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Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700.

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Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettae Lebenslauff.
[Spaltenumbruch] so wol jedem kinde ein bißgen brod gegeben/
auch jedem aus einem silbernen und vergüldeten
becher ein wenig wein geschencket/ mit diesen
worten: Sie solten es nehmen im namen des
Vaters/ Sohnes und H. Geistes. Ob nun
wol beyderseits inquisiten/ als sie hierüber
articuls-weise vernommen/ eines und das an-
dere/ insonderheit das weib/ die von der auf-
erstehung der todten/ von dem| predigt-amt/ der
Evangelischen religion/ von der gegenwart
des leibes und bluts CHristi im H. Abend-
mahl/ und daß dieses ein blend-werck seye/ an-
geführte leichtfertige lästerliche reden verleug-
net/ deßwegen auch und der von der D. Romu-
lin angegebenen bedrohunge halber/ wie auch/
daß der mann die magd von dem beichtstuhl ab-
gehalten/ oder darum geschlagen/ kein gnug-
samer beweiß vorhanden; dieweil aber dennoch
beide nicht in abrede/ daß sie in langerzeit zum
tische des HErrn gar nicht/ und sonsten in die
kirche zu anhörung der predigten solten kom-
men/ ingleichen der mann ohne scheu geständig/
daß er jetzt erzehlter massen das H. Abendmahl
zuhalten sich unterstanden/ und sonsten aus
dem so genanten glaubens-bekäntniß fol. 47.
gnugsam zuersehen/ daß er abscheuliche irrthü-
mer wider die wahre religion hege; Jm übri-
gen/ daß das weib zum öfftern bey denen H.
Sacramenten und sonsten sehr gefluchet/ von
denen/ so in die kirchen gangen/ übel geredet/
und sie verwünschet/ M. Schmiden und M.
Bosen/ den D. Romulum und dessen ehe-
weib/ wie nicht weniger die Knorrin/ dem an-
ziehen nach geschändet/ die letztere auch samt
ihrem ehemanne geschlagen/ die zeugen bestän-
dig aus- und zum theil bey gestellter confrontati-
on
derselben unter die augen gesaget/ nach meh-
rerem inhalt der überschickten inquisitions-
acten; so ist das eheweib/ jedoch wenn Mag-
dalena Mühlbachin ihre in Act. Pol. sub lit. A.
fol.
4. gethane aussage eidlich bestärcket/ M.
Bernhard Schmieden/ M. Paul. Bosen/ D.
Romulo
und dessen eheweibe und Magdalenen
Reginen Knorrin einen öffentlichen wieder ruff
zuthun schuldig/ und über das allbereits ausge-
standene gesängniß annoch 2. oder 3. jahr des
landes zu verweisen/ jedoch vor der execution
des verübte fluchens halber 1. oder 2. stunde lang
an das halseisen jedermänniglich anzuschauen/
und andern zum abscheu zu stellen/ auch mit al-
lem ernst zuverwarnen/ daß sie die predigten
fleißig anhören/ und zum beicht-stuhl und H.
nachtmal sich gebührend einfinden/ ja wol son-
sten in ihrem Christenthum GOttes und der
Obrigkeit ordnung gemäß/ und gegen das pre-
digtamt sich ehrerbietig bezeugen/ imgleichem
alle unchristliche ärgerliche reden meiden sollen/
damit in verbleibung dessen ihr nicht etwas är-
geres wiederfahre; Dem ehemann aber wird
vor allen dingen durch einen oder mehr aus dem
Ministerio sein grausamer irthum in der religi-
on gebührend verwiesen/ und er eines bessern
unterrichtet/ wenn nun derselbe hierauff seine
erklärung gethan/ und daraus/ ob er hiervon
abstehe oder nicht/ erscheinet/ ergehet/ was fer-
ner mit ihme vorzunehmen/ was recht ist.
Jm übrigen sind beyderseits inquisiten/ die
in dieser sache auffgewandten unkosten/ nach
vorgehender liquidation und richterlicher
ermäßigung pro rata abzustatten verbunden.
[Spaltenumbruch] V. R. W. zu urkund mit unserem insiegel
versiegelt.

