Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Baum-und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] lichen Kranckheit erlöset worden. Er wachst
häuffig an underschiedlichen Orten in Jn-
dien/ fürnemlich aber in der gantzen Pro-
vintz Malabar/ bey dem Fluß Mangate/
allwo man ihne überflüßig findet/ und er
viel Frucht traget/ welche gemeiniglich auff
dem Marckt/ wie in Spanien die Bohnen
verkaufft werden.



CAPUT XLIV.
[Abbildung] Terbenthinbaum sampt seiner Frucht/
Knöpffen/ Hörnlein und Mucken.
Terebinthus cum suo fructu, folliculis,
corniculis & culicibus.

Namen.

TErbenthin-baum heißt Griechisch/
[fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Lateinisch/
Terebinthus. Jtaliänisch/ Terebin-
to.
Frantzösisch/ Terebinthe, Arbre de la
Terebinthine.
Spanisch/ Arbol de la Tre-
mentina, Cornicabra.
Englisch/ Turpen-
tinetree. Niderländisch/ Termentynboom.

Gestalt.

Obwohl der Terbenthin-baum weder in
Teutschen noch ummligenden Landen wachst/
dieweil man aber sein Hartz (welches der
rechte Terbenthin ist) auß Syria und Cy-
pern gehn Venedig/ von dannen zu uns
verhandlet/ und die Kauffleuth auch leicht
den Baum zu uns bringen und gewehnen
könnten/ hab ich nicht underlassen wollen/
sein Gestalt zubeschreiben. Er wachst in
Griechenland und Syrien in schöner Län-
ge/ deßgleichen auch in Jtalien/ Portugal/
Hispanien und Franckreich umb Mompe-
lier/ allein daß er allda nicht so viel Hartz
von sich gibt/ als in den andern Landen.
Die Blätter sind gestaltet wie im Eschbaum/
[Spaltenumbruch] doch viel ründer/ dicker und fetter/ grünen
stäts. Sein Holtz ist zähe. Die Wurtzeln
sind starck/ begeben sich tieff in die Erden.
Die Blumen erzeigen sich wie im Oehl-
baum/ doch röthlicht/ hangen häuffig und
Trauben-weiß an den Knorren der Aestlein/
in dem Aprellen. Die Früchte oder Beer-
lein sind auch roth/ darnach grünlicht/ mit
graw vermischt/ wenn sie zeitig werden/ zu-
sammengedrungen/ wie die Weintrauben/
groß als die Lorbeern/ einer harten und
hartzichten Natur. Auch tragt dieser Baum
rothe gebogene Knöpffe/ wie die Bocks-
hörnlein/ inwendig hol/ darinn wachsen
etliche Würmlein oder Mucken mit einer
Feuchtigkeit wie im Lerchenbaum. Das
Hartz rinnet von dem Stamm/ kombt durch
die Kauffleuth von Hand zu Hand in unser
Land. Erstlich bracht man es geläutert und
außgewaschen/ jetzund aber bringt man auch
das rohe/ wie es an ihme selber vom Baum
kombt/ solch Hartz braucht man zu vielen
Dingen. Das best ist weiß/ klar/ liecht/
auff blaw geneigt und wohlriechend. Diß
Hartz übertrifft alle andere/ nach ihme ist
das Hartz vom Lerchenbaum/ Fiechten und
Thannen. Vorzeiten da man den rechten
Terbenthin zu uns nicht brachte/ haben die
Apothecker das Lerchen-hartz dafür genom-
men/ und ihme den Namen Terbenthin zu-
geeignet. Der Terbenthin wachst gern an
dürren/ steinichten und Sonnreichen Orten.

Eigenschafft.

Dieses Baums Blätter/ Samen und
Rinde haben ein hartzichte/ herbe/ zusam-
menziehende Natur/ wie der Lerchen-baum.
Terbenthin-hartz aber hat viel balsamische/
ölichte/ flüchtig-saure geistreiche Theile in
sich/ davon es die Eigenschafft hat zu erwei-
chen/ erdünneren/ zähen Schleim der Brust
zulösen/ allerhand innerliche und äusserliche
Versehrungen mit seinem heilsamen Bal-
sam zuheilen; scharffe Feuchtigkeiten der
Blasen/ Nieren und Samen-gefässen zu-
versüssen; den Harn zutreiben/ welchem es
auch einen rechten Violen-geruch zuwegen-
bringt; Schleim und Sand von dannen ab-
zuführen/ das Geäder zustärcken.

