Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Baum-und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] Sohn gescholten/ klagets auß ungedult sei-
ner Mutter/ und fraget/ ob nicht Sultan
Malmud
sein Vatter gewesen? Die Mutter
vermercket/ daß der Poet/ weil er diß ge-
schrieben/ mehr wissenschafft darvon haben
müsse/ bekennets dem Sohn in geheimb daß/
weil der König das Cahvvae-wasser/ oder
Coffe tranck offt und allzuviel getruncken/
dadurch auch alle Hoffnung zu einem Er-
ben erloschen wäre/ sie umb Erben deß
Reichs zu haben/ den Hof-Becker der weisse
Arm gehabt/ zugelassen hätte. Wäre de-
rowegen der Becker nicht gewesen/ so wäre
er ihr Sohn auch nicht/ rieth also/ daß er
den Poeten befridigte/ damit es nicht ferner
offenbahr wurde.

Dieweil denn der übermässige Gebrauch
dieses Trancks die fleischliche Lüste/ zu wel-
chen doch die Persier von Natur sehr ge-
neigt/ und die meisten ihr höchstes Gut da-
rinnen suchen/ vertilget/ haben die Persischen
Poeten dieses Cahvvae-wasser/ oder Coffe-
tranck zu schelten nachfolgendes beit ge-
macht.

Ohn sye ru ki namiust kahvvae
Katil naum kathehi schahevve.

Jst auff Teutsch so viel:

Cahwae du schwartzes Angesicht/
Daß man dich doch mag leiden?
Wo du hinkommst/ muß man da nicht
Die Lust und Beyschlaff meiden?

Daß aber solche Geschicht zweifelhafftig/
oder doch die erkaltete Natur obbemeldten
Persischen Königs nicht von dem gebrauch
deß Coffe-trancks/ sondern vielmehr von
einer anderen ursach hergerühret/ muß die
tägliche erfahrung bezeugen/ da viel tau-
send Ehemänner in Europa, Asia und Africa
gefunden werden/ welche ungeacht deß täg-
lichen Coffe-trancks die Welt voller Kin-
der machen.



CAPUT LI.
Walddistel. Agrifolium.
Namen.

WAlddistel/ Stechbaum/ Stechapfel/
oder Steckpalmen/ heisset Grie-
chisch/ [fremdsprachliches Material - 3 Wörter fehlen].
Lateinisch/ Agrifolium, Aquifolium, Ilex V.
sive aculeata baccifera folio sinuato, C. Bauhin.

Jtaliänisch/ Agrifolio. Frantzösisch/ Houx,
Housson.
Spanisch/ Azebo. Englisch/ Hol-
ly/ Holmetree. Dänisch/ Christtorn/ Ma-
retorn/ Skowetidzel. Niderländisch/ Hulst.

Gestalt.

Dieses Baums blätter grünen stäts/ ver-
gleichen sich dem Lorbeerbaum/ sind umb
den gantzen umbkreiß stachlicht/ sonsten dick
und fett. Die Rinde der ästen ist glat/ grün/
zähe/ und biegicht/ eines unlieblichen ge-
ruchs und geschmacks. Seine Blüthe ist
klein/ schön/ grünlicht/ vierblätticht/ gebü-
schelet an kleinen stielein hangend. Jm Herbst
folgen rothe/ liechte/ kleine/ runde/ unliebliche/
süßlichte Beere/ die haben inwendig vier
weisse/ dicke/ gespaltene Kernen. Auß seiner
Rinden machen etliche den Vogelleim also:
Sie vergraben die abgeschälte rinde mit den
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Walddistel. Agrifolium.
blätteren in die Erden an einen feuchten ort/
biß an den zwölfften tag/ alßdenn wenn
sie verfaulet ist/ stossen sie es/ und waschens
in reinem wasser/ was zähe und schleimicht
bleibt/ daß brauchen sie für Vogelleim.
Wenn man in diese Stauden/ dieweil sie
jung sind/ weisse Rosen peltzet/ sollen sie
grünlicht werden. Er wachßt in Teutsch-
land/ Franckreich und Engelland in den
Wälden/ auff den Schweitzerischen und
Burgundischen Gebürgen/ am meisten aber
bey dem Plummers/ oder Plombiere Bad in
Lothringen. Auff dem Jdar bey dem Berg-
hauß Veldentz/ gegen der Mosel wachßt er
so hoch und groß/ daß er auch anderen
Bäumen gleich wird.

