Durch alle Schiffe glücklich trieb, und wir auf stiller Wasser kamen, Recht wie es eben Mitternacht. Ob, für die Huld, die wir verspührt, Da uns der Schöpfer, wunderbar, Jm Dunkeln selbst, durch Sturm und Fluht, und durch so mancherley Gefahr, Beschirmet, in den Port geführt, Nun nicht dem HERRN der Wind' und Wellen Lob, Ehre, Preis und Dank gebührt, Daran wird ja wohl niemand zweifeln, am wenigsten die wir erhalten, Und wovon keiner nicht einmal die Mittel der Erhaltung weiß.
Dir sey denn, HErr, für Deinen Schutz und für Dein väterliches Walten Lob, Ehre, Ruhm, und Dank, und Preis!
Ueberlegung.
Jn der Gefahr, worinn wir waren, Hatt ich, auf mich, und andre, Acht, Und fand, daß jeder die Gefahren, So viel ihm möglich, kleiner macht. Man schien, bey so bestalten Sachen, Sich selber dreist, für Angst, zu machen. Wir suchten uns zu übertäuben, Und zwungen uns selbst, was zu gläuben, Das ohne den geringsten Grund.
Ob
bey einer gefaͤhrlichen Waſſer-Fahrt.
Durch alle Schiffe gluͤcklich trieb, und wir auf ſtiller Waſſer kamen, Recht wie es eben Mitternacht. Ob, fuͤr die Huld, die wir verſpuͤhrt, Da uns der Schoͤpfer, wunderbar, Jm Dunkeln ſelbſt, durch Sturm und Fluht, und durch ſo mancherley Gefahr, Beſchirmet, in den Port gefuͤhrt, Nun nicht dem HERRN der Wind’ und Wellen Lob, Ehre, Preis und Dank gebuͤhrt, Daran wird ja wohl niemand zweifeln, am wenigſten die wir erhalten, Und wovon keiner nicht einmal die Mittel der Erhaltung weiß.
Dir ſey denn, HErr, fuͤr Deinen Schutz und fuͤr Dein vaͤterliches Walten Lob, Ehre, Ruhm, und Dank, und Preis!
Ueberlegung.
Jn der Gefahr, worinn wir waren, Hatt ich, auf mich, und andre, Acht, Und fand, daß jeder die Gefahren, So viel ihm moͤglich, kleiner macht. Man ſchien, bey ſo beſtalten Sachen, Sich ſelber dreiſt, fuͤr Angſt, zu machen. Wir ſuchten uns zu uͤbertaͤuben, Und zwungen uns ſelbſt, was zu glaͤuben, Das ohne den geringſten Grund.
Ob
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[191/0205]
bey einer gefaͤhrlichen Waſſer-Fahrt.
Durch alle Schiffe gluͤcklich trieb, und wir auf ſtiller
Waſſer kamen,
Recht wie es eben Mitternacht. Ob, fuͤr die Huld, die
wir verſpuͤhrt,
Da uns der Schoͤpfer, wunderbar,
Jm Dunkeln ſelbſt, durch Sturm und Fluht, und durch
ſo mancherley Gefahr,
Beſchirmet, in den Port gefuͤhrt,
Nun nicht dem HERRN der Wind’ und Wellen Lob, Ehre,
Preis und Dank gebuͤhrt,
Daran wird ja wohl niemand zweifeln, am wenigſten die
wir erhalten,
Und wovon keiner nicht einmal die Mittel der Erhaltung
weiß.
Dir ſey denn, HErr, fuͤr Deinen Schutz und fuͤr
Dein vaͤterliches Walten
Lob, Ehre, Ruhm, und Dank, und Preis!
Ueberlegung.
Jn der Gefahr, worinn wir waren,
Hatt ich, auf mich, und andre, Acht,
Und fand, daß jeder die Gefahren,
So viel ihm moͤglich, kleiner macht.
Man ſchien, bey ſo beſtalten Sachen,
Sich ſelber dreiſt, fuͤr Angſt, zu machen.
Wir ſuchten uns zu uͤbertaͤuben,
Und zwungen uns ſelbſt, was zu glaͤuben,
Das ohne den geringſten Grund.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/205>, abgerufen am 22.02.2025.
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