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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] die Nägelein von sich/ sondern ist/ wie an-
gezeiget/ etwas bitter.

Der Baum/ auß dessen wurtzel/ nach Hr.
Dr. Spon, in seinen Anmerckungen sur les
Fievres & les Febrifuges,
die Peruanische
Rinde herkomt/ vergleicht sich unseren Eu-
ropaeischen Bäumen/ seine blätter scheinen
den blätteren der rothen Pflaumen etwas
ähnlich zu sein. Sein Blüthe aber/ soll mit
dem Granaten-blust bey nahe übereinkom-
men. Antonius Bollus, ein fürnehmer Kauff-
man/ welcher viel Jahr in der Jnsul Peru
sich auffgehalten/ meldet in seinem Jtaliä-
nischen tractätlein von diesem Baum/ daß er
in Regno Quitensi, in einem sonderbaren/ von
den Einwohneren Loxa oder Loja genan-
ten Geländ/ 60. meil wegs von der Statt
Quito gelegen/ wachse.

Eigenschafft.

Die Kinking hat viel schwefelichte und
alcalische eckichte saltz theile also under ein-
ander vermenget/ daß nicht nur ein bitterer
geschmack/ sonderen auch die Eigenschafft
davon entstehet/ allen febrilischen saurteig
auffzulösen und zu stürtzen/ den fiebrischen
jast deß Geblüts zu milteren/ die verstopf-
fungen der trüsen in den innerlichen theilen/
sonderlich dem Faulfleisch/ Gekröß und Le-
bern zu eröffnen/ den lust zum essen zu erwe-
cken/ und das Geblüt umb etwas zu reinigen/
wird sonsten für warm und trocken gehalten.

Gebrauch.

Die Kinkina oder China Chinae, hat ein
grosses Lob überkommen/ daß sie die Febres
Drey- und
viertägige
Fieber.
intermittentes, drey- und viertägige Fieber
glücklich vertreibe. Nach der meinung
Gaudentii Brunatii stosset man ein oder zwey
quintl. dieser Rinde zu einem reinsten Pul-
ver/ schüttet ein Glaß voll weissen Wein
darüber/ und lässet es ohngefehr 24. stund
stehen: wenn nun die Frost deß Fiebers sich
anmeldet/ decket sich der Krancke in dem
Bett wol zu/ und trincket den Wein mit
dem Pulver/ damit die Artzney durch ein
sanfften trieb auff den Sehweiß und Harn
jhre würckung verrichte. Auff was für eine
weiß aber dieser Tranck die Fieber vertrei-
be/ hat der weilberühmte Herr Thomas Wil-
lisius
in seinem Buch de febribus cap. 6. zier-
lich erkläret/ und zugleich vermeldet/ daß
under hundert Krancken kaum einer dieses
Mittel vergebens gebraucht habe: doch solle
der Leib zuvor zwey oder drey mal purgiert
werden/ und muß man nach eingenomme-
nem Pulver vier Tag sich anderer Artz-
neyen enthalten. Die lange Erfahrenheit
bezeuget/ daß durch diese Artzney unzahlba-
ren Menschen geholffen worden/ welche von
dem drey- und viertägigem Fieber Jahr
und Tag geplaget waren. Etliche Medici
in Teutschland schreiben nur ein quintlein
vor/ und so die Krancken gar zu hitziger
Natur/ oder mit starcken Hitzen angegrif-
fen sind/ geben sie ihnen an statt deß weissen
Weins/ dieses Pulver in destilliertem Car-
denbenedicten-Taubenkropff- oder einem
andern wider das Fieber dienlichen Wasser/
mit grossem Nutzen eyn.

Alß Anno 1653. die viertägigen Fieber zu
Rom hefftig überhand genommen/ ist vielen
Menschen durch dise Artzney geholffen worden.

[Spaltenumbruch]

D. Fonseca, deß Papsts Innocentii X. hoch-
erfahrener Leib-Medicus, nachdem er auß
befelch deß Herren Cardinalis de Lugo, die
Natur und Eigenschafft dieser Kinkinae o-
der Chinae chinae fleißig erforschet/ hat durch
eigene Erfahrenheit sie sehr heylsam befun-
den/ daher vorgemeldten Herren Cardinals
Frombkeit sehr gerühmt worden/ daß er
dieses Pulver/ so er auff sein eigenen Kosten
nach Rom zu bringen anbefohlen/ und de-
rohalben das Pulver deß Cardinals de Lugo
genannt ware/ freygebig mitgetheilt/ doch
auß Rath der Medicorum oder Aertzte/
von welchen man ihme ein Zedulein zuvor
hat einlegen müssen/ also daß vorgedachter
Cardinal mehr als tausend Zedulein von
den Krancken auffbehalten/ welche diese Ar-
tzney glücklich gebraucht haben/ wie solches
der hochgelehrte Herr Thomas Bartholinus,
Königlicher Majestät in Dännemarck Leib-
Medicus, und Professor zu Coppenhagen/
centur. 5. Histor. Medic. 50. berichtet/ welcher
auch den Abriß deß Baums von Hieronymo
Bardo
auß Rom empfangen hat/ und all-
hier beygesetzt ist.