Eigenschafft.

Dieser Baum hat einen schleimichten
Safft bey sich/ darinnen ein scharfflicht ge-
lind etzendes Saltz verborgen; daher die rin-
de/ blätter und beere eine eigenschafft den
Leib zu purgieren haben: hiemit einer war-
men und feuchten Natur sind.

Gebrauch.

Rembertus Dodonaeus stirp histor. pempt. 6.
lib. 1. cap.
20. berichtet/ daß die Beere dieses
Baums wider das Grimmen nutzlich seyn/Grimmen
und Leib-
wehe.

und die bösen feuchtigkeiten durch den Stul-
gang außführen/ so man deren zehen oder
zwölff einnimt. Jn den Bierländeren pfle-
gen die gemeinen Leut die Blätter dieses Ge-
wächses in Milch und Bier zu kochen/ und
mit köstlicher würckung wider das Leibweh/
und halßstarrige Grimmen zu trincken.



CAPUT LII.
Buxbaum. Buxus.
Namen.

BUxbaum heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. La-
teinisch/ Buxus. Jtaliänisch/ Bosso,
Basso.
Frantzösisch/ Bovis. Spanisch/

Box.
O 2

Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] Sohn geſcholten/ klagets auß ungedult ſei-
ner Mutter/ und fraget/ ob nicht Sultan
Malmud
ſein Vatter geweſen? Die Mutter
vermercket/ daß der Poet/ weil er diß ge-
ſchrieben/ mehr wiſſenſchafft darvon haben
muͤſſe/ bekennets dem Sohn in geheimb daß/
weil der Koͤnig das Cahvvæ-waſſer/ oder
Coffé tranck offt und allzuviel getruncken/
dadurch auch alle Hoffnung zu einem Er-
ben erloſchen waͤre/ ſie umb Erben deß
Reichs zu haben/ den Hof-Becker der weiſſe
Arm gehabt/ zugelaſſen haͤtte. Waͤre de-
rowegen der Becker nicht geweſen/ ſo waͤre
er ihr Sohn auch nicht/ rieth alſo/ daß er
den Poeten befridigte/ damit es nicht ferner
offenbahr wurde.

Dieweil denn der uͤbermaͤſſige Gebrauch
dieſes Trancks die fleiſchliche Luͤſte/ zu wel-
chen doch die Perſier von Natur ſehr ge-
neigt/ und die meiſten ihr hoͤchſtes Gut da-
rinnen ſuchen/ vertilget/ haben die Perſiſchen
Poeten dieſes Cahvvæ-waſſer/ oder Coffé-
tranck zu ſchelten nachfolgendes beit ge-
macht.

Ohn ſye ru ki namiuſt kahvvæ
Katil naum kathehi ſchahevve.

Jſt auff Teutſch ſo viel:

Cahwæ du ſchwartzes Angeſicht/
Daß man dich doch mag leiden?
Wo du hinkom̃ſt/ muß man da nicht
Die Luſt und Beyſchlaff meiden?

Daß aber ſolche Geſchicht zweifelhafftig/
oder doch die erkaltete Natur obbemeldten
Perſiſchen Koͤnigs nicht von dem gebrauch
deß Coffé-trancks/ ſondern vielmehr von
einer anderen urſach hergeruͤhret/ muß die
taͤgliche erfahrung bezeugen/ da viel tau-
ſend Ehemaͤnner in Europâ, Aſiâ und Africâ
gefunden werden/ welche ungeacht deß taͤg-
lichen Coffé-trancks die Welt voller Kin-
der machen.



CAPUT LI.
Walddiſtel. Agrifolium.
Namen.