Gebrauch.

Schöner gewaschener Terbenthin eines
Quintleins schwär eingenommen/ macht
sanffte Stuhlgäng/ treibt der Weiber Rei-Verstopf-
fung des
Leibs.
Verste-
ckung der
weiblichen
Reinigung
und des
Harns.
Unrath
der Brust/
Leber/
Miltz/ Nie-
ren und
Blasen.
Alter Hu-
sten/ Kei-
chen/ eite-
rig blut-
speyen/
Stein/
Hufftweh/
Podagra
Zipperlin[.]

nigung und den Harn/ reiniget die Brust/
Leber/ Miltz/ Nieren und Blasen von al-
lem Unrath. Dienet wider den alten Hu-
sten/ Keichen/ eiterig Blut-speyen/ den
Stein/ Hufftweh/ Podagra und Zipper-
lein/ denn er öffnet/ reiniget/ wärmet und
stärcket das Geäder. Cermison nennet ihne
sanctissimam Medicinam, das ist/ die heiligste
Artzney/ wegen seines viel nutzbaren und
heilsamen Gebrauchs.

Dieweil aber den Terbenthin einzunem-
men etwas widerwertig/ solle man ihne auff
nachfolgende Weiß gebrauchen: Nimm ein
frisch Ey/ schütte den Dotter und das Weis-
se herauß/ geüß in die Schalen ein wenig
Veiel-syrup/ darnach nimm ein stücklein
von dem Terbenthin/ auff ein Messer-spitz/
laß ihne in das Ey/ geüß abermahl ein wenig

Veiel-
M

Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] lichen Kranckheit erloͤſet worden. Er wachſt
haͤuffig an underſchiedlichen Orten in Jn-
dien/ fuͤrnemlich aber in der gantzen Pro-
vintz Malabar/ bey dem Fluß Mangate/
allwo man ihne uͤberfluͤßig findet/ und er
viel Frucht traget/ welche gemeiniglich auff
dem Marckt/ wie in Spanien die Bohnen
verkaufft werden.



CAPUT XLIV.
[Abbildung] Terbenthinbaum ſampt ſeiner Frucht/
Knoͤpffen/ Hoͤrnlein und Mucken.
Terebinthus cum ſuo fructu, folliculis,
corniculis & culicibus.

Namen.

TErbenthin-baum heißt Griechiſch/
[fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Lateiniſch/
Terebinthus. Jtaliaͤniſch/ Terebin-
to.
Frantzoͤſiſch/ Terebinthe, Arbre de la
Terebinthine.
Spaniſch/ Arbol de la Tre-
mentina, Cornicabra.
Engliſch/ Turpen-
tinetree. Niderlaͤndiſch/ Termentynboom.

Geſtalt.