Es wird sonsten auch das Pulver von die-
ser Rinden auff ein quintlein schwer mit
Holdermuß zu einer Latwerg vermischt/ wi-
der das Fieber eingegeben.

An statt dieser Rinde/ haben wir die En-
tzian-wurtz/ das Lignum colubrinum, und
die Rinde deß Eschbaums mit guter wür-
ckung gebraucht.

Wer aber ein mehrers von dem Gebrauch
dieser Rinde zu wissen verlanget/ der lasse
sich belieben meinen herauß gegebenen Si-
cheren und Geschwinden Artzt/ an dem Ort/
von den viertägigen Fiebern/ zu durchlesen.



CAPUT CVI.
[Abbildung] Sassafras. Sassafras.

Namen.
D d

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] die Naͤgelein von ſich/ ſondern iſt/ wie an-
gezeiget/ etwas bitter.

Der Baum/ auß deſſen wurtzel/ nach Hr.
Dr. Spon, in ſeinen Anmerckungen ſur les
Fievres & les Febrifuges,
die Peruaniſche
Rinde herkomt/ vergleicht ſich unſeren Eu-
ropæiſchen Baͤumen/ ſeine blaͤtter ſcheinen
den blaͤtteren der rothen Pflaumen etwas
aͤhnlich zu ſein. Sein Bluͤthe aber/ ſoll mit
dem Granaten-bluſt bey nahe uͤbereinkom-
men. Antonius Bollus, ein fuͤrnehmer Kauff-
man/ welcher viel Jahr in der Jnſul Peru
ſich auffgehalten/ meldet in ſeinem Jtaliaͤ-
niſchen tractaͤtlein von dieſem Baum/ daß er
in Regno Quitenſi, in einem ſonderbaren/ von
den Einwohneren Loxa oder Loja genan-
ten Gelaͤnd/ 60. meil wegs von der Statt
Quito gelegen/ wachſe.

Eigenſchafft.

Die Kinking hat viel ſchwefelichte und
alcaliſche eckichte ſaltz theile alſo under ein-
ander vermenget/ daß nicht nur ein bitterer
geſchmack/ ſonderen auch die Eigenſchafft
davon entſtehet/ allen febriliſchen ſaurteig
auffzuloͤſen und zu ſtuͤrtzen/ den fiebriſchen
jaſt deß Gebluͤts zu milteren/ die verſtopf-
fungen der truͤſen in den innerlichen theilen/
ſonderlich dem Faulfleiſch/ Gekroͤß und Le-
bern zu eroͤffnen/ den luſt zum eſſen zu erwe-
cken/ und das Gebluͤt umb etwas zu reinigen/
wird ſonſten fuͤr warm und trocken gehalten.

Gebrauch.

Die Kinkina oder China Chinæ, hat ein
groſſes Lob uͤberkommen/ daß ſie die Febres
Drey- und
viertaͤgige
Fieber.
intermittentes, drey- und viertaͤgige Fieber
gluͤcklich vertreibe. Nach der meinung
Gaudentii Brunatii ſtoſſet man ein oder zwey
quintl. dieſer Rinde zu einem reinſten Pul-
ver/ ſchuͤttet ein Glaß voll weiſſen Wein
daruͤber/ und laͤſſet es ohngefehr 24. ſtund
ſtehen: wenn nun die Froſt deß Fiebers ſich
anmeldet/ decket ſich der Krancke in dem
Bett wol zu/ und trincket den Wein mit
dem Pulver/ damit die Artzney durch ein
ſanfften trieb auff den Sehweiß und Harn
jhre wuͤrckung verꝛichte. Auff was fuͤr eine
weiß aber dieſer Tranck die Fieber vertrei-
be/ hat der weilberuͤhmte Herꝛ Thomas Wil-
liſius
in ſeinem Buch de febribus cap. 6. zier-
lich erklaͤret/ und zugleich vermeldet/ daß
under hundert Krancken kaum einer dieſes
Mittel vergebens gebraucht habe: doch ſolle
der Leib zuvor zwey oder drey mal purgiert
werden/ und muß man nach eingenomme-
nem Pulver vier Tag ſich anderer Artz-
neyen enthalten. Die lange Erfahrenheit
bezeuget/ daß durch dieſe Artzney unzahlba-
ren Menſchen geholffen worden/ welche von
dem drey- und viertaͤgigem Fieber Jahr
und Tag geplaget waren. Etliche Medici
in Teutſchland ſchreiben nur ein quintlein
vor/ und ſo die Krancken gar zu hitziger
Natur/ oder mit ſtarcken Hitzen angegrif-
fen ſind/ geben ſie ihnen an ſtatt deß weiſſen
Weins/ dieſes Pulver in deſtilliertem Car-
denbenedicten-Taubenkropff- oder einem
andern wider das Fieber dienlichen Waſſer/
mit groſſem Nutzen eyn.

