Was wir, dem besonderen Zwecke dieser Untersuchungen gemäß, in Betreff der Vorstellungen, die dem Gebiete des Gesichtssinnes angehören, näher ausgeführt haben, das gilt für alle Sinnesgebiete. Gerade das Dasein desjenigen, was in bestimmter, gegebener Form uns gegenüberzustehen scheint, das sinnlich Vorhandene, ist an Vorgänge in un¬ serem Bewußtsein gebunden, die weit davon entfernt sind, dieses sinnlich Vorhandene seiner sinnlich wahrnehmbaren, vorstellbaren Natur nach zu einigermaßen bestimmten For¬ men und Gestalten entwickelt darzustellen. Jeder Versuch, uns irgend eines Dinges, welches wir als Bezeichnung, als Name besitzen, nun auch seinem sinnlich wahrnehm¬ baren Sein nach, als Sinnesobject in einer nachweisbar sinnlich vorhandenen Form zu vergewissern, muß uns die Unfähigkeit zum Bewußtsein bringen, in der wir uns nach dieser Richtung hin befinden. Es muß uns daher die Ueberlegung nahe treten, ob in den Fähigkeiten der mensch¬ lichen Natur überhaupt die Möglichkeit gegeben ist, den sinnlichen Besitz aus dem mangelhaften Zustande, in dem er sich im Allgemeinen befindet, zu bestimmteren Daseins¬ formen zu entwickeln.
4.
Was wir, dem beſonderen Zwecke dieſer Unterſuchungen gemäß, in Betreff der Vorſtellungen, die dem Gebiete des Geſichtsſinnes angehören, näher ausgeführt haben, das gilt für alle Sinnesgebiete. Gerade das Daſein desjenigen, was in beſtimmter, gegebener Form uns gegenüberzuſtehen ſcheint, das ſinnlich Vorhandene, iſt an Vorgänge in un¬ ſerem Bewußtſein gebunden, die weit davon entfernt ſind, dieſes ſinnlich Vorhandene ſeiner ſinnlich wahrnehmbaren, vorſtellbaren Natur nach zu einigermaßen beſtimmten For¬ men und Geſtalten entwickelt darzuſtellen. Jeder Verſuch, uns irgend eines Dinges, welches wir als Bezeichnung, als Name beſitzen, nun auch ſeinem ſinnlich wahrnehm¬ baren Sein nach, als Sinnesobject in einer nachweisbar ſinnlich vorhandenen Form zu vergewiſſern, muß uns die Unfähigkeit zum Bewußtſein bringen, in der wir uns nach dieſer Richtung hin befinden. Es muß uns daher die Ueberlegung nahe treten, ob in den Fähigkeiten der menſch¬ lichen Natur überhaupt die Möglichkeit gegeben iſt, den ſinnlichen Beſitz aus dem mangelhaften Zuſtande, in dem er ſich im Allgemeinen befindet, zu beſtimmteren Daſeins¬ formen zu entwickeln.
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[[74]/0086]
4.
Was wir, dem beſonderen Zwecke dieſer Unterſuchungen
gemäß, in Betreff der Vorſtellungen, die dem Gebiete des
Geſichtsſinnes angehören, näher ausgeführt haben, das gilt
für alle Sinnesgebiete. Gerade das Daſein desjenigen,
was in beſtimmter, gegebener Form uns gegenüberzuſtehen
ſcheint, das ſinnlich Vorhandene, iſt an Vorgänge in un¬
ſerem Bewußtſein gebunden, die weit davon entfernt ſind,
dieſes ſinnlich Vorhandene ſeiner ſinnlich wahrnehmbaren,
vorſtellbaren Natur nach zu einigermaßen beſtimmten For¬
men und Geſtalten entwickelt darzuſtellen. Jeder Verſuch,
uns irgend eines Dinges, welches wir als Bezeichnung,
als Name beſitzen, nun auch ſeinem ſinnlich wahrnehm¬
baren Sein nach, als Sinnesobject in einer nachweisbar
ſinnlich vorhandenen Form zu vergewiſſern, muß uns die
Unfähigkeit zum Bewußtſein bringen, in der wir uns nach
dieſer Richtung hin befinden. Es muß uns daher die
Ueberlegung nahe treten, ob in den Fähigkeiten der menſch¬
lichen Natur überhaupt die Möglichkeit gegeben iſt, den
ſinnlichen Beſitz aus dem mangelhaften Zuſtande, in dem
er ſich im Allgemeinen befindet, zu beſtimmteren Daſeins¬
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Fiedler, Konrad: Der Ursprung der künstlerischen Thätigkeit. Leipzig, 1887, S. [74]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fiedler_kuenstlerische_1887/86>, abgerufen am 04.03.2025.
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