[Spaltenumbruch]
ge/ zarte/ eckichte/ gestreiffte Stengel. A- ber ehe sie in genannte Stengel tretten/ ge- winnen sie länglichte/ außgespitzte/ glatte blätter/ die ligen auff der Erden außgesprei- tet; aber die anderen blätter/ so nachmals fast auff dem gantzen Stengel ohne Ord- nung wachsen/ sind länger und schmäler/ ohne stiel. Der Stengel ist obenauff ge- meinlich in nebenästlein zertrennet/ und trägt in dem Sommer purpurblaue oder weisse einblättige Glockenblümlein/ an dem umkreiß in fünff einschnitt getheilet. Der kleine schwartze Samen ligt in knöpflein verwahrt. Die milchsafftige Wurtzel hat im Mertzen und anfang des Aprillen die beste krafft/ deßwegen pflegt man sie in die- ser Zeit außzugraben/ und samt den bereits erscheinenden blätteren für einen lieblichen Salat auffzusetzen.
2. Jn Candien wächßt ein sonderlich Geschlecht der Rapuntzelen/ Rapunculus Creticus, s. Pyramidalis altera, C. B. Rapun- culus Creticus, Petromerula, J. B. Petrome- rula seu Lactuca petraea, Pon. Ital. Beu. welches Honorius Bellus in Epistola prima ad Caro- lum Clusium also beschreibet. Die blätter vergleichen sich mit den Wegwart-blätteren/ sie sind groß/ tieff gekerfft/ glatt/ sattgrün/ auff der Erden außgespreitet/ an dem un- deren theil gläntzend/ und bißweilen pur- purbraun: wenn es im anfang herfür- schießt/ sind seine ersten blätter rund/ den schwartzen Violen-blättern gleich/ und ent- weder gar nicht oder nur ein wenig gekerfft. Es hat viel runde/ holkelichte/ und ein oder zween auch drey elen hohe Stengel/ auff de- nen viel purpurbraune und dick-zusammen gesetzte Blumen sitzen/ welche ein grosses Aehre vorbilden/ denen ein kleines sämlein nachfolget. Die Wurtzel ist groß/ weiß und zertheilt. Man brauchet sie in Candien zur Speiß/ sie gibt ein geschmack wie unsere ge- meine Rapuntzelen von sich. Das gantze Gewächs stecket voll milch/ man findet es neben den äckeren und strassen/ wie auch zwischen den felsen. Es blühet im Frühling und anfang des Sommers/ im Mäyen und Heumonat verdorret es/ allein die Wurtzel bleibet frisch/ welche in dem Weinmonat ihre blätter herfür bringt/ und den gantzen Winter über grünet. Wird in ihrer Sprach/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt], Steinlattich genennt/ obwo- len es mit dem Lattich keine gemeinschafft haltet/ weder daß es voll milch ist. Die Wurtzel und der zarte Stengel solle den Beyschlaff vermehren/ dahero es den garsti- gen Namen [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] erlangt.
3. Das dritte Geschlecht ist ein schmal- blättiger Wald-rapuntzel/ Linum sylvestre luteum foliis subrotundis, C. B. Rapunculus nemorosus angustifolius parvo flore, Ejusd. Campanula lutea linifolia, Ger. Park. Linifo- lia Campanula lutea, J. B. Hat ein lange/ di- cke/ holtzichte Knorren-wurtzel/ darauß ein sechs qwer-finger hoher/ und oben sich in ästlein außbreitender Stengel auffwächßt/ welcher mit ablang-schmalen/ glatten/ wech- selweiß stehenden blätteren/ so sich den flachs- blätteren vergleichen/ begabet/ und an sei- nen gipfeln grosse/ zoll-lange/ saffran-gelbe Glockenblümlein trägt.
