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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum-und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] Bauchs/ und wehret der Wassersucht/ so
man darvon nach belieben einer Muscat-
nuß groß einnimmet.

D. Johannis Wolffii, weyland Professoris
zu Marpurg/ bewehrte Artzney für die ro-
rote Ruhr.the Ruhr. Mit außgepreßtem Holderbeer-
safft und Weitzen-mehl/ knette man einen
rechtschaffenen Teig/ auß diesem Brötlein
gemacht/ und solche gantz trocken außge-
backen/ nachgehnds sie wider gepülvert/ und
mit vorermeldtem Safft aber geknetten/ zu
Brot gebacken/ und wie vor hart außgeba-
cken: ein solches zum dritten mal gebacke-
nes Brodt rein gepülvert/ mit gleichviel
Mußcatnuß vermengt/ und seiner ein quint-
lein in einem weichen Ey eingeschlungen/ be-
kommet gar wohl dem Krancken/ und stillet
die Ruhr.

Ein sonderliches Amuletum, oder Artzney
fallende
Sucht.
welche man anhencket/ wider die fallende
Sucht/ wird von Johanne Hartmanno in Pra-
xi chymiatrica cap.
7. also beschrieben. Man
nimmet ein Holderschoß/ welches auff einem
alten Weidenbaum gewachsen ist/ schneidet
solches in kleine scheiblein/ deren neune man
in ein leinen oder seiden säcklein bindet/ hen-
cket es an den hals/ so weit hinunder/ daß
es des Krancken Magen berühre/ und laßt
es so lang hangen/ biß es von sich selber
bricht/ oder hinunder fallet: alßdenn solle
man das abgefallene säcklein mit der Hand
nicht anrühren/ sondern mit einer Zangen
fassen/ und in ein abgelegen ort verscharren/
damit nicht andere darvon angesteckt wer-
den. Vorgemeldter Herr befihlet auch/ so
lang die Krancken dieses säcklein an dem
hals tragen/ daß sie durch die außgehölten
rohr dieser Holderschossen ihr Tranck zu sich
nehmen/ und sich vor allen starcken Ge-
müths-bewegungen hüten sollen.

Von dieser sonderlichen Artzney berich-
tet der Königliche Dänische Leib-Medicus
und Professor zu Coppenhagen/ Thomas Bar-
tholinus centur: 4. Histor. rarior. anatomic.
69.
wie durch solches mittel viel von der fallen-
den Sucht seyen erlöset worden. D. Ahas-
verus Painck,
Statt-artzt zu Coppenhagen/
hat ihme angezeigt/ daß er denjenigen/ wel-
Gichter.che von den Gichtern angegriffen waren/
dieses mittel auff vorgemeldte weiß gebrau-
chet/ darauff alßbald die Gichter nachge-
lassen.

Holderblust mit ein wenig Saffran rein
zerhackt/ in milch gekocht/ und wie ein Ca-
entzündete
Gelencke
in der
gläichsucht
taplasma, oder dick Pflaster über die entzün-
deten Gelencke in der Gläichsucht warm
übergeschlagen/ zertheilet/ und stillet den
Schmertzen. Wenn man diß Blust mit
Camffer in wasser kochet/ zuletst ein wenig
Branntenwein darunder mischet/ leinene
tücher darinnen tuncket/ und über die mit
Uberröthe/
Rose/ Ery-
sipelas.
der Rose/ oder Uberröthe angefochtene Glie-
der offt schlaget/ mag es solche zertheilen/
und den fewrigen brennenden Schmertzen
stillen. Welche forchtsame Weiblein aber
die äusserliche benässung des Gliedes ohne
ursach scheuhen/ denen kan man folgendes
Pulver zur
Uberröthe.
Pulver angeben: Nehmt gedörrtes und zu
pulver gestossenes Holderblust/ geschabene
weisse Kreiden jed. 2. loth/ Myrrhen und
Weyrauch jed. 1. loth. Zerstosset alles zu
[Spaltenumbruch] reinem pulver under einander/ thut nach
belieben ein halb loth Bley-zucker darzu.
Solches pulver kan man auff blau papier
strewen/ und solches also trucken auff das
glied schlagen/ auch bißweilen erfrischen.
Das von Holderblust gesottene wasser ge-
truncken/ treibet auch den Schweiß/ ver-
theilet das geronnene Blut/ und zertheiletgeronnen
Blut.