Obwohl der Terbenthin-baum weder in
Teutſchen noch um̃ligenden Landen wachſt/
dieweil man aber ſein Hartz (welches der
rechte Terbenthin iſt) auß Syria und Cy-
pern gehn Venedig/ von dannen zu uns
verhandlet/ und die Kauffleuth auch leicht
den Baum zu uns bringen und gewehnen
koͤnnten/ hab ich nicht underlaſſen wollen/
ſein Geſtalt zubeſchreiben. Er wachſt in
Griechenland und Syrien in ſchoͤner Laͤn-
ge/ deßgleichen auch in Jtalien/ Portugal/
Hiſpanien und Franckreich umb Mompe-
lier/ allein daß er allda nicht ſo viel Hartz
von ſich gibt/ als in den andern Landen.
Die Blaͤtter ſind geſtaltet wie im Eſchbaum/
[Spaltenumbruch] doch viel ruͤnder/ dicker und fetter/ gruͤnen
ſtaͤts. Sein Holtz iſt zaͤhe. Die Wurtzeln
ſind ſtarck/ begeben ſich tieff in die Erden.
Die Blumen erzeigen ſich wie im Oehl-
baum/ doch roͤthlicht/ hangen haͤuffig und
Trauben-weiß an den Knorꝛen der Aeſtlein/
in dem Aprellen. Die Fruͤchte oder Beer-
lein ſind auch roth/ darnach gruͤnlicht/ mit
graw vermiſcht/ wenn ſie zeitig werden/ zu-
ſammengedrungen/ wie die Weintrauben/
groß als die Lorbeern/ einer harten und
hartzichten Natur. Auch tragt dieſer Baum
rothe gebogene Knoͤpffe/ wie die Bocks-
hoͤrnlein/ inwendig hol/ darinn wachſen
etliche Wuͤrmlein oder Mucken mit einer
Feuchtigkeit wie im Lerchenbaum. Das
Hartz rinnet von dem Stamm/ kombt durch
die Kauffleuth von Hand zu Hand in unſer
Land. Erſtlich bracht man es gelaͤutert und
außgewaſchen/ jetzund aber bringt man auch
das rohe/ wie es an ihme ſelber vom Baum
kombt/ ſolch Hartz braucht man zu vielen
Dingen. Das beſt iſt weiß/ klar/ liecht/
auff blaw geneigt und wohlriechend. Diß
Hartz uͤbertrifft alle andere/ nach ihme iſt
das Hartz vom Lerchenbaum/ Fiechten und
Thannen. Vorzeiten da man den rechten
Terbenthin zu uns nicht brachte/ haben die
Apothecker das Lerchen-hartz dafuͤr genom-
men/ und ihme den Namen Terbenthin zu-
geeignet. Der Terbenthin wachſt gern an
duͤrꝛen/ ſteinichten und Sonnreichen Orten.

Eigenſchafft.

Dieſes Baums Blaͤtter/ Samen und
Rinde haben ein hartzichte/ herbe/ zuſam-
menziehende Natur/ wie der Lerchen-baum.
Terbenthin-hartz aber hat viel balſamiſche/
oͤlichte/ fluͤchtig-ſaure geiſtreiche Theile in
ſich/ davon es die Eigenſchafft hat zu erwei-
chen/ erduͤnneren/ zaͤhen Schleim der Bruſt
zuloͤſen/ allerhand innerliche und aͤuſſerliche
Verſehrungen mit ſeinem heilſamen Bal-
ſam zuheilen; ſcharffe Feuchtigkeiten der
Blaſen/ Nieren und Samen-gefaͤſſen zu-
verſuͤſſen; den Harn zutreiben/ welchem es
auch einen rechten Violen-geruch zuwegen-
bringt; Schleim und Sand von dannen ab-
zufuͤhren/ das Geaͤder zuſtaͤrcken.

Gebrauch.

Schoͤner gewaſchener Terbenthin eines
Quintleins ſchwaͤr eingenommen/ macht
ſanffte Stuhlgaͤng/ treibt der Weiber Rei-Verſtopf-
fung des
Leibs.
Verſte-
ckung der
weiblichen
Reinigung
und des
Harns.
Unrath
der Bruſt/
Leber/
Miltz/ Nie-
ren und
Blaſen.
Alter Hu-
ſten/ Kei-
chen/ eite-
rig blut-
ſpeyen/
Stein/
Hufftweh/
Podagra
Zipperlin[.]

nigung und den Harn/ reiniget die Bruſt/
Leber/ Miltz/ Nieren und Blaſen von al-
lem Unrath. Dienet wider den alten Hu-
ſten/ Keichen/ eiterig Blut-ſpeyen/ den
Stein/ Hufftweh/ Podagra und Zipper-
lein/ denn er oͤffnet/ reiniget/ waͤrmet und
ſtaͤrcket das Geaͤder. Cermiſon nennet ihne
ſanctiſſimam Medicinam, das iſt/ die heiligſte
Artzney/ wegen ſeines viel nutzbaren und
heilſamen Gebrauchs.