[Spaltenumbruch]
4. Die Glockenblümlein mit Pfersing- blättern/ Rapunculus Persicifolius magno flore, C. B. Campanula angustifolia coerulea & alba, J. B. Wächßt anderthalb elen hoch/ hat eine kleine/ faselichte/ gewundene wurtzel; einen eckichten oder gestreifften/ kalen/ rauchen Stengel/ mit vielen ohne ordnung siehen- den langen/ schmalen/ schwartzgrün glän- tzenden blätteren/ und vielen/ weiten/ ins ge- mein blauen/ bißweilen auch weissen Glo- ckenblümlein/ welche zwar nur ein Blatt/ solches aber mit fünff einschnitten begabet haben. Das Samengefäßlein ist in drey häußlein getheilet/ darinnen kleine glän- tzende dunckelbraune Samen sich finden. Wächßt auff den gebürgen umb Genff.
5. Der Garten-rapuntzel mit breiten blätteren/ Rapunculus hortensis latiore folio seu pyramidalis, C. B. Campanula lactescens pyramidalis, Ger. Pyramidalis laevis, J. B. Seine Wurtzel ist voll milch-weissen saffts/ vermehret sich gern/ ja auch die stücke de- roselben/ wenn sie in die Erden gesteckt wer- den/ schlagen wider auß: wirfft sonsten drey elen hohe/ glatte/ mit langen/ kalen blät- teren umbgebene Stengel auff. Die satt- grünen blätter so nahe der erden/ mögen sechs quer-finger in der länge/ und drey biß vier quer-finger in der breite erreichen; hin- gegen sind die oben an dem Stengel viel schmäler. Alle aber erzeigen sich sehr we- nig/ oder gar nichts an dem umbkreiß zer- kerfft. Die himmels-blaue grossen Glocken- blümlein erscheinen in dem Heu-und Augst- monat von mitten deß Stengels biß an den Gipffel.
[Abbildung]
Der kleine und oben außgespitzt[e] Berg- Rapuntzel.Rapunculus alpinus pyramidalis minor.
6. Der kleine und oben außgespitzte Berg- rapuntzel/ Rapunculus alpinus pyramidalis
minor,
C c c 2
Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]
ge/ zarte/ eckichte/ geſtreiffte Stengel. A- ber ehe ſie in genannte Stengel tretten/ ge- winnen ſie laͤnglichte/ außgeſpitzte/ glatte blaͤtter/ die ligen auff der Erden außgeſprei- tet; aber die anderen blaͤtter/ ſo nachmals faſt auff dem gantzen Stengel ohne Ord- nung wachſen/ ſind laͤnger und ſchmaͤler/ ohne ſtiel. Der Stengel iſt obenauff ge- meinlich in nebenaͤſtlein zertrennet/ und traͤgt in dem Sommer purpurblaue oder weiſſe einblaͤttige Glockenbluͤmlein/ an dem umkreiß in fuͤnff einſchnitt getheilet. Der kleine ſchwartze Samen ligt in knoͤpflein verwahrt. Die milchſafftige Wurtzel hat im Mertzen und anfang des Aprillen die beſte krafft/ deßwegen pflegt man ſie in die- ſer Zeit außzugraben/ und ſamt den bereits erſcheinenden blaͤtteren fuͤr einen lieblichen Salat auffzuſetzen.
