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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] Baum erdünnert werden/ denn wenn sol-
ches nicht geschicht/ so heben die Aeste an zu
dörren/ nach einander abzustehen/ und die
Bäum zuverderben/ welches bey den ge-
peltzten nicht vonnöhten ist/ weil solche
Bäume lange und rahnige Aeste treiben.
Will man Zwetschkenbäume versetzen/ so
soll es nächst dem Newmond/ etwan drey
oder zwey oder ein Tag bevor geschehen/
welches bey anderm Steinobs so genaw nicht
in acht genommen/ sondern im wachsenden
Mond/ wie auch derselbe seyn mag/ verse-
tzet werden.

[Abbildung] Spilling. Pruna cerea.

Pruna cerea, gelbe Pflaumen/ oder Spil-
lingbäume/ kommen im Gewächs mit den
andern Pflaumenbäumen überein/ ohne daß
ihre Früchte/ wenn sie zeitigen/ Wachsgelb
werden. An der Form sind sie langlicht/
und ihre Kernen spitzig/ auch am Geschmack
lieblich. Derer sind zweyerley/ kleine und
grosse. Die kleine Spillingen sind den an-
dern Pflaumen nicht unähnlich/ ohne daß
sie etwas länglicht sind. Die grösten glei-
chen an der Gestalt den Hühner-Eyeren/
und sind nicht so wohl geschmackt/ als die klei-
nen.

Die Myrobalanen/ oder Mirabellen-
Pflaumen/ Pruna myrobalana, sind eine an-
mühtige Pflaumen-Art/ welche erstlich
auß Arabien in Griechenland/ von dannen
in Jtalien und Franckreich/ vor kurtzer Zeit
aber in Teutschland gebracht worden. Jhr
Baum/ Prunus myrobalana, ist ein schnell-
wachsender Baum/ welcher bald zu einer
feinen Grösse kommet; sein Stamm ist mit
einer glatten Rinden umbgeben: Die Rinde
ist braun und weiß getüpffelt/ seine Blätter
sind zum theil den gemeinen Pflaumenblät-
tern/ theils den Kirschenblättern ähnlich/
zart und lind/ rings umher zerkerfft. Die
[Spaltenumbruch] Blühte ist weiß/ und ereignet sich mit der
Mandel- und Pfersing-blühte/ entweder im
Mertzen oder im Anfang des Aprillen. Eben
daher/ weil dieser Baum früh blühet/ kan
desselben Blühte gar leicht im kalten Früh-
ling schaden nehmen/ deßhalben ist achtung
zu geben/ daß man diesem Baum eine solche
Stelle eingebe/ da ihm der kalte Nordwind
und die scharffe Lufft nicht beykommen kan/
zwischen Gebäwen und Gemäuren kan die
Blühte sicher seyn. Nach der Blühte fol-
get die Frucht/ welche rund ist/ theils wird
sie in der Grösse wie ein ziemliches Tau-
ben-Ey/ theils wie eine gemeine wel-
sche Nuß/ hanget an einem langen subtilen
Stiel/ als an einem seidenen Faden: an-
fangs wird die Frucht grün/ darnach zeiti-
get sie/ und gewinnet ein von purpurroth
auff schwartz sich neigende Farb/ ist zwar
süß/ aber doch sehr wässerig/ und nicht ei-
nem jeden angenehm rohe zu essen/ weilen
sie dem Esser in das Angesicht/ oder auff die
Kleider zuspritzen pfleget. Sein Fleisch klebet
starck an dem kleinen Stein/ welcher einen
süßlichten Kernen bey sich führet. Es gibt
auch ein weisse und gelbe Art dieser Mirabel-
len-Pflaumen/ welche an Lieblichkeit der
ersten nichts nachgeben.