WAlddiſtel/ Stechbaum/ Stechapfel/
oder Steckpalmen/ heiſſet Grie-
chiſch/ [fremdsprachliches Material – 3 Wörter fehlen].
Lateiniſch/ Agrifolium, Aquifolium, Ilex V.
ſive aculeata baccifera folio ſinuato, C. Bauhin.

Jtaliaͤniſch/ Agrifolio. Frantzoͤſiſch/ Houx,
Houſſon.
Spaniſch/ Azebo. Engliſch/ Hol-
ly/ Holmetree. Daͤniſch/ Chriſttorn/ Ma-
retorn/ Skowetidzel. Niderlaͤndiſch/ Hulſt.

Geſtalt.

Dieſes Baums blaͤtter gruͤnen ſtaͤts/ ver-
gleichen ſich dem Lorbeerbaum/ ſind umb
den gantzen umbkreiß ſtachlicht/ ſonſten dick
und fett. Die Rinde der aͤſten iſt glat/ gruͤn/
zaͤhe/ und biegicht/ eines unlieblichen ge-
ruchs und geſchmacks. Seine Bluͤthe iſt
klein/ ſchoͤn/ grünlicht/ vierblaͤtticht/ gebuͤ-
ſchelet an kleinen ſtielein hangend. Jm Herbſt
folgen rothe/ liechte/ kleine/ runde/ unliebliche/
ſuͤßlichte Beere/ die haben inwendig vier
weiſſe/ dicke/ geſpaltene Kernen. Auß ſeiner
Rinden machen etliche den Vogelleim alſo:
Sie vergraben die abgeſchaͤlte rinde mit den
[Spaltenumbruch] [Abbildung] Walddiſtel. Agrifolium.
blaͤtteren in die Erden an einen feuchten ort/
biß an den zwoͤlfften tag/ alßdenn wenn
ſie verfaulet iſt/ ſtoſſen ſie es/ und waſchens
in reinem waſſer/ was zaͤhe und ſchleimicht
bleibt/ daß brauchen ſie fuͤr Vogelleim.
Wenn man in dieſe Stauden/ dieweil ſie
jung ſind/ weiſſe Roſen peltzet/ ſollen ſie
gruͤnlicht werden. Er wachßt in Teutſch-
land/ Franckreich und Engelland in den
Waͤlden/ auff den Schweitzeriſchen und
Burgundiſchen Gebuͤrgen/ am meiſten aber
bey dem Plum̃ers/ oder Plombiere Bad in
Lothringen. Auff dem Jdar bey dem Berg-
hauß Veldentz/ gegen der Moſel wachßt er
ſo hoch und groß/ daß er auch anderen
Baͤumen gleich wird.

Eigenſchafft.

Dieſer Baum hat einen ſchleimichten
Safft bey ſich/ darinnen ein ſcharfflicht ge-
lind etzendes Saltz verborgen; daher die rin-
de/ blaͤtter und beere eine eigenſchafft den
Leib zu purgieren haben: hiemit einer war-
men und feuchten Natur ſind.

Gebrauch.

Rembertus Dodonæus ſtirp hiſtor. pempt. 6.
lib. 1. cap.
20. berichtet/ daß die Beere dieſes
Baums wider das Grimmen nutzlich ſeyn/Grimmen
und Leib-
wehe.

und die boͤſen feuchtigkeiten durch den Stul-
gang außfuͤhren/ ſo man deren zehen oder
zwoͤlff einnimt. Jn den Bierlaͤnderen pfle-
gen die gemeinen Leut die Blaͤtter dieſes Ge-
waͤchſes in Milch und Bier zu kochen/ und
mit koͤſtlicher wuͤrckung wider das Leibweh/
und halßſtarꝛige Grim̃en zu trincken.



CAPUT LII.
Buxbaum. Buxus.
Namen.

