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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch]
Eigenschafft.

Dieser gummosische dicke Safft hat viel
schleimicht-jrdische/ mit saurlichtem rauhen
saltz und temperiertem öl vermischte theile
in sich/ daher die Eigenschafft zusammen zu
ziehen/ Geschwär zu zeitigen/ zu reinigen/
zu heilen/ und mit haut zu überziehen. Es
soll auch inwendig gebraucht etwas pur-
gieren.

Gebrauch.

Es wird dieses Gummi allein außwendig
zu den Pflastern gebraucht/ daher es auch
in das Emplastrum Opodeltoch Mindereri, das
Emplastrum Apostolicon Nicol. Alexandrini,
und andere mehr gezogen wird.



CAPUT CLXXV.
Gummi Elemi. Gummi Elemi.
Gestalt.

DIß Gummi ist ein durchsichtige/
weisse/ mit gelben flecken vermischte/
hartzichte substantz auß einer gat-
tung Oelbaums in Apulien und Moren-
land fliessend/ einen guten geruch/ so mans
anzündet/ von sich gebend.

Eigenschafft.

Es hat diß Hartz ein recht balsamisches
öl/ neben etwas flüchtigem saurlichtem tem-
perierten saltz bey sich/ und also die Eigen-
schafft gelind zu erwärmen/ zu erweichen/ zu
zertheilen/ zu zeitigen/ schmertzen zu stillen/
Nerven und Sehnaderen zu stärcken und zu
heilen.

Gebrauch.
Wunden
deß haupts
der Nerven
und Sehn-
aderen.

Es wird dieses Gummi allein außwen-
dig und zwar mit grossem Nutzen in aller-
hand Wunden/ sonderlich aber in den wun-
den des Haupts/ der Nerven und Sehna-
deren gebraucht. Jn den Haupt-wunden
wird es mit dem Betonien-pflaster ver-
mischt und übergeschlagen.

Wund-
salben.

Arceus, der vorzeiten berühmte Chirurgus,
hat folgende Wundsalbe oder Balsam im
gebrauch gehabt/ und sich dadurch/ in hei-
lung frischer Wunden/ ein grosses Lob er-
weckt. Nim deß lauteren schönen Terben-
thins/ Gummi Elemi jedes 3. loth/ deß schmers
oder fette von einem verschnittenen Ochsen
4. loth/ alt Schweinen-schmeer 2. loth/ zer-
laß alles auff gelindem Feur zu einem Bal-
sam undereinander. Man kan also dieses
Gummi/ wegen seiner herrlichen Tugend zu
heilen/ zu allen Wund-balsamen gebrauchen.



CAPUT CLXXVI.
Kamin-Ruß. Fuligo.
Namen.

RUß/ Kamin-Ruß/ Rost/ auff Latein
Fuligo. Frantzösisch/ de la Suye. En-
glisch/ Soot of the Chimney. Ni-
derländisch/ Roet/ Schwertsel ryt de schou-
ven of Ovens.

Gestalt.

Der Ruß ist nichts anders als der auß
[Spaltenumbruch] angezündetem Holtz auffgehende/ in dem
Kamin sich anhenckende/ und nach und nach
zusammen gedrungene Rauch/ da er denn
zu einer gantz schwartzen materi wird. Zu
dem gebrauch der Artzney muß man den
gläntzenden/ so genanten Spiegel-Ruß/
welcher nächst überhalb den Oefen ankle-
bet/ außwehlen.

Eigenschafft.

Weilen der Spiegel-Ruß auß einem de-
stillierten öl/ und flüchtig saurlichten saltz-
geist bestehet/ alß hat er herrliche Tugend/
das zähe dicke Geblüt zu erdünneren/ allen
Schleim zu resolviren/ durch den Schweiß
und Harn zu treiben.

Gebrauch.

Auß dem Spiegel-Ruß ziehet man durch
die destillation folgende sachen: Fülle eine
erdene Retorten mit Ruß an/ setze einen
grossen Recipienten vor/ vermache die jun-
cturas,
daß kein Lufft hineinkomme/ destil-
liere alßdann durch das offene Fewr/ dessen
grad man wol in acht nehmen muß/ so wird
erstlich das phlegma mit dem saurlicht weis-Phlegma
fuliginis.
Spiritus.
Oleum fla-
vum & ru-
bicundum.

sen flüchtigen Geist herfür spatzieren/ her-
nach kommt das gelbe/ und endlich das rothe
öl; alles ist mit dem flüchtigen saltz ver-
mischt. Wenn man den spiritum zu under-
schiedlichen mahlen rectificiert, so bekommt
man endlich daß flüchtige/ oben an dem de-Sal volati-
le.

stillier-kolben anschiessende Saltz/ welches
neben dem flüchtigen Weinstein-saltz/ das
allerflüchtigste seyn soll. Das destillierte öl
kan man in der ersten rectification separieren,
und besonder auffhalten. Das in der Re-Sal fixum.
torten übergebliebene Caput mortuum ver-
brenne weiters/ giesse demnach warm was-
ser darüber/ so ziehet sich das fixe Saltz da-
rauß in das wasser/ welches man hernach
durch abdämpffung deß wassers haben kan.Liquor
Salis fivi
fuliginis.