2. Jn Candien waͤchßt ein ſonderlich Geſchlecht der Rapuntzelen/ Rapunculus Creticus, ſ. Pyramidalis altera, C. B. Rapun- culus Creticus, Petromerula, J. B. Petrome- rula ſeu Lactuca petræa, Pon. Ital. Beu. welches Honorius Bellus in Epiſtola prima ad Caro- lum Cluſium alſo beſchreibet. Die blaͤtter vergleichen ſich mit den Wegwart-blaͤtteren/ ſie ſind groß/ tieff gekerfft/ glatt/ ſattgruͤn/ auff der Erden außgeſpreitet/ an dem un- deren theil glaͤntzend/ und bißweilen pur- purbraun: wenn es im anfang herfuͤr- ſchießt/ ſind ſeine erſten blaͤtter rund/ den ſchwartzen Violen-blaͤttern gleich/ und ent- weder gar nicht oder nur ein wenig gekerfft. Es hat viel runde/ holkelichte/ und ein oder zween auch drey elen hohe Stengel/ auff de- nen viel purpurbraune und dick-zuſammen geſetzte Blumen ſitzen/ welche ein groſſes Aehre vorbilden/ denen ein kleines ſaͤmlein nachfolget. Die Wurtzel iſt groß/ weiß und zertheilt. Man brauchet ſie in Candien zur Speiß/ ſie gibt ein geſchmack wie unſere ge- meine Rapuntzelen von ſich. Das gantze Gewaͤchs ſtecket voll milch/ man findet es neben den aͤckeren und ſtraſſen/ wie auch zwiſchen den felſen. Es bluͤhet im Fruͤhling und anfang des Sommers/ im Maͤyen und Heumonat verdorꝛet es/ allein die Wurtzel bleibet friſch/ welche in dem Weinmonat ihre blaͤtter herfuͤr bringt/ und den gantzen Winter uͤber gruͤnet. Wird in ihrer Sprach/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt], Steinlattich genennt/ obwo- len es mit dem Lattich keine gemeinſchafft haltet/ weder daß es voll milch iſt. Die Wurtzel und der zarte Stengel ſolle den Beyſchlaff vermehren/ dahero es den garſti- gen Namen [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] erlangt.
3. Das dritte Geſchlecht iſt ein ſchmal- blaͤttiger Wald-rapuntzel/ Linum ſylveſtre luteum foliis ſubrotundis, C. B. Rapunculus nemoroſus anguſtifolius parvo flore, Ejuſd. Campanula lutea linifolia, Ger. Park. Linifo- lia Campanula lutea, J. B. Hat ein lange/ di- cke/ holtzichte Knorꝛen-wurtzel/ darauß ein ſechs qwer-finger hoher/ und oben ſich in aͤſtlein außbreitender Stengel auffwaͤchßt/ welcher mit ablang-ſchmalen/ glatten/ wech- ſelweiß ſtehenden blaͤtteren/ ſo ſich den flachs- blaͤtteren vergleichen/ begabet/ und an ſei- nen gipfeln groſſe/ zoll-lange/ ſaffran-gelbe Glockenbluͤmlein traͤgt.
[Spaltenumbruch]
4. Die Glockenbluͤmlein mit Pferſing- blaͤttern/ Rapunculus Perſicifolius magno flore, C. B. Campanula anguſtifolia cœrulea & alba, J. B. Waͤchßt anderthalb elen hoch/ hat eine kleine/ faſelichte/ gewundene wurtzel; einen eckichten oder geſtreifften/ kalen/ rauchen Stengel/ mit vielen ohne ordnung ſiehen- den langen/ ſchmalen/ ſchwartzgruͤn glaͤn- tzenden blaͤtteren/ und vielen/ weiten/ ins ge- mein blauen/ bißweilen auch weiſſen Glo- ckenbluͤmlein/ welche zwar nur ein Blatt/ ſolches aber mit fuͤnff einſchnitten begabet haben. Das Samengefaͤßlein iſt in drey haͤußlein getheilet/ darinnen kleine glaͤn- tzende dunckelbraune Samen ſich finden. Waͤchßt auff den gebuͤrgen umb Genff.
