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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] Kranckheit bey jungen und alten zuweilen
gäntzlich vertreibet/ in dem es das geblüt
von seinem übermäßigen wässerigen theile
durch seine harn-[t]reibende krafft befreyet.
Ja welche zur Wassersucht eine disposition
von natur haben/ die werden sich vermit-
tesst dieser fleißig gebrauchten Artzney da-
für gewiß bewahren. Daher auch under
den Asiatischen und Africanischen Völcke-
ren/ von denen solch tranck täglich gebrau-
chet wird/ die Wassersucht sehr rahr/ ja fast
unbekandt seyn soll.

Weisse
Sucht der
Weibsbil-
deren/
Chlorosis.

Die Werbsbilder oder Jungfrawen/ so
mit der von verstopffter monatlichen Reini-
gung herrührenden weissen Sucht behafftet
sind/ befinden sich bey dem täglichen Caffe-
trincken auch wohl/ in dem es das geblüt
Versteckte
monatliche
reinigung.
wohl reiniget/ und die monatliche Blumen
widerbringet. Deßwegen auch die Afri-
canischen Weiber das Caffe öffters trincken
Schmertzen
von der
reinigung
der Weibe-
ren.
in währender zeit ihrer Reinigung/ wenn
sie gering ist. Die weiber/ welche vor ih-
rer Reinigung mit grossem Rucken - oder
Leib - schmertzen geplaget sind/ finden bey
solchem tranck auch merckliche linderung.
Schlechter
Fluß der
Kindbette-
rinnen.
Die Kindbetterinnen/ bey denen der Nach-
fluß zu schwach ist/ trincken das Caffe mit
grossem nutzen/ und bewahren sich damit
vor vielen offt nachfolgenden Zufählen/
wiewohlen man es nicht zu offt noch zu
häuffig gebrauchen soll/ damit es nicht die
milch mindere.

Grieß/
Sand/
Schleim/
Stein der
Nieren und
Blasen.

Die von schleim/ sand und grieß ange-
füllte Nieren werden von diesem harn-trei-
benden Caffe-tranck auch wohl gereiniget:
Deßwegen alle zu dem Nieren-oder blasen-
stein/ oder zu versteckung des harns ge-
neigte persohnen solch tranck fleißig trincken
Fahrende
Gicht oder
glaichsucht
sollen/ als dadurch sie von solcher schmertz-
hafften kranckheit bewahret leben können/
weilen es die saltzichten groben theile des ge-
blüts wacker außtreibet. Dennenher es auch
bey den Schweden/ Dähnen und Nider-
länderen wider die fahrende Gläichsucht
sehr hoch gehalten wird.

Diejenigen persohnen/ welche mit häuf-
Fettigkeit
des Leibs.
figer Leibs-fettigkeit und flüßigem wasserich-
tem geblüt belästiget sind/ werden durch das
tägliche Caffe-trincken endlich etwas mager
und leicht/ verlieren einen guten theil von
ihrer übrigen fettigkeit/ und werden von dem
wässerigen theil des geblüts befreyet. Es
muß aber von solchen persohnen bey nüch-
terem magen getruncken werden/ da es
mehr würckung hat.

Welchen
dieses
Tranck
schädlich.

Magere Persohnen/ welche eines gal-
lichten oder melancholischen Tempera-
ments/ und zugleich ein scharffes gleichsam
verbranntes geblüt/ einen fewrigen/ unru-
higen/ allzu-wachtbaren geist haben/ müs-
sen dieses trancks müßig gehen/ als dadurch
sie leicht das geblüt in einen gefährlichen jast
bringen/ und die Lebens-geister also vertrei-
ben könnten/ daß der gantze Leib in eine träg-
heit und grosse mattigkeit gerahten möchte.
Wenn aber die Magerkeit nicht von einem
hitzig-scharffen geblüt/ sondern von schwa-
chem magen herkommet/ da mag das Caffe
mit nutzen getruncken werden/ und nach ge-
stärcktem magen die Leuth auch etwas fett
machen.