Dieses Saltz in den Keller gesetzt/ fließt zu
einem Liquore oder Wasser/ und wird auch
also auffbehalten.

Dieses zu Wasser geflossene fixe Saltz/ istFaule/ alte
wüste schä-
den.

ein herrliches mittel zu allen alten umb sich
fressenden/ garstigen/ faulen/ auch wol
Krebsischen Schäden und Fisteln; manKrebs/
Fistel.

kan es entweder pur überstreichen/ oder mit
sälblein vermischen; es wird in kurtzer zeit
solche Geschwär reinigen/ säuberen/ alles
faule Fleisch wegfressen/ und also die Hei-
lung beförderen.

Das in den Apotecken sich findende Ruß-Pestbeu-
len/ Ge-
schwulst.

pflaster/ Emplastrum de Fuligine, ist ein gu-
tes mittel zu den Pestbeulen und Geschwul-
sten/ dieselbigen zu zeitigen/ und alles Gifft
auß dem Leib darein zu ziehen.

Der flüchtige Ruß-geist auff 10. biß 15.Schweiß-
treiben.
Bangig-
keit.

tropffen mit destillierten wassern eingenom-
men/ treibet den Schweiß starck/ macht weit
umb das Hertz/ vertheilet die innerliche En-
tzündung in dem Seitenstich/ und stillet den
Schmertzen. Vertreibet alle OhnmachtenSeiten-
stich/ hertz-
klopffen.
Hitzig Fie-
ber.

oder auch Bangigkeit deß Hertzens in hitzi-
gen Fiebern/ stillet das Hertzklopffen; rei-
niget das Geblüt in der Venerischen giffti-
gen Frantzosen-Kranckheit. Stillet auchFallende
Sucht.

nach und nach die fallende Sucht.

Das destillierte öl inwendig auff ein paar
tropffen mit Zimmet-und weiß Gilgen-was-
ser eingegeben/ treibet die Frucht in der

harten
Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch]
Eigenſchafft.

Dieſer gummoſiſche dicke Safft hat viel
ſchleimicht-jrdiſche/ mit ſaurlichtem rauhen
ſaltz und temperiertem oͤl vermiſchte theile
in ſich/ daher die Eigenſchafft zuſammen zu
ziehen/ Geſchwaͤr zu zeitigen/ zu reinigen/
zu heilen/ und mit haut zu uͤberziehen. Es
ſoll auch inwendig gebraucht etwas pur-
gieren.

Gebrauch.

Es wird dieſes Gummi allein außwendig
zu den Pflaſtern gebraucht/ daher es auch
in das Emplaſtrum Opodeltoch Mindereri, das
Emplaſtrum Apoſtolicon Nicol. Alexandrini,
und andere mehr gezogen wird.



CAPUT CLXXV.
Gummi Elemi. Gummi Elemi.
Geſtalt.

DIß Gummi iſt ein durchſichtige/
weiſſe/ mit gelben flecken vermiſchte/
hartzichte ſubſtantz auß einer gat-
tung Oelbaums in Apulien und Moren-
land flieſſend/ einen guten geruch/ ſo mans
anzuͤndet/ von ſich gebend.

Eigenſchafft.

Es hat diß Hartz ein recht balſamiſches
oͤl/ neben etwas fluͤchtigem ſaurlichtem tem-
perierten ſaltz bey ſich/ und alſo die Eigen-
ſchafft gelind zu erwaͤrmen/ zu erweichen/ zu
zertheilen/ zu zeitigen/ ſchmertzen zu ſtillen/
Nerven und Sehnaderen zu ſtaͤrcken und zu
heilen.

Gebrauch.
Wunden
deß haupts
der Nervẽ
und Sehn-
aderen.

Es wird dieſes Gummi allein außwen-
dig und zwar mit groſſem Nutzen in aller-
hand Wunden/ ſonderlich aber in den wun-
den des Haupts/ der Nerven und Sehna-
deren gebraucht. Jn den Haupt-wunden
wird es mit dem Betonien-pflaſter ver-
miſcht und uͤbergeſchlagen.

