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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] fel-Nuß-Mandel-Pfersing-Kirschen- und
andere Stämmer gepeltzet werden/ aber es
ist beydes kein Bestand/ und wenig Frucht-
barkeit von solchen zu hoffen/ darumb wer-
den sie am bequemsten in sich selbst gezwey-
get/ dadurch dem Baum zu mercklicher
Fruchtbarkeit geholffen wird. Denn under al-
lem Steinobs ist das peltzen auf eigene Stäck-
lein den Pflaumen am zuträglichsten/ weil
sich zur Peltz-Zeit der Gummi nicht so starck
ereignet/ wie in anderen Gattungen des
Stein-Obsts.

Under den Pflaumen gibt es eine Art/ so
man Pruna asinina, Roßpflaumen nennet/
welche zwar äusserlich eine schöne Gestalt ha-
ben/ aber zu essen nicht gar angenehm sind/
die können durch peltzen verbesseret/ und dem
Geschmack annehmlich gemacht werden. Das
äuglen und schelffenpeltzen kan auch an den
Pflaumenbäumen practicieret werden: Je-
doch ist ihnen die Peltzung in Spalt am be-
quemsten/ denn die Erfahrung hat bewäh-
ret/ daß die Reiser darvon hoch wachsen/ und
gar bald zur Fruchtbarkeit gelangen/ gestalten
manches Reiß im ersten Jahr nicht allein biß
auff zehen Schuh lang/ in die Höhe gewach-
sen/ sondern noch im selben Jahr Früchte
getragen. Die Reiser mögen im auffsetzen
entweder bey dem Gläich oder beym Aeug-
lein genommen werden/ allein wenn der
Stamm dick/ solle man das Reiß bey dem
Gläich einschneiden/ damit es das
trucken des Stämmers desto besser erleyden
möge. Die Reiser selbst sollen nicht zu lang
seyn/ denn übermäßige Länge ist ihnen an
dem auffwachsen hinderlich/ die Länge eines
Fingers ist ihnen schon genug.

Der Grund mag seyn wie er will/ stei-
nicht/ sandicht/ merglicht/ so wachsen sie
doch darinnen ohne sonderbare Wartung
fort; jedoch einen guten feuchten und fetten
Boden verachten sie nicht/ sonderen ist ih-
nen gar bequem und nutzlich: mittelmäßig
Erdreich aber ist ihnen am zuträglichsten.
Den neuen Mist dulden sie nicht weil die Früch-
te darvon wurmicht/ und vor der Zeit abfäl-
lig werden; aber der alte und wolgefaulte ist
ihnen/ sonderlich den grossen und gezweigten
Bäumen sehr nutzlich/ das fleißige umbha-
cken bekombt ihnen gar wol; gestalt sie auch
im Baufeld besser bekommen als im Wasen.

Der Pflaumenbäume Stell will warm
seyn/ damit derselben Früchte schön und
wolgeschmackt werden. Sie mögen zwar
auch die Kälte erleyden/ aber die Bäume
werden müßicht/ und die Früchte unlieblich.
Sie dörffen auch nicht enge zusammen ge-
setzet werden/ sondern weiter als die Biren
von einander stehen/ damit der Lufft ihnen
beykommen/ und der Wind ihre dicke Bü-
sche durchwehen/ sonderlich das alte Laub
gäntzlich abwerffen/ und die Bäume reini-
gen möge. Es mögen auch diese Bäume/
wenn sie schon ziemlich groß sind/ versetzet
werden/ weil ihnen hierdurch kein Schade
geschicht, sondern wenn sie nur recht gestüm-
melt werden/ schöner und lustiger wachsen/
bringen auch mehrere Früchten.