BUxbaum heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. La-
teiniſch/ Buxus. Jtaliaͤniſch/ Boſſo,
Baſſo.
Frantzoͤſiſch/ Bovis. Spaniſch/

Box.
O 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0123" n="107"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Baum-und Staud-Gewa&#x0364;ch&#x017F;en.</hi></fw><lb/><cb/>
Sohn ge&#x017F;cholten/ klagets auß ungedult &#x017F;ei-<lb/>
ner Mutter/ und fraget/ ob nicht <hi rendition="#aq">Sultan<lb/>
Malmud</hi> &#x017F;ein Vatter gewe&#x017F;en? Die Mutter<lb/>
vermercket/ daß der Poet/ weil er diß ge-<lb/>
&#x017F;chrieben/ mehr wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft darvon haben<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ bekennets dem Sohn in geheimb daß/<lb/>
weil der Ko&#x0364;nig das <hi rendition="#aq">Cahvvæ-</hi>wa&#x017F;&#x017F;er/ oder<lb/><hi rendition="#aq">Coffé</hi> tranck offt und allzuviel getruncken/<lb/>
dadurch auch alle Hoffnung zu einem Er-<lb/>
ben erlo&#x017F;chen wa&#x0364;re/ &#x017F;ie umb Erben deß<lb/>
Reichs zu haben/ den Hof-Becker der wei&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Arm gehabt/ zugela&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte. Wa&#x0364;re de-<lb/>
rowegen der Becker nicht gewe&#x017F;en/ &#x017F;o wa&#x0364;re<lb/>
er ihr Sohn auch nicht/ rieth al&#x017F;o/ daß er<lb/>
den Poeten befridigte/ damit es nicht ferner<lb/>
offenbahr wurde.</p><lb/>
            <p>Dieweil denn der u&#x0364;berma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Gebrauch<lb/>
die&#x017F;es Trancks die flei&#x017F;chliche Lu&#x0364;&#x017F;te/ zu wel-<lb/>
chen doch die Per&#x017F;ier von Natur &#x017F;ehr ge-<lb/>
neigt/ und die mei&#x017F;ten ihr ho&#x0364;ch&#x017F;tes Gut da-<lb/>
rinnen &#x017F;uchen/ vertilget/ haben die Per&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Poeten die&#x017F;es <hi rendition="#aq">Cahvvæ-</hi>wa&#x017F;&#x017F;er/ oder <hi rendition="#aq">Coffé-</hi><lb/>
tranck zu &#x017F;chelten nachfolgendes <hi rendition="#aq">beit</hi> ge-<lb/>
macht.</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l> <hi rendition="#aq">Ohn &#x017F;ye ru ki namiu&#x017F;t kahvvæ</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#aq">Katil naum kathehi &#x017F;chahevve.</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">J&#x017F;t auff Teut&#x017F;ch &#x017F;o viel:</hi> </hi> </p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l> <hi rendition="#fr">Cahw</hi> <hi rendition="#aq">æ</hi> <hi rendition="#fr">du &#x017F;chwartzes Ange&#x017F;icht/</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Daß man dich doch mag leiden?</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Wo du hinkom&#x0303;&#x017F;t/ muß man da nicht</hi> </l><lb/>
              <l> <hi rendition="#fr">Die Lu&#x017F;t und Bey&#x017F;chlaff meiden?</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <p>Daß aber &#x017F;olche Ge&#x017F;chicht zweifelhafftig/<lb/>
oder doch die erkaltete Natur obbemeldten<lb/>
Per&#x017F;i&#x017F;chen Ko&#x0364;nigs nicht von dem gebrauch<lb/>
deß <hi rendition="#aq">Coffé-</hi>trancks/ &#x017F;ondern vielmehr von<lb/>