Wund-
ſalben.

Arceus, der vorzeiten beruͤhmte Chirurgus,
hat folgende Wundſalbe oder Balſam im
gebrauch gehabt/ und ſich dadurch/ in hei-
lung friſcher Wunden/ ein groſſes Lob er-
weckt. Nim deß lauteren ſchoͤnen Terben-
thins/ Gum̃i Elemi jedes 3. loth/ deß ſchmers
oder fette von einem verſchnittenen Ochſen
4. loth/ alt Schweinen-ſchmeer 2. loth/ zer-
laß alles auff gelindem Feur zu einem Bal-
ſam undereinander. Man kan alſo dieſes
Gummi/ wegen ſeiner herꝛlichen Tugend zu
heilen/ zu allen Wund-balſamẽ gebrauchen.



CAPUT CLXXVI.
Kamin-Ruß. Fuligo.
Namen.

RUß/ Kamin-Ruß/ Roſt/ auff Latein
Fuligo. Frantzoͤſiſch/ de la Suye. En-
gliſch/ Soot of the Chimney. Ni-
derlaͤndiſch/ Roet/ Schwertſel ryt de ſchou-
ven of Ovens.

Geſtalt.

Der Ruß iſt nichts anders als der auß
[Spaltenumbruch] angezuͤndetem Holtz auffgehende/ in dem
Kamin ſich anhenckende/ und nach und nach
zuſammen gedrungene Rauch/ da er denn
zu einer gantz ſchwartzen materi wird. Zu
dem gebrauch der Artzney muß man den
glaͤntzenden/ ſo genanten Spiegel-Ruß/
welcher naͤchſt uͤberhalb den Oefen ankle-
bet/ außwehlen.

Eigenſchafft.

Weilen der Spiegel-Ruß auß einem de-
ſtillierten oͤl/ und fluͤchtig ſaurlichten ſaltz-
geiſt beſtehet/ alß hat er herꝛliche Tugend/
das zaͤhe dicke Gebluͤt zu erduͤnneren/ allen
Schleim zu reſolviren/ durch den Schweiß
und Harn zu treiben.

Gebrauch.

Auß dem Spiegel-Ruß ziehet man durch
die deſtillation folgende ſachen: Fuͤlle eine
erdene Retorten mit Ruß an/ ſetze einen
groſſen Recipienten vor/ vermache die jun-
cturas,
daß kein Lufft hineinkomme/ deſtil-
liere alßdann durch das offene Fewr/ deſſen
grad man wol in acht nehmen muß/ ſo wird
erſtlich das phlegma mit dem ſaurlicht weiſ-Phlegma
fuliginis.
Spiritus.
Oleum fla-
vum & ru-
bicundum.

ſen fluͤchtigen Geiſt herfuͤr ſpatzieren/ her-
nach kom̃t das gelbe/ und endlich das rothe
oͤl; alles iſt mit dem fluͤchtigen ſaltz ver-
miſcht. Wenn man den ſpiritum zu under-
ſchiedlichen mahlen rectificiert, ſo bekom̃t
man endlich daß fluͤchtige/ oben an dem de-Sal volati-
le.

ſtillier-kolben anſchieſſende Saltz/ welches
neben dem fluͤchtigen Weinſtein-ſaltz/ das
allerfluͤchtigſte ſeyn ſoll. Das deſtillierte oͤl
kan man in der erſten rectification ſeparieren,
und beſonder auffhalten. Das in der Re-Sal fixum.
torten uͤbergebliebene Caput mortuum ver-
brenne weiters/ gieſſe demnach warm waſ-
ſer daruͤber/ ſo ziehet ſich das fixe Saltz da-
rauß in das waſſer/ welches man hernach
durch abdaͤmpffung deß waſſers haben kan.Liquor
Salis fivi
fuliginis.

Dieſes Saltz in den Keller geſetzt/ fließt zu
einem Liquore oder Waſſer/ und wird auch
alſo auffbehalten.

Dieſes zu Waſſer gefloſſene fixe Saltz/ iſtFaule/ alte
wuͤſte ſchaͤ-
den.

ein herꝛliches mittel zu allen alten umb ſich
freſſenden/ garſtigen/ faulen/ auch wol
Krebſiſchen Schaͤden und Fiſteln; manKrebs/
Fiſtel.

kan es entweder pur uͤberſtreichen/ oder mit
ſaͤlblein vermiſchen; es wird in kurtzer zeit
ſolche Geſchwaͤr reinigen/ ſaͤuberen/ alles
faule Fleiſch wegfreſſen/ und alſo die Hei-
lung befoͤrderen.

