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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band.

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sich nicht. Ich war damals noch zu jung und dem hochverehrten Meister
gegenüber viel zu schüchtern, als daß ich es hätte wagen dürfen, einen so
überaus delicaten Gegenstand zu berühren. Späterhin führte mich mein
Geschick aus seiner Nähe und während mancher kurzen Anwesenheit in
Weimar hielt mich die Furcht, durch meine Taubheit lästig zu werden, davon
ab. das ehemalige Verhältniß mit demselben wieder anzuknüpfen. Schon
hatte ich die Hoffnung, mich jenes heiligen Auftrages entledigen zu können,
gänzlich aufgegeben, als ich mich so freundlich dazu berufen sah und dies für
eine besondere Gunst des Himmels halten muß.

Möge der Inhalt dieser flüchtig entworfenen Zeilen die reiche Ver¬
gangenheit des erhabenen Dichtergreises wie ein milder Sonnenblick be¬
leuchten, und meine innigen Wünsche für sein Wohlergehen erfüllt werden!

Weimar, am 2. Dec. 1330.


Henriette v. Beaulieu-Marconnay,
geb. v. Egloffstein.

Antwort Goethe's an Frau v. Beaulieu-Marconnay.

Nur mit den wenigsten Worten, verehrte Freundin, mein dankbarstes
Anerkennen. Ihr theures Blatt mußte ich mit Rührung an die Lippen
drücken. Mehr wüßte ich nicht zu sagen. Ihnen aber möge zu geeigneter
Stunde, als genügender Lohn, irgend eine eben so freudige Erquickung
werden.

Weimar, am 7. Dec. 1830.


Verpflichtet
I. W. v. Goethe.
14.

Ein Brief Goethe's an Gräfin Julie von Egloffstein.

(Folgendes zärtliche Handschreiben, welches zu den Seltenheiten gehört,
da Goethe höchst ungern zu schreiben pflegte, bezieht sich auf das declama-
tonsche Talent der Gräfin Julie, dessen Goethe sich oft bediente, um sich seine
eigenen Dichtungen von ihr vorlesen zu lassen.)

"Von beiliegenden Prolog, schöne Julie, nehmen Sie eine Abschrift,
geben sie nicht aus der Hand, erfreuen mich bald mit einem glücklichen Vortrag.

W., 2. Juni 1821.


G."
18.

Ein Brief Klingers an Gräfin Caroline v. Egloffstein.

"Ihr edles Herz, hochverehrte Gräfin, hat Ihnen die Wahrheit gesagt,
indem es Sie versicherte, daß Ihr treuer Freund Sie nicht vergessen kann;
der geringste Zweifel an seiner Treue wäre ein moralisches Vergehen, dessen


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sich nicht. Ich war damals noch zu jung und dem hochverehrten Meister
gegenüber viel zu schüchtern, als daß ich es hätte wagen dürfen, einen so
überaus delicaten Gegenstand zu berühren. Späterhin führte mich mein
Geschick aus seiner Nähe und während mancher kurzen Anwesenheit in
Weimar hielt mich die Furcht, durch meine Taubheit lästig zu werden, davon
ab. das ehemalige Verhältniß mit demselben wieder anzuknüpfen. Schon
hatte ich die Hoffnung, mich jenes heiligen Auftrages entledigen zu können,
gänzlich aufgegeben, als ich mich so freundlich dazu berufen sah und dies für
eine besondere Gunst des Himmels halten muß.

Möge der Inhalt dieser flüchtig entworfenen Zeilen die reiche Ver¬
gangenheit des erhabenen Dichtergreises wie ein milder Sonnenblick be¬
leuchten, und meine innigen Wünsche für sein Wohlergehen erfüllt werden!

Weimar, am 2. Dec. 1330.


Henriette v. Beaulieu-Marconnay,
geb. v. Egloffstein.

Antwort Goethe's an Frau v. Beaulieu-Marconnay.