Hie ist zu mercken/ daß die Pflaumen
vor andern ihre Anstöß und Hinderungen
haben/ deßhalben einem Gärtner obliget/
[Spaltenumbruch] auff dieselben Achtung zu haben/ und so
viel an ihnen ist/ allen Schaden zu wenden.
Sind die Bäume an Stamm und Aesten
müßicht/ so muß man das Gemüß fleißig
abschaben/ darzu das Schabmesser tauglich
oder in desselben Mangel zur Zeit des Regens
mit einem härinen Tuch das Gemüß abwi-
schen oder abreiben. Werden sie an der Rin-
den schadhafft/ daß der Gummi heraußflies-
set/ darff man dasselbe nicht stehen/ hart und
alt werden lassen/ sondern man soll die schad-
haffte Rinden biß auff die frische oder gute
außschneiden/ und den Schaden mit der
Baum-Salbe verstreichen/ auch nach Be-
schaffenheit verbinden. Das dürre Holtz
muß man ihnen benehmen/ denn läst man
es ihnen/ so verdirbet der Baum gar bald.
Lassen die Bäume gähling ab/ daß sie keine
Frucht mehr bringen/ und gleichwol grün
sind/ so ist thunlich/ daß man zu den Wur-
tzeln grabe/ frischen Grund darzu schütte/
und denselben mit Weinreben-Aschen ver-
menge.

Die Zwetschken sind eine Art der Pflau-
men/ under welchen das beste Lob denen zu-
geeignet wird/ so Pruna Damascena, von den
alten Scribenten genennet werden/ alldie-
weil sie von dem Berg Damasco in Syrien
erstlich hergebracht worden sind. Ob diese
in Teutschland wachsen/ wird von vielen ge-
zweiffelt/ da doch hingegen von andern die
Hungarischen Zwetschken für Damascenen
Pflaumen geachtet/ welche nunmehr in
Teutschland häuffig gebauet/ und auff man-
cherley weiß grün und dürr genutzet werden.

Die gedörrten Pflaumen/ so man auß
Oesterreich/ Hungarn/ Böhmen/ Sieben-
bürgen/ und andern Ländern zu uns bringt/
pflegt man nun ins gemein Zwetschken zu
nennen.

Die Frucht zeitiget vor Michaelis/ ist
langlicht/ die Schelffen blau/ das Fleisch
gelb und süß/ der Kern im Stein etwas bit-
ter. Es ist auch eine Art/ die man Pruna
Iberica,
Spanische Zwetschken nennet/ weil
man sie auß Spanien gebracht/ dieselben sind
rund/ dick/ und klebet das Fleisch starck
am Stein/ löset sich nicht so schön ab/ als
in den Hungarischen/ und sind an Farb
blau. Uber diß ist noch eine blaue Art lang-
lichter Zwetschken/ Testiculi caprini genennet.

Obwohlen die Zwetschken-Bäume von
Kernen und Brut auffwachsen/ so werden
sie doch durch das peltzen mercklich verbessert/
als oben von den Pflaumen ins gemein ge-
sagt worden. Jm Bawfeld wird die Frucht
süsser und vollkommener/ als im Wasen/
wollen auch eine temperierte Lufft und war-
me Stelle haben/ sonderlich die langlichten/
welche/ wenn sie nicht zwischen Häuser ge-
setzet werden/ daß sie auffenthalt haben/ so
erfrieren sie gar bald in der freyen Lufft.
Newer Mist taugt nicht für sie/ wenn aber
wolgefaulter Rinder-mist ihnen zugehacket
oder beygethan wird/ so ist es ihnen fürträg-
lich. Weil die Zwetschken-Bäume/ so von
Brut und Kernen auffwachsen/ im Anfang
viel freche Schoß/ so den Baum buschicht
machen/ treiben/ und die Sonnen-Strah-
len auffhalten/ als müssen immer die innern
und kleinen Aeste außgeschnäidet/ und der

Baum

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] fel-Nuß-Mandel-Pferſing-Kirſchen- und
andere Staͤmmer gepeltzet werden/ aber es
iſt beydes kein Beſtand/ und wenig Frucht-
barkeit von ſolchen zu hoffen/ darumb wer-
den ſie am bequemſten in ſich ſelbſt gezwey-
get/ dadurch dem Baum zu mercklicher
Fruchtbarkeit geholffen wird. Denn under al-
lem Steinobs iſt das peltzen auf eigene Staͤck-
lein den Pflaumen am zutraͤglichſten/ weil
ſich zur Peltz-Zeit der Gummi nicht ſo ſtarck
ereignet/ wie in anderen Gattungen des
Stein-Obſts.