Das in den Apotecken ſich findende Ruß-Peſtbeu-
len/ Ge-
ſchwulſt.

pflaſter/ Emplaſtrum de Fuligine, iſt ein gu-
tes mittel zu den Peſtbeulen und Geſchwul-
ſten/ dieſelbigen zu zeitigen/ und alles Gifft
auß dem Leib darein zu ziehen.

Der fluͤchtige Ruß-geiſt auff 10. biß 15.Schweiß-
treiben.
Bangig-
keit.

tropffen mit deſtillierten waſſern eingenom-
men/ treibet den Schweiß ſtarck/ macht weit
umb das Hertz/ vertheilet die innerliche En-
tzuͤndung in dem Seitenſtich/ und ſtillet den
Schmertzen. Vertreibet alle OhnmachtenSeiten-
ſtich/ hertz-
klopffen.
Hitzig Fie-
ber.

oder auch Bangigkeit deß Hertzens in hitzi-
gen Fiebern/ ſtillet das Hertzklopffen; rei-
niget das Gebluͤt in der Veneriſchen giffti-
gen Frantzoſen-Kranckheit. Stillet auchFallende
Sucht.

nach und nach die fallende Sucht.

Das deſtillierte oͤl inwendig auff ein paar
tropffen mit Zimmet-und weiß Gilgen-waſ-
ſer eingegeben/ treibet die Frucht in der