Churf. Sächs. Schöppenstul.
An den Ober-Amtmann und
den Rath zu Dreßden
M. Dec. 1673.
NUM. XVII.
Antoinettae
Lebenslauff.

Das leben der berühmten Jungfrau Antoi-
nette Bourignon
ist zwar im III. theil am 16.
capitel ziemlich ausführlich beschrieben wor-
den. Weil aber dennoch das sehr weitläuffti-
ge buch des Herrn Poirets hiervon nicht so
gar genau und nervose excerpiret werden mö-
gen; so habe ich zu mehrerer vergnügung der
begierigen den extract und die kurtze summe
von wort zu wort publiciren wollen/ wie er
von ihm selber eigenhändig zugesendet wor-
den/ und zwar in Lateinischer sprache; dem ich
dann noch einige stellen aus der Antoinette
eigenen Schrifften anhängen werde/ so von
dem zustand der heutigen Kirch-Gemeinen et-
was ausführlicher handeln.

Ein kurtzer auszug des lebens der from-
men und von Gott erleuchteten
Jungfer
Antoniae Bourignon.

1. Ob zwar in den schrifften der Jungfrau
Antoniae Bourignon so viel und so hohe sa-
chen vorkommen/ welche einem jedem der heil-
samen wahrheit begierigem menschen zur gnü-
ge darthun könten/ daß diese Jungfer nicht
nur ein Christlich leben geführet/ sondern auch
von GOTT mit allen tugenden reichlich be-
gabet/ und dazu mit weißheit ausgerüstet ge-
wesen sey/ andere zur ewigen seligkeit anzufüh-
ren; Uber dem auch die freunde gemeldeter
Jungfer/ welche um sie selbst/ und sihre le-
bens-art und schrifften gute wissenschafft hat-
ten/ ihre historie genau gnug beschrieben/ ihre
lehre erläutert/ und die gegensätze der widerwär-
tigen (welche ihr mehrentheils solche dinge auf-
bürdeten/ die sie keines weges vor die ihrigen er-
kante) überflüßig beantwortet haben/ wel-
ches sie auch selbst in ihren eigenen schrifften
aufs gründlichste gethan hat; also/ daß nicht
nötig wäre von dieser sache noch mit mehrern
zu handeln/ sondern gnug seyn könte/ die leute
zu erinnern/ daß sie nun die schrifften selbst
durchlesen/ in welchen der gewisse weg zum le-
ben beschrieben ist/ also/ daß ein jeder/ der mit
ernst den willen des Vaters zu vollbringen
begehret/ gar leicht wird unterscheiden können/
ob die lehre dieser Jungfer aus GOTT sey/
oder ob sie aus eigenem triebe geredet habe.

2. Da aber nichts desto weniger einige wi-
dersprecher nicht nur die lehre der A. B. son-
dern auch ihre person antasten/ und sich allein
dahin bemühen/ damit sie verhindern mögen/
daß ihre schrifften nicht möchten gelesen wer-
den/ als ob es der mühe nicht werth wäre/
die zeit damit zuzubringen; so scheinet es rath-
sam zu seyn/ in einem kurtzen begriff die vor-
nehmsten verrichtungen des lebens der A. B.
zusammen zufassen/ damit ein jeder/ dem seine
seligkeit ein ernst ist/ selbige schrifften lesen/ den
sinn gründlicher bemercken/ und also mit eige-
nen augen sehen und urtheilen möge/ ob sie