die Rose. Besser aber siedet man dieses Blust
in milch-schotten/ und gibt solche alle mor-
gen auch denen zu trincken/ welche mit dem
Scharbock behafftet/ denn sie nicht nurScharbock
durch den Schweiß/ sondern auch miltig-
lich durch den Stulgang reiniget. Wenn
aber die säugenden weiber diß gedörrte Blustverlohrene
Milch der
säugenden.

in Kühmilch-schotten sieden/ tücher darin-
nen nässen/ und warm über die Brüste schla-
gen/ so vermehret es ihnen die milch. Die-
jenigen welche mit Haupt-schmertzen/ und
übermäßiger Wachtbarkeit geplaget sind/Haupt-
schmertzen.
Wachen.

lassen sich mit grossem nutzen dieses Blust
umb den kopff legen/ denn es vertheilen/
Schmertzen linderen/ und einen gelinden
Schlaff erwecken kan.

Der auß der mittleren Rinde des Holders
frisch außgepreßte Safft auff 2. biß 3. loth
morgens nüchtern mit ein wenig Schlehen-
blust- und Zimmet-wasser eingenommen/
führet den versessenen Schleim und wasser/wasser-
sucht.

in den wassersüchtigen durch den Stulgang/
bißweilen auch durch das erbrechen auß.
Man pflegt auch diese Rinden nur in frisch
Brunnwasser oder milch-schotten zu sieden/
und solchen Krancken ordinari zu trincken
geben/ zu außführung der wassern durch den
Harn und Stulgang.

Frische Ephew-blätter mit der mittleren
Rinden von Holder zerhacket/ in butter ge-Brand.
kochet/ und den butter durch ein tuch ge-
truckt/ gibt die köstlichste brand-salbe ab/ die
offt über das gebrannte Glied geschmieret/
die hitze gleich löschet/ und bald heilet. An-
dere zerlassen ein wenig Camffer in dem auß
den Rinden frisch außgepreßten und filtrier-
ten Safft/ oder in desselben destilliertem
Wasser/ ziehen hernach den schleim damit
auß den Quitten-kernen auß/ und gebrau-
chen solchen zertheilenden/ hitz-löschenden
schleim äusserlich mit grossem nutzen zu dem
Brand.

Das Marck auß den dünnen ästlein ge-
nommen/ zerschnitten/ und eines halben
uintleins schwär bißweilen eingegeben/Sand/
Schleim
der nieren/
Lendenweh.

ist ein herrliches mittel/ den in den Nieren
versessenen sandichten schleim außzutreiben/
den Harn zu beförderen/ das Lendenwehe
zu heilen.

Der auß dem fermentierten oder gejohre-Fieber.
Destillier-
te Holder-
geist.

nen Blust destillierte geist ist sehr kräfftig den
Schweiß in den Fiebern/ und hitzigen
Kranckheiten außzutreiben; löffel-weiß mit
destillierten Wasseren eingenommen.

Wenn man über das Holdermuß einen
guten Branntenwein/ oder besser den Holder-Tinctur o-
der Essentz
auß Hol-
dermuß.

geist/ in einem Kolben-oder langen destillier-
glaß giesset/ daß er 4. Finger breit darüber
außgehet/ das glaß wohl vermachet/ in das
Balneum Mariae, oder warm sand/ oder war-
me aschen 5. oder 6. tag lang setzet/ täglich
ein wenig umbrüttelt/ und nach verfliessung
solcher zeit alle auß dem glaß genommene

matery/
P

Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] Bauchs/ und wehret der Waſſerſucht/ ſo
man darvon nach belieben einer Muſcat-
nuß groß einnimmet.