[Spaltenumbruch]

D. Simon Pauli in commentar. de Abusu Ta-
baci & herbae Thee p. m.
46. hat diesen Trank
verworffen/ dieweilen er vermeint/ der
menschliche Leib werde dadurch zu hefftig
außgetrucknet. Aber D. Laurentius Straußius
antwortet darauff/ daß solches von dem
mißbrauch zu verstehen sey/ denn man son-
sten auch die Rhabarbara/ China/ Sassa-
fraß und viel andere Europäische Artzneyen/
welche ein stärckere Krafft zu trucknen/ als
dieser Tranck haben/ nicht mehr gebrau-
chen/ sondern dieselbige abschaffen müste. Ja
es ligt Sonnen - klar an dem tag/ und die
tägliche erfahrung bestätiget es aller orten/
daß dieser Tranck mässig und ordenlich
morgens nüchter/ oder auch nach der mahl-
zeit mit wenig Zucker etwas zeit gebraucht/
vielen Menschen wider obgemelte Kranck-
heiten treffliche beyhülff leiste.

Daß aber der unmässige und überflüssige
gebrauch dises Trancks die fleischlichen be-
gierden außlösche/ hat Adam Olearius in dem
5. Buch der Persianischen Reise-Beschrei-
bung im 17. Cap. mit einer artlichen/ obwoh-
len zweifelhafften geschicht erweisen wollen.
Die Persier schreiben von einem König Sul-
tan Mahmud Kasuin,
welcher vor dem Ta-
merlanus in Persien regieret hat/ daß dersel-
be an das Cahvvae-wasser/ oder Coffe-tranck
sich so sehr gewehnet/ daß er auch seines
Ehegemahls darbey vergessen/ und vor dem
beyschlaff einen eckel bekommen/ welches
die Königin übel empfunden/ denn als sie
einsmals im Fenster gelegen und gesehen/
wie man einen Hengst zu wallachen nider-
geworffen/ habe sie gefragt/ was dieses be-
deuten solte? und da man ihren mit verblüm-
ten worten vorbracht/ man wolte dem Pferd
die wollust und den muthwillen benemmen/
daß es nicht auff andere springen/ oder sich
an die Stuten kehren solte/ habe sie vermei-
net/ es wäre dieses alles nicht nöthig/ man
solte ihm nur Cahvvae-wasser zu trincken ge-
ben/ es würde dem König bald gleich werden.

Die Persier melden auch von dieses Kö-
nigs Sohn mit namen Mahomet/ als der-
selbige nach seines Vatters tod zur Regie-
rung kommen/ habe er sehr viel auff die Poe-
terey gehalten/ und einem damahls berühm-
ten Poeten/ namens Hakim Firdausi anbe-
fohlen/ er solte ein Poetisch Werck von lu-
stigen erfindungen schreiben/ für jeglichen
Vers wolte er jhm ein Ducaten geben. Fir-
dausi setzet sich/ und schreibet sechtzig tau-
send Verß/ welche noch heutiges Tags in
Persien gelesen/ und hoch gehalten werden.
Als das Werck übergeben/ und der junge
König zwar seiner zusage nach dem Poeten
lohnen wil/ widerrahten es die Rähte/ so viel
an einen Poeten zu wenden. Er nehme wol
mit einer geringeren verehrung vorlieb.
Dem Poeten wurden nur etliche Ducaten
geschicket/ welches ihne sehr verdrossen/ da-
hero alsobald andere Verß an den König
schreibet/ worinnen er die geschickte Gaabe
durchzeucht/ wie es nemlich kein Königlich
geschenck/ Handwercks-leuth als Becker
und Schuster pflegten solches zu verehren/
ob er denn nicht eines Königs Sohn/ sonder
Beckers-art und Geblüth wäre. Der König
verstehets/ als wenn er ihn einen Beckers-

Sohn

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] Kranckheit bey jungen und alten zuweilen
gaͤntzlich vertreibet/ in dem es das gebluͤt
von ſeinem uͤbermaͤßigen waͤſſerigen theile
durch ſeine harn-[t]reibende krafft befreyet.
Ja welche zur Waſſerſucht eine diſpoſition
von natur haben/ die werden ſich vermit-
teſſt dieſer fleißig gebrauchten Artzney da-
fuͤr gewiß bewahren. Daher auch under
den Aſiatiſchen und Africaniſchen Voͤlcke-
ren/ von denen ſolch tranck taͤglich gebrau-
chet wird/ die Waſſerſucht ſehr rahr/ ja faſt
unbekandt ſeyn ſoll.