Dieweil aber den Terbenthin einzunem-
men etwas widerwertig/ ſolle man ihne auff
nachfolgende Weiß gebrauchen: Nimm ein
friſch Ey/ ſchuͤtte den Dotter und das Weiſ-
ſe herauß/ geuͤß in die Schalen ein wenig
Veiel-ſyrup/ darnach nimm ein ſtuͤcklein
von dem Terbenthin/ auff ein Meſſer-ſpitz/
laß ihne in das Ey/ geuͤß abermahl ein wenig

Veiel-
M
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0105" n="89"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Baum-und Staud-Gewa&#x0364;ch&#x017F;en.</hi></fw><lb/><cb/>
lichen Kranckheit erlo&#x0364;&#x017F;et worden. Er wach&#x017F;t<lb/>
ha&#x0364;uffig an under&#x017F;chiedlichen Orten in Jn-<lb/>
dien/ fu&#x0364;rnemlich aber in der gantzen Pro-<lb/>
vintz Malabar/ bey dem Fluß Mangate/<lb/>
allwo man ihne u&#x0364;berflu&#x0364;ßig findet/ und er<lb/>
viel Frucht traget/ welche gemeiniglich auff<lb/>
dem Marckt/ wie in Spanien die Bohnen<lb/>
verkaufft werden.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">CAPUT XLIV.</hi> </hi> </head><lb/>
          <figure>
            <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Terbenthinbaum &#x017F;ampt &#x017F;einer Frucht/</hi><lb/>
Kno&#x0364;pffen/ Ho&#x0364;rnlein und Mucken.<lb/><hi rendition="#aq">Terebinthus cum &#x017F;uo fructu, folliculis,<lb/>
corniculis &amp; culicibus.</hi></hi> </head><lb/>
          </figure>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">T</hi>Erbenthin-baum heißt Griechi&#x017F;ch/<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="2"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/<lb/><hi rendition="#aq">Terebinthus.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Terebin-<lb/>
to.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Terebinthe, Arbre de la<lb/>
Terebinthine.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Arbol de la Tre-<lb/>
mentina, Cornicabra.</hi> Engli&#x017F;ch/ Turpen-<lb/>
tinetree. Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Termentynboom.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;talt.</hi> </head><lb/>
            <p>Obwohl der Terbenthin-baum weder in<lb/>
Teut&#x017F;chen noch um&#x0303;ligenden Landen wach&#x017F;t/<lb/>
dieweil man aber &#x017F;ein Hartz (welches der<lb/>
rechte Terbenthin i&#x017F;t) auß Syria und Cy-<lb/>
pern gehn Venedig/ von dannen zu uns<lb/>
verhandlet/ und die Kauffleuth auch leicht<lb/>
den Baum zu uns bringen und gewehnen<lb/>
ko&#x0364;nnten/ hab ich nicht underla&#x017F;&#x017F;en wollen/<lb/>
&#x017F;ein Ge&#x017F;talt zube&#x017F;chreiben. Er wach&#x017F;t in<lb/>
Griechenland und Syrien in &#x017F;cho&#x0364;ner La&#x0364;n-<lb/>
ge/ deßgleichen auch in Jtalien/ Portugal/<lb/>
Hi&#x017F;panien und Franckreich umb Mompe-<lb/>
lier/ allein daß er allda nicht &#x017F;o viel Hartz<lb/>
von &#x017F;ich gibt/ als in den andern Landen.<lb/>
Die Bla&#x0364;tter &#x017F;ind ge&#x017F;taltet wie im E&#x017F;chbaum/<lb/><cb/>
doch viel ru&#x0364;nder/ dicker und fetter/ gru&#x0364;nen<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;ts. Sein Holtz i&#x017F;t za&#x0364;he. Die Wurtzeln<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;tarck/ begeben &#x017F;ich tieff in die Erden.<lb/>
