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Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band.

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Wer alte Blücher im Zahr 1809 über die neue Servisordnung.

Der folgende eigenhändige Brief Blüchers, nach der Originalschrift treu
copirt, an unbekannte Adresse, wird dem Blatt von einem werthen Freunde
eingesandt. Derselbe ist so charakteristisch sür den Mann und die Zeit, und
eine so heitere Illustration zu dem gegenwärtigen Kampf um die Communal-
steuern des Militärs, daß wir durch den Abdruck unseren Lesern zu gefallen
hoffen, selbst wenn uns entgangen sein sollte, daß der Brief schon irgendwo
gedruckt ist. Derselbe lautet wie folgt:


VerEhrungs würdiger Freund

Ich erhallte in diesem augenblick Ihr verEhrlicheS Schreiben und bin
ihnen HEchlich dankbahr daführ, die Post geht in diesem Moment ab ich
kann also rühr einige Wohrte Schreiben.

niemahls konnte eine grössere Zwitracht unter das militair und Civill
geworffen werden als die neue Servic Verordnung, die emsige Hoffnung daß
durch die Übereinstimmung dieser beiden stände noch einmahl daß Vaterland
in seiner Selbst Ständigkeit wider sichtbahr werden könnte, ist auch dahin, den
der Haß ist unbeschreiblig der enstanden und entstehen muste.

indessen der Monarch komt er nicht mich weg Jagen, oder meinen ge¬
regten Vorstellungen gehör geben, so lange ich in der Armee bin soll sie
nicht beschimpfst und unter die Füße getreten werden. --

hier bezahlt der Jüngste Regierungs Rath 130 Rthlr. vor sein quartir
und der würklige Captain soll inclussive Feurung 96 Thlr. haben wo bleibt
die gleichheit, man nimmt dem Militair la alles Juresdiction Service und
Policy wird von selbigem getrent ein Gouverneur ist die misserabellste Creatur
die ich kenne. --

Der Minister des Innern hat sich auf mein Sujet ein verfahren erlaubt
waß mich beleidigt, ich habe es dem könig angezeigt er giebt mich nicht die
gebührende genugtuhung, ich muß nun den weeg ein Schlagen den meine
Emfindung und die Ehre mich befihlt. er kent der Graf Dona sein unrecht
nicht, erklärt er sich nicht zu metner zu Friedenheit. so verläßt er die weld
oder ich, so wahr ein gott über mich ist, und wenn er am alltahr stände
so würde ich ihm auch da zu würgen bedacht sein.

Fuhr mich ist es nicht genug daß man sacht es ist ein Fehler in der
Canzely geschehen, waß ich unterschreibe muß ich wissen muß davor hafften.

ich Freue mich übrigens liebster Freund daß wir uns sehen und behallte
mich alles übrige vor, mein HErtz ist sehr beklommen, ich sehe ein Staate


Wer alte Blücher im Zahr 1809 über die neue Servisordnung.

Der folgende eigenhändige Brief Blüchers, nach der Originalschrift treu
copirt, an unbekannte Adresse, wird dem Blatt von einem werthen Freunde
eingesandt. Derselbe ist so charakteristisch sür den Mann und die Zeit, und
eine so heitere Illustration zu dem gegenwärtigen Kampf um die Communal-
steuern des Militärs, daß wir durch den Abdruck unseren Lesern zu gefallen
hoffen, selbst wenn uns entgangen sein sollte, daß der Brief schon irgendwo
gedruckt ist. Derselbe lautet wie folgt:


VerEhrungs würdiger Freund

Ich erhallte in diesem augenblick Ihr verEhrlicheS Schreiben und bin
ihnen HEchlich dankbahr daführ, die Post geht in diesem Moment ab ich
kann also rühr einige Wohrte Schreiben.

niemahls konnte eine grössere Zwitracht unter das militair und Civill
geworffen werden als die neue Servic Verordnung, die emsige Hoffnung daß
durch die Übereinstimmung dieser beiden stände noch einmahl daß Vaterland
in seiner Selbst Ständigkeit wider sichtbahr werden könnte, ist auch dahin, den
der Haß ist unbeschreiblig der enstanden und entstehen muste.