Weiſſe
Sucht der
Weibsbil-
deren/
Chloroſis.

Die Werbsbilder oder Jungfrawen/ ſo
mit der von verſtopffter monatlichen Reini-
gung herꝛuͤhrenden weiſſen Sucht behafftet
ſind/ befinden ſich bey dem taͤglichen Caffé-
trincken auch wohl/ in dem es das gebluͤt
Verſteckte
monatliche
reinigung.
wohl reiniget/ und die monatliche Blumen
widerbringet. Deßwegen auch die Afri-
caniſchen Weiber das Caffé oͤffters trincken
Schmertzẽ
von der
reinigung
der Weibe-
ren.
in waͤhrender zeit ihrer Reinigung/ wenn
ſie gering iſt. Die weiber/ welche vor ih-
rer Reinigung mit groſſem Rucken - oder
Leib - ſchmertzen geplaget ſind/ finden bey
ſolchem tranck auch merckliche linderung.
Schlechter
Fluß der
Kindbette-
rinnen.
Die Kindbetterinnen/ bey denen der Nach-
fluß zu ſchwach iſt/ trincken das Caffé mit
groſſem nutzen/ und bewahren ſich damit
vor vielen offt nachfolgenden Zufaͤhlen/
wiewohlen man es nicht zu offt noch zu
haͤuffig gebrauchen ſoll/ damit es nicht die
milch mindere.

Grieß/
Sand/
Schleim/
Stein der
Nieren uñ
Blaſen.

Die von ſchleim/ ſand und grieß ange-
fuͤllte Nieren werden von dieſem harn-trei-
benden Caffé-tranck auch wohl gereiniget:
Deßwegen alle zu dem Nieren-oder blaſen-
ſtein/ oder zu verſteckung des harns ge-
neigte perſohnen ſolch tranck fleißig trincken
Fahrende
Gicht oder
glaichſucht
ſollen/ als dadurch ſie von ſolcher ſchmertz-
hafften kranckheit bewahret leben koͤnnen/
weilen es die ſaltzichten groben theile des ge-
bluͤts wacker außtreibet. Dennenher es auch
bey den Schweden/ Daͤhnen und Nider-
laͤnderen wider die fahrende Glaͤichſucht
ſehr hoch gehalten wird.

Diejenigen perſohnen/ welche mit haͤuf-
Fettigkeit
des Leibs.
figer Leibs-fettigkeit und fluͤßigem waſſerich-
tem gebluͤt belaͤſtiget ſind/ werden durch das
taͤgliche Caffé-trincken endlich etwas mager
und leicht/ verlieren einen guten theil von
ihrer uͤbrigen fettigkeit/ und werden von dem
waͤſſerigen theil des gebluͤts befreyet. Es
muß aber von ſolchen perſohnen bey nuͤch-
terem magen getruncken werden/ da es
mehr wuͤrckung hat.

Welchen
dieſes
Tranck
ſchaͤdlich.

Magere Perſohnen/ welche eines gal-
lichten oder melancholiſchen Tempera-
ments/ und zugleich ein ſcharffes gleichſam
verbranntes gebluͤt/ einen fewrigen/ unru-
higen/ allzu-wachtbaren geiſt haben/ muͤſ-
ſen dieſes trancks muͤßig gehen/ als dadurch
ſie leicht das gebluͤt in einen gefaͤhrlichen jaſt
bringen/ und die Lebens-geiſter alſo vertrei-
ben koͤnnten/ daß der gantze Leib in eine traͤg-
heit und groſſe mattigkeit gerahten moͤchte.
Wenn aber die Magerkeit nicht von einem
hitzig-ſcharffen gebluͤt/ ſondern von ſchwa-
chem magen herkommet/ da mag das Caffé
mit nutzen getruncken werden/ und nach ge-
ſtaͤrcktem magen die Leuth auch etwas fett
machen.