Es will der Myrobalanenbaum/ wie all-
bereit Meldung geschehen/ eine warme Stell
und mittelmäßige Lufft/ auch einen guten
Grund haben. Das peltzen ist ihm gar nutz-
lich und anständig/ denn es kan dardurch die
Frucht nicht allein verbessert/ sondern auch
also vermehret werden/ daß sie traubicht bey-
sammen hangen. Er wird in sich selbst/ wi[e]
auch auff Zwetschken- oder Pflaumen-
Stämmer, in Kern und Rinden/ wie es dem
Gärtner beliebig/ gepeltzet/ wobey auch diß
zu mercken: weil der Myrobalanen-Baum
geschwind und buschicht wächset/ daß man
denselben mit erhawen erdünnere/ damit die
Lufft und Sonne ihme beykommen möge.

Es wird auch eine sonderliche Gattung der
Pflaumen in Teutschland hoch und werth
gehalten/ welche Pruneolen/ Brigniolen/
Pruna Briolensia, oder Brignolensia genennet
werden/ weilen man sie bißher von Brignols,
einer Statt der Landtschafft Provence in
Franckreich/ geschälet/ die Kernen oder
Stein darauß genommen/ und wie die Fei-
gen in Schachteln eingemacht/ in andere
Länder gebracht. Sind röthlicht/ auff gelb
sich ziehend an der Farb; haben ein keckes
saur-süsses Fleisch/ sambt einem kleinen läng-
lichten harten Stein/ welcher einen bitter-
lichen Kernen bey sich führt.

Sonsten werden durch das impffen und
pfropffen vielerley Art zahmer Pflaumen in
Jtalien/ Franckreich/ und anderstwo her-
fürgebracht. Wie denn Casp. Bauhinus 16.
einheimischer/ und 12. außländischer dem
Pflaumenbaum ähnlicher Gattungen in
seinem Pinace gedencket. Johannes Rajus er-
zehlet in seiner Historia Plantarum p. 1529.
dreyßigerley Arten der besten Pflaumen/
welche in Engelland gepflantzet werden:
und Johann Sigismund Elsholtz ziehet in
seinem Gartenbaw auß einem Frantzösischen
Tractätlein 170. underschiedliche Arten die-
ser Frucht an.

Eigen-
G

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] Baum erduͤnnert werden/ denn wenn ſol-
ches nicht geſchicht/ ſo heben die Aeſte an zu
doͤrꝛen/ nach einander abzuſtehen/ und die
Baͤum zuverderben/ welches bey den ge-
peltzten nicht vonnoͤhten iſt/ weil ſolche
Baͤume lange und rahnige Aeſte treiben.
Will man Zwetſchkenbaͤume verſetzen/ ſo
ſoll es naͤchſt dem Newmond/ etwan drey
oder zwey oder ein Tag bevor geſchehen/
welches bey anderm Steinobs ſo genaw nicht
in acht genommen/ ſondern im wachſenden
Mond/ wie auch derſelbe ſeyn mag/ verſe-
tzet werden.

[Abbildung] Spilling. Pruna cerea.

Pruna cerea, gelbe Pflaumen/ oder Spil-
lingbaͤume/ kommen im Gewaͤchs mit den
andern Pflaumenbaͤumen uͤberein/ ohne daß
ihre Fruͤchte/ wenn ſie zeitigen/ Wachsgelb
werden. An der Form ſind ſie langlicht/
und ihre Kernen ſpitzig/ auch am Geſchmack
lieblich. Derer ſind zweyerley/ kleine und
groſſe. Die kleine Spillingen ſind den an-
dern Pflaumen nicht unaͤhnlich/ ohne daß
ſie etwas laͤnglicht ſind. Die groͤſten glei-
chen an der Geſtalt den Huͤhner-Eyeren/
und ſind nicht ſo wohl geſchmackt/ als die klei-
nen.