nicht
A. K. H. Vierter Theil. A a a a a

Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff.
[Spaltenumbruch] ſo wol jedem kinde ein bißgen brod gegeben/
auch jedem aus einem ſilbernen und verguͤldeten
becher ein wenig wein geſchencket/ mit dieſen
worten: Sie ſolten es nehmen im namen des
Vaters/ Sohnes und H. Geiſtes. Ob nun
wol beyderſeits inquiſiten/ als ſie hieruͤber
articuls-weiſe vernommen/ eines und das an-
dere/ inſonderheit das weib/ die von der auf-
erſtehung der todten/ von dem| predigt-amt/ der
Evangeliſchen religion/ von der gegenwart
des leibes und bluts CHriſti im H. Abend-
mahl/ und daß dieſes ein blend-werck ſeye/ an-
gefuͤhrte leichtfertige laͤſterliche reden verleug-
net/ deßwegen auch und der von der D. Romu-
lin angegebenen bedrohunge halber/ wie auch/
daß der mann die magd von dem beichtſtuhl ab-
gehalten/ oder darum geſchlagen/ kein gnug-
ſamer beweiß vorhanden; dieweil aber dennoch
beide nicht in abrede/ daß ſie in langerzeit zum
tiſche des HErꝛn gar nicht/ und ſonſten in die
kirche zu anhoͤrung der predigten ſolten kom-
men/ ingleichen der mann ohne ſcheu geſtaͤndig/
daß er jetzt erzehlter maſſen das H. Abendmahl
zuhalten ſich unterſtanden/ und ſonſten aus
dem ſo genanten glaubens-bekaͤntniß fol. 47.
gnugſam zuerſehen/ daß er abſcheuliche irꝛthuͤ-
mer wider die wahre religion hege; Jm uͤbri-
gen/ daß das weib zum oͤfftern bey denen H.
Sacramenten und ſonſten ſehr gefluchet/ von
denen/ ſo in die kirchen gangen/ uͤbel geredet/
und ſie verwuͤnſchet/ M. Schmiden und M.
Boſen/ den D. Romulum und deſſen ehe-
weib/ wie nicht weniger die Knorrin/ dem an-
ziehen nach geſchaͤndet/ die letztere auch ſamt
ihrem ehemanne geſchlagen/ die zeugen beſtaͤn-
dig aus- und zum theil bey geſtellter confrontati-
on
derſelben unter die augen geſaget/ nach meh-
rerem inhalt der uͤberſchickten inquiſitions-
acten; ſo iſt das eheweib/ jedoch wenn Mag-
dalena Muͤhlbachin ihre in Act. Pol. ſub lit. A.
fol.
4. gethane auſſage eidlich beſtaͤrcket/ M.
Bernhard Schmieden/ M. Paul. Boſen/ D.
Romulo
und deſſen eheweibe und Magdalenen
Reginen Knorrin einen oͤffentlichen wieder ruff
zuthun ſchuldig/ und uͤber das allbereits ausge-
ſtandene geſaͤngniß annoch 2. oder 3. jahr des
landes zu verweiſen/ jedoch vor der execution
des veruͤbtē fluchens halber 1. oder 2. ſtundē lang
an das halseiſen jedermaͤnniglich anzuſchauen/
und andern zum abſcheu zu ſtellen/ auch mit al-
lem ernſt zuverwarnen/ daß ſie die predigten
fleißig anhoͤren/ und zum beicht-ſtuhl und H.
nachtmal ſich gebuͤhrend einfinden/ ja wol ſon-
ſten in ihrem Chriſtenthum GOttes und der
Obrigkeit ordnung gemaͤß/ und gegen das pre-
digtamt ſich ehrerbietig bezeugen/ imgleichem
alle unchriſtliche aͤrgerliche reden meiden ſollen/
damit in verbleibung deſſen ihr nicht etwas aͤr-
geres wiederfahre; Dem ehemann aber wird
vor allen dingen durch einen oder mehr aus dem
Miniſterio ſein grauſamer irthum in der religi-
on gebuͤhrend verwieſen/ und er eines beſſern
unterrichtet/ wenn nun derſelbe hierauff ſeine
erklaͤrung gethan/ und daraus/ ob er hiervon
abſtehe oder nicht/ erſcheinet/ ergehet/ was fer-
ner mit ihme vorzunehmen/ was recht iſt.
Jm uͤbrigen ſind beyderſeits inquiſiten/ die
in dieſer ſache auffgewandten unkoſten/ nach
vorgehender liquidation und richterlicher
ermaͤßigung pro rata abzuſtatten verbunden.
[Spaltenumbruch] V. R. W. zu urkund mit unſerem inſiegel
verſiegelt.

Churf. Saͤchſ. Schoͤppenſtul.
An den Ober-Amtmann und
den Rath zu Dreßden
M. Dec. 1673.
NUM. XVII.
Antoinettæ
Lebenslauff.