[Spaltenumbruch]

D. Simon Pauli in commentar. de Abuſu Ta-
baci & herbæ Thee p. m.
46. hat dieſen Trank
verworffen/ dieweilen er vermeint/ der
menſchliche Leib werde dadurch zu hefftig
außgetrucknet. Aber D. Laurentius Straußius
antwortet darauff/ daß ſolches von dem
mißbrauch zu verſtehen ſey/ denn man ſon-
ſten auch die Rhabarbara/ China/ Saſſa-
fraß und viel andere Europaͤiſche Artzneyen/
welche ein ſtaͤrckere Krafft zu trucknen/ als
dieſer Tranck haben/ nicht mehr gebrau-
chen/ ſondern dieſelbige abſchaffen muͤſte. Ja
es ligt Sonnen - klar an dem tag/ und die
taͤgliche erfahrung beſtaͤtiget es aller orten/
daß dieſer Tranck maͤſſig und ordenlich
morgens nuͤchter/ oder auch nach der mahl-
zeit mit wenig Zucker etwas zeit gebraucht/
vielen Menſchen wider obgemelte Kranck-
heiten treffliche beyhuͤlff leiſte.

Daß aber der unmaͤſſige und uͤberfluͤſſige
gebrauch diſes Trancks die fleiſchlichen be-
gierden außloͤſche/ hat Adam Olearius in dem
5. Buch der Perſianiſchen Reiſe-Beſchrei-
bung im 17. Cap. mit einer artlichen/ obwoh-
len zweifelhafften geſchicht erweiſen wollen.
Die Perſier ſchreiben von einem Koͤnig Sul-
tan Mahmud Kaſuin,
welcher vor dem Ta-
merlanus in Perſien regieret hat/ daß derſel-
be an das Cahvvæ-waſſer/ oder Coffe-tranck
ſich ſo ſehr gewehnet/ daß er auch ſeines
Ehegemahls darbey vergeſſen/ und vor dem
beyſchlaff einen eckel bekommen/ welches
die Koͤnigin uͤbel empfunden/ denn als ſie
einsmals im Fenſter gelegen und geſehen/
wie man einen Hengſt zu wallachen nider-
geworffen/ habe ſie gefragt/ was dieſes be-
deuten ſolte? und da man ihren mit verbluͤm-
ten worten vorbracht/ man wolte dem Pferd
die wolluſt und den muthwillen benem̃en/
daß es nicht auff andere ſpringen/ oder ſich
an die Stuten kehren ſolte/ habe ſie vermei-
net/ es waͤre dieſes alles nicht noͤthig/ man
ſolte ihm nur Cahvvæ-waſſer zu trincken ge-
ben/ es wuͤrde dem Koͤnig bald gleich werden.

