Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Korn-Boden.
Jndem ich neulich, mit Vergnügen, auf dem Getrayde-
Boden stand,
Und ihn, ob gleich derselbige von einer ungemeinen Länge,
Dennoch von Rocken, Weizen, Gersten und Habern in
recht schwehrer Menge,
Theils selbst gebaut, und theils zum Zehnden geliefert,
angefüllet fand;
Verehrt' ich, meinen Pflichten nach, zuerst den Geber
dieser Gabe,
Von Dem ich dieses, wie wir alles, als ein Geschenk em-
pfangen habe,
Bewunderte die Zeugungs-Kraft, die GOtt dem Saamen
eingesenket,
Bewunderte die Kraft der Erde, den Sonnen-Schein,
Luft, Regen, Wind,
Derselben ordentlichen Wechsel, die alle dazu nöhtig sind;
Jmgleichen, daß auch uns dazu so viel Verstand und Kraft
geschenket,
So Saat, als Acker zu besorgen, der Saat Kraft, unser
Fleisch zu nähren,
Und überdem, zu unserm Nutzen, so Segen-reich sich zu
vermehren.
Nachhero fiel mir, da mein Blick noch einst den Haufen
überlief,
Die baldige Veränderung, der es wird unterworfen seyn,
Und die so sonderlich, als nützlich, von dieser Menge Korn,
mir ein.
Daher ich, dieser Ordnung Weisheit erwegend, bey mir
selber rief:
Welch
7 Theil. S s
Der Korn-Boden.
Jndem ich neulich, mit Vergnuͤgen, auf dem Getrayde-
Boden ſtand,
Und ihn, ob gleich derſelbige von einer ungemeinen Laͤnge,
Dennoch von Rocken, Weizen, Gerſten und Habern in
recht ſchwehrer Menge,
Theils ſelbſt gebaut, und theils zum Zehnden geliefert,
angefuͤllet fand;
Verehrt’ ich, meinen Pflichten nach, zuerſt den Geber
dieſer Gabe,
Von Dem ich dieſes, wie wir alles, als ein Geſchenk em-
pfangen habe,
Bewunderte die Zeugungs-Kraft, die GOtt dem Saamen
eingeſenket,
Bewunderte die Kraft der Erde, den Sonnen-Schein,
Luft, Regen, Wind,
Derſelben ordentlichen Wechſel, die alle dazu noͤhtig ſind;
Jmgleichen, daß auch uns dazu ſo viel Verſtand und Kraft
geſchenket,
So Saat, als Acker zu beſorgen, der Saat Kraft, unſer
Fleiſch zu naͤhren,
Und uͤberdem, zu unſerm Nutzen, ſo Segen-reich ſich zu
vermehren.
Nachhero fiel mir, da mein Blick noch einſt den Haufen
uͤberlief,
Die baldige Veraͤnderung, der es wird unterworfen ſeyn,
Und die ſo ſonderlich, als nuͤtzlich, von dieſer Menge Korn,
mir ein.
Daher ich, dieſer Ordnung Weisheit erwegend, bey mir
ſelber rief:
Welch
7 Theil. S s
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0659" n="641"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Der Korn-Boden.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">J</hi>ndem ich neulich, mit Vergnu&#x0364;gen, auf dem Getrayde-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Boden &#x017F;tand,</hi> </l><lb/>
                <l>Und ihn, ob gleich der&#x017F;elbige von einer ungemeinen La&#x0364;nge,</l><lb/>
                <l>Dennoch von Rocken, Weizen, Ger&#x017F;ten und Habern in</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">recht &#x017F;chwehrer Menge,</hi> </l><lb/>
                <l>Theils &#x017F;elb&#x017F;t gebaut, und theils zum Zehnden geliefert,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">angefu&#x0364;llet fand;</hi> </l><lb/>
                <l>Verehrt&#x2019; ich, meinen Pflichten nach, zuer&#x017F;t den Geber</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">die&#x017F;er Gabe,</hi> </l><lb/>
                <l>Von Dem ich die&#x017F;es, wie wir alles, als ein Ge&#x017F;chenk em-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">pfangen habe,</hi> </l><lb/>
                <l>Bewunderte die Zeugungs-Kraft, die GOtt dem Saamen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">einge&#x017F;enket,</hi> </l><lb/>
                <l>Bewunderte die Kraft der Erde, den Sonnen-Schein,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Luft, Regen, Wind,</hi> </l><lb/>
                <l>Der&#x017F;elben ordentlichen Wech&#x017F;el, die alle dazu no&#x0364;htig &#x017F;ind;</l><lb/>
                <l>Jmgleichen, daß auch uns dazu &#x017F;o viel Ver&#x017F;tand und Kraft</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ge&#x017F;chenket,</hi> </l><lb/>
                <l>So Saat, als Acker zu be&#x017F;orgen, der Saat Kraft, un&#x017F;er</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Flei&#x017F;ch zu na&#x0364;hren,</hi> </l><lb/>
                <l>Und u&#x0364;berdem, zu un&#x017F;erm Nutzen, &#x017F;o Segen-reich &#x017F;ich zu</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">vermehren.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Nachhero fiel mir, da mein Blick noch ein&#x017F;t den Haufen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">u&#x0364;berlief,</hi> </l><lb/>
                <l>Die baldige Vera&#x0364;nderung, der es wird unterworfen &#x017F;eyn,</l><lb/>
                <l>Und die &#x017F;o &#x017F;onderlich, als nu&#x0364;tzlich, von die&#x017F;er Menge Korn,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">mir ein.</hi> </l><lb/>
                <l>Daher ich, die&#x017F;er Ordnung Weisheit erwegend, bey mir</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;elber rief:</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">7 <hi rendition="#fr">Theil.</hi> S s</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Welch</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[641/0659] Der Korn-Boden. Jndem ich neulich, mit Vergnuͤgen, auf dem Getrayde- Boden ſtand, Und ihn, ob gleich derſelbige von einer ungemeinen Laͤnge, Dennoch von Rocken, Weizen, Gerſten und Habern in recht ſchwehrer Menge, Theils ſelbſt gebaut, und theils zum Zehnden geliefert, angefuͤllet fand; Verehrt’ ich, meinen Pflichten nach, zuerſt den Geber dieſer Gabe, Von Dem ich dieſes, wie wir alles, als ein Geſchenk em- pfangen habe, Bewunderte die Zeugungs-Kraft, die GOtt dem Saamen eingeſenket, Bewunderte die Kraft der Erde, den Sonnen-Schein, Luft, Regen, Wind, Derſelben ordentlichen Wechſel, die alle dazu noͤhtig ſind; Jmgleichen, daß auch uns dazu ſo viel Verſtand und Kraft geſchenket, So Saat, als Acker zu beſorgen, der Saat Kraft, unſer Fleiſch zu naͤhren, Und uͤberdem, zu unſerm Nutzen, ſo Segen-reich ſich zu vermehren. Nachhero fiel mir, da mein Blick noch einſt den Haufen uͤberlief, Die baldige Veraͤnderung, der es wird unterworfen ſeyn, Und die ſo ſonderlich, als nuͤtzlich, von dieſer Menge Korn, mir ein. Daher ich, dieſer Ordnung Weisheit erwegend, bey mir ſelber rief: Welch 7 Theil. S s

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/659
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/659>, abgerufen am 21.12.2024.