Die Myrobalanen/ oder Mirabellen-
Pflaumen/ Pruna myrobalana, ſind eine an-
muͤhtige Pflaumen-Art/ welche erſtlich
auß Arabien in Griechenland/ von dannen
in Jtalien und Franckreich/ vor kurtzer Zeit
aber in Teutſchland gebracht worden. Jhr
Baum/ Prunus myrobalana, iſt ein ſchnell-
wachſender Baum/ welcher bald zu einer
feinen Groͤſſe kommet; ſein Stamm iſt mit
einer glatten Rinden umbgeben: Die Rinde
iſt braun und weiß getuͤpffelt/ ſeine Blaͤtter
ſind zum theil den gemeinen Pflaumenblaͤt-
tern/ theils den Kirſchenblaͤttern aͤhnlich/
zart und lind/ rings umher zerkerfft. Die
[Spaltenumbruch] Bluͤhte iſt weiß/ und ereignet ſich mit der
Mandel- und Pferſing-bluͤhte/ entweder im
Mertzen oder im Anfang des Aprillen. Eben
daher/ weil dieſer Baum fruͤh bluͤhet/ kan
deſſelben Bluͤhte gar leicht im kalten Fruͤh-
ling ſchaden nehmen/ deßhalben iſt achtung
zu geben/ daß man dieſem Baum eine ſolche
Stelle eingebe/ da ihm der kalte Nordwind
und die ſcharffe Lufft nicht beykommen kan/
zwiſchen Gebaͤwen und Gemaͤuren kan die
Bluͤhte ſicher ſeyn. Nach der Bluͤhte fol-
get die Frucht/ welche rund iſt/ theils wird
ſie in der Groͤſſe wie ein ziemliches Tau-
ben-Ey/ theils wie eine gemeine wel-
ſche Nuß/ hanget an einem langen ſubtilen
Stiel/ als an einem ſeidenen Faden: an-
fangs wird die Frucht gruͤn/ darnach zeiti-
get ſie/ und gewinnet ein von purpurꝛoth
auff ſchwartz ſich neigende Farb/ iſt zwar
ſuͤß/ aber doch ſehr waͤſſerig/ und nicht ei-
nem jeden angenehm rohe zu eſſen/ weilen
ſie dem Eſſer in das Angeſicht/ oder auff die
Kleider zuſpritzen pfleget. Sein Fleiſch klebet
ſtarck an dem kleinen Stein/ welcher einen
ſuͤßlichten Kernen bey ſich fuͤhret. Es gibt
auch ein weiſſe und gelbe Art dieſer Mirabel-
len-Pflaumen/ welche an Lieblichkeit der
erſten nichts nachgeben.

Es will der Myrobalanenbaum/ wie all-
bereit Meldung geſchehen/ eine warme Stell
und mittelmaͤßige Lufft/ auch einen guten
Grund haben. Das peltzen iſt ihm gar nutz-
lich und anſtaͤndig/ denn es kan dardurch die
Frucht nicht allein verbeſſert/ ſondern auch
alſo vermehret werden/ daß ſie traubicht bey-
ſammen hangen. Er wird in ſich ſelbſt/ wi[e]
auch auff Zwetſchken- oder Pflaumen-
Staͤmmer, in Kern und Rinden/ wie es dem
Gaͤrtner beliebig/ gepeltzet/ wobey auch diß
zu mercken: weil der Myrobalanen-Baum
geſchwind und buſchicht waͤchſet/ daß man
denſelben mit erhawen erduͤnnere/ damit die
Lufft und Sonne ihme beykommen moͤge.

Es wird auch eine ſonderliche Gattung der
Pflaumen in Teutſchland hoch und werth
gehalten/ welche Pruneolen/ Brigniolen/
Pruna Briolenſia, oder Brignolenſia genennet
werden/ weilen man ſie bißher von Brignols,
einer Statt der Landtſchafft Provence in
Franckreich/ geſchaͤlet/ die Kernen oder
Stein darauß genommen/ und wie die Fei-
gen in Schachteln eingemacht/ in andere
Laͤnder gebracht. Sind roͤthlicht/ auff gelb
ſich ziehend an der Farb; haben ein keckes
ſaur-ſuͤſſes Fleiſch/ ſambt einem kleinen laͤng-
lichten harten Stein/ welcher einen bitter-
lichen Kernen bey ſich fuͤhrt.