D. Johannis Wolffii, weyland Profeſſoris
zu Marpurg/ bewehrte Artzney fuͤr die ro-
rote Ruhr.the Ruhr. Mit außgepreßtem Holderbeer-
ſafft und Weitzen-mehl/ knette man einen
rechtſchaffenen Teig/ auß dieſem Broͤtlein
gemacht/ und ſolche gantz trocken außge-
backen/ nachgehnds ſie wider gepuͤlvert/ und
mit vorermeldtem Safft aber geknetten/ zu
Brot gebacken/ und wie vor hart außgeba-
cken: ein ſolches zum dritten mal gebacke-
nes Brodt rein gepuͤlvert/ mit gleichviel
Mußcatnuß vermengt/ und ſeiner ein quint-
lein in einem weichen Ey eingeſchlungen/ be-
kommet gar wohl dem Krancken/ und ſtillet
die Ruhr.

Ein ſonderliches Amuletum, oder Artzney
fallende
Sucht.
welche man anhencket/ wider die fallende
Sucht/ wird von Johanne Hartmanno in Pra-
xi chymiatrica cap.
7. alſo beſchrieben. Man
nimmet ein Holderſchoß/ welches auff einem
alten Weidenbaum gewachſen iſt/ ſchneidet
ſolches in kleine ſcheiblein/ deren neune man
in ein leinen oder ſeiden ſaͤcklein bindet/ hen-
cket es an den hals/ ſo weit hinunder/ daß
es des Krancken Magen beruͤhre/ und laßt
es ſo lang hangen/ biß es von ſich ſelber
bricht/ oder hinunder fallet: alßdenn ſolle
man das abgefallene ſaͤcklein mit der Hand
nicht anruͤhren/ ſondern mit einer Zangen
faſſen/ und in ein abgelegen ort verſcharꝛen/
damit nicht andere darvon angeſteckt wer-
den. Vorgemeldter Herꝛ befihlet auch/ ſo
lang die Krancken dieſes ſaͤcklein an dem
hals tragen/ daß ſie durch die außgehoͤlten
rohr dieſer Holderſchoſſen ihr Tranck zu ſich
nehmen/ und ſich vor allen ſtarcken Ge-
muͤths-bewegungen huͤten ſollen.

Von dieſer ſonderlichen Artzney berich-
tet der Koͤnigliche Daͤniſche Leib-Medicus
und Profeſſor zu Coppenhagen/ Thomas Bar-
tholinus centur: 4. Hiſtor. rarior. anatomic.
69.
wie durch ſolches mittel viel von der fallen-
den Sucht ſeyen erloͤſet worden. D. Ahas-
verus Painck,
Statt-artzt zu Coppenhagen/
hat ihme angezeigt/ daß er denjenigen/ wel-
Gichter.che von den Gichtern angegriffen waren/
dieſes mittel auff vorgemeldte weiß gebrau-
chet/ darauff alßbald die Gichter nachge-
laſſen.

Holderbluſt mit ein wenig Saffran rein
zerhackt/ in milch gekocht/ und wie ein Ca-
entzuͤndete
Gelencke
in der
glaͤichſucht
taplaſma, oder dick Pflaſter uͤber die entzuͤn-
deten Gelencke in der Glaͤichſucht warm
uͤbergeſchlagen/ zertheilet/ und ſtillet den
Schmertzen. Wenn man diß Bluſt mit
Camffer in waſſer kochet/ zuletſt ein wenig
Branntenwein darunder miſchet/ leinene
tuͤcher darinnen tuncket/ und uͤber die mit
Uberꝛoͤthe/
Roſe/ Ery-
ſipelas.
der Roſe/ oder Uberꝛoͤthe angefochtene Glie-
der offt ſchlaget/ mag es ſolche zertheilen/
und den fewrigen brennenden Schmertzen
ſtillen. Welche forchtſame Weiblein aber
die aͤuſſerliche benaͤſſung des Gliedes ohne
urſach ſcheuhen/ denen kan man folgendes
Pulver zur
Uberꝛoͤthe.
Pulver angeben: Nehmt gedoͤrꝛtes und zu
pulver geſtoſſenes Holderbluſt/ geſchabene
weiſſe Kreiden jed. 2. loth/ Myrꝛhen und
Weyrauch jed. 1. loth. Zerſtoſſet alles zu
[Spaltenumbruch] reinem pulver under einander/ thut nach
belieben ein halb loth Bley-zucker darzu.
Solches pulver kan man auff blau papier
ſtrewen/ und ſolches alſo trucken auff das
glied ſchlagen/ auch bißweilen erfriſchen.
Das von Holderbluſt geſottene waſſer ge-
truncken/ treibet auch den Schweiß/ ver-
theilet das geronnene Blut/ und zertheiletgeronnen
Blut.