Das leben der beruͤhmten Jungfrau Antoi-
nette Bourignon
iſt zwar im III. theil am 16.
capitel ziemlich ausfuͤhrlich beſchrieben wor-
den. Weil aber dennoch das ſehr weitlaͤuffti-
ge buch des Herrn Poirets hiervon nicht ſo
gar genau und nervoſè excerpiret werden moͤ-
gen; ſo habe ich zu mehrerer vergnuͤgung der
begierigen den extract und die kurtze ſumme
von wort zu wort publiciren wollen/ wie er
von ihm ſelber eigenhaͤndig zugeſendet wor-
den/ und zwar in Lateiniſcher ſprache; dem ich
dann noch einige ſtellen aus der Antoinette
eigenen Schrifften anhaͤngen werde/ ſo von
dem zuſtand der heutigen Kirch-Gemeinen et-
was ausfuͤhrlicher handeln.

Ein kurtzer auszug des lebens der from-
men und von Gott erleuchteten
Jungfer
Antoniæ Bourignon.

1. Ob zwar in den ſchrifften der Jungfrau
Antoniæ Bourignon ſo viel und ſo hohe ſa-
chen vorkommen/ welche einem jedem der heil-
ſamen wahrheit begierigem menſchen zur gnuͤ-
ge darthun koͤnten/ daß dieſe Jungfer nicht
nur ein Chriſtlich leben gefuͤhret/ ſondern auch
von GOTT mit allen tugenden reichlich be-
gabet/ und dazu mit weißheit ausgeruͤſtet ge-
weſen ſey/ andere zur ewigen ſeligkeit anzufuͤh-
ren; Uber dem auch die freunde gemeldeter
Jungfer/ welche um ſie ſelbſt/ und ſihre le-
bens-art und ſchrifften gute wiſſenſchafft hat-
ten/ ihre hiſtorie genau gnug beſchrieben/ ihre
lehre erlaͤutert/ und die gegenſaͤtze der widerwaͤr-
tigen (welche ihr mehrentheils ſolche dinge auf-
buͤrdeten/ die ſie keines weges vor die ihrigen er-
kante) uͤberfluͤßig beantwortet haben/ wel-
ches ſie auch ſelbſt in ihren eigenen ſchrifften
aufs gruͤndlichſte gethan hat; alſo/ daß nicht
noͤtig waͤre von dieſer ſache noch mit mehrern
zu handeln/ ſondern gnug ſeyn koͤnte/ die leute
zu erinnern/ daß ſie nun die ſchrifften ſelbſt
durchleſen/ in welchen der gewiſſe weg zum le-
ben beſchrieben iſt/ alſo/ daß ein jeder/ der mit
ernſt den willen des Vaters zu vollbringen
begehret/ gar leicht wird unterſcheiden koͤnnen/
ob die lehre dieſer Jungfer aus GOTT ſey/
oder ob ſie aus eigenem triebe geredet habe.

2. Da aber nichts deſto weniger einige wi-
derſprecher nicht nur die lehre der A. B. ſon-
dern auch ihre perſon antaſten/ und ſich allein
dahin bemuͤhen/ damit ſie verhindern moͤgen/
daß ihre ſchrifften nicht moͤchten geleſen wer-
den/ als ob es der muͤhe nicht werth waͤre/
die zeit damit zuzubringen; ſo ſcheinet es rath-
ſam zu ſeyn/ in einem kurtzen begriff die vor-
nehmſten verrichtungen des lebens der A. B.
zuſammen zufaſſen/ damit ein jeder/ dem ſeine
ſeligkeit ein ernſt iſt/ ſelbige ſchrifften leſen/ den
ſinn gruͤndlicher bemercken/ und alſo mit eige-
nen augen ſehen und urtheilen moͤge/ ob ſie