5. Der Garten-rapuntzel mit breiten blaͤtteren/ Rapunculus hortenſis latiore folio ſeu pyramidalis, C. B. Campanula lacteſcens pyramidalis, Ger. Pyramidalis lævis, J. B. Seine Wurtzel iſt voll milch-weiſſen ſaffts/ vermehret ſich gern/ ja auch die ſtuͤcke de- roſelben/ wenn ſie in die Erden geſteckt wer- den/ ſchlagen wider auß: wirfft ſonſten drey elen hohe/ glatte/ mit langen/ kalen blaͤt- teren umbgebene Stengel auff. Die ſatt- gruͤnen blaͤtter ſo nahe der erden/ moͤgen ſechs quer-finger in der laͤnge/ und drey biß vier quer-finger in der breite erꝛeichen; hin- gegen ſind die oben an dem Stengel viel ſchmaͤler. Alle aber erzeigen ſich ſehr we- nig/ oder gar nichts an dem umbkreiß zer- kerfft. Die himmels-blaue groſſen Glocken- bluͤmlein erſcheinen in dem Heu-und Augſt- monat von mitten deß Stengels biß an den Gipffel.
[Abbildung]
Der kleine und oben außgeſpitzt[e] Berg- Rapuntzel.Rapunculus alpinus pyramidalis minor.
6. Der kleine und oben außgeſpitzte Berg- rapuntzel/ Rapunculus alpinus pyramidalis
minor,
C c c 2
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[387/0403]
Von den Kraͤuteren.
ge/ zarte/ eckichte/ geſtreiffte Stengel. A-
ber ehe ſie in genannte Stengel tretten/ ge-
winnen ſie laͤnglichte/ außgeſpitzte/ glatte
blaͤtter/ die ligen auff der Erden außgeſprei-
tet; aber die anderen blaͤtter/ ſo nachmals
faſt auff dem gantzen Stengel ohne Ord-
nung wachſen/ ſind laͤnger und ſchmaͤler/
ohne ſtiel. Der Stengel iſt obenauff ge-
meinlich in nebenaͤſtlein zertrennet/ und
traͤgt in dem Sommer purpurblaue oder
weiſſe einblaͤttige Glockenbluͤmlein/ an dem
umkreiß in fuͤnff einſchnitt getheilet. Der
kleine ſchwartze Samen ligt in knoͤpflein
verwahrt. Die milchſafftige Wurtzel hat
im Mertzen und anfang des Aprillen die
beſte krafft/ deßwegen pflegt man ſie in die-
ſer Zeit außzugraben/ und ſamt den bereits
erſcheinenden blaͤtteren fuͤr einen lieblichen
Salat auffzuſetzen.
2. Jn Candien waͤchßt ein ſonderlich
Geſchlecht der Rapuntzelen/ Rapunculus
Creticus, ſ. Pyramidalis altera, C. B. Rapun-
culus Creticus, Petromerula, J. B. Petrome-
rula ſeu Lactuca petræa, Pon. Ital. Beu. welches
Honorius Bellus in Epiſtola prima ad Caro-
lum Cluſium alſo beſchreibet. Die blaͤtter
vergleichen ſich mit den Wegwart-blaͤtteren/
ſie ſind groß/ tieff gekerfft/ glatt/ ſattgruͤn/
auff der Erden außgeſpreitet/ an dem un-
deren theil glaͤntzend/ und bißweilen pur-
purbraun: wenn es im anfang herfuͤr-
ſchießt/ ſind ſeine erſten blaͤtter rund/ den
ſchwartzen Violen-blaͤttern gleich/ und ent-
weder gar nicht oder nur ein wenig gekerfft.
Es hat viel runde/ holkelichte/ und ein oder
zween auch drey elen hohe Stengel/ auff de-
nen viel purpurbraune und dick-zuſammen
geſetzte Blumen ſitzen/ welche ein groſſes
Aehre vorbilden/ denen ein kleines ſaͤmlein
nachfolget. Die Wurtzel iſt groß/ weiß und
zertheilt. Man brauchet ſie in Candien zur
Speiß/ ſie gibt ein geſchmack wie unſere ge-
meine Rapuntzelen von ſich. Das gantze
Gewaͤchs ſtecket voll milch/ man findet es
neben den aͤckeren und ſtraſſen/ wie auch
zwiſchen den felſen. Es bluͤhet im Fruͤhling
und anfang des Sommers/ im Maͤyen und
Heumonat verdorꝛet es/ allein die Wurtzel
bleibet friſch/ welche in dem Weinmonat
ihre blaͤtter herfuͤr bringt/ und den gantzen
Winter uͤber gruͤnet. Wird in ihrer Sprach/
_, Steinlattich genennt/ obwo-
len es mit dem Lattich keine gemeinſchafft
haltet/ weder daß es voll milch iſt. Die
Wurtzel und der zarte Stengel ſolle den
Beyſchlaff vermehren/ dahero es den garſti-
gen Namen _ erlangt.