die Roſe. Beſſer aber ſiedet man dieſes Bluſt
in milch-ſchotten/ und gibt ſolche alle mor-
gen auch denen zu trincken/ welche mit dem
Scharbock behafftet/ denn ſie nicht nurScharbock
durch den Schweiß/ ſondern auch miltig-
lich durch den Stulgang reiniget. Wenn
aber die ſaͤugenden weiber diß gedoͤrꝛte Bluſtverlohrene
Milch der
ſaͤugenden.

in Kuͤhmilch-ſchotten ſieden/ tuͤcher darin-
nen naͤſſen/ und warm uͤber die Bruͤſte ſchla-
gen/ ſo vermehret es ihnen die milch. Die-
jenigen welche mit Haupt-ſchmertzen/ und
uͤbermaͤßiger Wachtbarkeit geplaget ſind/Haupt-
ſchmertzen.
Wachen.

laſſen ſich mit groſſem nutzen dieſes Bluſt
umb den kopff legen/ denn es vertheilen/
Schmertzen linderen/ und einen gelinden
Schlaff erwecken kan.

Der auß der mittleren Rinde des Holders
friſch außgepreßte Safft auff 2. biß 3. loth
morgens nuͤchtern mit ein wenig Schlehen-
bluſt- und Zimmet-waſſer eingenommen/
fuͤhret den verſeſſenen Schleim und waſſer/waſſer-
ſucht.

in den waſſerſuͤchtigen durch den Stulgang/
bißweilen auch durch das erbrechen auß.
Man pflegt auch dieſe Rinden nur in friſch
Brunnwaſſer oder milch-ſchotten zu ſieden/
und ſolchen Krancken ordinari zu trincken
geben/ zu außfuͤhrung der waſſern durch den
Harn und Stulgang.

Friſche Ephew-blaͤtter mit der mittleren
Rinden von Holder zerhacket/ in butter ge-Brand.
kochet/ und den butter durch ein tuch ge-
truckt/ gibt die koͤſtlichſte brand-ſalbe ab/ die
offt uͤber das gebrannte Glied geſchmieret/
die hitze gleich loͤſchet/ und bald heilet. An-
dere zerlaſſen ein wenig Camffer in dem auß
den Rinden friſch außgepreßten und filtrier-
ten Safft/ oder in deſſelben deſtilliertem
Waſſer/ ziehen hernach den ſchleim damit
auß den Quitten-kernen auß/ und gebrau-
chen ſolchen zertheilenden/ hitz-loͤſchenden
ſchleim aͤuſſerlich mit groſſem nutzen zu dem
Brand.

Das Marck auß den duͤnnen aͤſtlein ge-
nommen/ zerſchnitten/ und eines halben
uintleins ſchwaͤr bißweilen eingegeben/Sand/
Schleim
der nieren/
Lendẽweh.

iſt ein herꝛliches mittel/ den in den Nieren
verſeſſenen ſandichten ſchleim außzutreiben/
den Harn zu befoͤrderen/ das Lendenwehe
zu heilen.

Der auß dem fermentierten oder gejohre-Fieber.
Deſtillier-
te Holder-
geiſt.

nen Bluſt deſtillierte geiſt iſt ſehr kraͤfftig den
Schweiß in den Fiebern/ und hitzigen
Kranckheiten außzutreiben; loͤffel-weiß mit
deſtillierten Waſſeren eingenommen.