Die Blumen erzeigen &#x017F;ich wie im Oehl-<lb/>
baum/ doch ro&#x0364;thlicht/ hangen ha&#x0364;uffig und<lb/>
Trauben-weiß an den Knor&#xA75B;en der Ae&#x017F;tlein/<lb/>
in dem Aprellen. Die Fru&#x0364;chte oder Beer-<lb/>
lein &#x017F;ind auch roth/ darnach gru&#x0364;nlicht/ mit<lb/>
graw vermi&#x017F;cht/ wenn &#x017F;ie zeitig werden/ zu-<lb/>
&#x017F;ammengedrungen/ wie die Weintrauben/<lb/>
groß als die Lorbeern/ einer harten und<lb/>
hartzichten Natur. Auch tragt die&#x017F;er Baum<lb/>
rothe gebogene Kno&#x0364;pffe/ wie die Bocks-<lb/>
ho&#x0364;rnlein/ inwendig hol/ darinn wach&#x017F;en<lb/>
etliche Wu&#x0364;rmlein oder Mucken mit einer<lb/>
Feuchtigkeit wie im Lerchenbaum. Das<lb/>
Hartz rinnet von dem Stamm/ kombt durch<lb/>
die Kauffleuth von Hand zu Hand in un&#x017F;er<lb/>
Land. Er&#x017F;tlich bracht man es gela&#x0364;utert und<lb/>
außgewa&#x017F;chen/ jetzund aber bringt man auch<lb/>
das rohe/ wie es an ihme &#x017F;elber vom Baum<lb/>
kombt/ &#x017F;olch Hartz braucht man zu vielen<lb/>
Dingen. Das be&#x017F;t i&#x017F;t weiß/ klar/ liecht/<lb/>
auff blaw geneigt und wohlriechend. Diß<lb/>
Hartz u&#x0364;bertrifft alle andere/ nach ihme i&#x017F;t<lb/>
das Hartz vom Lerchenbaum/ Fiechten und<lb/>
Thannen. Vorzeiten da man den rechten<lb/>
Terbenthin zu uns nicht brachte/ haben die<lb/>
Apothecker das Lerchen-hartz dafu&#x0364;r genom-<lb/>
men/ und ihme den Namen Terbenthin zu-<lb/>
geeignet. Der Terbenthin wach&#x017F;t gern an<lb/>
du&#x0364;r&#xA75B;en/ &#x017F;teinichten und Sonnreichen Orten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Eigen&#x017F;chafft.</hi> </head><lb/>
            <p>Die&#x017F;es Baums Bla&#x0364;tter/ Samen und<lb/>
Rinde haben ein hartzichte/ herbe/ zu&#x017F;am-<lb/>
menziehende Natur/ wie der Lerchen-baum.<lb/>
Terbenthin-hartz aber hat viel bal&#x017F;ami&#x017F;che/<lb/>
o&#x0364;lichte/ flu&#x0364;chtig-&#x017F;aure gei&#x017F;treiche Theile in<lb/>
&#x017F;ich/ davon es die Eigen&#x017F;chafft hat zu erwei-<lb/>
chen/ erdu&#x0364;nneren/ za&#x0364;hen Schleim der Bru&#x017F;t<lb/>
zulo&#x0364;&#x017F;en/ allerhand innerliche und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche<lb/>
Ver&#x017F;ehrungen mit &#x017F;einem heil&#x017F;amen Bal-<lb/>
&#x017F;am zuheilen; &#x017F;charffe Feuchtigkeiten der<lb/>
Bla&#x017F;en/ Nieren und Samen-gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en zu-<lb/>
ver&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; den Harn zutreiben/ welchem es<lb/>
auch einen rechten Violen-geruch zuwegen-<lb/>
bringt; Schleim und Sand von dannen ab-<lb/>
zufu&#x0364;hren/ das Gea&#x0364;der zu&#x017F;ta&#x0364;rcken.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Gebrauch.</hi> </head><lb/>
            <p>Scho&#x0364;ner gewa&#x017F;chener Terbenthin eines<lb/>
Quintleins &#x017F;chwa&#x0364;r eingenommen/ macht<lb/>
&#x017F;anffte Stuhlga&#x0364;ng/ treibt der Weiber Rei-<note place="right">Ver&#x017F;topf-<lb/>
fung des<lb/>
Leibs.<lb/>
Ver&#x017F;te-<lb/>
ckung der<lb/>
weiblichen<lb/>