Sonſten werden durch das impffen und
pfropffen vielerley Art zahmer Pflaumen in
Jtalien/ Franckreich/ und anderſtwo her-
fuͤrgebracht. Wie denn Caſp. Bauhinus 16.
einheimiſcher/ und 12. außlaͤndiſcher dem
Pflaumenbaum aͤhnlicher Gattungen in
ſeinem Pinace gedencket. Johannes Rajus er-
zehlet in ſeiner Hiſtoriâ Plantarum p. 1529.
dreyßigerley Arten der beſten Pflaumen/
welche in Engelland gepflantzet werden:
und Johann Sigismund Elsholtz ziehet in
ſeinem Gartenbaw auß einem Frantzoͤſiſchen
Tractaͤtlein 170. underſchiedliche Arten die-
ſer Frucht an.

Eigen-
G
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[49/0065] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. Baum erduͤnnert werden/ denn wenn ſol- ches nicht geſchicht/ ſo heben die Aeſte an zu doͤrꝛen/ nach einander abzuſtehen/ und die Baͤum zuverderben/ welches bey den ge- peltzten nicht vonnoͤhten iſt/ weil ſolche Baͤume lange und rahnige Aeſte treiben. Will man Zwetſchkenbaͤume verſetzen/ ſo ſoll es naͤchſt dem Newmond/ etwan drey oder zwey oder ein Tag bevor geſchehen/ welches bey anderm Steinobs ſo genaw nicht in acht genommen/ ſondern im wachſenden Mond/ wie auch derſelbe ſeyn mag/ verſe- tzet werden. [Abbildung Spilling. Pruna cerea. ] Pruna cerea, gelbe Pflaumen/ oder Spil- lingbaͤume/ kommen im Gewaͤchs mit den andern Pflaumenbaͤumen uͤberein/ ohne daß ihre Fruͤchte/ wenn ſie zeitigen/ Wachsgelb werden. An der Form ſind ſie langlicht/ und ihre Kernen ſpitzig/ auch am Geſchmack lieblich. Derer ſind zweyerley/ kleine und groſſe. Die kleine Spillingen ſind den an- dern Pflaumen nicht unaͤhnlich/ ohne daß ſie etwas laͤnglicht ſind. Die groͤſten glei- chen an der Geſtalt den Huͤhner-Eyeren/ und ſind nicht ſo wohl geſchmackt/ als die klei- nen. Die Myrobalanen/ oder Mirabellen- Pflaumen/ Pruna myrobalana, ſind eine an- muͤhtige Pflaumen-Art/ welche erſtlich auß Arabien in Griechenland/ von dannen in Jtalien und Franckreich/ vor kurtzer Zeit aber in Teutſchland gebracht worden. Jhr Baum/ Prunus myrobalana, iſt ein ſchnell- wachſender Baum/ welcher bald zu einer feinen Groͤſſe kommet; ſein Stamm iſt mit einer glatten Rinden umbgeben: Die Rinde iſt braun und weiß getuͤpffelt/ ſeine Blaͤtter ſind zum theil den gemeinen Pflaumenblaͤt- tern/ theils den Kirſchenblaͤttern aͤhnlich/ zart und lind/ rings umher zerkerfft. Die Bluͤhte iſt weiß/ und ereignet ſich mit der Mandel- und Pferſing-bluͤhte/ entweder im Mertzen oder im Anfang des Aprillen. Eben daher/ weil dieſer Baum fruͤh bluͤhet/ kan deſſelben Bluͤhte gar leicht im kalten Fruͤh- ling ſchaden nehmen/ deßhalben iſt achtung zu geben/ daß man dieſem Baum eine ſolche Stelle eingebe/ da ihm der kalte Nordwind und die ſcharffe