nicht
A. K. H. Vierter Theil. A a a a a
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[737/1045] Th. IV. Sect. III. Num. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. ſo wol jedem kinde ein bißgen brod gegeben/ auch jedem aus einem ſilbernen und verguͤldeten becher ein wenig wein geſchencket/ mit dieſen worten: Sie ſolten es nehmen im namen des Vaters/ Sohnes und H. Geiſtes. Ob nun wol beyderſeits inquiſiten/ als ſie hieruͤber articuls-weiſe vernommen/ eines und das an- dere/ inſonderheit das weib/ die von der auf- erſtehung der todten/ von dem| predigt-amt/ der Evangeliſchen religion/ von der gegenwart des leibes und bluts CHriſti im H. Abend- mahl/ und daß dieſes ein blend-werck ſeye/ an- gefuͤhrte leichtfertige laͤſterliche reden verleug- net/ deßwegen auch und der von der D. Romu- lin angegebenen bedrohunge halber/ wie auch/ daß der mann die magd von dem beichtſtuhl ab- gehalten/ oder darum geſchlagen/ kein gnug- ſamer beweiß vorhanden; dieweil aber dennoch beide nicht in abrede/ daß ſie in langerzeit zum tiſche des HErꝛn gar nicht/ und ſonſten in die kirche zu anhoͤrung der predigten ſolten kom- men/ ingleichen der mann ohne ſcheu geſtaͤndig/ daß er jetzt erzehlter maſſen das H. Abendmahl zuhalten ſich unterſtanden/ und ſonſten aus dem ſo genanten glaubens-bekaͤntniß fol. 47. gnugſam zuerſehen/ daß er abſcheuliche irꝛthuͤ- mer wider die wahre religion hege; Jm uͤbri- gen/ daß das weib zum oͤfftern bey denen H. Sacramenten und ſonſten ſehr gefluchet/ von denen/ ſo in die kirchen gangen/ uͤbel geredet/ und ſie verwuͤnſchet/ M. Schmiden und M. Boſen/ den D. Romulum und deſſen ehe- weib/ wie nicht weniger die Knorrin/ dem an- ziehen nach geſchaͤndet/ die letztere auch ſamt ihrem ehemanne geſchlagen/ die zeugen beſtaͤn- dig aus- und zum theil bey geſtellter confrontati- on derſelben unter die augen geſaget/ nach meh- rerem inhalt der uͤberſchickten inquiſitions- acten; ſo iſt das eheweib/ jedoch wenn Mag- dalena Muͤhlbachin ihre in Act. Pol. ſub lit. A. fol. 4. gethane auſſage eidlich beſtaͤrcket/ M. Bernhard Schmieden/ M. Paul. Boſen/ D. Romulo und deſſen eheweibe und Magdalenen Reginen Knorrin einen oͤffentlichen wieder ruff zuthun ſchuldig/ und uͤber das allbereits ausge- ſtandene geſaͤngniß annoch 2. oder 3. jahr des landes zu verweiſen/ jedoch vor der execution des veruͤbtē fluchens halber 1. oder 2. ſtundē lang an das halseiſen jedermaͤnniglich anzuſchauen/ und andern zum abſcheu zu ſtellen/ auch mit al- lem ernſt zuverwarnen/ daß ſie die predigten fleißig anhoͤren/ und zum beicht-ſtuhl und H. nachtmal ſich gebuͤhrend einfinden/ ja wol ſon- ſten in ihrem Chriſtenthum GOttes und der Obrigkeit ordnung gemaͤß/ und gegen das pre- digtamt ſich ehrerbietig bezeugen/ imgleichem alle unchriſtliche aͤrgerliche reden meiden ſollen/ damit in verbleibung deſſen ihr nicht etwas aͤr- geres wiederfahre; Dem ehemann aber wird vor allen dingen durch einen oder mehr aus dem Miniſterio ſein grauſamer irthum in der religi- on gebuͤhrend verwieſen/ und er eines beſſern unterrichtet/ wenn nun derſelbe hierauff ſeine erklaͤrung gethan/ und daraus/ ob er hiervon abſtehe oder nicht/ erſcheinet/ ergehet/ was fer- ner mit ihme vorzunehmen/ was recht iſt. Jm uͤbrigen ſind beyderſeits inquiſiten/ die in dieſer ſache