Under den Pflaumen gibt es eine Art/ ſo
man Pruna aſinina, Roßpflaumen nennet/
welche zwar aͤuſſerlich eine ſchoͤne Geſtalt ha-
ben/ aber zu eſſen nicht gar angenehm ſind/
die koͤnnen durch peltzen verbeſſeret/ und dem
Geſchmack annehmlich gemacht werdẽ. Das
aͤuglen und ſchelffenpeltzen kan auch an den
Pflaumenbaͤumen practicieret werden: Je-
doch iſt ihnen die Peltzung in Spalt am be-
quemſten/ denn die Erfahrung hat bewaͤh-
ret/ daß die Reiſer darvon hoch wachſen/ und
gar bald zur Fruchtbarkeit gelangẽ/ geſtalten
manches Reiß im erſten Jahr nicht allein biß
auff zehen Schuh lang/ in die Hoͤhe gewach-
ſen/ ſondern noch im ſelben Jahr Fruͤchte
getragen. Die Reiſer moͤgen im auffſetzen
entweder bey dem Glaͤich oder beym Aeug-
lein genommen werden/ allein wenn der
Stamm dick/ ſolle man das Reiß bey dem
Glaͤich einſchneiden/ damit es das
trucken des Staͤmmers deſto beſſer erleyden
moͤge. Die Reiſer ſelbſt ſollen nicht zu lang
ſeyn/ denn uͤbermaͤßige Laͤnge iſt ihnen an
dem auffwachſen hinderlich/ die Laͤnge eines
Fingers iſt ihnen ſchon genug.

Der Grund mag ſeyn wie er will/ ſtei-
nicht/ ſandicht/ merglicht/ ſo wachſen ſie
doch darinnen ohne ſonderbare Wartung
fort; jedoch einen guten feuchten und fetten
Boden verachten ſie nicht/ ſonderen iſt ih-
nen gar bequem und nutzlich: mittelmaͤßig
Erdreich aber iſt ihnen am zutraͤglichſten.
Den neuẽ Miſt duldẽ ſie nicht weil die Fruͤch-
te darvon wurmicht/ und vor der Zeit abfaͤl-
lig werden; aber der alte und wolgefaulte iſt
ihnen/ ſonderlich den groſſen und gezweigten
Baͤumen ſehr nutzlich/ das fleißige umbha-
cken bekombt ihnen gar wol; geſtalt ſie auch
im Baufeld beſſer bekommen als im Waſen.

Der Pflaumenbaͤume Stell will warm
ſeyn/ damit derſelben Fruͤchte ſchoͤn und
wolgeſchmackt werden. Sie moͤgen zwar
auch die Kaͤlte erleyden/ aber die Baͤume
werden muͤßicht/ und die Fruͤchte unlieblich.
Sie doͤrffen auch nicht enge zuſammen ge-
ſetzet werden/ ſondern weiter als die Biren
von einander ſtehen/ damit der Lufft ihnen
beykommen/ und der Wind ihre dicke Buͤ-
ſche durchwehen/ ſonderlich das alte Laub
gaͤntzlich abwerffen/ und die Baͤume reini-
gen moͤge. Es moͤgen auch dieſe Baͤume/
wenn ſie ſchon ziemlich groß ſind/ verſetzet
werden/ weil ihnen hierdurch kein Schade
geſchicht, ſondern wenn ſie nur recht geſtuͤm-
melt werden/ ſchoͤner und luſtiger wachſen/
bringen auch mehrere Fruͤchten.