Die Perſier melden auch von dieſes Koͤ-
nigs Sohn mit namen Mahomet/ als der-
ſelbige nach ſeines Vatters tod zur Regie-
rung kom̃en/ habe er ſehr viel auff die Poe-
terey gehalten/ und einem damahls beruͤhm-
ten Poeten/ namens Hakim Firdauſi anbe-
fohlen/ er ſolte ein Poetiſch Werck von lu-
ſtigen erfindungen ſchreiben/ fuͤr jeglichen
Vers wolte er jhm ein Ducaten geben. Fir-
dauſi ſetzet ſich/ und ſchreibet ſechtzig tau-
ſend Verß/ welche noch heutiges Tags in
Perſien geleſen/ und hoch gehalten werden.
Als das Werck uͤbergeben/ und der junge
Koͤnig zwar ſeiner zuſage nach dem Poeten
lohnen wil/ widerꝛahten es die Raͤhte/ ſo viel
an einen Poeten zu wenden. Er nehme wol
mit einer geringeren verehrung vorlieb.
Dem Poeten wurden nur etliche Ducaten
geſchicket/ welches ihne ſehr verdroſſen/ da-
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ſchreibet/ worinnen er die geſchickte Gaabe
durchzeucht/ wie es nemlich kein Koͤniglich
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und Schuſter pflegten ſolches zu verehren/
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Sohn
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[106/0122] Das Erſte Buch/ Kranckheit bey jungen und alten zuweilen gaͤntzlich vertreibet/ in dem es das gebluͤt von ſeinem uͤbermaͤßigen waͤſſerigen theile durch ſeine harn-treibende krafft befreyet. Ja welche zur Waſſerſucht eine diſpoſition von natur haben/ die werden ſich vermit- teſſt dieſer fleißig gebrauchten Artzney da- fuͤr gewiß bewahren. Daher auch under den Aſiatiſchen und Africaniſchen Voͤlcke- ren/ von denen ſolch tranck taͤglich gebrau- chet wird/ die Waſſerſucht ſehr rahr/ ja faſt unbekandt ſeyn ſoll. Die Werbsbilder oder Jungfrawen/ ſo mit der von verſtopffter monatlichen Reini- gung herꝛuͤhrenden weiſſen Sucht behafftet ſind/ befinden ſich bey dem taͤglichen Caffé- trincken auch wohl/ in dem es das gebluͤt wohl reiniget/ und die monatliche Blumen widerbringet. Deßwegen auch die Afri- caniſchen Weiber das Caffé oͤffters trincken in waͤhrender zeit ihrer Reinigung/ wenn ſie gering iſt. Die weiber/ welche vor ih- rer Reinigung mit groſſem Rucken - oder Leib - ſchmertzen geplaget ſind/ finden bey ſolchem tranck auch merckliche linderung. Die Kindbetterinnen/ bey denen der Nach- fluß zu ſchwach iſt/ trincken das Caffé mit groſſem nutzen/ und bewahren ſich damit vor vielen offt nachfolgenden Zufaͤhlen/ wiewohlen man es nicht zu offt noch zu haͤuffig gebrauchen ſoll/ damit es nicht die milch mindere. Verſteckte monatliche reinigung. Schmertzẽ von der reinigung der Weibe- ren. Schlechter Fluß der Kindbette- rinnen. Die von ſchleim/ ſand und grieß ange- fuͤllte Nieren werden von dieſem harn-trei- benden Caffé-tranck auch wohl gereiniget: Deßwegen alle zu dem Nieren-oder blaſen- ſtein/ oder zu verſteckung des harns ge- neigte perſohnen ſolch tranck fleißig trincken ſollen/ als dadurch ſie von ſolcher ſchmertz- hafften kranckheit bewahret leben koͤnnen/ weilen es die ſaltzichten groben theile des ge- bluͤts wacker außtreibet. Dennenher es auch bey den Schweden/ Daͤhnen und Nider- laͤnderen wider die fahrende Glaͤichſucht ſehr hoch gehalten wird. Fahrende Gicht oder glaichſucht Diejenigen perſohnen/ welche mit haͤuf- figer Leibs-fettigkeit und fluͤßigem waſſerich- tem gebluͤt belaͤſtiget ſind/ werden durch das taͤgliche Caffé-trincken endlich etwas mager und leicht/ verlieren einen guten theil von ihrer uͤbrigen fettigkeit/ und werden von dem waͤſſerigen theil des gebluͤts befreyet. Es muß aber von ſolchen perſohnen bey nuͤch- terem magen getruncken werden/ da es mehr wuͤrckung hat. Fettigkeit des Leibs. Magere Perſohnen/ welche eines gal- lichten oder melancholiſchen Tempera- ments/ und