Reinigung<lb/>
und des<lb/>
Harns.<lb/>
Unrath<lb/>
der Bru&#x017F;t/<lb/>
Leber/<lb/>
Miltz/ Nie-<lb/>
ren und<lb/>
Bla&#x017F;en.<lb/>
Alter Hu-<lb/>
&#x017F;ten/ Kei-<lb/>
chen/ eite-<lb/>
rig blut-<lb/>
&#x017F;peyen/<lb/>
Stein/<lb/>
Hufftweh/<lb/>
Podagra<lb/>
Zipperlin<supplied>.</supplied></note><lb/>
nigung und den Harn/ reiniget die Bru&#x017F;t/<lb/>
Leber/ Miltz/ Nieren und Bla&#x017F;en von al-<lb/>
lem Unrath. Dienet wider den alten Hu-<lb/>
&#x017F;ten/ Keichen/ eiterig Blut-&#x017F;peyen/ den<lb/>
Stein/ Hufftweh/ Podagra und Zipper-<lb/>
lein/ denn er o&#x0364;ffnet/ reiniget/ wa&#x0364;rmet und<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rcket das Gea&#x0364;der. <hi rendition="#aq">Cermi&#x017F;on</hi> nennet ihne<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;ancti&#x017F;&#x017F;imam Medicinam,</hi> das i&#x017F;t/ die heilig&#x017F;te<lb/>
Artzney/ wegen &#x017F;eines viel nutzbaren und<lb/>
heil&#x017F;amen Gebrauchs.</p><lb/>
            <p>Dieweil aber den Terbenthin einzunem-<lb/>
men etwas widerwertig/ &#x017F;olle man ihne auff<lb/>
nachfolgende Weiß gebrauchen: Nimm ein<lb/>
fri&#x017F;ch Ey/ &#x017F;chu&#x0364;tte den Dotter und das Wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e herauß/ geu&#x0364;ß in die Schalen ein wenig<lb/>
Veiel-&#x017F;yrup/ darnach nimm ein &#x017F;tu&#x0364;cklein<lb/>
von dem Terbenthin/ auff ein Me&#x017F;&#x017F;er-&#x017F;pitz/<lb/>
laß ihne in das Ey/ geu&#x0364;ß abermahl ein wenig<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M</fw><fw place="bottom" type="catch">Veiel-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0105] Von den Baum-und Staud-Gewaͤchſen. lichen Kranckheit erloͤſet worden. Er wachſt haͤuffig an underſchiedlichen Orten in Jn- dien/ fuͤrnemlich aber in der gantzen Pro- vintz Malabar/ bey dem Fluß Mangate/ allwo man ihne uͤberfluͤßig findet/ und er viel Frucht traget/ welche gemeiniglich auff dem Marckt/ wie in Spanien die Bohnen verkaufft werden. CAPUT XLIV. [Abbildung Terbenthinbaum ſampt ſeiner Frucht/ Knoͤpffen/ Hoͤrnlein und Mucken. Terebinthus cum ſuo fructu, folliculis, corniculis & culicibus. ] Namen. TErbenthin-baum heißt Griechiſch/ __. Lateiniſch/ Terebinthus. Jtaliaͤniſch/ Terebin- to. Frantzoͤſiſch/ Terebinthe, Arbre de la Terebinthine. Spaniſch/ Arbol de la Tre- mentina, Cornicabra. Engliſch/ Turpen- tinetree. Niderlaͤndiſch/ Termentynboom. Geſtalt. Obwohl der Terbenthin-baum weder in Teutſchen noch um̃ligenden Landen wachſt/ dieweil man aber ſein Hartz (welches der rechte Terbenthin iſt) auß Syria und Cy- pern gehn Venedig/ von dannen zu uns verhandlet/ und die Kauffleuth auch leicht den Baum zu uns bringen und gewehnen koͤnnten/ hab ich nicht underlaſſen wollen/ ſein Geſtalt zubeſchreiben. Er wachſt in Griechenland und Syrien in ſchoͤner Laͤn- ge/ deßgleichen auch in Jtalien/ Portugal/ Hiſpanien und Franckreich umb Mompe- lier/ allein daß er allda nicht ſo viel Hartz von ſich gibt/ als in den andern Landen. Die Blaͤtter ſind geſtaltet wie im Eſchbaum/ doch viel ruͤnder/ dicker und fetter/ gruͤnen ſtaͤts. Sein Holtz iſt zaͤhe. Die