Hie iſt zu mercken/ daß die Pflaumen
vor andern ihre Anſtoͤß und Hinderungen
haben/ deßhalben einem Gaͤrtner obliget/
[Spaltenumbruch] auff dieſelben Achtung zu haben/ und ſo
viel an ihnen iſt/ allen Schaden zu wenden.
Sind die Baͤume an Stamm und Aeſten
muͤßicht/ ſo muß man das Gemuͤß fleißig
abſchaben/ darzu das Schabmeſſer tauglich
oder in deſſelben Mangel zur Zeit des Regens
mit einem haͤrinen Tuch das Gemuͤß abwi-
ſchen oder abreiben. Werden ſie an der Rin-
den ſchadhafft/ daß der Gummi heraußflieſ-
ſet/ darff man daſſelbe nicht ſtehen/ hart und
alt werden laſſen/ ſondern man ſoll die ſchad-
haffte Rinden biß auff die friſche oder gute
außſchneiden/ und den Schaden mit der
Baum-Salbe verſtreichen/ auch nach Be-
ſchaffenheit verbinden. Das duͤrꝛe Holtz
muß man ihnen benehmen/ denn laͤſt man
es ihnen/ ſo verdirbet der Baum gar bald.
Laſſen die Baͤume gaͤhling ab/ daß ſie keine
Frucht mehr bringen/ und gleichwol gruͤn
ſind/ ſo iſt thunlich/ daß man zu den Wur-
tzeln grabe/ friſchen Grund darzu ſchuͤtte/
und denſelben mit Weinreben-Aſchen ver-
menge.

Die Zwetſchken ſind eine Art der Pflau-
men/ under welchen das beſte Lob denen zu-
geeignet wird/ ſo Pruna Damaſcena, von den
alten Scribenten genennet werden/ alldie-
weil ſie von dem Berg Damaſco in Syrien
erſtlich hergebracht worden ſind. Ob dieſe
in Teutſchland wachſen/ wird von vielen ge-
zweiffelt/ da doch hingegen von andern die
Hungariſchen Zwetſchken fuͤr Damaſcenen
Pflaumen geachtet/ welche nunmehr in
Teutſchland haͤuffig gebauet/ und auff man-
cherley weiß gruͤn und duͤrꝛ genutzet werden.

Die gedoͤrꝛten Pflaumen/ ſo man auß
Oeſterꝛeich/ Hungarn/ Boͤhmen/ Sieben-
buͤrgen/ und andern Laͤndern zu uns bringt/
pflegt man nun ins gemein Zwetſchken zu
nennen.

Die Frucht zeitiget vor Michaelis/ iſt
langlicht/ die Schelffen blau/ das Fleiſch
gelb und ſuͤß/ der Kern im Stein etwas bit-
ter. Es iſt auch eine Art/ die man Pruna
Iberica,
Spaniſche Zwetſchken nennet/ weil
man ſie auß Spanien gebracht/ dieſelben ſind
rund/ dick/ und klebet das Fleiſch ſtarck
am Stein/ loͤſet ſich nicht ſo ſchoͤn ab/ als
in den Hungariſchen/ und ſind an Farb
blau. Uber diß iſt noch eine blaue Art lang-
lichter Zwetſchken/ Teſticuli caprini genennet.

Obwohlen die Zwetſchken-Baͤume von
Kernen und Brut auffwachſen/ ſo werden
ſie doch durch das peltzen mercklich verbeſſert/
als oben von den Pflaumen ins gemein ge-
ſagt worden. Jm Bawfeld wird die Frucht
ſuͤſſer und vollkommener/ als im Waſen/
wollen auch eine temperierte Lufft und war-
me Stelle haben/ ſonderlich die langlichten/
welche/ wenn ſie nicht zwiſchen Haͤuſer ge-
ſetzet werden/ daß ſie auffenthalt haben/ ſo
erfrieren ſie gar bald in der freyen Lufft.
Newer Miſt taugt nicht fuͤr ſie/ wenn aber
wolgefaulter Rinder-miſt ihnen zugehacket
oder beygethan wird/ ſo iſt es ihnen fuͤrtraͤg-
lich. Weil die Zwetſchken-Baͤume/ ſo von
Brut und Kernen auffwachſen/ im Anfang
viel freche Schoß/ ſo den Baum buſchicht
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len auffhalten/ als muͤſſen immer die innern
und kleinen Aeſte außgeſchnaͤidet/ und der