harten
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[292/0308] Das Erſte Buch/ Eigenſchafft. Dieſer gummoſiſche dicke Safft hat viel ſchleimicht-jrdiſche/ mit ſaurlichtem rauhen ſaltz und temperiertem oͤl vermiſchte theile in ſich/ daher die Eigenſchafft zuſammen zu ziehen/ Geſchwaͤr zu zeitigen/ zu reinigen/ zu heilen/ und mit haut zu uͤberziehen. Es ſoll auch inwendig gebraucht etwas pur- gieren. Gebrauch. Es wird dieſes Gummi allein außwendig zu den Pflaſtern gebraucht/ daher es auch in das Emplaſtrum Opodeltoch Mindereri, das Emplaſtrum Apoſtolicon Nicol. Alexandrini, und andere mehr gezogen wird. CAPUT CLXXV. Gummi Elemi. Gummi Elemi. Geſtalt. DIß Gummi iſt ein durchſichtige/ weiſſe/ mit gelben flecken vermiſchte/ hartzichte ſubſtantz auß einer gat- tung Oelbaums in Apulien und Moren- land flieſſend/ einen guten geruch/ ſo mans anzuͤndet/ von ſich gebend. Eigenſchafft. Es hat diß Hartz ein recht balſamiſches oͤl/ neben etwas fluͤchtigem ſaurlichtem tem- perierten ſaltz bey ſich/ und alſo die Eigen- ſchafft gelind zu erwaͤrmen/ zu erweichen/ zu zertheilen/ zu zeitigen/ ſchmertzen zu ſtillen/ Nerven und Sehnaderen zu ſtaͤrcken und zu heilen. Gebrauch. Es wird dieſes Gummi allein außwen- dig und zwar mit groſſem Nutzen in aller- hand Wunden/ ſonderlich aber in den wun- den des Haupts/ der Nerven und Sehna- deren gebraucht. Jn den Haupt-wunden wird es mit dem Betonien-pflaſter ver- miſcht und uͤbergeſchlagen. Arceus, der vorzeiten beruͤhmte Chirurgus, hat folgende Wundſalbe oder Balſam im gebrauch gehabt/ und ſich dadurch/ in hei- lung friſcher Wunden/ ein groſſes Lob er- weckt. Nim deß lauteren ſchoͤnen Terben- thins/ Gum̃i Elemi jedes 3. loth/ deß ſchmers oder fette von einem verſchnittenen Ochſen 4. loth/ alt Schweinen-ſchmeer 2. loth/ zer- laß alles auff gelindem Feur zu einem Bal- ſam undereinander. Man kan alſo dieſes Gummi/ wegen ſeiner herꝛlichen Tugend zu heilen/ zu allen Wund-balſamẽ gebrauchen. CAPUT CLXXVI. Kamin-Ruß. Fuligo. Namen. RUß/ Kamin-Ruß/ Roſt/ auff Latein Fuligo. Frantzoͤſiſch/ de la Suye. En- gliſch/ Soot of the Chimney. Ni- derlaͤndiſch/ Roet/ Schwertſel ryt de ſchou- ven of Ovens. Geſtalt. Der Ruß iſt nichts anders als der auß angezuͤndetem Holtz auffgehende/ in dem Kamin ſich anhenckende/ und nach und nach zuſammen gedrungene Rauch/ da er denn zu einer gantz ſchwartzen materi wird. Zu dem gebrauch der Artzney muß man den glaͤntzenden/ ſo genanten Spiegel-Ruß/ welcher naͤchſt uͤberhalb den Oefen ankle- bet/ außwehlen. Eigenſchafft. Weilen der Spiegel-Ruß auß einem de- ſtillierten oͤl/ und fluͤchtig ſaurlichten ſaltz- geiſt beſtehet/ alß hat er herꝛliche Tugend/ das zaͤhe dicke Gebluͤt zu erduͤnneren/ allen Schleim zu reſolviren/ durch den Schweiß und Harn zu treiben. Gebrauch. Auß dem Spiegel-Ruß ziehet man durch die deſtillation folgende ſachen: Fuͤlle eine erdene Retorten mit Ruß an/ ſetze einen groſſen Recipienten vor/ vermache die jun- cturas, daß kein Lufft hineinkomme/ deſtil- liere alßdann durch das offene Fewr/ deſſen grad man wol in acht nehmen muß/ ſo wird erſtlich das phlegma mit dem ſaurlicht weiſ- ſen fluͤchtigen Geiſt herfuͤr ſpatzieren/ her- nach kom̃t das gelbe/ und endlich das rothe oͤl; alles iſt mit dem fluͤchtigen ſaltz ver- miſcht. Wenn man den ſpiritum zu under- ſchiedlichen mahlen rectificiert, ſo bekom̃t man endlich daß fluͤchtige/ oben an dem de- ſtillier-kolben anſchieſſende Saltz/ welches neben dem fluͤchtigen Weinſtein-ſaltz/ das allerfluͤchtigſte ſeyn ſoll. Das deſtillierte oͤl kan man in der erſten rectification ſeparieren, und beſonder auffhalten. Das in der Re- torten uͤbergebliebene Caput mortuum ver- brenne weiters/ gieſſe demnach warm waſ- ſer daruͤber/ ſo ziehet ſich das fixe Saltz da- rauß in das waſſer/ welches man hernach durch abdaͤmpffung deß waſſers haben kan. Dieſes Saltz in den Keller geſetzt/ fließt zu einem Liquore oder Waſſer/ und wird auch alſo auffbehalten. Phlegma fuliginis. Spiritus. Oleum fla- vum & ru- bicundum. Sal volati- le. Sal fixum. Liquor Salis fivi fuliginis. Dieſes zu Waſſer gefloſſene fixe Saltz/ iſt ein herꝛliches mittel zu allen alten umb ſich freſſenden/ garſtigen/ faulen/ auch wol Krebſiſchen Schaͤden und Fiſteln; man kan es entweder pur uͤberſtreichen/ oder mit ſaͤlblein vermiſchen; es wird in kurtzer zeit ſolche Geſchwaͤr reinigen/ ſaͤuberen/ alles faule Fleiſch wegfreſſen/ und alſo die Hei- lung befoͤrderen. Faule/ alte wuͤſte ſchaͤ- den. Krebs/ Fiſtel. Das in den Apotecken ſich findende Ruß- pflaſter/ Emplaſtrum de Fuligine, iſt ein gu- tes mittel zu den Peſtbeulen und Geſchwul- ſten/ dieſelbigen zu zeitigen/ und alles Gifft auß dem Leib darein zu ziehen. Peſtbeu- len/ Ge- ſchwulſt. Der fluͤchtige Ruß-geiſt auff 10. biß 15. tropffen mit deſtillierten waſſern eingenom- men/ treibet den Schweiß ſtarck/ macht weit umb das Hertz/ vertheilet die innerliche En- tzuͤndung in dem Seitenſtich/ und ſtillet den Schmertzen. Vertreibet alle Ohnmachten oder auch Bangigkeit deß Hertzens in hitzi- gen Fiebern/ ſtillet das Hertzklopffen; rei- niget das Gebluͤt in der Veneriſchen giffti- gen Frantzoſen-Kranckheit. Stillet auch nach und nach die fallende Sucht. Schweiß- treiben. Bangig- keit. Seiten- ſtich/ hertz- klopffen. Hitzig Fie- ber. Fallende Sucht. Das deſtillierte oͤl inwendig auff ein paar tropffen mit Zimmet-und weiß Gilgen-waſ- ſer eingegeben/ treibet die Frucht in der harten

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/308>, abgerufen am 28.11.2024.