Wurtzeln ſind ſtarck/ begeben ſich tieff in die Erden. Die Blumen erzeigen ſich wie im Oehl- baum/ doch roͤthlicht/ hangen haͤuffig und Trauben-weiß an den Knorꝛen der Aeſtlein/ in dem Aprellen. Die Fruͤchte oder Beer- lein ſind auch roth/ darnach gruͤnlicht/ mit graw vermiſcht/ wenn ſie zeitig werden/ zu- ſammengedrungen/ wie die Weintrauben/ groß als die Lorbeern/ einer harten und hartzichten Natur. Auch tragt dieſer Baum rothe gebogene Knoͤpffe/ wie die Bocks- hoͤrnlein/ inwendig hol/ darinn wachſen etliche Wuͤrmlein oder Mucken mit einer Feuchtigkeit wie im Lerchenbaum. Das Hartz rinnet von dem Stamm/ kombt durch die Kauffleuth von Hand zu Hand in unſer Land. Erſtlich bracht man es gelaͤutert und außgewaſchen/ jetzund aber bringt man auch das rohe/ wie es an ihme ſelber vom Baum kombt/ ſolch Hartz braucht man zu vielen Dingen. Das beſt iſt weiß/ klar/ liecht/ auff blaw geneigt und wohlriechend. Diß Hartz uͤbertrifft alle andere/ nach ihme iſt das Hartz vom Lerchenbaum/ Fiechten und Thannen. Vorzeiten da man den rechten Terbenthin zu uns nicht brachte/ haben die Apothecker das Lerchen-hartz dafuͤr genom- men/ und ihme den Namen Terbenthin zu- geeignet. Der Terbenthin wachſt gern an duͤrꝛen/ ſteinichten und Sonnreichen Orten. Eigenſchafft. Dieſes Baums Blaͤtter/ Samen und Rinde haben ein hartzichte/ herbe/ zuſam- menziehende Natur/ wie der Lerchen-baum. Terbenthin-hartz aber hat viel balſamiſche/ oͤlichte/ fluͤchtig-ſaure geiſtreiche Theile in ſich/ davon es die Eigenſchafft hat zu erwei- chen/ erduͤnneren/ zaͤhen Schleim der Bruſt zuloͤſen/ allerhand innerliche und aͤuſſerliche Verſehrungen mit ſeinem heilſamen Bal- ſam zuheilen; ſcharffe Feuchtigkeiten der Blaſen/ Nieren und Samen-gefaͤſſen zu- verſuͤſſen; den Harn zutreiben/ welchem es auch einen rechten Violen-geruch zuwegen- bringt; Schleim und Sand von dannen ab- zufuͤhren/ das Geaͤder zuſtaͤrcken. Gebrauch. Schoͤner gewaſchener Terbenthin eines Quintleins ſchwaͤr eingenommen/ macht ſanffte Stuhlgaͤng/ treibt der Weiber Rei- nigung und den Harn/ reiniget die Bruſt/ Leber/ Miltz/ Nieren und Blaſen von al- lem Unrath. Dienet wider den alten Hu- ſten/ Keichen/ eiterig Blut-ſpeyen/ den Stein/ Hufftweh/ Podagra und Zipper- lein/ denn er oͤffnet/ reiniget/ waͤrmet und ſtaͤrcket das Geaͤder. Cermiſon nennet ihne ſanctiſſimam Medicinam, das iſt/ die heiligſte Artzney/ wegen ſeines viel nutzbaren und heilſamen Gebrauchs. Verſtopf- fung des Leibs. Verſte- ckung der weiblichen Reinigung und des Harns. Unrath der Bruſt/ Leber/ Miltz/ Nie- ren und Blaſen. Alter Hu- ſten/ Kei- chen/ eite- rig blut- ſpeyen/ Stein/ Hufftweh/ Podagra Zipperlin. Dieweil aber den Terbenthin einzunem- men etwas widerwertig/ ſolle man ihne auff nachfolgende Weiß gebrauchen: Nimm ein friſch Ey/ ſchuͤtte den Dotter und das Weiſ- ſe herauß/ geuͤß in die Schalen ein wenig Veiel-ſyrup/ darnach nimm ein ſtuͤcklein von dem Terbenthin/ auff ein Meſſer-ſpitz/ laß ihne in das Ey/ geuͤß abermahl ein wenig Veiel- M

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/105
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/105>, abgerufen am 18.12.2024.