einer anderen ur&#x017F;ach hergeru&#x0364;hret/ muß die<lb/>
ta&#x0364;gliche erfahrung bezeugen/ da viel tau-<lb/>
&#x017F;end Ehema&#x0364;nner in <hi rendition="#aq">Europâ, A&#x017F;</hi> und <hi rendition="#aq">Africâ</hi><lb/>
gefunden werden/ welche ungeacht deß ta&#x0364;g-<lb/>
lichen <hi rendition="#aq">Coffé-</hi>trancks die Welt voller Kin-<lb/>
der machen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT LI</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Walddi&#x017F;tel.</hi> <hi rendition="#aq">Agrifolium.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>Alddi&#x017F;tel/ Stechbaum/ Stechapfel/<lb/>
oder Steckpalmen/ hei&#x017F;&#x017F;et Grie-<lb/>
chi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="3"/></foreign>.<lb/>
Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Agrifolium, Aquifolium, Ilex V.<lb/>
&#x017F;ive aculeata baccifera folio &#x017F;inuato, <hi rendition="#i">C. Bauhin.</hi></hi><lb/>
Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Agrifolio.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Houx,<lb/>
Hou&#x017F;&#x017F;on.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Azebo.</hi> Engli&#x017F;ch/ Hol-<lb/>
ly/ Holmetree. Da&#x0364;ni&#x017F;ch/ Chri&#x017F;ttorn/ Ma-<lb/>
retorn/ Skowetidzel. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Hul&#x017F;t.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Die&#x017F;es Baums bla&#x0364;tter gru&#x0364;nen &#x017F;ta&#x0364;ts/ ver-<lb/>
gleichen &#x017F;ich dem Lorbeerbaum/ &#x017F;ind umb<lb/>
den gantzen umbkreiß &#x017F;tachlicht/ &#x017F;on&#x017F;ten dick<lb/>
und fett. Die Rinde der a&#x0364;&#x017F;ten i&#x017F;t glat/ gru&#x0364;n/<lb/>
za&#x0364;he/ und biegicht/ eines unlieblichen ge-<lb/>
ruchs und ge&#x017F;chmacks. Seine Blu&#x0364;the i&#x017F;t<lb/>
klein/ &#x017F;cho&#x0364;n/ grünlicht/ vierbla&#x0364;tticht/ gebu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;chelet an kleinen &#x017F;tielein hangend. Jm Herb&#x017F;t<lb/>
folgen rothe/ liechte/ kleine/ runde/ unliebliche/<lb/>
&#x017F;u&#x0364;ßlichte Beere/ die haben inwendig vier<lb/>
wei&#x017F;&#x017F;e/ dicke/ ge&#x017F;paltene Kernen. Auß &#x017F;einer<lb/>
Rinden machen etliche den Vogelleim al&#x017F;o:<lb/>
Sie vergraben die abge&#x017F;cha&#x0364;lte rinde mit den<lb/><cb/>
<figure><head><hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Walddi&#x017F;tel.</hi><hi rendition="#aq">Agrifolium.</hi></hi></head><lb/></figure> bla&#x0364;tteren in die Erden an einen feuchten ort/<lb/>
biß an den zwo&#x0364;lfften tag/ alßdenn wenn<lb/>
&#x017F;ie verfaulet i&#x017F;t/ &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie es/ und wa&#x017F;chens<lb/>
in reinem wa&#x017F;&#x017F;er/ was za&#x0364;he und &#x017F;chleimicht<lb/>
bleibt/ daß brauchen &#x017F;ie fu&#x0364;r Vogelleim.<lb/>
Wenn man in die&#x017F;e Stauden/ dieweil &#x017F;ie<lb/>
jung &#x017F;ind/ wei&#x017F;&#x017F;e Ro&#x017F;en peltzet/ &#x017F;ollen &#x017F;ie<lb/>
gru&#x0364;nlicht werden. Er wachßt in Teut&#x017F;ch-<lb/>
land/ Franckreich und Engelland in den<lb/>
Wa&#x0364;lden/ auff den Schweitzeri&#x017F;chen und<lb/>
Burgundi&#x017F;chen Gebu&#x0364;rgen/ am mei&#x017F;ten aber<lb/>