Baum
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[48/0064] Das Erſte Buch/ fel-Nuß-Mandel-Pferſing-Kirſchen- und andere Staͤmmer gepeltzet werden/ aber es iſt beydes kein Beſtand/ und wenig Frucht- barkeit von ſolchen zu hoffen/ darumb wer- den ſie am bequemſten in ſich ſelbſt gezwey- get/ dadurch dem Baum zu mercklicher Fruchtbarkeit geholffen wird. Denn under al- lem Steinobs iſt das peltzen auf eigene Staͤck- lein den Pflaumen am zutraͤglichſten/ weil ſich zur Peltz-Zeit der Gummi nicht ſo ſtarck ereignet/ wie in anderen Gattungen des Stein-Obſts. Under den Pflaumen gibt es eine Art/ ſo man Pruna aſinina, Roßpflaumen nennet/ welche zwar aͤuſſerlich eine ſchoͤne Geſtalt ha- ben/ aber zu eſſen nicht gar angenehm ſind/ die koͤnnen durch peltzen verbeſſeret/ und dem Geſchmack annehmlich gemacht werdẽ. Das aͤuglen und ſchelffenpeltzen kan auch an den Pflaumenbaͤumen practicieret werden: Je- doch iſt ihnen die Peltzung in Spalt am be- quemſten/ denn die Erfahrung hat bewaͤh- ret/ daß die Reiſer darvon hoch wachſen/ und gar bald zur Fruchtbarkeit gelangẽ/ geſtalten manches Reiß im erſten Jahr nicht allein biß auff zehen Schuh lang/ in die Hoͤhe gewach- ſen/ ſondern noch im ſelben Jahr Fruͤchte getragen. Die Reiſer moͤgen im auffſetzen entweder bey dem Glaͤich oder beym Aeug- lein genommen werden/ allein wenn der Stamm dick/ ſolle man das Reiß bey dem Glaͤich einſchneiden/ damit es das trucken des Staͤmmers deſto beſſer erleyden moͤge. Die Reiſer ſelbſt ſollen nicht zu lang ſeyn/ denn uͤbermaͤßige Laͤnge iſt ihnen an dem auffwachſen hinderlich/ die Laͤnge eines Fingers iſt ihnen ſchon genug. Der Grund mag ſeyn wie er will/ ſtei- nicht/ ſandicht/ merglicht/ ſo wachſen ſie doch darinnen ohne ſonderbare Wartung fort; jedoch einen guten feuchten und fetten Boden verachten ſie nicht/ ſonderen iſt ih- nen gar bequem und nutzlich: mittelmaͤßig Erdreich aber iſt ihnen am zutraͤglichſten. Den neuẽ Miſt duldẽ ſie nicht weil die Fruͤch- te darvon wurmicht/ und vor der Zeit abfaͤl- lig werden; aber der alte und wolgefaulte iſt ihnen/ ſonderlich den groſſen und gezweigten Baͤumen ſehr nutzlich/ das fleißige umbha- cken bekombt ihnen gar wol; geſtalt ſie auch im Baufeld beſſer bekommen als im Waſen. Der Pflaumenbaͤume Stell will warm ſeyn/ damit derſelben Fruͤchte ſchoͤn und wolgeſchmackt werden. Sie moͤgen zwar auch die Kaͤlte erleyden/ aber die Baͤume werden muͤßicht/ und die Fruͤchte unlieblich. Sie doͤrffen auch nicht enge zuſammen ge- ſetzet werden/ ſondern weiter als die Biren von einander ſtehen/ damit der Lufft ihnen beykommen/ und der Wind ihre dicke Buͤ- ſche durchwehen/ ſonderlich das alte Laub gaͤntzlich abwerffen/ und die Baͤume reini- gen moͤge. Es moͤgen auch dieſe Baͤume/ wenn ſie ſchon ziemlich groß ſind/ verſetzet werden/ weil ihnen hierdurch kein Schade geſchicht, ſondern wenn ſie nur recht geſtuͤm- melt werden/ ſchoͤner und luſtiger wachſen/ bringen auch mehrere Fruͤchten. Hie iſt zu mercken/ daß die Pflaumen vor andern ihre Anſtoͤß und Hinderungen haben/ deßhalben einem