Lufft nicht beykommen kan/ zwiſchen Gebaͤwen und Gemaͤuren kan die Bluͤhte ſicher ſeyn. Nach der Bluͤhte fol- get die Frucht/ welche rund iſt/ theils wird ſie in der Groͤſſe wie ein ziemliches Tau- ben-Ey/ theils wie eine gemeine wel- ſche Nuß/ hanget an einem langen ſubtilen Stiel/ als an einem ſeidenen Faden: an- fangs wird die Frucht gruͤn/ darnach zeiti- get ſie/ und gewinnet ein von purpurꝛoth auff ſchwartz ſich neigende Farb/ iſt zwar ſuͤß/ aber doch ſehr waͤſſerig/ und nicht ei- nem jeden angenehm rohe zu eſſen/ weilen ſie dem Eſſer in das Angeſicht/ oder auff die Kleider zuſpritzen pfleget. Sein Fleiſch klebet ſtarck an dem kleinen Stein/ welcher einen ſuͤßlichten Kernen bey ſich fuͤhret. Es gibt auch ein weiſſe und gelbe Art dieſer Mirabel- len-Pflaumen/ welche an Lieblichkeit der erſten nichts nachgeben. Es will der Myrobalanenbaum/ wie all- bereit Meldung geſchehen/ eine warme Stell und mittelmaͤßige Lufft/ auch einen guten Grund haben. Das peltzen iſt ihm gar nutz- lich und anſtaͤndig/ denn es kan dardurch die Frucht nicht allein verbeſſert/ ſondern auch alſo vermehret werden/ daß ſie traubicht bey- ſammen hangen. Er wird in ſich ſelbſt/ wie auch auff Zwetſchken- oder Pflaumen- Staͤmmer, in Kern und Rinden/ wie es dem Gaͤrtner beliebig/ gepeltzet/ wobey auch diß zu mercken: weil der Myrobalanen-Baum geſchwind und buſchicht waͤchſet/ daß man denſelben mit erhawen erduͤnnere/ damit die Lufft und Sonne ihme beykommen moͤge. Es wird auch eine ſonderliche Gattung der Pflaumen in Teutſchland hoch und werth gehalten/ welche Pruneolen/ Brigniolen/ Pruna Briolenſia, oder Brignolenſia genennet werden/ weilen man ſie bißher von Brignols, einer Statt der Landtſchafft Provence in Franckreich/ geſchaͤlet/ die Kernen oder Stein darauß genommen/ und wie die Fei- gen in Schachteln eingemacht/ in andere Laͤnder gebracht. Sind roͤthlicht/ auff gelb ſich ziehend an der Farb; haben ein keckes ſaur-ſuͤſſes Fleiſch/ ſambt einem kleinen laͤng- lichten harten Stein/ welcher einen bitter- lichen Kernen bey ſich fuͤhrt. Sonſten werden durch das impffen und pfropffen vielerley Art zahmer Pflaumen in Jtalien/ Franckreich/ und anderſtwo her- fuͤrgebracht. Wie denn Caſp. Bauhinus 16. einheimiſcher/ und 12. außlaͤndiſcher dem Pflaumenbaum aͤhnlicher Gattungen in ſeinem Pinace gedencket. Johannes Rajus er- zehlet in ſeiner Hiſtoriâ Plantarum p. 1529. dreyßigerley Arten der beſten Pflaumen/ welche in Engelland gepflantzet werden: und Johann Sigismund Elsholtz ziehet in ſeinem Gartenbaw auß einem Frantzoͤſiſchen Tractaͤtlein 170. underſchiedliche Arten die- ſer Frucht an. Eigen- G

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/65>, abgerufen am 17.05.2024.