3. Das dritte Geſchlecht iſt ein ſchmal-
blaͤttiger Wald-rapuntzel/ Linum ſylveſtre
luteum foliis ſubrotundis, C. B. Rapunculus
nemoroſus anguſtifolius parvo flore, Ejuſd.
Campanula lutea linifolia, Ger. Park. Linifo-
lia Campanula lutea, J. B. Hat ein lange/ di-
cke/ holtzichte Knorꝛen-wurtzel/ darauß ein
ſechs qwer-finger hoher/ und oben ſich in
aͤſtlein außbreitender Stengel auffwaͤchßt/
welcher mit ablang-ſchmalen/ glatten/ wech-
ſelweiß ſtehenden blaͤtteren/ ſo ſich den flachs-
blaͤtteren vergleichen/ begabet/ und an ſei-
nen gipfeln groſſe/ zoll-lange/ ſaffran-gelbe
Glockenbluͤmlein traͤgt.
4. Die Glockenbluͤmlein mit Pferſing-
blaͤttern/ Rapunculus Perſicifolius magno flore,
C. B. Campanula anguſtifolia cœrulea & alba,
J. B. Waͤchßt anderthalb elen hoch/ hat eine
kleine/ faſelichte/ gewundene wurtzel; einen
eckichten oder geſtreifften/ kalen/ rauchen
Stengel/ mit vielen ohne ordnung ſiehen-
den langen/ ſchmalen/ ſchwartzgruͤn glaͤn-
tzenden blaͤtteren/ und vielen/ weiten/ ins ge-
mein blauen/ bißweilen auch weiſſen Glo-
ckenbluͤmlein/ welche zwar nur ein Blatt/
ſolches aber mit fuͤnff einſchnitten begabet
haben. Das Samengefaͤßlein iſt in drey
haͤußlein getheilet/ darinnen kleine glaͤn-
tzende dunckelbraune Samen ſich finden.
Waͤchßt auff den gebuͤrgen umb Genff.
5. Der Garten-rapuntzel mit breiten
blaͤtteren/ Rapunculus hortenſis latiore folio
ſeu pyramidalis, C. B. Campanula lacteſcens
pyramidalis, Ger. Pyramidalis lævis, J. B.
Seine Wurtzel iſt voll milch-weiſſen ſaffts/
vermehret ſich gern/ ja auch die ſtuͤcke de-
roſelben/ wenn ſie in die Erden geſteckt wer-
den/ ſchlagen wider auß: wirfft ſonſten drey
elen hohe/ glatte/ mit langen/ kalen blaͤt-
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gruͤnen blaͤtter ſo nahe der erden/ moͤgen
ſechs quer-finger in der laͤnge/ und drey biß
vier quer-finger in der breite erꝛeichen; hin-
gegen ſind die oben an dem Stengel viel
ſchmaͤler. Alle aber erzeigen ſich ſehr we-
nig/ oder gar nichts an dem umbkreiß zer-
kerfft. Die himmels-blaue groſſen Glocken-
bluͤmlein erſcheinen in dem Heu-und Augſt-
monat von mitten deß Stengels biß an
den Gipffel.
[Abbildung Der kleine und oben außgeſpitzte Berg-
Rapuntzel. Rapunculus alpinus
pyramidalis minor.
]
6. Der kleine und oben außgeſpitzte Berg-
rapuntzel/ Rapunculus alpinus pyramidalis
minor,
C c c 2
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/403>, abgerufen am 24.11.2024.
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