zugleich ein ſcharffes gleichſam verbranntes gebluͤt/ einen fewrigen/ unru- higen/ allzu-wachtbaren geiſt haben/ muͤſ- ſen dieſes trancks muͤßig gehen/ als dadurch ſie leicht das gebluͤt in einen gefaͤhrlichen jaſt bringen/ und die Lebens-geiſter alſo vertrei- ben koͤnnten/ daß der gantze Leib in eine traͤg- heit und groſſe mattigkeit gerahten moͤchte. Wenn aber die Magerkeit nicht von einem hitzig-ſcharffen gebluͤt/ ſondern von ſchwa- chem magen herkommet/ da mag das Caffé mit nutzen getruncken werden/ und nach ge- ſtaͤrcktem magen die Leuth auch etwas fett machen. D. Simon Pauli in commentar. de Abuſu Ta- baci & herbæ Thee p. m.46. hat dieſen Trank verworffen/ dieweilen er vermeint/ der menſchliche Leib werde dadurch zu hefftig außgetrucknet. Aber D. Laurentius Straußius antwortet darauff/ daß ſolches von dem mißbrauch zu verſtehen ſey/ denn man ſon- ſten auch die Rhabarbara/ China/ Saſſa- fraß und viel andere Europaͤiſche Artzneyen/ welche ein ſtaͤrckere Krafft zu trucknen/ als dieſer Tranck haben/ nicht mehr gebrau- chen/ ſondern dieſelbige abſchaffen muͤſte. Ja es ligt Sonnen - klar an dem tag/ und die taͤgliche erfahrung beſtaͤtiget es aller orten/ daß dieſer Tranck maͤſſig und ordenlich morgens nuͤchter/ oder auch nach der mahl- zeit mit wenig Zucker etwas zeit gebraucht/ vielen Menſchen wider obgemelte Kranck- heiten treffliche beyhuͤlff leiſte. Daß aber der unmaͤſſige und uͤberfluͤſſige gebrauch diſes Trancks die fleiſchlichen be- gierden außloͤſche/ hat Adam Olearius in dem 5. Buch der Perſianiſchen Reiſe-Beſchrei- bung im 17. Cap. mit einer artlichen/ obwoh- len zweifelhafften geſchicht erweiſen wollen. Die Perſier ſchreiben von einem Koͤnig Sul- tan Mahmud Kaſuin, welcher vor dem Ta- merlanus in Perſien regieret hat/ daß derſel- be an das Cahvvæ-waſſer/ oder Coffe-tranck ſich ſo ſehr gewehnet/ daß er auch ſeines Ehegemahls darbey vergeſſen/ und vor dem beyſchlaff einen eckel bekommen/ welches die Koͤnigin uͤbel empfunden/ denn als ſie einsmals im Fenſter gelegen und geſehen/ wie man einen Hengſt zu wallachen nider- geworffen/ habe ſie gefragt/ was dieſes be- deuten ſolte? und da man ihren mit verbluͤm- ten worten vorbracht/ man wolte dem Pferd die wolluſt und den muthwillen benem̃en/ daß es nicht auff andere ſpringen/ oder ſich an die Stuten kehren ſolte/ habe ſie vermei- net/ es waͤre dieſes alles nicht noͤthig/ man ſolte ihm nur Cahvvæ-waſſer zu trincken ge- ben/ es wuͤrde dem Koͤnig bald gleich werden. Die Perſier melden auch von dieſes Koͤ- nigs Sohn mit namen Mahomet/ als der- ſelbige nach ſeines Vatters tod zur Regie- rung kom̃en/ habe er ſehr viel auff die Poe- terey gehalten/ und einem damahls beruͤhm- ten Poeten/ namens Hakim Firdauſi anbe- fohlen/ er ſolte ein Poetiſch Werck von lu- ſtigen erfindungen ſchreiben/ fuͤr jeglichen Vers wolte er jhm ein Ducaten geben. Fir- dauſi ſetzet ſich/ und ſchreibet ſechtzig tau- ſend Verß/ welche noch heutiges Tags in Perſien geleſen/ und hoch gehalten werden. Als das Werck uͤbergeben/ und der junge Koͤnig zwar ſeiner zuſage nach dem Poeten lohnen wil/ widerꝛahten es die Raͤhte/ ſo viel an einen Poeten zu wenden. Er nehme wol mit einer geringeren verehrung vorlieb. Dem Poeten wurden nur etliche Ducaten geſchicket/ welches ihne ſehr verdroſſen/ da- hero alſobald andere Verß an den Koͤnig ſchreibet/ worinnen er die geſchickte Gaabe durchzeucht/ wie es nemlich kein Koͤniglich geſchenck/ Handwercks-leuth als Becker und Schuſter pflegten ſolches zu verehren/ ob er denn nicht eines Koͤnigs Sohn/ ſonder Beckers-art und Gebluͤth waͤre. Der Koͤnig verſtehets/ als wenn er ihn einen Beckers- Sohn

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/122>, abgerufen am 21.11.2024.