Wenn man uͤber das Holdermuß einen
guten Branntenwein/ oder beſſer den Holder-Tinctur o-
der Eſſentz
auß Hol-
dermuß.

geiſt/ in einem Kolben-oder langen deſtillier-
glaß gieſſet/ daß er 4. Finger breit daruͤber
außgehet/ das glaß wohl vermachet/ in das
Balneum Mariæ, oder warm ſand/ oder war-
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[113/0129] Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen. Bauchs/ und wehret der Waſſerſucht/ ſo man darvon nach belieben einer Muſcat- nuß groß einnimmet. D. Johannis Wolffii, weyland Profeſſoris zu Marpurg/ bewehrte Artzney fuͤr die ro- the Ruhr. Mit außgepreßtem Holderbeer- ſafft und Weitzen-mehl/ knette man einen rechtſchaffenen Teig/ auß dieſem Broͤtlein gemacht/ und ſolche gantz trocken außge- backen/ nachgehnds ſie wider gepuͤlvert/ und mit vorermeldtem Safft aber geknetten/ zu Brot gebacken/ und wie vor hart außgeba- cken: ein ſolches zum dritten mal gebacke- nes Brodt rein gepuͤlvert/ mit gleichviel Mußcatnuß vermengt/ und ſeiner ein quint- lein in einem weichen Ey eingeſchlungen/ be- kommet gar wohl dem Krancken/ und ſtillet die Ruhr. rote Ruhr. Ein ſonderliches Amuletum, oder Artzney welche man anhencket/ wider die fallende Sucht/ wird von Johanne Hartmanno in Pra- xi chymiatrica cap. 7. alſo beſchrieben. Man nimmet ein Holderſchoß/ welches auff einem alten Weidenbaum gewachſen iſt/ ſchneidet ſolches in kleine ſcheiblein/ deren neune man in ein leinen oder ſeiden ſaͤcklein bindet/ hen- cket es an den hals/ ſo weit hinunder/ daß es des Krancken Magen beruͤhre/ und laßt es ſo lang hangen/ biß es von ſich ſelber bricht/ oder hinunder fallet: alßdenn ſolle man das abgefallene ſaͤcklein mit der Hand nicht anruͤhren/ ſondern mit einer Zangen faſſen/ und in ein abgelegen ort verſcharꝛen/ damit nicht andere darvon angeſteckt wer- den. Vorgemeldter Herꝛ befihlet auch/ ſo lang die Krancken dieſes ſaͤcklein an dem hals tragen/ daß ſie durch die außgehoͤlten rohr dieſer Holderſchoſſen ihr Tranck zu ſich nehmen/ und ſich vor allen ſtarcken Ge- muͤths-bewegungen huͤten ſollen. fallende Sucht. Von dieſer ſonderlichen Artzney berich- tet der Koͤnigliche Daͤniſche Leib-Medicus und Profeſſor zu Coppenhagen/ Thomas Bar- tholinus centur: 4. Hiſtor. rarior. anatomic. 69. wie durch ſolches mittel viel von der fallen- den Sucht ſeyen erloͤſet worden. D. Ahas- verus Painck, Statt-artzt zu Coppenhagen/ hat ihme angezeigt/ daß er denjenigen/ wel- che von den Gichtern angegriffen waren/ dieſes mittel auff vorgemeldte weiß gebrau- chet/ darauff alßbald die Gichter nachge- laſſen. Gichter. Holderbluſt mit ein wenig Saffran rein zerhackt/ in milch gekocht/ und wie ein Ca- taplaſma, oder dick Pflaſter uͤber die entzuͤn- deten Gelencke in der Glaͤichſucht warm uͤbergeſchlagen/ zertheilet/ und ſtillet den Schmertzen. Wenn man diß Bluſt mit Camffer in waſſer kochet/ zuletſt ein wenig Branntenwein darunder miſchet/ leinene tuͤcher darinnen tuncket/ und uͤber die mit der Roſe/ oder Uberꝛoͤthe angefochtene Glie- der offt ſchlaget/ mag es ſolche zertheilen/ und den fewrigen brennenden Schmertzen ſtillen. Welche forchtſame Weiblein aber die aͤuſſerliche benaͤſſung des Gliedes ohne urſach ſcheuhen/ denen kan man folgendes Pulver angeben: Nehmt gedoͤrꝛtes und zu pulver geſtoſſenes Holderbluſt/ geſchabene weiſſe Kreiden jed. 2. loth/ Myrꝛhen und Weyrauch jed. 