bey dem Plum&#x0303;ers/ oder <hi rendition="#aq">Plombiere</hi> Bad in<lb/>
Lothringen. Auff dem Jdar bey dem Berg-<lb/>
hauß Veldentz/ gegen der Mo&#x017F;el wachßt er<lb/>
&#x017F;o hoch und groß/ daß er auch anderen<lb/>
Ba&#x0364;umen gleich wird.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Die&#x017F;er Baum hat einen &#x017F;chleimichten<lb/>
Safft bey &#x017F;ich/ darinnen ein &#x017F;charfflicht ge-<lb/>
lind etzendes Saltz verborgen; daher die rin-<lb/>
de/ bla&#x0364;tter und beere eine eigen&#x017F;chafft den<lb/>
Leib zu purgieren haben: hiemit einer war-<lb/>
men und feuchten Natur &#x017F;ind.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Rembertus Dodonæus &#x017F;tirp hi&#x017F;tor. pempt. 6.<lb/>
lib. 1. cap.</hi>20. berichtet/ daß die Beere die&#x017F;es<lb/>
Baums wider das Grimmen nutzlich &#x017F;eyn/<note place="right">Grimmen<lb/>
und Leib-<lb/>
wehe.</note><lb/>
und die bo&#x0364;&#x017F;en feuchtigkeiten durch den Stul-<lb/>
gang außfu&#x0364;hren/ &#x017F;o man deren zehen oder<lb/>
zwo&#x0364;lff einnimt. Jn den Bierla&#x0364;nderen pfle-<lb/>
gen die gemeinen Leut die Bla&#x0364;tter die&#x017F;es Ge-<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;es in Milch und Bier zu kochen/ und<lb/>
mit ko&#x0364;&#x017F;tlicher wu&#x0364;rckung wider das Leibweh/<lb/>
und halß&#x017F;tar&#xA75B;ige Grim&#x0303;en zu trincken.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT LII</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Buxbaum.</hi> <hi rendition="#aq">Buxus.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">B</hi>Uxbaum heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. La-<lb/>
teini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Buxus.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Bo&#x017F;&#x017F;o,<lb/>
Ba&#x017F;&#x017F;o.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Bovis.</hi> Spani&#x017F;ch/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Box.</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[107/0123] Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen. Sohn geſcholten/ klagets auß ungedult ſei- ner Mutter/ und fraget/ ob nicht Sultan Malmud ſein Vatter geweſen? Die Mutter vermercket/ daß der Poet/ weil er diß ge- ſchrieben/ mehr wiſſenſchafft darvon haben muͤſſe/ bekennets dem Sohn in geheimb daß/ weil der Koͤnig das Cahvvæ-waſſer/ oder Coffé tranck offt und allzuviel getruncken/ dadurch auch alle Hoffnung zu einem Er- ben erloſchen waͤre/ ſie umb Erben deß Reichs zu haben/ den Hof-Becker der weiſſe Arm gehabt/ zugelaſſen haͤtte. Waͤre de- rowegen der Becker nicht geweſen/ ſo waͤre er ihr Sohn auch nicht/ rieth alſo/ daß er den Poeten befridigte/ damit es nicht ferner offenbahr wurde. Dieweil denn der uͤbermaͤſſige Gebrauch dieſes Trancks die fleiſchliche Luͤſte/ zu wel- chen doch die Perſier von Natur ſehr ge- neigt/ und die meiſten ihr hoͤchſtes Gut da- rinnen ſuchen/ vertilget/ haben die Perſiſchen Poeten dieſes Cahvvæ-waſſer/ oder Coffé- tranck zu ſchelten nachfolgendes beit ge- macht. Ohn ſye ru ki namiuſt kahvvæ Katil naum kathehi ſchahevve. Jſt auff Teutſch ſo viel: Cahwæ du ſchwartzes