag für die Versammlung des schweizerischen Turulehrervereins zu Viel

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_359176/215>, abgerufen am 22.07.2024.