1. loth. Zerſtoſſet alles zu reinem pulver under einander/ thut nach belieben ein halb loth Bley-zucker darzu. Solches pulver kan man auff blau papier ſtrewen/ und ſolches alſo trucken auff das glied ſchlagen/ auch bißweilen erfriſchen. Das von Holderbluſt geſottene waſſer ge- truncken/ treibet auch den Schweiß/ ver- theilet das geronnene Blut/ und zertheilet die Roſe. Beſſer aber ſiedet man dieſes Bluſt in milch-ſchotten/ und gibt ſolche alle mor- gen auch denen zu trincken/ welche mit dem Scharbock behafftet/ denn ſie nicht nur durch den Schweiß/ ſondern auch miltig- lich durch den Stulgang reiniget. Wenn aber die ſaͤugenden weiber diß gedoͤrꝛte Bluſt in Kuͤhmilch-ſchotten ſieden/ tuͤcher darin- nen naͤſſen/ und warm uͤber die Bruͤſte ſchla- gen/ ſo vermehret es ihnen die milch. Die- jenigen welche mit Haupt-ſchmertzen/ und uͤbermaͤßiger Wachtbarkeit geplaget ſind/ laſſen ſich mit groſſem nutzen dieſes Bluſt umb den kopff legen/ denn es vertheilen/ Schmertzen linderen/ und einen gelinden Schlaff erwecken kan. entzuͤndete Gelencke in der glaͤichſucht Uberꝛoͤthe/ Roſe/ Ery- ſipelas. Pulver zur Uberꝛoͤthe. geronnen Blut. Scharbock verlohrene Milch der ſaͤugenden. Haupt- ſchmertzen. Wachen. Der auß der mittleren Rinde des Holders friſch außgepreßte Safft auff 2. biß 3. loth morgens nuͤchtern mit ein wenig Schlehen- bluſt- und Zimmet-waſſer eingenommen/ fuͤhret den verſeſſenen Schleim und waſſer/ in den waſſerſuͤchtigen durch den Stulgang/ bißweilen auch durch das erbrechen auß. Man pflegt auch dieſe Rinden nur in friſch Brunnwaſſer oder milch-ſchotten zu ſieden/ und ſolchen Krancken ordinari zu trincken geben/ zu außfuͤhrung der waſſern durch den Harn und Stulgang. waſſer- ſucht. Friſche Ephew-blaͤtter mit der mittleren Rinden von Holder zerhacket/ in butter ge- kochet/ und den butter durch ein tuch ge- truckt/ gibt die koͤſtlichſte brand-ſalbe ab/ die offt uͤber das gebrannte Glied geſchmieret/ die hitze gleich loͤſchet/ und bald heilet. An- dere zerlaſſen ein wenig Camffer in dem auß den Rinden friſch außgepreßten und filtrier- ten Safft/ oder in deſſelben deſtilliertem Waſſer/ ziehen hernach den ſchleim damit auß den Quitten-kernen auß/ und gebrau- chen ſolchen zertheilenden/ hitz-loͤſchenden ſchleim aͤuſſerlich mit groſſem nutzen zu dem Brand. Brand. Das Marck auß den duͤnnen aͤſtlein ge- nommen/ zerſchnitten/ und eines halben uintleins ſchwaͤr bißweilen eingegeben/ iſt ein herꝛliches mittel/ den in den Nieren verſeſſenen ſandichten ſchleim außzutreiben/ den Harn zu befoͤrderen/ das Lendenwehe zu heilen. Sand/ Schleim der nieren/ Lendẽweh. Der auß dem fermentierten oder gejohre- nen Bluſt deſtillierte geiſt iſt ſehr kraͤfftig den Schweiß in den Fiebern/ und hitzigen Kranckheiten außzutreiben; loͤffel-weiß mit deſtillierten Waſſeren eingenommen. Fieber. Deſtillier- te Holder- geiſt. Wenn man uͤber das Holdermuß einen guten Branntenwein/ oder beſſer den Holder- geiſt/ in einem Kolben-oder langen deſtillier- glaß gieſſet/ daß er 4. Finger breit daruͤber außgehet/ das glaß wohl vermachet/ in das Balneum Mariæ, oder warm ſand/ oder war- me aſchen 5. oder 6. tag lang ſetzet/ taͤglich ein wenig umbruͤttelt/ und nach verflieſſung ſolcher zeit alle auß dem glaß genommene matery/ Tinctur o- der Eſſentz auß Hol- dermuß. P

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/129>, abgerufen am 21.11.2024.