Alß Anno 1653. die viertaͤgigen Fieber zu
Rom hefftig uͤberhand genommen/ iſt vielen
Menſchẽ durch diſe Artzney geholffen wordẽ.

[Spaltenumbruch]

D. Fonſeca, deß Papſts Innocentii X. hoch-
erfahrener Leib-Medicus, nachdem er auß
befelch deß Herꝛen Cardinalis de Lugo, die
Natur und Eigenſchafft dieſer Kinkinæ o-
der Chinæ chinæ fleißig erforſchet/ hat durch
eigene Erfahrenheit ſie ſehr heylſam befun-
den/ daher vorgemeldten Herꝛen Cardinals
Frombkeit ſehr geruͤhmt worden/ daß er
dieſes Pulver/ ſo er auff ſein eigenen Koſten
nach Rom zu bringen anbefohlen/ und de-
rohalben das Pulver deß Cardinals de Lugo
genannt ware/ freygebig mitgetheilt/ doch
auß Rath der Medicorum oder Aertzte/
von welchen man ihme ein Zedulein zuvor
hat einlegen muͤſſen/ alſo daß vorgedachter
Cardinal mehr als tauſend Zedulein von
den Krancken auffbehalten/ welche dieſe Ar-
tzney gluͤcklich gebraucht haben/ wie ſolches
der hochgelehrte Herꝛ Thomas Bartholinus,
Koͤniglicher Majeſtaͤt in Daͤnnemarck Leib-
Medicus, und Profeſſor zu Coppenhagen/
centur. 5. Hiſtor. Medic. 50. berichtet/ welcher
auch den Abriß deß Baums von Hieronymo
Bardo
auß Rom empfangen hat/ und all-
hier beygeſetzt iſt.

Es wird ſonſten auch das Pulver von die-
ſer Rinden auff ein quintlein ſchwer mit
Holdermuß zu einer Latwerg vermiſcht/ wi-
der das Fieber eingegeben.

An ſtatt dieſer Rinde/ haben wir die En-
tzian-wurtz/ das Lignum colubrinum, und
die Rinde deß Eſchbaums mit guter wuͤr-
ckung gebraucht.

Wer aber ein mehrers von dem Gebrauch
dieſer Rinde zu wiſſen verlanget/ der laſſe
ſich belieben meinen herauß gegebenen Si-
cheren und Geſchwinden Artzt/ an dem Ort/
von den viertaͤgigen Fiebern/ zu durchleſen.



CAPUT CVI.
[Abbildung] Saſſafras. Saſſafras.