auffgewandten unkoſten/ nach vorgehender liquidation und richterlicher ermaͤßigung pro rata abzuſtatten verbunden. V. R. W. zu urkund mit unſerem inſiegel verſiegelt. Churf. Saͤchſ. Schoͤppenſtul. An den Ober-Amtmann und den Rath zu Dreßden M. Dec. 1673. NUM. XVII. Antoinettæ Lebenslauff. Das leben der beruͤhmten Jungfrau Antoi- nette Bourignon iſt zwar im III. theil am 16. capitel ziemlich ausfuͤhrlich beſchrieben wor- den. Weil aber dennoch das ſehr weitlaͤuffti- ge buch des Herrn Poirets hiervon nicht ſo gar genau und nervoſè excerpiret werden moͤ- gen; ſo habe ich zu mehrerer vergnuͤgung der begierigen den extract und die kurtze ſumme von wort zu wort publiciren wollen/ wie er von ihm ſelber eigenhaͤndig zugeſendet wor- den/ und zwar in Lateiniſcher ſprache; dem ich dann noch einige ſtellen aus der Antoinette eigenen Schrifften anhaͤngen werde/ ſo von dem zuſtand der heutigen Kirch-Gemeinen et- was ausfuͤhrlicher handeln. Ein kurtzer auszug des lebens der from- men und von Gott erleuchteten Jungfer Antoniæ Bourignon. 1. Ob zwar in den ſchrifften der Jungfrau Antoniæ Bourignon ſo viel und ſo hohe ſa- chen vorkommen/ welche einem jedem der heil- ſamen wahrheit begierigem menſchen zur gnuͤ- ge darthun koͤnten/ daß dieſe Jungfer nicht nur ein Chriſtlich leben gefuͤhret/ ſondern auch von GOTT mit allen tugenden reichlich be- gabet/ und dazu mit weißheit ausgeruͤſtet ge- weſen ſey/ andere zur ewigen ſeligkeit anzufuͤh- ren; Uber dem auch die freunde gemeldeter Jungfer/ welche um ſie ſelbſt/ und ſihre le- bens-art und ſchrifften gute wiſſenſchafft hat- ten/ ihre hiſtorie genau gnug beſchrieben/ ihre lehre erlaͤutert/ und die gegenſaͤtze der widerwaͤr- tigen (welche ihr mehrentheils ſolche dinge auf- buͤrdeten/ die ſie keines weges vor die ihrigen er- kante) uͤberfluͤßig beantwortet haben/ wel- ches ſie auch ſelbſt in ihren eigenen ſchrifften aufs gruͤndlichſte gethan hat; alſo/ daß nicht noͤtig waͤre von dieſer ſache noch mit mehrern zu handeln/ ſondern gnug ſeyn koͤnte/ die leute zu erinnern/ daß ſie nun die ſchrifften ſelbſt durchleſen/ in welchen der gewiſſe weg zum le- ben beſchrieben iſt/ alſo/ daß ein jeder/ der mit ernſt den willen des Vaters zu vollbringen begehret/ gar leicht wird unterſcheiden koͤnnen/ ob die lehre dieſer Jungfer aus GOTT ſey/ oder ob ſie aus eigenem triebe geredet habe. 2. Da aber nichts deſto weniger einige wi- derſprecher nicht nur die lehre der A. B. ſon- dern auch ihre perſon antaſten/ und ſich allein dahin bemuͤhen/ damit ſie verhindern moͤgen/ daß ihre ſchrifften nicht moͤchten geleſen wer- den/ als ob es der muͤhe nicht werth waͤre/ die zeit damit zuzubringen; ſo ſcheinet es rath- ſam zu ſeyn/ in einem kurtzen begriff die vor- nehmſten verrichtungen des lebens der A. B. zuſammen zufaſſen/ damit ein jeder/ dem ſeine ſeligkeit ein ernſt iſt/ ſelbige ſchrifften leſen/ den ſinn gruͤndlicher bemercken/ und alſo mit eige- nen augen ſehen und urtheilen moͤge/ ob ſie nicht A. K. H. Vierter Theil. A a a a a

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Zitationshilfe: Arnold, Gottfried: Unpartheyische Kirchen- und Ketzer-Historie. Bd. 2 (T. 3/4). Frankfurt (Main), 1700, S. 737. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnold_ketzerhistorie02_1700/1045>, abgerufen am 20.11.2024.