Nur mit den wenigsten Worten, verehrte Freundin, mein dankbarstes
Anerkennen. Ihr theures Blatt mußte ich mit Rührung an die Lippen
drücken. Mehr wüßte ich nicht zu sagen. Ihnen aber möge zu geeigneter
Stunde, als genügender Lohn, irgend eine eben so freudige Erquickung
werden.

Weimar, am 7. Dec. 1830.


Verpflichtet
I. W. v. Goethe.
14.

Ein Brief Goethe's an Gräfin Julie von Egloffstein.

(Folgendes zärtliche Handschreiben, welches zu den Seltenheiten gehört,
da Goethe höchst ungern zu schreiben pflegte, bezieht sich auf das declama-
tonsche Talent der Gräfin Julie, dessen Goethe sich oft bediente, um sich seine
eigenen Dichtungen von ihr vorlesen zu lassen.)

„Von beiliegenden Prolog, schöne Julie, nehmen Sie eine Abschrift,
geben sie nicht aus der Hand, erfreuen mich bald mit einem glücklichen Vortrag.

W., 2. Juni 1821.


G."
18.

Ein Brief Klingers an Gräfin Caroline v. Egloffstein.

„Ihr edles Herz, hochverehrte Gräfin, hat Ihnen die Wahrheit gesagt,
indem es Sie versicherte, daß Ihr treuer Freund Sie nicht vergessen kann;
der geringste Zweifel an seiner Treue wäre ein moralisches Vergehen, dessen


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[0219] sich nicht. Ich war damals noch zu jung und dem hochverehrten Meister gegenüber viel zu schüchtern, als daß ich es hätte wagen dürfen, einen so überaus delicaten Gegenstand zu berühren. Späterhin führte mich mein Geschick aus seiner Nähe und während mancher kurzen Anwesenheit in Weimar hielt mich die Furcht, durch meine Taubheit lästig zu werden, davon ab. das ehemalige Verhältniß mit demselben wieder anzuknüpfen. Schon hatte ich die Hoffnung, mich jenes heiligen Auftrages entledigen zu können, gänzlich aufgegeben, als ich mich so freundlich dazu berufen sah und dies für eine besondere Gunst des Himmels halten muß. Möge der Inhalt dieser flüchtig entworfenen Zeilen die reiche Ver¬ gangenheit des erhabenen Dichtergreises wie ein milder Sonnenblick be¬ leuchten, und meine innigen Wünsche für sein Wohlergehen erfüllt werden! Weimar, am 2. Dec. 1330. Henriette v. Beaulieu-Marconnay, geb. v. Egloffstein. Antwort Goethe's an Frau v. Beaulieu-Marconnay. Nur mit den wenigsten Worten, verehrte Freundin, mein dankbarstes Anerkennen. Ihr theures Blatt mußte ich mit Rührung an die Lippen drücken. Mehr wüßte ich nicht zu sagen. Ihnen aber möge zu geeigneter Stunde, als genügender Lohn, irgend eine eben so freudige Erquickung werden. Weimar, am 7. Dec. 1830. Verpflichtet I. W. v. Goethe. 14. Ein Brief Goethe's an Gräfin Julie von Egloffstein. (Folgendes zärtliche Handschreiben, welches zu den Seltenheiten gehört, da Goethe höchst ungern zu schreiben pflegte, bezieht sich auf das declama- tonsche Talent der Gräfin Julie, dessen Goethe sich oft bediente, um sich seine eigenen Dichtungen von ihr vorlesen zu lassen.) „Von beiliegenden Prolog, schöne Julie, nehmen Sie eine Abschrift, geben sie nicht aus der Hand, erfreuen mich bald mit einem glücklichen Vortrag. W., 2. Juni 1821. G." 18. Ein Brief Klingers an Gräfin Caroline v. Egloffstein. „Ihr edles Herz, hochverehrte Gräfin, hat Ihnen die Wahrheit gesagt, indem es Sie versicherte, daß Ihr treuer Freund Sie nicht vergessen kann; der geringste Zweifel an seiner Treue wäre ein moralisches Vergehen, dessen 27*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_121220/219>, abgerufen am 28.06.2024.