indessen der Monarch komt er nicht mich weg Jagen, oder meinen ge¬
regten Vorstellungen gehör geben, so lange ich in der Armee bin soll sie
nicht beschimpfst und unter die Füße getreten werden. —

hier bezahlt der Jüngste Regierungs Rath 130 Rthlr. vor sein quartir
und der würklige Captain soll inclussive Feurung 96 Thlr. haben wo bleibt
die gleichheit, man nimmt dem Militair la alles Juresdiction Service und
Policy wird von selbigem getrent ein Gouverneur ist die misserabellste Creatur
die ich kenne. —

Der Minister des Innern hat sich auf mein Sujet ein verfahren erlaubt
waß mich beleidigt, ich habe es dem könig angezeigt er giebt mich nicht die
gebührende genugtuhung, ich muß nun den weeg ein Schlagen den meine
Emfindung und die Ehre mich befihlt. er kent der Graf Dona sein unrecht
nicht, erklärt er sich nicht zu metner zu Friedenheit. so verläßt er die weld
oder ich, so wahr ein gott über mich ist, und wenn er am alltahr stände
so würde ich ihm auch da zu würgen bedacht sein.

Fuhr mich ist es nicht genug daß man sacht es ist ein Fehler in der
Canzely geschehen, waß ich unterschreibe muß ich wissen muß davor hafften.

ich Freue mich übrigens liebster Freund daß wir uns sehen und behallte
mich alles übrige vor, mein HErtz ist sehr beklommen, ich sehe ein Staate


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[0485] Wer alte Blücher im Zahr 1809 über die neue Servisordnung. Der folgende eigenhändige Brief Blüchers, nach der Originalschrift treu copirt, an unbekannte Adresse, wird dem Blatt von einem werthen Freunde eingesandt. Derselbe ist so charakteristisch sür den Mann und die Zeit, und eine so heitere Illustration zu dem gegenwärtigen Kampf um die Communal- steuern des Militärs, daß wir durch den Abdruck unseren Lesern zu gefallen hoffen, selbst wenn uns entgangen sein sollte, daß der Brief schon irgendwo gedruckt ist. Derselbe lautet wie folgt: VerEhrungs würdiger Freund Ich erhallte in diesem augenblick Ihr verEhrlicheS Schreiben und bin ihnen HEchlich dankbahr daführ, die Post geht in diesem Moment ab ich kann also rühr einige Wohrte Schreiben. niemahls konnte eine grössere Zwitracht unter das militair und Civill geworffen werden als die neue Servic Verordnung, die emsige Hoffnung daß durch die Übereinstimmung dieser beiden stände noch einmahl daß Vaterland in seiner Selbst Ständigkeit wider sichtbahr werden könnte, ist auch dahin, den der Haß ist unbeschreiblig der enstanden und entstehen muste. indessen der Monarch komt er nicht mich weg Jagen, oder meinen ge¬ regten Vorstellungen gehör geben, so lange ich in der Armee bin soll sie nicht beschimpfst und unter die Füße getreten werden. — hier bezahlt der Jüngste Regierungs Rath 130 Rthlr. vor sein quartir und der würklige Captain soll inclussive Feurung 96 Thlr. haben wo bleibt die gleichheit, man nimmt dem Militair la alles Juresdiction Service und Policy wird von selbigem getrent ein Gouverneur ist die misserabellste Creatur die ich kenne. — Der Minister des Innern hat sich auf mein Sujet ein verfahren erlaubt waß mich beleidigt, ich habe es dem könig angezeigt er giebt mich nicht die gebührende genugtuhung, ich muß nun den weeg ein Schlagen den meine Emfindung und die Ehre mich befihlt. er kent der Graf Dona sein unrecht nicht, erklärt er sich nicht zu metner zu Friedenheit. so verläßt er die weld oder ich, so wahr ein gott über mich ist, und wenn er am alltahr stände so würde ich ihm auch da zu würgen bedacht sein. Fuhr mich ist es nicht genug daß man sacht es ist ein Fehler in der Canzely geschehen, waß ich unterschreibe muß ich wissen muß davor hafften. ich Freue mich übrigens liebster Freund daß wir uns sehen und behallte mich alles übrige vor, mein HErtz ist sehr beklommen, ich sehe ein Staate

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 28, 1869, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341809_120686/485>, abgerufen am 04.07.2024.