Namen.
D d
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[209/0225] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. die Naͤgelein von ſich/ ſondern iſt/ wie an- gezeiget/ etwas bitter. Der Baum/ auß deſſen wurtzel/ nach Hr. Dr. Spon, in ſeinen Anmerckungen ſur les Fievres & les Febrifuges, die Peruaniſche Rinde herkomt/ vergleicht ſich unſeren Eu- ropæiſchen Baͤumen/ ſeine blaͤtter ſcheinen den blaͤtteren der rothen Pflaumen etwas aͤhnlich zu ſein. Sein Bluͤthe aber/ ſoll mit dem Granaten-bluſt bey nahe uͤbereinkom- men. Antonius Bollus, ein fuͤrnehmer Kauff- man/ welcher viel Jahr in der Jnſul Peru ſich auffgehalten/ meldet in ſeinem Jtaliaͤ- niſchen tractaͤtlein von dieſem Baum/ daß er in Regno Quitenſi, in einem ſonderbaren/ von den Einwohneren Loxa oder Loja genan- ten Gelaͤnd/ 60. meil wegs von der Statt Quito gelegen/ wachſe. Eigenſchafft. Die Kinking hat viel ſchwefelichte und alcaliſche eckichte ſaltz theile alſo under ein- ander vermenget/ daß nicht nur ein bitterer geſchmack/ ſonderen auch die Eigenſchafft davon entſtehet/ allen febriliſchen ſaurteig auffzuloͤſen und zu ſtuͤrtzen/ den fiebriſchen jaſt deß Gebluͤts zu milteren/ die verſtopf- fungen der truͤſen in den innerlichen theilen/ ſonderlich dem Faulfleiſch/ Gekroͤß und Le- bern zu eroͤffnen/ den luſt zum eſſen zu erwe- cken/ und das Gebluͤt umb etwas zu reinigen/ wird ſonſten fuͤr warm und trocken gehalten. Gebrauch. Die Kinkina oder China Chinæ, hat ein groſſes Lob uͤberkommen/ daß ſie die Febres intermittentes, drey- und viertaͤgige Fieber gluͤcklich vertreibe. Nach der meinung Gaudentii Brunatii ſtoſſet man ein oder zwey quintl. dieſer Rinde zu einem reinſten Pul- ver/ ſchuͤttet ein Glaß voll weiſſen Wein daruͤber/ und laͤſſet es ohngefehr 24. ſtund ſtehen: wenn nun die Froſt deß Fiebers ſich anmeldet/ decket ſich der Krancke in dem Bett wol zu/ und trincket den Wein mit dem Pulver/ damit die Artzney durch ein ſanfften trieb auff den Sehweiß und Harn jhre wuͤrckung verꝛichte. Auff was fuͤr eine weiß aber dieſer Tranck die Fieber vertrei- be/ hat der weilberuͤhmte Herꝛ Thomas Wil- liſius in ſeinem Buch de febribus cap. 6. zier- lich erklaͤret/ und zugleich vermeldet/ daß under hundert Krancken kaum einer dieſes Mittel vergebens gebraucht habe: doch ſolle der Leib zuvor zwey oder drey mal purgiert werden/ und muß man nach eingenomme- nem Pulver vier Tag ſich anderer Artz- neyen enthalten. Die lange Erfahrenheit bezeuget/ daß durch dieſe Artzney unzahlba- ren Menſchen geholffen worden/ welche von dem drey- und viertaͤgigem Fieber Jahr und Tag geplaget waren. Etliche Medici in Teutſchland ſchreiben nur ein quintlein vor/ und ſo die Krancken gar zu hitziger Natur/ oder mit ſtarcken Hitzen angegrif- fen ſind/ geben ſie ihnen an ſtatt deß weiſſen Weins/ dieſes Pulver in deſtilliertem Car- denbenedicten-Taubenkropff- oder einem andern wider das Fieber dienlichen Waſſer/ mit groſſem Nutzen eyn. Drey- und viertaͤgige Fieber. Alß Anno 1653. die viertaͤgigen Fieber zu Rom hefftig uͤberhand genommen/ iſt vielen Menſchẽ durch diſe Artzney geholffen wordẽ. D. Fonſeca, deß Papſts Innocentii X. hoch- erfahrener Leib-Medicus, nachdem er auß befelch deß Herꝛen Cardinalis de Lugo, die Natur und Eigenſchafft dieſer Kinkinæ o- der Chinæ chinæ fleißig erforſchet/ hat durch eigene Erfahrenheit ſie ſehr heylſam befun- den/ daher vorgemeldten Herꝛen Cardinals Frombkeit ſehr geruͤhmt worden/ daß er dieſes Pulver/ ſo er auff ſein eigenen Koſten nach Rom zu bringen anbefohlen/ und de- rohalben das Pulver deß Cardinals de Lugo genannt ware/ freygebig mitgetheilt/ doch auß Rath der Medicorum oder Aertzte/ von welchen man ihme ein Zedulein zuvor hat einlegen muͤſſen/ alſo daß vorgedachter Cardinal mehr als tauſend Zedulein von den Krancken auffbehalten/ welche dieſe Ar- tzney gluͤcklich gebraucht haben/ wie ſolches der hochgelehrte Herꝛ Thomas Bartholinus, Koͤniglicher Majeſtaͤt in Daͤnnemarck Leib- Medicus, und Profeſſor zu Coppenhagen/ centur. 5. Hiſtor. Medic. 50. berichtet/ welcher auch den Abriß deß Baums von Hieronymo Bardo auß Rom empfangen hat/ und all- hier beygeſetzt iſt. Es wird ſonſten auch das Pulver von die- ſer Rinden auff ein quintlein ſchwer mit Holdermuß zu einer Latwerg vermiſcht/ wi- der das Fieber eingegeben. An ſtatt dieſer Rinde/ haben wir die En- tzian-wurtz/ das Lignum colubrinum, und die Rinde deß Eſchbaums mit guter wuͤr- ckung gebraucht. Wer aber ein mehrers von dem Gebrauch dieſer Rinde zu wiſſen verlanget/ der laſſe ſich belieben meinen herauß gegebenen Si- cheren und Geſchwinden Artzt/ an dem Ort/ von den viertaͤgigen Fiebern/ zu durchleſen. CAPUT CVI. [Abbildung Saſſafras. Saſſafras. ] Namen. D d

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/225>, abgerufen am 23.11.2024.