Gaͤrtner obliget/ auff dieſelben Achtung zu haben/ und ſo viel an ihnen iſt/ allen Schaden zu wenden. Sind die Baͤume an Stamm und Aeſten muͤßicht/ ſo muß man das Gemuͤß fleißig abſchaben/ darzu das Schabmeſſer tauglich oder in deſſelben Mangel zur Zeit des Regens mit einem haͤrinen Tuch das Gemuͤß abwi- ſchen oder abreiben. Werden ſie an der Rin- den ſchadhafft/ daß der Gummi heraußflieſ- ſet/ darff man daſſelbe nicht ſtehen/ hart und alt werden laſſen/ ſondern man ſoll die ſchad- haffte Rinden biß auff die friſche oder gute außſchneiden/ und den Schaden mit der Baum-Salbe verſtreichen/ auch nach Be- ſchaffenheit verbinden. Das duͤrꝛe Holtz muß man ihnen benehmen/ denn laͤſt man es ihnen/ ſo verdirbet der Baum gar bald. Laſſen die Baͤume gaͤhling ab/ daß ſie keine Frucht mehr bringen/ und gleichwol gruͤn ſind/ ſo iſt thunlich/ daß man zu den Wur- tzeln grabe/ friſchen Grund darzu ſchuͤtte/ und denſelben mit Weinreben-Aſchen ver- menge. Die Zwetſchken ſind eine Art der Pflau- men/ under welchen das beſte Lob denen zu- geeignet wird/ ſo Pruna Damaſcena, von den alten Scribenten genennet werden/ alldie- weil ſie von dem Berg Damaſco in Syrien erſtlich hergebracht worden ſind. Ob dieſe in Teutſchland wachſen/ wird von vielen ge- zweiffelt/ da doch hingegen von andern die Hungariſchen Zwetſchken fuͤr Damaſcenen Pflaumen geachtet/ welche nunmehr in Teutſchland haͤuffig gebauet/ und auff man- cherley weiß gruͤn und duͤrꝛ genutzet werden. Die gedoͤrꝛten Pflaumen/ ſo man auß Oeſterꝛeich/ Hungarn/ Boͤhmen/ Sieben- buͤrgen/ und andern Laͤndern zu uns bringt/ pflegt man nun ins gemein Zwetſchken zu nennen. Die Frucht zeitiget vor Michaelis/ iſt langlicht/ die Schelffen blau/ das Fleiſch gelb und ſuͤß/ der Kern im Stein etwas bit- ter. Es iſt auch eine Art/ die man Pruna Iberica, Spaniſche Zwetſchken nennet/ weil man ſie auß Spanien gebracht/ dieſelben ſind rund/ dick/ und klebet das Fleiſch ſtarck am Stein/ loͤſet ſich nicht ſo ſchoͤn ab/ als in den Hungariſchen/ und ſind an Farb blau. Uber diß iſt noch eine blaue Art lang- lichter Zwetſchken/ Teſticuli caprini genennet. Obwohlen die Zwetſchken-Baͤume von Kernen und Brut auffwachſen/ ſo werden ſie doch durch das peltzen mercklich verbeſſert/ als oben von den Pflaumen ins gemein ge- ſagt worden. Jm Bawfeld wird die Frucht ſuͤſſer und vollkommener/ als im Waſen/ wollen auch eine temperierte Lufft und war- me Stelle haben/ ſonderlich die langlichten/ welche/ wenn ſie nicht zwiſchen Haͤuſer ge- ſetzet werden/ daß ſie auffenthalt haben/ ſo erfrieren ſie gar bald in der freyen Lufft. Newer Miſt taugt nicht fuͤr ſie/ wenn aber wolgefaulter Rinder-miſt ihnen zugehacket oder beygethan wird/ ſo iſt es ihnen fuͤrtraͤg- lich. Weil die Zwetſchken-Baͤume/ ſo von Brut und Kernen auffwachſen/ im Anfang viel freche Schoß/ ſo den Baum buſchicht machen/ treiben/ und die Sonnen-Strah- len auffhalten/ als muͤſſen immer die innern und kleinen Aeſte außgeſchnaͤidet/ und der Baum

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/64>, abgerufen am 24.11.2024.