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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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Kleine Skizzen ans den Rheinlanden.



ii.

Die Kölnische Zeitung. -- Katholicismus, Nationalität und Censur. -- Die
Eloerfelder. -- Herr von Huber und der conservative Styl. -- Litcrarischcs
Leben. -- Freiligrath, Simrock, Kinkel. -- Karl Grün. -- Ein Bild von Ru¬
bens. -- Roderich Bcnedix. -- Gutzkow und Geibel.

-- Unser König ist kein Preuße, hörte ich jüngst eine Kölnerin
aus den untersten Ständen sprechen. -- Was ist er denn? -- El, er
ist ja lutherisch. -- Die Kölnische Zeitung sollte dieses wunderliche
Sibyllenorakel als Motto über ihre Spalten setzen: es liegt eine große
Wahrheit darin und zugleich der Schlüssel zum Verständniß vieler
Conflicte, in welche das genannte Blatt sich selbst nicht selten ver¬
wickelt hat oder durch äußeren Anlaß verwickelt worden ist. Wir
haben über die angedeutete "große Wahrheit" in der ersten Nummer
dieser Skizzen weitläufiger uns ausgesprochen, doch mußten wir noch
einmal hierall anknüpfen, um zu einigen kurzen Erörterungen über
journalistische und speciell literarische Verhältnisse überzugehen.

Die Kölnische Zeitung hat so tiefe Wurzel gefaßt in dem Volks-
bewußtsein der Rheingegenden, sie wird nicht blos daselbst gelesen,
sondern die öffentliche Stimme, der Charakter des rheinischen Volkes
spricht sich so entschieden darin aus -- (oder vielmehr er "spräche"
sich aus, wenn er's nämlich ganz dürfte) -- daß sie durch ihre so¬
liden, nationalen, dem materiellen, wie geistigen Fortschritte huldigenden
Bestrebungen ein Organ der Rheinprovinz, im wahren Wortsinne,
nicht in dem viel gemißbrauchten -- ein Organ des katholischen Li¬
beralismus hätte werden können; allein es geht ein finsterer Geist
durch dieses Haus, und die Bande der Censur ziehen sich von Tag
zu Tag enger über den rheinischen Blättern zusammen. -- Die prcu-



*) Siehe Nro. 10. der Grenzboten, 1844.
Wicnzl'oder ^Sil. I.83
Kleine Skizzen ans den Rheinlanden.



ii.

Die Kölnische Zeitung. — Katholicismus, Nationalität und Censur. — Die
Eloerfelder. — Herr von Huber und der conservative Styl. — Litcrarischcs
Leben. — Freiligrath, Simrock, Kinkel. — Karl Grün. — Ein Bild von Ru¬
bens. — Roderich Bcnedix. — Gutzkow und Geibel.

— Unser König ist kein Preuße, hörte ich jüngst eine Kölnerin
aus den untersten Ständen sprechen. — Was ist er denn? — El, er
ist ja lutherisch. — Die Kölnische Zeitung sollte dieses wunderliche
Sibyllenorakel als Motto über ihre Spalten setzen: es liegt eine große
Wahrheit darin und zugleich der Schlüssel zum Verständniß vieler
Conflicte, in welche das genannte Blatt sich selbst nicht selten ver¬
wickelt hat oder durch äußeren Anlaß verwickelt worden ist. Wir
haben über die angedeutete „große Wahrheit" in der ersten Nummer
dieser Skizzen weitläufiger uns ausgesprochen, doch mußten wir noch
einmal hierall anknüpfen, um zu einigen kurzen Erörterungen über
journalistische und speciell literarische Verhältnisse überzugehen.

Die Kölnische Zeitung hat so tiefe Wurzel gefaßt in dem Volks-
bewußtsein der Rheingegenden, sie wird nicht blos daselbst gelesen,
sondern die öffentliche Stimme, der Charakter des rheinischen Volkes
spricht sich so entschieden darin aus — (oder vielmehr er „spräche"
sich aus, wenn er's nämlich ganz dürfte) — daß sie durch ihre so¬
liden, nationalen, dem materiellen, wie geistigen Fortschritte huldigenden
Bestrebungen ein Organ der Rheinprovinz, im wahren Wortsinne,
nicht in dem viel gemißbrauchten — ein Organ des katholischen Li¬
beralismus hätte werden können; allein es geht ein finsterer Geist
durch dieses Haus, und die Bande der Censur ziehen sich von Tag
zu Tag enger über den rheinischen Blättern zusammen. — Die prcu-



*) Siehe Nro. 10. der Grenzboten, 1844.
Wicnzl'oder ^Sil. I.83
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[0645] Kleine Skizzen ans den Rheinlanden. ii. Die Kölnische Zeitung. — Katholicismus, Nationalität und Censur. — Die Eloerfelder. — Herr von Huber und der conservative Styl. — Litcrarischcs Leben. — Freiligrath, Simrock, Kinkel. — Karl Grün. — Ein Bild von Ru¬ bens. — Roderich Bcnedix. — Gutzkow und Geibel. — Unser König ist kein Preuße, hörte ich jüngst eine Kölnerin aus den untersten Ständen sprechen. — Was ist er denn? — El, er ist ja lutherisch. — Die Kölnische Zeitung sollte dieses wunderliche Sibyllenorakel als Motto über ihre Spalten setzen: es liegt eine große Wahrheit darin und zugleich der Schlüssel zum Verständniß vieler Conflicte, in welche das genannte Blatt sich selbst nicht selten ver¬ wickelt hat oder durch äußeren Anlaß verwickelt worden ist. Wir haben über die angedeutete „große Wahrheit" in der ersten Nummer dieser Skizzen weitläufiger uns ausgesprochen, doch mußten wir noch einmal hierall anknüpfen, um zu einigen kurzen Erörterungen über journalistische und speciell literarische Verhältnisse überzugehen. Die Kölnische Zeitung hat so tiefe Wurzel gefaßt in dem Volks- bewußtsein der Rheingegenden, sie wird nicht blos daselbst gelesen, sondern die öffentliche Stimme, der Charakter des rheinischen Volkes spricht sich so entschieden darin aus — (oder vielmehr er „spräche" sich aus, wenn er's nämlich ganz dürfte) — daß sie durch ihre so¬ liden, nationalen, dem materiellen, wie geistigen Fortschritte huldigenden Bestrebungen ein Organ der Rheinprovinz, im wahren Wortsinne, nicht in dem viel gemißbrauchten — ein Organ des katholischen Li¬ beralismus hätte werden können; allein es geht ein finsterer Geist durch dieses Haus, und die Bande der Censur ziehen sich von Tag zu Tag enger über den rheinischen Blättern zusammen. — Die prcu- *) Siehe Nro. 10. der Grenzboten, 1844. Wicnzl'oder ^Sil. I.83

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/645>, abgerufen am 22.12.2024.