Angeſicht/ Daß man dich doch mag leiden? Wo du hinkom̃ſt/ muß man da nicht Die Luſt und Beyſchlaff meiden? Daß aber ſolche Geſchicht zweifelhafftig/ oder doch die erkaltete Natur obbemeldten Perſiſchen Koͤnigs nicht von dem gebrauch deß Coffé-trancks/ ſondern vielmehr von einer anderen urſach hergeruͤhret/ muß die taͤgliche erfahrung bezeugen/ da viel tau- ſend Ehemaͤnner in Europâ, Aſiâ und Africâ gefunden werden/ welche ungeacht deß taͤg- lichen Coffé-trancks die Welt voller Kin- der machen. CAPUT LI. Walddiſtel. Agrifolium. Namen. WAlddiſtel/ Stechbaum/ Stechapfel/ oder Steckpalmen/ heiſſet Grie- chiſch/ ___. Lateiniſch/ Agrifolium, Aquifolium, Ilex V. ſive aculeata baccifera folio ſinuato, C. Bauhin. Jtaliaͤniſch/ Agrifolio. Frantzoͤſiſch/ Houx, Houſſon. Spaniſch/ Azebo. Engliſch/ Hol- ly/ Holmetree. Daͤniſch/ Chriſttorn/ Ma- retorn/ Skowetidzel. Niderlaͤndiſch/ Hulſt. Geſtalt. Dieſes Baums blaͤtter gruͤnen ſtaͤts/ ver- gleichen ſich dem Lorbeerbaum/ ſind umb den gantzen umbkreiß ſtachlicht/ ſonſten dick und fett. Die Rinde der aͤſten iſt glat/ gruͤn/ zaͤhe/ und biegicht/ eines unlieblichen ge- ruchs und geſchmacks. Seine Bluͤthe iſt klein/ ſchoͤn/ grünlicht/ vierblaͤtticht/ gebuͤ- ſchelet an kleinen ſtielein hangend. Jm Herbſt folgen rothe/ liechte/ kleine/ runde/ unliebliche/ ſuͤßlichte Beere/ die haben inwendig vier weiſſe/ dicke/ geſpaltene Kernen. Auß ſeiner Rinden machen etliche den Vogelleim alſo: Sie vergraben die abgeſchaͤlte rinde mit den [Abbildung Walddiſtel. Agrifolium. ] blaͤtteren in die Erden an einen feuchten ort/ biß an den zwoͤlfften tag/ alßdenn wenn ſie verfaulet iſt/ ſtoſſen ſie es/ und waſchens in reinem waſſer/ was zaͤhe und ſchleimicht bleibt/ daß brauchen ſie fuͤr Vogelleim. Wenn man in dieſe Stauden/ dieweil ſie jung ſind/ weiſſe Roſen peltzet/ ſollen ſie gruͤnlicht werden. Er wachßt in Teutſch- land/ Franckreich und Engelland in den Waͤlden/ auff den Schweitzeriſchen und Burgundiſchen Gebuͤrgen/ am meiſten aber bey dem Plum̃ers/ oder Plombiere Bad in Lothringen. Auff dem Jdar bey dem Berg- hauß Veldentz/ gegen der Moſel wachßt er ſo hoch und groß/ daß er auch anderen Baͤumen gleich wird. Eigenſchafft. Dieſer Baum hat einen ſchleimichten Safft bey ſich/ darinnen ein ſcharfflicht ge- lind etzendes Saltz verborgen; daher die rin- de/ blaͤtter und beere eine eigenſchafft den Leib zu purgieren haben: hiemit einer war- men und feuchten Natur ſind. Gebrauch. Rembertus Dodonæus ſtirp hiſtor. pempt. 6. lib. 1. cap.20. berichtet/ daß die Beere dieſes Baums wider das Grimmen nutzlich ſeyn/ und die boͤſen feuchtigkeiten durch den Stul- gang außfuͤhren/ ſo man deren zehen oder zwoͤlff einnimt. Jn den Bierlaͤnderen pfle- gen die gemeinen Leut die Blaͤtter dieſes Ge- waͤchſes in Milch und Bier zu kochen/ und mit koͤſtlicher wuͤrckung wider das Leibweh/ und halßſtarꝛige Grim̃en zu trincken. Grimmen und Leib- wehe. CAPUT LII. Buxbaum. Buxus. Namen. BUxbaum heißt Griechiſch/ _. La- teiniſch/ Buxus. Jtaliaͤniſch/ Boſſo, Baſſo. Frantzoͤſiſch/ Bovis. Spaniſch/ Box. O 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/123
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/123>, abgerufen am 24.11.2024.